Sooooo ... danke für die vielen vielen Antworten und Hilfen!
Ich versuche es jetzt mal mit einem umfassenderen Seelenstriptease
Die Probleme mit meiner Frau fingen im Grunde ja mit der Geburt unserer Tochter an. Mir ist absolut klar, dass ich Zeit, Zuneigung, Liebe, etc. ab diesem Tag in gewisser Weise teilen muss. Das liegt in der Natur der Sache und ist auch gar kein Problem. Ich war es halt über einen sehr langen Zeitraum einfach gewohnt die erste und einzige Geige (abgesehen vom Hund) zu spielen und die ganze Zeit und Liebe abzukriegen. Die Verteilung ist aber gefühlt einfach 100 zu 0 und damit komme ich einfach nicht zurecht.
Es wird eine unendliche Energie in die Tagesplanung für unsere Tochter gesteckt. Gerade während der Corona Zeit. Ich bin ihr einerseits sehr dankbar dafür, dass sie es doch hinbekommen hat, diese teilweise sehr ernüchternde Zeit für unsere Tochter doch sehr gut zu gestalten. Sie ist auch wahnsinnig kreativ was das angeht: da wurden Hindernisläufe im Garten gebaut, Schleim selber gemacht, es wurden Spielpartner organisiert und was weiß ich nicht alles und ich finde es absolut großartig, dass sie sich so viel Mühe gibt und all das tut. Nebenbei ist ja noch der tägliche Haushalt und und und. Sehr anstrengend für sie - ich verstehe das alles, ich schätze das alles.
Ich hatte Anfang des Jahres eine sehr sehr schwere Phase. Mein Vater ist sehr krank. Er ist schon lange schwerst gehbehindert und das ist viel schlimmer geworden, dann haben die Nieren praktisch von heute auf morgen versagt und meine Mutter ist auch Ende 70 und kann das einfach auch nicht alles alleine abfangen. Nachdem es bei meinem Vater hieß, dass bei den Nieren durchaus auch Lebensgefahr bestehen könnte ist meine Mutter in eine ganz tiefe Depression versunken weil sie eine wahnsinnige Angst hatte alleine überzubleiben und auch wenn mein Vater ein wirklich harter Brocken ist so ist seine Lebenszeit mit diesem Problem deutlich begrenzt. Die Ärzte können nur leider nicht sagen wie begrenzt. Gerade als das wirklich akut war war meine Mutter einfach nur am weinen, total überfordert und hatte eine wahnsinnige Zukunftsangst. Ich bin da für sie der erste Ansprechpartner. Sie spricht auch mit ihren Freundinnen aber wir hatten auch schon immer ein recht enges Verhältnis. Mich hat das doppelt belastet - einerseits die Sorge um meinen Vater und dazu noch meine Mutter. Dann kam Corona dazu mit Kurzarbeit und ich arbeite in einer Branche die sehr hart unter Corona leidet und habe bedauerlicherweise variable Gehaltsanteile, die dadurch auch sehr gegen Null tendieren. Das kam obendrauf - perfekt: noch mehr Sorgen. Sicher jetzt kein Schicksal, dass andere Menschen nicht auch hätten aber insgesamt in der Situation doch sehr belastend für mich.
Nun muss man wissen, dass ich ein Mensch bin, der immer und zu jeder Zeit sehr viel körperliche Zuwendung braucht und das geht von in den Arm nehmen über Kuscheln über 6. Das hat in großen Teilen gelitten durch unsere Tochter - was auch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar und in Ordnung ist. Anfangs habe ich auch für mich gedacht, dass es an der neuen und anstrengenden Situation liegt plötzlich mir Kind. Ich hatte ja mehr oder weniger meinen gewohnten Büroalltag und in Gesprächen sagte meine Frau auch immer, dass ihr das bewusst wäre aber das ja auch besser würde wenn das Kind einfach älter wäre und in den Kindergarten käme. Nun, besser wurde es nicht, eher schlimmer. Bei allen Gesprächen ob es einen Grund gibt, ob es an mir liegt, ob ich was tun kann, ob sie sich etwas wünscht kam immer wieder, dass sie abends müde sei und keine Lust hätte aber es sei alles in Ordnung. Ich habe ihr auch einmal vorgeschlagen ihren Hormonhaushalt testen zu lassen weil in meiner Denkweise kann man darüber nachdenken, ob alles in Ordnung ist, wenn man irgendwie über 3 Monate keinerlei Lust auf sechs hat. Da wäre sie mir fast an die Gurgel gegangen. Ich habe so oft gesagt, dass das für mich ein Problem ist und sie doch bitte mit mir reden möchte. Ob es an mir liegt, ob ich irgendwas tun kann, ob sie sich irgendwas wünscht: nein, alles super! Dann bekomme ich auf der Arbeit eine Nachricht, dass sie jetzt Bock auf sechs hätte und es wäre schade, dass ich nicht da wäre. Hatte ich mich drüber gefreut aber ich muss eben leider arbeiten. Haben dann hin und hergeschrieben und sie sagte dann: irgendwann kommst du ja heim. Richtig! Gegen 18.00 und das Kind war auch um 20.00 im Bett ... und was war? Ihr erratet es vermutlich selber. Ich bin doch kein Bettler oder Bittsteller! Ich muss doch nicht um sechs, was eigentlich etwas ist, was zu einer Beziehung dazugehört, betteln! Zumal sie weiß, dass es mich einfach belastet wenn gar nichts mehr läuft! Mehr als Fragen kann ich ja auch nicht tun! Wenn man dann selber mal die Initiative ergreift und dann diesen genervten Gesichtsausdruck sehe ... am schönsten war dann die Geschichte, als sie keine Lust hatte aber irgendwie bemerkt hat, dass ich auch noch irgendwo da rumlaufe und sie dachte, dass mündlich eine Alternative wäre. Nicht nur habe ich gedacht: komisch, dass du nach 3 Wochen ohne keine Lust hast und das war noch tagsüber also nichts mit Abend und müde ... aber dann währenddessen die ganze Zeit zum Fernseher zu schauen. Rückwirkend betrachtet hätte ich einfach aufstehen und weggehen sollen aber ich hatte auch wirklich keine Lust auf das folgende Theater.
Ihr ist absolut bewusst, dass ich ab einem gewissen Punkt unter fehlendem sechs leide. Aber es ist ihr anscheinend egal - sie redet nicht mit mir ... wenn man es anmerkt kommt nur: ich hätte schlechte Laune und das wäre abtörnend, sie wäre müde aber sie hätte nicht und alles wäre in Ordnung.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit ihr in dem ich ihr klipp und klar gesagt habe, dass ich unglücklich sei (das muss im März oder so gewesen sein) und als Antwort bekommen habe: so schlimm hätte ich es gar nicht und SIE sei ja schließlich auch glücklich. Ich müsse besser mit Stress klarkommen lernen und mich nicht immer in Dinge reinsteigern. Gut, dass ist für mich eher schwierig wenn man gerade 2 Stunden seine weinende Mutter am Telefon hatte. Aber meine Eltern spinnen sowieso und überdramatisieren. Mein Vater sei zwar krank aber es sei ja nichts passiert, er lebe ja noch und meine Mutter würde sich auch in ihrer Opferrolle sehr wohlfühlen. Nunja ... sie hat durchaus nicht Unrecht mit meiner Mutter aber wirklich helfen tut mir das halt auch nicht.
Nach etlichen Gesprächen habe ich dann irgendwann diesen Brief geschrieben. Ich habe das absichtlich gemacht, weil ich in Ruhe formulieren konnte und die Gespräche meist sehr schnell einfach in Richtung Streit gingen und dann auch wenig gebracht haben. Es steht wörtlich drin, dass ich sehr unglücklich bin und dass ich nciht weiß ob das weitergeht mit uns. Wörtlich - absichtlich wörtlich. Ich habe genau aufgelistet was ich fühle, was ich denke, warum und wie und alles begründet ... unter dem mehrfachen wiederholten Hinweis, dass es MEINE Gefühle sind die auch nicht richtig sein müssen aber ich nun einfach so empfinde! Ich bekomme eine kurze Antwort (zum Verständnis: ca. 6 DIN A4 Seiten beantwortet mit einer knappen halben) der einfach nur förmlich sagt: sie würde es nicht so sehen und sie wisse das alles aber sie würde sich bemühen und wir könnten noch einmal sprechen. Da war ich schon geschockt aber habe noch gedacht: wir sprechen ja. Dann habe ich gewartet aber es kam kein Gespräch und geändert hat sich absolut gar nichts. In dem Brief steht unter anderem drin, dass das mit dem sechs so für mich nicht geht und dass sie entweder ehrlich sagen soll wo das Problem ist damit man was dagegen tun kann oder ob es an mir liegt oder was auch immer aber ich einfach keine Beziehung ohne Intimität führen kann und möchte. Die Antwort waren dann 5 Wochen ohne sechs.
Andere Seite: wenn ich von meiner Frau einen Brief bekommen hätte (gut, wäre nicht nötig gewesen, weil ich schon in einem Gespräch das direkt und umfassend geklärt hätte) in dem wörtlich steht, dass sie unglücklich ist und nicht weiß ob es so weitergeht hätte ich alles stehen und liegen lassen und es wäre mir vollkommen egal gewesen was ich für Termine gehabt hätte, hätte auf dem Weg nach Hause irgendwen für unsere Tochter organisiert und ALLES getan um das zu ändern. Ich hätte das bis zum letzten Krümel verstehen wollen und ALLES, wirklich ALLES getan was in meiner Macht steht um das zu ändern.
Die einzige Begründung, die ich für mich finde ist, dass es ihr einfach komplett egal ist wie es mir geht. Ob ich drunter leide, dass nichts mehr läuft und offenbar auch nicht mal die Ehrlichkeit verdiene mit mir drüber zu reden. Aber niemand kann mir erzählen, dass das ein normales Verhalten ist. Das sie einen anderen hat kann ich ausschließen (ich möchte das nicht thematisieren, nehmt aber zu 100% an, dass es Fakt ist).
Wenn es irgendein Problem gibt, verdiene ich es einfach, dass sie ehrlich und offen mit mir darüber spricht! Ich habe so oft gefragt und sie weiß, dass es ein Problem für mich ist. Ich möchte sie da auch nicht unter Druck setzen - das ist ja auch keine Pflichtveranstaltung - aber es ist doch auch einer der Unterschiede zwischen einer Freundschaft und einer Ehe! Würde ich nur einen Bruchteil der Energie bekommen, der für unsere Tochter aufgewendet wird wäre alles gut ... aber wehe wehe man merkt so etwas an. Selbst ihre Schwester hat ihr das schon gesagt, dass sie einfach auch übertreibt und nur noch in einer Mama-Blase unterwegs ist. Ich erinnere mich auch noch gut an einen Abend wo ich von der Arbeit kam dann direkt fast 3 Stunden mit meiner Mutter telefoniert habe die die ganze Zeit am Weinen war. Ich war wirklich fertig weil es mich halt mitnimmt (auch wenn meine Frau faktisch nicht unbedingt falsch damit liegt, dass meine Mutter eine waschechte Dramaqueen sein kann). Dann wurde ich noch angemault warum ich so lange mit ihr telefonieren würde, die wären ja erwachsen und ich hätte schon wieder so schlechte Laune (nein, ich war einfach sehr traurig und müde) statt mich einfach mal in den Arm zu nehmen und zu sagen: mach ein bisschen die Augen zu - wird schon irgendwie werden. Nein: solche Sprüche helfen mir da!
Vor etwa 10 Jahren hatte ich mal eine Veranstaltung in Hamburg (ca. 2 Autostunden weg) und die ging bis ca. 3 Uhr. War ein Geschäftsmeeting mit ein bisschen Party anschließend. War ein Freitag und am nächsten Morgen sollte es mit dem Zug zurück nach Osnabrück gehen. Sie hat mich um 3 aus Hamburg abgeholt, weil sie dann 6 Stunden weniger auf mich verzichten musste. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber auch schon 10 Jahre zusammen. Und jetzt? Ich war kurz vor Corona noch auf einer Messe in Berlin und wir sind Gefolgen. Gelandet um 20.30. Es tut weh, wenn ich dann sehe, dass mein Kollege von seiner Frau und seinen Kindern abgeholt wird (Fahrtzeit Flughafen: etwa 30 Minuten). Der hat einen 5-jährigem Sohn und die Tochter war da gerade 4 Monate alt. Es tut einfach weh wenn man dann alleine zu seinem Auto trottet und sich noch von seinem Kollegen und seiner Frau verabschiedet.
Es tut einfach weh wenn man nur noch ignoriert wird. Nur ein kleines Beispiel: ich steh sehr auf Parfum und bringe meiner Frau ständig welches mit (sie hat bestimmt 25 verschiedene). Sie weiß das ... früher wurde jeden Tag Parfum verwendet - weil sie weiß, dass ich das sehr mag. Heute? Wenn wir irgendwo hinfahren ... aber für mich? Pustekuchen. Das gleiche ist, dass ich lackierte Nägel mag: früher: eigentlich immer, heute: in den letzten 5 Jahren nicht. Ich stehe auf schöne Unterwäsche und habe auch immer dafür gesorgt, dass der Schrank voll ist. Früher: immer wunderschöne Spitzenunterwäsche von La Perla etc. ... heute: hautfarbene Tchibo Schlüpfer.
Das ist im Grunde auch für mich ok - sie ist ja auch keine Puppe! Aber ich fühle mich total ignoriert. In meinem Denken versucht man doch auch für seinen Partner attraktiv zu sein (innerhalb Grenzen natürlich). Früher war das doch auch so. Ich trage auch einen Bart, weil meine Frau drauf steht und benutze ein bestimmtes Eau de Toilette weil sie es mag. Wenn sie den ganzen Tag mit unserer Tochter beschäftigt ist und spielen und einkaufen und sie lieber einen Tchibo Schlüpfer tragen möchte weil es bequemer ist: sehr gerne .. aber wirklich NUR?!? Ich erwarte ja auch gar nicht, dass sie jeden Abend perfekt gestylt auf dem Sofa drapiert liegt und nur auf mich wartet ... aber auch mal eine ehrliche Frage an die Damen hier. Ist es überzogen von mir, mir zu wünschen, dass wenigstens manchmal irgendwas gemacht wird, was ich mag? Ist das überzogen wenn ich mich einfach darüber freuen würde, wenn sie mal ein Parfum nur für MICH auflegt - nur zu Hause? Das dauert keine 3 Sekunden. Würde mir aber zeigen, dass sie mal an mich gedacht hat und mir eine Freude machen möchte. Das ist auch dieser Mama Modus den ich meine und ich werde komplett vergessen! Noch einmal zur Klarstellung: sie ist ein Mensch und keine Puppe, das ist mir absolut klar und ich erwarte auch absolut nicht, dass sie alles mögliche tut nur weil es mir gefällt. Aber manchmal ... ab und zu ... aber auch hier kommt wieder mein Denken dazu: wenn selbst so kleine Wünsche wie ein bisschen Parfum ... ab und zu mal ... ignoriert werden ... warum?
Meine Probleme werden klein geredet, nach Möglichkeit wird sofort das Thema auf unsere Tochter gelenkt, ich werde vergessen und ignoriert. Ihr fällt auch NICHTS auf. Ich habe meiner Frau IMMER jeden Monat 1x eine rote Rose mitgebracht. Vor 2 Jahren habe ich damit aufgehört. Ich wollte einfach mal sehen ob sie es anspricht: nö ...
Auch jetzt wieder. Ich habe für mich die Entscheidung dass es nicht mehr geht am vergangenen Wochenende getroffen und mir geht es seit Sonntag wirklich schlecht. Ich habe praktisch nichts mehr gegessen seit Sonntag, schlafe kaum - ständig wach und kann nicht wieder einschlafen, bin sehr in mich zurückgezogen, nachdenklich, grübelig ... meine Frau macht einen auf Gute-Laune-Tanzbär! Strahlende Laune: es kommt kein: was ist los? Hast du was? Bedrückt dich was? Nichts, absolut nichts! Merkt sie es nicht? Ist es ihr egal? Noch wichtiger: was wäre hier schlimmer? Andere Seite der Medaille: wenn sie etwas hat und ich komme heim, 1 kurzer Seitenblick: was hast du? Kann ich was tun? Brauchst du was?
Es tut weh! Es macht mich unendlich traurig und tut unendlich weh.
Was meine Kollegin angeht:
Sie hat sich vor ein paar Monaten von ihrem Freund getrennt und hatte auch eine schwere Phase. Wir haben uns praktisch gegenseitig beieinander ausgeweint und es hat sich dadurch eine gewisse Vertrautheit entwickelt. Ich habe keine rosa Brille auf, ich sehe keine grünen Wiesen aber ich kann sehr wohl einschätzen, was sie für ein Mensch ist und auch, dass sie in vielem sehr gut zu mir passt. Wir haben den gleichen Humor und teilen viele viele Ansichten zu Dingen. Ich kann nicht leugnen, dass da durchaus Gefühle im Spiel sind bereits - beidseitig. Aber auch das gibt mir zu denken ... sehr. Weil es mir meine eigene Gefühlswelt vor Augen führt. Wenn ich überhaupt Gefühle entwickeln kann ... was bedeutet das? Ich weiß auch gar nicht ob ich sie vermissen möchte. Ich glaube ehrlich gesagt, dass sie mir extremst fehlen würde wenn sie auch als Gesprächspartner wegfallen würde.
04.09.2020 10:53 •
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