Trennung nach knapp 14 Jahren

H
Hallo zusammen,

ich möchte erstmal kurz zusammenfassen, damit ihr euch ein genaueres Bild meiner Situation machen könnt.

Zu meinem Charakter: gebend, verantwortungsbewusst, rational, vorausdenkend, nicht ganz so spontan, tierlieb und naturverbunden, systemische Ängste wie Angst vor Alleinsein und Verlassenwerden, manchmal etwas antriebslos, wobei ich seit 5 Jahren sehr an mir arbeite und viele eher langweiligen Aspekte meines Daseins versuche zu überwinden, was mir auch gut tut, und ich dies auch will, und mir teilweise schon ziemlich gut gelungen ist.
Freiberuflich seit 12 Jahren ohne Zukunftsängste arbeitend. Ich bin eher die Basis unserer Beziehung. Sie kann sich auf mich verlassen, emotional wie auch finanziell.

Ihr Charakter: Selbstmord ihrer Mutter als sie 15 war, zum Vater sehr distanziertes und etwas verachtendes Verhältnis. Egoistisch und nehmend, ehrgeizig und fordernd (jetzt oder nie / ganz oder gar nicht). Teilweise lebensfroh und energiegeladen, logisch denkend, tierlieb und naturverbunden, emotional, etwas durch den Wind, voller Sehnsucht nach Neuem (- was wohl eher als Flucht angesehen werden kann (Mutter)). Seit ihrem 16ten Lebensjahr ununterbrochen mit Partnern zusammen.

Ich (m32) habe sie (w,33) vor knapp 14 Jahren in der Schule kennen und lieben gelernt. Wir wohnten zusammen mit ihrem Bruder in einer Wohnung. Nach knapp 4 Jahren hat sie mich dann zum ersten Mal verlassen.
Gründe dafür waren meine eigene Trägheit und Zukunftslosigkeit und mein mich auf der Beziehung ausruhen. Sie hatte gleich ein paar Wochen später einen Neuen, welcher sie nach knapp einem Jahr wieder verlassen hat. Nach einem Jahr kaum Kontakt trafen wir uns wieder, aufgrund unseres gemeinsamen Freundeskreis. Wir unternahmen wieder mehr zusammen, hatten erst eine Affäre und kamen schlussendlich wieder zusammen. Wir lebten daraufhin in derselben Stadt in unterschiedlichen WGs.

Dann ging sie studieren in eine andere Stadt, wir führten eine Fernbeziehung, die wie jede Fernbeziehung anstrengend war. Aber wir hielten durch. Nach weiteren 3 Jahren brach sie erneut aus, sie wollte Neues erleben und ihr eigenes Leben alleine leben. Wusste nicht mehr ob sie mich noch liebte. Nach ein paar Monaten kamen wir dann doch wieder zusammen.

Wir entschlossen uns zusammenzuziehen, wollten davor eine längere Auslandsreise machen, welche ich aufgrund von Panikattaken abbrechen musste. Sie entscheid sich schwermütig mit mir zurückzufliegen, hielt mir den Abbruch der Reise danach aber jahrelang vor. Sie zieht ihre Lebensenergie und Lebendfreunde aus dem Reisen. Ich hatte immer meine Probleme mit Reisen, nicht weil ich keine Interesse an den fremden Ländern habe, sondern aus Angst in der Fremden (- systemisch bedingt, teilweise inzwischen auch therapiert)

Diese Panikatake und die Angst vor Reisen brachte bei mir dann alles ins Rollen. Ich hinterfragte mein gesamtes Leben und versuchte diese lebenseinschränkende Problematik zu lösen. Ich zweifelte an allem, Meinen Freunden, meinen Eltern, meiner Partnerin. Schlussendlich versuchte ich sie zu überzeugen die Stadt mit mir zu wechseln um einen Tapetenwechsel für mich herbeizuführen. Sie wollte zu diesem Zeitpunkt nicht, und so fing ich an, alleine, freiberuflich bedingt immer mehr in andere Städte zum arbeiten zu kommen und um zu versuchen, meine Problematik mit dem Reisen und alleine auf sich gestellt zu sein, in den Griff zu bekommen. Ich trennte mich damals das erste mal von ihr, ich zweifelte einfach an allem, und von ihr bekam ich auch keinen Rückhalt (eher das Gegenteil - Vorwurf vom Reiseabbruch).

Nach knapp einem halben Jahr, in dem ich mich sehr intensiv mit meinen Ängsten usw. auseinandergesetzt hatte, ich viele Paartherapie- und systemische Bücher gelesen hatte, fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Alles hatte seinen bestimmten Grund in der Kindheit, allerdings hatte alles nichts mit meiner Beziehung zu tun. Ich hatte sie allerdings verlassen. normalerweise war ich immer der Verlassene, diesmal hatte es einen Vertrauensbruch auf meiner Seite gegeben, welchen ich wieder versuchen musste herzustellen. Ich bemühte mich sehr um Sie, kämpfte um sie, lies ihr aber Freiheiten, machte mich interessant für sie. Wir zogen mehr oder weniger zufällig in dieselbe Stadt, und wir kamen schlussendlich wieder zusammen.

Nun weitere 3 Jahre später, die sehr stark von ihrem Arbeitsleben geprägt waren (gescheiterte Freiberuflichkeit, Festanstellung mit Mobbing und Kündigung) hat sie endlich den Job gefunden in dem alles zu passen scheint. Soziales Umfeld, Verantwortung, mit Sinn behaftet. Sie arbeitet jetzt seit einem Jahr 10 - 16h täglich,
hat sich von mir entfernt, komme mir teilweise vor als wäre ich nur ein Projekt von vielen, hatte ihr das auch schon gesagt, was aber scheinbar nicht bei ihr ankam. Sie erfährt Bestätigung und Lob in ihrer Arbeit, was sie bisher in ihrem Arbeitsleben nur sehr selten erfahren hat.

Gemeinsame Visionen und Zukunftsphantasien, Gespräche über Kinder, welche bis vor einem Jahr fast wöchentlich stattgefunden haben, sind wie ausgelöscht bei ihr. Davon will sie nichts mehr wissen. Ich kümmere mich um unseren gemeinsamen Hund und den Haushalt, sie wirft mir jetzt vor mein Leben um sie herum angebaut zu haben. Ich wollte ihr bei so einem anstrengenden Job nur die sichere Basis bieten.

Jetzt hat sie mir offenbart, das sie kaum noch eine Chance für die Beziehung sieht, zwar will sie eine Paartherapie machen, allerdings nicht um diese zu retten, sondern um zu erfahren was für eine Beziehung wir eigentlich die ganze Zeit geführt haben. Sie fragt sich warum im Leben nur einen Partner. Warum an etwas festhalten, nur weil man Angst hat es zu verlieren. Ich bin am Boden zerstört, zehre aber noch etwas von meiner Selbsterkenntnis von vor 4 Jahren. Nur ich sehe keine Perspektive mehr. Einen Partner zu haben, der in regelmäßigen Abständen ALLES in Frage stellt, immer wieder aufs Neue. Dazu muss man sagen, das uns jede Trennung weitergebracht hat. Unsere Beziehung ist jedes mal daran gewachsen.

Ich stelle unsere Beziehung nicht in Frage, ich war glücklich. Ich kann mich eigentlich gut in ihre jetzige Situation reinversetzen. Alles nur Hormonschwankungen? (zuviel Stress - Endorphine, kaum noch weibliche Hormone - kein Kinderwunsch mehr). Hormonschwankungen spielen bestimmt eine Rolle, aber die einzige bestimmt nicht.
Sie mag mich, sagt sie, aber mehr auch nicht.

War jetzt knapp 3 Wochen unterwegs, habe Abstand gebraucht, habe ihr Freiraum gegeben, Zeit gegeben sich Gedanken zu machen.
Wie soll ich mich nun in der gemeinsamen Wohnung verhalten? Fühle mich zu ihr hingezogen, versuche aber mich emotional und geistig von ihr zu lösen. Sie scheint mit der Situation kaum Probleme zu haben, sie hat ja auch ihren täglichen Job.

Meine bisherige Vermutung ist, daß die Verarbeitung vom Tod ihrer Mutter, hier ganz gewaltig in ihr Wesen miteinspielt. - Flucht nach Vorne / Das sich nicht ganz zu 100% auf einen anderen Menschen einlassen, aus Furcht vor Enttäuschung - Selbstschutz.

Wenn ich versuche mich in sie hineinzuversetzen, dann vermute ich, kann und will sie nicht die Stärke und die Kraft, die sie als individueller Mensch besitzt (Schutzschild) in ihrer Partnerschaft verlieren. Das rationale und emotionale Überleben ihres Ichs.

Ein weiterer Punkt ist, daß ich im Moment eher der häusliche Part in unserer Beziehung war, der sie warscheinlich ziemlich an ihren Vater erinnert, dem sie teilweise eine Mitschuld am Tod ihrer Mutter gibt. Sie weiß zwar nicht was ich tagsüber alles so mache, allerdings bin ich abends fast immer zu Hause, und dies macht mich unatraktiv, langweilig, nichts wagend. Genau wie ihr Vater.

Ob wir uns noch lieben? Was ist das? Das Prikeln der ersten 1-3 Jahre? Bestimmt nicht. Eher der gegenseitige Respekt voreinander, das Zuhören, das Erzählen, das Umarmen und das Berühren, das meistern von Hoch und Tiefs, durch Dick und Dünn, das meistern des Altags, auch in langweiligen Lebensphasen, das füreinander Sterben, das zusammen Lachen und Weinen, das füreinander Dasein, das Unterstützen. Ich kann das zumindestens für mich mit JA beantworten. Aber wohl auch nur, weil ich eher der gebende Part unserer Beziehung bin/war.

Ob andere Partner für jeden von uns besser wären ist natürlich wilde Spekulation, die auch niemand beantworten kann. Unsere Beziehung war/ist jahrelang von einem tiefer gegenseitigen Unterstützung, Verständniss und Harmonie geprägt. Richtig derbe Streits und Auseinandersetzungen kamen fast nie vor. Immer nur während der Trennungsphasen. Vielleicht auch ein Punkt... Das Salz in der Suppe.

Auch Freunde die uns seit Anbeginn unserer Partnerschaft kennen, haben immer wieder gesagt was für ein tolles Paar wir sind. Natürlich ist das auch nur der Blick von außen, aber auch der zählt zu einem gewissen Maß (m.M. nach).

Was mir nicht so ganz in den Kopf will, ist die Tatsache, daß obwohl wir zusammen Erwachsen geworden sind, teilweise 1/3 - 1/2 unserer Beziehung mit Fernbeziehung zu kämpfen hatten, jedesmal an den psychologischen Scheidungen (die 4 Trennungen die wir bisher hatten) gewachsen sind, warum man das dann doch aufgeben soll. Ich kann mir nicht vorstellen, daß in unserer heutigen sozial unverträglichen Zeit, ein anderer Partner, besser für mich sein sollte. Über kurz oder lang treten auch in einer neuen Beziehung Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen auf, die man meistern muss. Eventl. andere Probleme, aber Probelem werden kommen.

Da ist man als Beziehung doch um sovieles stärker solche Probleme zu meistern, wenn man sich auf die langjährige Basis berufen kann, in der man schon das eine oder andere Problem schon gemeistert hat. Das ist mein Standpunkt. Meine Partnerin sieht das eher so: Warum an etwas festhalten, auch wenns weh tut.

Aber klar, wenn die Gefühle weg sind...............

Hobbies, Geschmäker (Musik, Film, Essen, etc.), Lebenseinstellungen, Empfindungen für Witz, Trauer, Wut, Abneigungen , etc. lagen/liegen bei uns sehr nahe beieinander. Vielleicht zu sehr.

Vielleicht sehe ich mich als Mensch auch zu sehr in uns beiden, in der Beziehung, und habe all die Jahre über vergessen auch mein eigenes Leben zu leben und eine gewisse Unabhängigkeit zu erlangen. Allerdings trifft dies nur auf die private Freizeit zu. Beruflich gehe ich seit Anfang an meinen eigenen Weg, auf dem ich auch kaum Ängste verspühre.

Ich stellte zwar meine eigenen (gedachten) Bedürfnisse (vielleicht auch nur eine zu arge Trägheit verbunden mit einer gewissen subtilen Angst) oftmals in den Hintergrund, allerdings tat mir der gewisse Ansporn den Sie mir gab, Sachen zu machen, die ich (gedacht) nicht so gerne machen wollte, im Nachhinein fast immer als sehr positiv heraus. Deswegen tat mir die Beziehung auch für mein eigene Lebensfreude oftmals gut. Deswegen habe ich vor 4 Jahren auch begonnen sehr an mir zu arbeiten. Es ist teilweise schwierig, aber es tut gut.

Dies ist jetzt auch ein Hauptpunkt an dem Ängste aufkommen, inwieweit ich selber als eigenständige Person die Kraft habe über meinen Schatten zu springen. Da half mir meine Partnerin halt extrem.

Morgen Abend gibts das Erstgespräch bei der Paartherapie...
Ich bin gespannt.

!
Eine wichtige Frage habe ich noch. Ich leide im Moment sehr. Ich war knapp 3 Wochen unterwegs, Freunde besuchen, Abstand gewinnen, das tat alles sehr gut. Jetzt bin ich zurück in der gemeinsamen Wohnung, und sofort fängt alles wieder an, sobald ich meine Partnerin sehe. Vorhin ist sie zur Arbeit gegangen und langsam entspanne ich mich etwas. Es tut immer noch weh, aber nicht ganz so arg, wie wenn sie hier ist. Ich versuche mich zu distanzieren, aber zumindestens für die Zeit der Paartherapie sollte ich zumindest hier voort sein. Wäre es besser sich für die Zeit nen anderes Zimmer/Wohnung zu nehmen, damit ich zumindest meine eigene Kraft etwas erhalte.

Wobei ich eigentlich der Meinung bin, daß sie gehen sollte. Sie ist diejenige die an der Beziehung zweifelt.

Für alle Schreibfehler bitte ich um Entschuldigung. Wenn Fragen oder Unklarheiten, versuche ich etwas ausführlicher zu werden. DIE Antwort wird es nicht geben,
aber vielleicht den einen oder anderen Tipp, auch Meinungen und Gedanken sind herzlich willkommen.

hohesC

06.04.2011 13:11 • #1


M
Hallo Hohes C,

Dein Charakter wie du ihn schilderst ist meinem mann fast erschreckend ähnlich. Ausser der Sache mit der reisepanik, hätte ich schon gedacht das er hier schreibt. Wir hatten zwar keine 4 Trennungen oder Fernbeziehung dazwischen, aber ich kann mich in deine Geschichte wirklich gut hineinsetzen.

Ich frage mich auch ständig, ob ich ihn noch liebe, oder ist es nur die Gewohnheit und Vertrautheit, die gemeinsamen Erfahrungen und das füreinander Dasein und Unterstützung? Ich glaube schon das es liebe ist, es ist halt nicht mehr das prickelnde, und wir leben schon seit jahren wie Bruder und Schwester miteinander.

Ich habe keine traurige Kindheits-Geschichte wie deine Partnerin, aber ich sehne mich auch öfters nach was neues, aufregendes, prickelndes....

Evtl ein Charakter Fehler ?

Ich kann dir leider keinen guten rat anbieten, da ich selber sehr verzweifelt bin. Hoffentlich antworten dir noch andere, die dir (und mir?) etwas weiter helfen koennen.

Ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, das du nicht alleine bist mit so ein verfluchtes Problem .

LG

Maria

07.04.2011 05:10 • #2


A


Trennung nach knapp 14 Jahren

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H
Guten Morgen Maria,

irgendwann ist das Prickelnde halt mehr oder weniger schnell weg. Wie ich schon schrieb, brachten uns die Trennungen zwischendurch immer wieder etwas weiter, sowohl jeder als eigenständige Person, als auch als Paar. Zumindest ist das meine Meinung. Wie sie das sieht weiß ich im Moment nicht.

Auch das Prickeln tauchte dann meist wieder für einige Momente auf. Die Trennungen waren in dem Sinne gut, sich selbst zu reflektieren, um dann später wieder gestärkt in die Beziehung gehen zu können. Man war wieder gespannt auf den anderen.

Das Wieder-Zusammenkommen war natürlich niemals geplant, es hat sich halt so ergeben. Die erste Trennung dauerte fast 1-1,5 Jahre, in dieser Zeit hatten wir auch kaum Kontakt, den verweigerte ich aus Selbstschutz. Sie hatte in der Zeit sofort einen Neuen, ich hatte 3 Affären, wobei ich bei allen merkte, das ich noch sehr an meiner alten Liebe war und mich definitiv nicht auf eine neue Beziehung mit einer neuen Person einlassen konnte. Vielleicht war auch der Trennungsprozess noch nicht richtig abgeschlossen. Zumindest genoss ich das Leben alleine.

Die anderen beiden Trennungen bei denen Sie mich verlassen hatte, waren m.M. nach eher psychologische Scheidungen. Abstand für ein paar Wochen/Monate. Ich litt extrem und versuchte mich aber abzulenken und mein Ich wieder aufzubauen. Sie kam dann schlussendlich wieder zurück und wir versuchten es wieder.

Die letzte Trennung kam von meiner Seite, ausgelöst durch meine tiefe Sinn- und Lebenskrise. Die Panikattacke im Ausland, der Zusammenbruch meines bisherigen Lebensumfelds (8er WG), bei dem fast alle Freundschaften kaputtgingen, und das schnelle (innerhalb von 4 Wochen) Zusammenziehen mit meiner Lebensgefährtin. Ich hatte bis dato immer in WGs gewohnt und mein eigenes Leben (wegen der Fernbeziehung) gelebt und plötzlich änderte sich das alles.

Ich dachte dann auch ich hätte mich in eine Andere verliebt, war sehr verwirrt, wusste schlussendlich gar nicht mehr was ich will, zweifelte an Allem, an meiner Partnerin, an meinem eigenen bisherigen Leben, an meinen Eltern und Freunden. Sehr große Selbstzweifel überfielen mich und ich brach aus. Natürlich versuchte ich Hilfe von meiner Partnerin zu bekommen, die war zu diesem Zeitpunkt allerdings auch sehr mit sich und ihrer gerade angefangenen Freiberuflichkeit beschäftigt.
Wir lösten die gemeinsame Wohnung auf, hielten aber Kontakt, zogen mehr oder weniger zufällig in dieselbe Stadt.

Nach ca. 4 Monaten Trennung, unzähligen Büchern, intensiven Gesprächen mit Freunden und Fremden (ich habe teilweise jeden zugelabert , teilweise auch mit Psychologen, vielen Versuchen mein eigenes Selbstwertgefühl zu stärken, fiel mir das alles wie Schuppen von den Augen. Das alles lag nicht an meiner Beziehung.
Natürlich spielt die Beziehung mit ihren Mustern auch überall in unser Handeln mit hinein, aber die wirklichen, großen, eigenen Probleme, musste ich mit mir selber austragen und versuchen zu lösen.

Ich erzählte Ihr das, kämpfte um Sie langsam aber kontinuierlich, und schlussendlich hatte ich ihr Vertrauen soweit wieder zurückgewonnen. Nach ein paar Monaten zogen wir wieder in eine gemeinsame Wohnung.

Das du sagst du brauchst (oder denkst du brauchst) öfter auch mal etwas Neues und Prickelndes, kann ich schon nachvollziehen. Meine Partnerin stellt oft alles in Frage, inwieweit da Gefühle für andere Männer, oder die Phantasie auf andere Männer mitspielen, kann ich nicht wirklich beurteilen. Es ist ja oftmals so, das man sich nach etwas Neuem sehnt, wenn man das bei seinem alten Partner nicht mehr glaubt zu bekommen, oder man selber im Moment mit sich selber und der Beziehung nicht zufrieden ist. Meiner Meinung nach ist dies sehr viel allerdings nur Projektion. Ein Trugschluss. Wenn beide Partner gewillt sind, sich auch wieder für den anderen attraktiv, spannend und interessant zu machen, dann kann dies auf jeden Fall die Situation klären. Habe dies zumindest bei unseren 4 Trennungen live miterlebt.

Das dies immer, bei jeder Beziehung funktioniert ist natürlich ein Trugschluss. Da sich eure Beziehung aber anscheinend in sehr ähnlichen Mustern befindet, würde ich dem Ganzen auf jeden Fall eine Chance geben. Dazu müssen allerdings beide Charaktere dies wollen. Ich bin jemand der sehr gerne an altem festhält, sie ist jemand der gerne loslässt, auch wenn es weh tut (- Muster geprägt vom Selbstmord ihrer Mutter)

Aber wie ich schon schrieb. Ein neuer Partner macht dein Leben bestimmt für ein paar weitere Jahre interessanter und spannender. Nur irgendwann stehst du an demselben Punkt. Wenn man einmal eine gemeinsame Basis hat, viele Höhen und Tiefen gemeistert hat, dann weiß man warum man kämpft.

Um dem allem zuvorzukommen und in der Beziehung interessant und spannend zu bleiben, bedarf es allerdings auch eines gewissen gesunden Egoismus. Und dies ist eines meiner Hauptprobleme, und wahrscheinlich auch von deinem Mann. Ich ruhe mich teilweise (früher erheblich mehr, seit 4 Jahren arbeite ich daran und es wird besser) auf der Beziehung aus. Man vergisst auch sein eigenes Leben ein Stück weit und dies ist dann fatal. Jeder muss auf jeden Fall auch sein eigenes Leben, seine eigenen Interessen, manchmal auch mit Nachdruck, nachgehen.

Ich bin kein Psychologe und habe auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen... alles nur meine Meinung und meine Erfahrungen. Das Leben ist nicht nur schwarz/weiss. Es gibt viele kleine Abstufungen, und jede hat ihre gewisse Bedeutung.

Heute Abend ist der erste Termin bei der Paartherapie, mein Puls ist auf 150 und ich bin echt gespannt.

Danke fürs zuhören
hohesC

07.04.2011 09:49 • #3


sanne
Hi,

diesen satz:

Aber wie ich schon schrieb. Ein neuer Partner macht dein Leben bestimmt für ein paar weitere Jahre interessanter und spannender. Nur irgendwann stehst du an demselben Punkt. Wenn man einmal eine gemeinsame Basis hat, viele Höhen und Tiefen gemeistert hat, dann weiß man warum man kämpft.

würde ich so nicht unterstreichen. ich hatte beziehungen, die waren kampf und kompromiss. es gibt aber auch beziehungen, die einfach funktionieren..ohne mühe..sie sind mit dauerhafte freude und liebe verbunden....man sollte genau prüfen, ob man festhält, wenn es schon immer etwas anstregend war oder ob man festhält. Grundsätzlich bin ich auch fürs festhalten aber dazu muss man beim Beziehungsstart an einem Punkt gewesen sein, bei dem man genau wusste, was man will und geben kann.

Bei dir ist das ja schon eine lange Beziehung, die sich über die gesamte Entwicklung gezogen hat...das man da vielleicht leichter ausbricht, leuchtet mehr als ein!

lg
sanne

07.04.2011 13:33 • #4


H
Guten Morgen,

Gestern Abend war das Paartherapie-Erstgespräch, und nun habe ich erkannt, daß alles keinen Sinn mehr macht.

Habe 4h gepennt, bin seit 6uhr beim Arbeiten, und alles ist vorbei. Zumindest kommt das bei mir im Kopf so an, und ich hab auch keine Lust
mehr. Es fühlt sich so extrem an, bin am Boden zerstört, aber gestern kamen einige Sätze von meiner Ex in der Therapie, die einfach nicht zu ignorieren sind.


- Lebe wer du bist ist ihr Motto

- dann sowas ähnliches wie: Sie wünscht sich für mich, daß ich eine tolle
Frau finde und glücklich bin.

- Sie will nicht den Rekord ifür die längste und romantischte Beziehung
gewinnen

- Sie will sich treu bleiben, Spass haben, Neues erfahren, Surfen gehen....

- Sie erzählte, daß sie an Weihnachten einen Schwangerschaftstest gemacht hat, der war negativ, und sie war richtig enttäuscht darüber.


DAS IST SCHIZOPHREN! DAS IST KRANK!


Das ist soooooooo grundlegend am Partnerschaftsleben vorbei, so
beziehungsverachtend...
inzwischen steigt Hass in mir auf.

An eine Paartherapie ist nicht zu denken, zumindestens im Moment nicht,
da sie überhaupt nicht daran arbeiten will. Sie will an sich arbeiten, was auch immer das heisst.

Ich kann da nicht dabeibleiben, ich muss jetzt raus.
Ich dachte die letzten 2-3 jahre, daß sie das mit dem großen immer-wieder-Ausbrechen hinter sich gelassen hat, endlich zur Ruhe gekommen ist. Hatte das Gefühl daß sie angekommen ist, aber nichts hat sich geändert, und es wird sich nichts ändern. Ich seh da keine Hoffnung mehr, ich will auch nicht mehr hoffen.

Gestern ist für mich etwas kaputt gegangen...ich kann ihr nicht mehr
vertrauen.

Ich liebe sie, sie sagt sie liebt mich, liebt mich wie ich bin, will mich
nicht verändern, aber sie will einfach grundlegend etwas Anderes...ein anderes Leben.

Sie achtet und respektiert und schätzt mich als Mensch, aber nicht als
Partner. Da findet sie mich lächerlich. Und das kann man nicht ändern, selbst wenn wir beide an uns arbeiten.

Weitere Termine haben wir nicht gemacht, sie ist im Moment nicht in der Lage dazu.

Ich fand das Gespräch ziemlich gut, hatte mich davor sogar regelrecht darauf gefreut, hatte Lust etwas zu verändern, daran zu arbeiten. Vielleicht auch nur der berühmte Rettungsanker an den ich mich versucht habe zu hängen.

Die Therapeutin meinte wir beide haben einen extremen Balast aus der
Kindheit/Familie mit in die Beziehung gebracht, beide sehr extrem, was widerum auch das gute harmonische (ohne große Streits) Zusammensein widerspiegelt. Gegensätze ziehen sich an.

Ich suchte den Freiheits- und Lebensdrang und die Lebensfreude für mich und fand dies in ihr, sie die Sicherheit und die Beständigkeit und fand diese in mir. Jetzt, im Job angekommen braucht sie die nicht mehr.

Sie sagte noch sowas wie: Sie will ohne Angst durchs Leben gehen.
Da meinte die Therapeutin, das Angst allerdings lebenswichtig und
lebensnotwendig ist, eines der existentiellen Gefühle des Menschen ist.

Ich war die letzten 3-4 jahre auf dem Weg mein Extrem etwas zu minimieren, habe an mir gearbeitet. Nicht umsonst das Ganze gewesen... ich weiß.

Die Therapeutin hat auch zu ihr gesagt, weil sie sich nicht im
Moment auf die Paartherapie einlassen kann/will:
Wenn das Ego so groß ist, dann muss sie auch die Konsequenzen tragen und Verantwortung übernehmen.

Meine Ex schlug vor 2 monate Trennung (psychologische Scheidung) und dann mal schaun...
Das kapier ich nicht... sie will doch diesen ganzen Teufelskreis
Trennung-Wiederzusammenkommen nicht mehr. Ist doch deswegen zur Therapie gegangen.

Ein Problem ist auch, daß das bestimmt eine gute Familientherapeutin für
kleinere Probleme ist, allerdings bei den Problemen meiner Ex ist sie wahrscheinlich überfordert, bzw. meine Ex gibt der Therapeutin keinen Zugang.

Obwohl meine Ex ein extrem starker Mensch ist, der immer gleich sagt was Sache ist und eigentlich nichts scheut zu sagen, scheint sie diesmal den wirklichen Schlussstrich nicht ziehen zu können/wollen.
Wahrscheinlich zu wenig Zeit sich ihre Gedanken zu machen.

Danke euch fürs Zuhören.
hohesC

08.04.2011 12:03 • #5




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