Hallo zusammen,
ich möchte erstmal kurz zusammenfassen, damit ihr euch ein genaueres Bild meiner Situation machen könnt.
Zu meinem Charakter: gebend, verantwortungsbewusst, rational, vorausdenkend, nicht ganz so spontan, tierlieb und naturverbunden, systemische Ängste wie Angst vor Alleinsein und Verlassenwerden, manchmal etwas antriebslos, wobei ich seit 5 Jahren sehr an mir arbeite und viele eher langweiligen Aspekte meines Daseins versuche zu überwinden, was mir auch gut tut, und ich dies auch will, und mir teilweise schon ziemlich gut gelungen ist.
Freiberuflich seit 12 Jahren ohne Zukunftsängste arbeitend. Ich bin eher die Basis unserer Beziehung. Sie kann sich auf mich verlassen, emotional wie auch finanziell.
Ihr Charakter: Selbstmord ihrer Mutter als sie 15 war, zum Vater sehr distanziertes und etwas verachtendes Verhältnis. Egoistisch und nehmend, ehrgeizig und fordernd (jetzt oder nie / ganz oder gar nicht). Teilweise lebensfroh und energiegeladen, logisch denkend, tierlieb und naturverbunden, emotional, etwas durch den Wind, voller Sehnsucht nach Neuem (- was wohl eher als Flucht angesehen werden kann (Mutter)). Seit ihrem 16ten Lebensjahr ununterbrochen mit Partnern zusammen.
Ich (m32) habe sie (w,33) vor knapp 14 Jahren in der Schule kennen und lieben gelernt. Wir wohnten zusammen mit ihrem Bruder in einer Wohnung. Nach knapp 4 Jahren hat sie mich dann zum ersten Mal verlassen.
Gründe dafür waren meine eigene Trägheit und Zukunftslosigkeit und mein mich auf der Beziehung ausruhen. Sie hatte gleich ein paar Wochen später einen Neuen, welcher sie nach knapp einem Jahr wieder verlassen hat. Nach einem Jahr kaum Kontakt trafen wir uns wieder, aufgrund unseres gemeinsamen Freundeskreis. Wir unternahmen wieder mehr zusammen, hatten erst eine Affäre und kamen schlussendlich wieder zusammen. Wir lebten daraufhin in derselben Stadt in unterschiedlichen WGs.
Dann ging sie studieren in eine andere Stadt, wir führten eine Fernbeziehung, die wie jede Fernbeziehung anstrengend war. Aber wir hielten durch. Nach weiteren 3 Jahren brach sie erneut aus, sie wollte Neues erleben und ihr eigenes Leben alleine leben. Wusste nicht mehr ob sie mich noch liebte. Nach ein paar Monaten kamen wir dann doch wieder zusammen.
Wir entschlossen uns zusammenzuziehen, wollten davor eine längere Auslandsreise machen, welche ich aufgrund von Panikattaken abbrechen musste. Sie entscheid sich schwermütig mit mir zurückzufliegen, hielt mir den Abbruch der Reise danach aber jahrelang vor. Sie zieht ihre Lebensenergie und Lebendfreunde aus dem Reisen. Ich hatte immer meine Probleme mit Reisen, nicht weil ich keine Interesse an den fremden Ländern habe, sondern aus Angst in der Fremden (- systemisch bedingt, teilweise inzwischen auch therapiert)
Diese Panikatake und die Angst vor Reisen brachte bei mir dann alles ins Rollen. Ich hinterfragte mein gesamtes Leben und versuchte diese lebenseinschränkende Problematik zu lösen. Ich zweifelte an allem, Meinen Freunden, meinen Eltern, meiner Partnerin. Schlussendlich versuchte ich sie zu überzeugen die Stadt mit mir zu wechseln um einen Tapetenwechsel für mich herbeizuführen. Sie wollte zu diesem Zeitpunkt nicht, und so fing ich an, alleine, freiberuflich bedingt immer mehr in andere Städte zum arbeiten zu kommen und um zu versuchen, meine Problematik mit dem Reisen und alleine auf sich gestellt zu sein, in den Griff zu bekommen. Ich trennte mich damals das erste mal von ihr, ich zweifelte einfach an allem, und von ihr bekam ich auch keinen Rückhalt (eher das Gegenteil - Vorwurf vom Reiseabbruch).
Nach knapp einem halben Jahr, in dem ich mich sehr intensiv mit meinen Ängsten usw. auseinandergesetzt hatte, ich viele Paartherapie- und systemische Bücher gelesen hatte, fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Alles hatte seinen bestimmten Grund in der Kindheit, allerdings hatte alles nichts mit meiner Beziehung zu tun. Ich hatte sie allerdings verlassen. normalerweise war ich immer der Verlassene, diesmal hatte es einen Vertrauensbruch auf meiner Seite gegeben, welchen ich wieder versuchen musste herzustellen. Ich bemühte mich sehr um Sie, kämpfte um sie, lies ihr aber Freiheiten, machte mich interessant für sie. Wir zogen mehr oder weniger zufällig in dieselbe Stadt, und wir kamen schlussendlich wieder zusammen.
Nun weitere 3 Jahre später, die sehr stark von ihrem Arbeitsleben geprägt waren (gescheiterte Freiberuflichkeit, Festanstellung mit Mobbing und Kündigung) hat sie endlich den Job gefunden in dem alles zu passen scheint. Soziales Umfeld, Verantwortung, mit Sinn behaftet. Sie arbeitet jetzt seit einem Jahr 10 - 16h täglich,
hat sich von mir entfernt, komme mir teilweise vor als wäre ich nur ein Projekt von vielen, hatte ihr das auch schon gesagt, was aber scheinbar nicht bei ihr ankam. Sie erfährt Bestätigung und Lob in ihrer Arbeit, was sie bisher in ihrem Arbeitsleben nur sehr selten erfahren hat.
Gemeinsame Visionen und Zukunftsphantasien, Gespräche über Kinder, welche bis vor einem Jahr fast wöchentlich stattgefunden haben, sind wie ausgelöscht bei ihr. Davon will sie nichts mehr wissen. Ich kümmere mich um unseren gemeinsamen Hund und den Haushalt, sie wirft mir jetzt vor mein Leben um sie herum angebaut zu haben. Ich wollte ihr bei so einem anstrengenden Job nur die sichere Basis bieten.
Jetzt hat sie mir offenbart, das sie kaum noch eine Chance für die Beziehung sieht, zwar will sie eine Paartherapie machen, allerdings nicht um diese zu retten, sondern um zu erfahren was für eine Beziehung wir eigentlich die ganze Zeit geführt haben. Sie fragt sich warum im Leben nur einen Partner. Warum an etwas festhalten, nur weil man Angst hat es zu verlieren. Ich bin am Boden zerstört, zehre aber noch etwas von meiner Selbsterkenntnis von vor 4 Jahren. Nur ich sehe keine Perspektive mehr. Einen Partner zu haben, der in regelmäßigen Abständen ALLES in Frage stellt, immer wieder aufs Neue. Dazu muss man sagen, das uns jede Trennung weitergebracht hat. Unsere Beziehung ist jedes mal daran gewachsen.
Ich stelle unsere Beziehung nicht in Frage, ich war glücklich. Ich kann mich eigentlich gut in ihre jetzige Situation reinversetzen. Alles nur Hormonschwankungen? (zuviel Stress - Endorphine, kaum noch weibliche Hormone - kein Kinderwunsch mehr). Hormonschwankungen spielen bestimmt eine Rolle, aber die einzige bestimmt nicht.
Sie mag mich, sagt sie, aber mehr auch nicht.
War jetzt knapp 3 Wochen unterwegs, habe Abstand gebraucht, habe ihr Freiraum gegeben, Zeit gegeben sich Gedanken zu machen.
Wie soll ich mich nun in der gemeinsamen Wohnung verhalten? Fühle mich zu ihr hingezogen, versuche aber mich emotional und geistig von ihr zu lösen. Sie scheint mit der Situation kaum Probleme zu haben, sie hat ja auch ihren täglichen Job.
Meine bisherige Vermutung ist, daß die Verarbeitung vom Tod ihrer Mutter, hier ganz gewaltig in ihr Wesen miteinspielt. - Flucht nach Vorne / Das sich nicht ganz zu 100% auf einen anderen Menschen einlassen, aus Furcht vor Enttäuschung - Selbstschutz.
Wenn ich versuche mich in sie hineinzuversetzen, dann vermute ich, kann und will sie nicht die Stärke und die Kraft, die sie als individueller Mensch besitzt (Schutzschild) in ihrer Partnerschaft verlieren. Das rationale und emotionale Überleben ihres Ichs.
Ein weiterer Punkt ist, daß ich im Moment eher der häusliche Part in unserer Beziehung war, der sie warscheinlich ziemlich an ihren Vater erinnert, dem sie teilweise eine Mitschuld am Tod ihrer Mutter gibt. Sie weiß zwar nicht was ich tagsüber alles so mache, allerdings bin ich abends fast immer zu Hause, und dies macht mich unatraktiv, langweilig, nichts wagend. Genau wie ihr Vater.
Ob wir uns noch lieben? Was ist das? Das Prikeln der ersten 1-3 Jahre? Bestimmt nicht. Eher der gegenseitige Respekt voreinander, das Zuhören, das Erzählen, das Umarmen und das Berühren, das meistern von Hoch und Tiefs, durch Dick und Dünn, das meistern des Altags, auch in langweiligen Lebensphasen, das füreinander Sterben, das zusammen Lachen und Weinen, das füreinander Dasein, das Unterstützen. Ich kann das zumindestens für mich mit JA beantworten. Aber wohl auch nur, weil ich eher der gebende Part unserer Beziehung bin/war.
Ob andere Partner für jeden von uns besser wären ist natürlich wilde Spekulation, die auch niemand beantworten kann. Unsere Beziehung war/ist jahrelang von einem tiefer gegenseitigen Unterstützung, Verständniss und Harmonie geprägt. Richtig derbe Streits und Auseinandersetzungen kamen fast nie vor. Immer nur während der Trennungsphasen. Vielleicht auch ein Punkt... Das Salz in der Suppe.
Auch Freunde die uns seit Anbeginn unserer Partnerschaft kennen, haben immer wieder gesagt was für ein tolles Paar wir sind. Natürlich ist das auch nur der Blick von außen, aber auch der zählt zu einem gewissen Maß (m.M. nach).
Was mir nicht so ganz in den Kopf will, ist die Tatsache, daß obwohl wir zusammen Erwachsen geworden sind, teilweise 1/3 - 1/2 unserer Beziehung mit Fernbeziehung zu kämpfen hatten, jedesmal an den psychologischen Scheidungen (die 4 Trennungen die wir bisher hatten) gewachsen sind, warum man das dann doch aufgeben soll. Ich kann mir nicht vorstellen, daß in unserer heutigen sozial unverträglichen Zeit, ein anderer Partner, besser für mich sein sollte. Über kurz oder lang treten auch in einer neuen Beziehung Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen auf, die man meistern muss. Eventl. andere Probleme, aber Probelem werden kommen.
Da ist man als Beziehung doch um sovieles stärker solche Probleme zu meistern, wenn man sich auf die langjährige Basis berufen kann, in der man schon das eine oder andere Problem schon gemeistert hat. Das ist mein Standpunkt. Meine Partnerin sieht das eher so: Warum an etwas festhalten, auch wenns weh tut.
Aber klar, wenn die Gefühle weg sind...............
Hobbies, Geschmäker (Musik, Film, Essen, etc.), Lebenseinstellungen, Empfindungen für Witz, Trauer, Wut, Abneigungen , etc. lagen/liegen bei uns sehr nahe beieinander. Vielleicht zu sehr.
Vielleicht sehe ich mich als Mensch auch zu sehr in uns beiden, in der Beziehung, und habe all die Jahre über vergessen auch mein eigenes Leben zu leben und eine gewisse Unabhängigkeit zu erlangen. Allerdings trifft dies nur auf die private Freizeit zu. Beruflich gehe ich seit Anfang an meinen eigenen Weg, auf dem ich auch kaum Ängste verspühre.
Ich stellte zwar meine eigenen (gedachten) Bedürfnisse (vielleicht auch nur eine zu arge Trägheit verbunden mit einer gewissen subtilen Angst) oftmals in den Hintergrund, allerdings tat mir der gewisse Ansporn den Sie mir gab, Sachen zu machen, die ich (gedacht) nicht so gerne machen wollte, im Nachhinein fast immer als sehr positiv heraus. Deswegen tat mir die Beziehung auch für mein eigene Lebensfreude oftmals gut. Deswegen habe ich vor 4 Jahren auch begonnen sehr an mir zu arbeiten. Es ist teilweise schwierig, aber es tut gut.
Dies ist jetzt auch ein Hauptpunkt an dem Ängste aufkommen, inwieweit ich selber als eigenständige Person die Kraft habe über meinen Schatten zu springen. Da half mir meine Partnerin halt extrem.
Morgen Abend gibts das Erstgespräch bei der Paartherapie...
Ich bin gespannt.
!
Eine wichtige Frage habe ich noch. Ich leide im Moment sehr. Ich war knapp 3 Wochen unterwegs, Freunde besuchen, Abstand gewinnen, das tat alles sehr gut. Jetzt bin ich zurück in der gemeinsamen Wohnung, und sofort fängt alles wieder an, sobald ich meine Partnerin sehe. Vorhin ist sie zur Arbeit gegangen und langsam entspanne ich mich etwas. Es tut immer noch weh, aber nicht ganz so arg, wie wenn sie hier ist. Ich versuche mich zu distanzieren, aber zumindestens für die Zeit der Paartherapie sollte ich zumindest hier voort sein. Wäre es besser sich für die Zeit nen anderes Zimmer/Wohnung zu nehmen, damit ich zumindest meine eigene Kraft etwas erhalte.
Wobei ich eigentlich der Meinung bin, daß sie gehen sollte. Sie ist diejenige die an der Beziehung zweifelt.
Für alle Schreibfehler bitte ich um Entschuldigung. Wenn Fragen oder Unklarheiten, versuche ich etwas ausführlicher zu werden. DIE Antwort wird es nicht geben,
aber vielleicht den einen oder anderen Tipp, auch Meinungen und Gedanken sind herzlich willkommen.
hohesC
06.04.2011 13:11 •
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