Hallo zusammen,
hoffentlich ist hier überhaupt noch jemand aktiv?
ich bereue es sooo sehr, dass ich erst jetzt im Internet recherchiert habe und dieses Forum (relativ schnell sogar) gefunden habe. Ich finde mich in vielen eurer Berichte erschreckenderweise wieder.
Meine Verlobte (29J.) und ich (31J.) sind 11 Jahre zusammen. Wir wohnen seit 6 Jahren zusammen, vorher hat jeder noch bei seinen Eltern gewohnt. Die letzten 2 Jahre haben wir ein Haus umgebaut, in das wir vor 2 Monaten eingezogen sind.
Seit Beginn dieses Jahres ist meine Freundin bei einer Psychologin in Behandlung, alle 2 Wochen ist ein Termin. Irgendwann fiel die Diagnose mittelschwere Depression und ihr wurde ein Klinikaufenthalt vorgeschlagen. Anfang Oktober startete dann der Aufenthalt, 6 Wochen war sie dort. Anfangs war sie sehr unglücklich da, hat sich nach mir zurückgesehnt, hat mir von sich aus liebevolle Nachrichten geschickt. Sie hat gesagt, sie weiß gar nicht, was sie da soll, die anderen Patienten „hätten das viel nötiger“. Ich habe sie nahezu jedes Wochenende besucht. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich der Störfaktor bin. Die ersten 3 Wochen schickte sie mir immer Nachrichten, wie sehr sie mich vermisst, das wird zusammengehören, usw. Also eigentlich alles gut was uns beide angeht. Nach etwa 3 Wochen wurde das weniger, sie erzählte mir, die Leute dort sind alle so toll und verstehen sie. Dabei ging es mir schon nicht gut, weil sie denen alles erzählte und es schien mir so, als seien die Leute wichtiger als ich. Am letzten Wochenende sollte sie mich dann zu hause besuchen, daraus ist aber nichts geworden. Begründung, wenn sie zurück kommt dann hat sie zu wenig Zeit, den Besuch zu reflektieren. Ich habe das geglaubt, jetzt weiß ich aber nicht, ob das stimmte.
Dann kam sie wieder, ich habe mich sehr gefreut und bin wohl mit falschen Erwartungen an ihre Rückkehr gegangen. Ich dachte, jetzt wird es besser, klar wir haben Probleme, aber da arbeiten wir dran, auch an ihrer Krankheit. Allerdings fühlte es sich alles anders an, ich habe sie als distanziert wahrgenommen. Als wenn ihr etwas fehlt, sehr nachdenklich. Sobald dann Leute aus der Klinik anriefen oder schrieben, war sie wie ausgewechselt und gut gelaunt. Gleich nach ihrer Rückkehr sagte sie mir, sie fährt am Wochenende wieder hin um die Leute zu besuchen. Sie sagte, ich dürfe den Kontakt zu den Leuten auf keinen Fall verbieten, nur die verstehen sie, ich könne das nicht. Sie schlug direkt eine Paartherapie vor, das habe ich im Affekt abgelehnt. Für mich kamen ihre schlechte Laune (oder ihre Depression) primär von ihrem Job. Ich habe mich nicht als Grund dafür gesehen. Zur Wahrheit gehört auch, ich habe mich während Ihres Aufenthalt kaum mit der Krankheit Depression beschäftigt, also habe ich mich vor allem im Kommunikationsbereich schlecht verhalten. 10 Tage nach ihrer Rückkehr hat sich mich verlassen, sie sagte, sie muss an sich denken, wissen was sie will. Sie will eine eigene Wohnung. Ich hatte und habe immer noch das Gefühl sie verheimlicht mir was. Habe sie gefragt, ob da Gefühle für jemand anderes sind. Die Antwort ist „ich weiß es nicht“, also kein Nein. 2 Tage später haben wir uns nochmal ausgesprochen, ein sehr sachliches Gespräch. Ich habe mich aufrichtig entschuldigt, für mein Verhalten, ihre Krankheit nicht ernst genommen zu haben. Ich war nun bereit zu einer Paartherapie, wollte sie bei ihrer Krankheit unterstützen. Sie bat um einige Tage Bedenkzeit. Schließlich folgte ein drittes Treffen. Sie sagte mir direkt, sie will keine Paartherapie und sie will ausziehen. Keine Kompromisse. Richtig krass. Ich kann nichts machen. Offensichtlich bin ich der wahre Ballast für ihre Unglücklichkeit. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie mich verlässt. Dementsprechend schrecklich geht es mir. Sie wohnt aktuell bei einer Freundin und ich überlege die Freundin mal zu sprechen. Ich kenne einzig und allein die Sichtweise meiner Verlobten (oder Ex-Verlobten), ich würde gerne eine andere Sichtweise kennen.
Ich würde unsere 11 Jahre als grundsätzlich glücklich einschätzen, obwohl wir auch Streits hatten über verschiedene Themen. Aber sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass sie mich nicht liebt. Das habe ich ihr auch gesagt, da sagt sie wenig zu. Ihr sei während des Klinikaufenthaltes klargeworden, dass irgendwas fehle…Habe sie gefragt, was ohne Klinik gewesen wäre, sie sagte, es sei genauso gekommen, nur eben später erst. Aber 100% vor unserer Hochzeit, die im Sommer 23 stattfinden sollte…Kaum vorstellbar für mich. Wir haben uns ein Haus gebaut, hatten Pläne, wollten Kinder, usw.
Insgesamt denke ich, dass der Klinikaufenthalt in Verbindung mit den Gefühlen für einen anderen die Ursache für die Trennung sind. Sie will mir auch nichts weiter zu den Gefühlen für jemand anders erzählen, das gehe mich nichts an sagt sie. Ich finde schon, dass mich das als ihr Verlobter sehr wohl etwas angeht, wenngleich es die Situation nicht ändert…naja
Ich fasse es nicht, dass ich sie verloren habe. Und so wie ich hier aus den meisten Berichten lese, kann ich nichts daran ändern und sehr wahrscheinlich werde ich sie für immer verloren haben.
07.12.2022 10:05 •
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