Ende März habe ich herausgefunden, dass mein Mann seit ca. 4 Jahren eine Aussenbeziehung hat. Wir sind seit 1983 zusammen, haben 1990 geheiratet und haben zwei Kinder. Unser Sohn wird 19 und die Tochter ist 16.
Samstagnachmittags hat er sein Handy zum Aufladen im Wohnzimmer liegen lassen. Es hat geklingelt und es erschien der Name einer Frau. Ein paar Tage vorher hatte er ihren Namen im Laptop eingegeben. In dem Moment wusste ich alles. Hab ihn dann darauf angesprochen, zuerst wollte er wohl lügen, hat dann aber alles zugegeben.
Beide haben sich auf einer Dienstreise kennengelernt. Sie wohnt nicht hier, sondern an der Schweizer Grenze. Bei mir und den Kindern hat er sich immer abgemeldet, um mit einem Freund auszugehen. Am Anfang immer alle 4 Wochen, später wurde es etwas mehr. 2 bis dreimal hat er wohl auch eine kurze Dienstreise vorgeschoben. Ich bin nicht blöde, aber hab ihm vertraut und seine Begründung, dass er mal raus muss, fand ich in Ordnung. Hinterher geschnüffelt hab ich ihm nie. In Wirklichkeit ist er in den ICE gestiegen und zu ihr gefahren.
Wir wohnen zu viert in einem Haus und sind seit diesem Samstag permanent als Paar im Gespräch, sofern Privatsphäre möglich war bzw. sind viel spazierengegangen. Zuerst wollte er, dass ich ihm sage, dass er gehen soll. Hab ich nicht gemacht, wenn er gehen will, ist es seine Entscheidung. Genauso wie es seine Entscheidung war, die Aussenbeziehung aufzunehmen und nicht zu beenden.
Wie es mir in den letzten vier Wochen gegangen ist, brauche ich euch wohl nicht zu schildern. Besonders schlimm ist, dass wir beide aus Familien mit traumatischen Ereignissen kommen. Als ich 7 war, wurde ein Bruder tödlich überfahren. Das hat damals in der Familie alles verändert; Vater wurde Alk., Bruder ist bis heute nicht lebensfähig, Schwester war immer nur klein. Ich war die Stütze der Mutter und das Kind, das problemlos funktioniert hat.
Bei meinem Mann gibt es in der Familie eine starke Disposition zu Depressionen und Suiziden. Der älteste Bruder meines Mannes hat sich vor 17 Jahren das Leben genommen. Wir haben uns intensiv um die Schwägerin und ihre 3 Kinder gekümmert. Trotzdem hat sich unser ältester Neffe 2007 auch das Leben genommen. Schätze zu diesem Zeitpunkt haben wir uns verloren.
Zum ersten Mal muss ich jemanden loslassen, der noch am Leben ist. Das fällt mir ungeheuer schwer. Zumal ich mir Sorgen um meine Kinder mache, die bisher noch nichts wissen.
Mein Mann hat mir gesagt, er liebt die andere Frau und sie ist seine Seelenverwandte - nicht mehr ich. Ich bin beruflich recht eingespannt und hatte vor zweieinhalb Jahren ein Burnout, das ausser ein paar Besuchen beim Arzt, Yoga, Ausruhen und mehr Bewegung relativ unbehandelt blieb. Kur wurde leider abgelehnt. Hab jetzt für mich eine Psychotherapie verschrieben bekommen und hab erstmal 6 Termine. Ausserdem gehen mein Mann und ich zur Eheberatung, morgen zum dritten Mal. Angeblich wollte er, wie ich, doch nochmal seine Entscheidung für die andere Frau überdenken. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass er es nicht ganz ehrlich meint und die Situation doch nicht ganz so offen ist, wie er es gesagt bzw. ich es verstanden habe. Wir sind bei der Caritas und die Beraterin ist eine Frau, das gibt ihm jetzt doch zu denken, weil er jetzt doch die Trennung will. Seine Aussenbeziehung drängelt wohl auch, möchte gerne den Status der Freundin.
Am liebsten wäre meinem Mann, wenn er weiter hier wohnen könnte. Begründet das mit seinem Familiensinn und unserer wirtschaftlichen Situation. Sohn wird im Herbst studieren, muss aber warten, wo er einen Studienplatz bekommt. Ausserdem haben wir noch Verpflichtungen von unserem Hauskauft.
Da sein letztes Treffen mit ihr wohl vor 2 Monaten war, wird er wieder zu ihr fahren. Abgemacht hat er mit ihr das zweite Maiwochenende. Davor ist er auf einer Dienstreise im Ausland. Als er mir den Termin genannt hat, hab ich gesagt, dann muss er es den Kindern sagen, weil die meine psychischen Probleme wegen des Burn-outs mitbekommen haben und ich keine Lust habe, hier als Kranke zu sitzen, obwohl meine Emotionen in der momentanen Situation ganz normal sind. Ausser der Begründung, dass
er verliebt ist, spielt auch der S. eine Rolle. Der ist mit ihr viel besser, tabuloser etc. So wie ich meinen Mann kenne, könnte dass mit der Hauptgrund sein, mir hat er auch im Bett das erste Mal gesagt, dass er mich liebt. Ich versuche nicht hinterher zu schnüffeln, hab ganz gegen meine Gewohnheit in den letzten Tagen einmal kurz in seinem unbewachten Handy die Nachrichten gelesen. Da ging es hauptsächlich darum.
Bin sehr mit mir am überlegen, ob der Vorschlag von ihm weiter eine Art Wohn- bzw. Lebensgemeinschaft zu bilden, überhaupt tragfähig ist. Schaffe und will ich die heimliche Variante, d. h. die Kinder wissen nichts und ich bleibe die Ehefrau - auch nach aussen. Gibt die andere und auch mein Mann zumindest noch eine gewisse Zeit ruhe? Sollten die Kinder informiert werden und wollen die dann überhaupt, dass er bleibt? Er hat auch sie angelogen und sich immer bei ihnen mit der Begründung, Treffen mit seinem Freund abgemeldet. Ausserdem war uns in der Familie Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Einhalten von Absprachen immer besonders wichtig.
Offiziell trennen bzw. sich scheiden lassen will er wohl nicht. Geht ihm hier wohl auch um Nettoeinkommen und Ehegattensplitting. Auch hier bin ich hin und her gerissen. Kann seine Erwägungen nachvollziehen, ausserdem hab ich mehr Ansprüche aus seiner Rentenversicherung wenn ich länger verheiratet bleibe. Als die Kinder klein waren, habe ich ein paar Jahre gar nicht gearbeitet und dann zunächst in Teilzeit begonnen. Hier muss ich demnächst zum Anwalt, um mich beraten zu lassen. Außerdem müsste hier auch einiges schriftlich geregelt werden, gerade wenn wir nicht den offiziellen Weg mit Trennungsjahr und Scheidung gehen würden.
Vielleicht hoffe ich auch noch ein kleines bisschen, er beendet seine Aussenbeziehung. Dort hat er wohl wenig Kontakte ausser zu ihr. Kennt noch nicht mal ihren 10jährigen Sohn, trotz jahrelanger Beziehung mit ihr. Der wurde wohl immer ausquartiert, wenn er dort war. Irgendwie kommt mir das schon noch sehr illusorisch und realitätsfern vor, was er sich so vorstellt, obwohl er doch Jahre Zeit hatte, sich Gedanken zu machen. Er merkt erst jetzt, dass er sich vieles eingeredet und zurecht geredet hat, wie es Männer mit Geliebten wohl auch so tun.
Mir geht es auf der einen Seite besser, seit ich weiß was los ist. Fühle mich irgendwie befreit, auf der anderen Seite bin ich ungeheuer ratlos, weil ich ihn noch liebe und seit vier Wochen nicht weiß, wie ich mit der Situation weiter umgehen soll.
28.04.2011 04:45 •
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