Hallo Laura,
das tut gut, dass du dich nach mir erkundigst. Wie geht es mir? Heute ist es ganz gut. Vorletzte und letzte Woche war ziemlich mies.
Ich bin - so meine Therapeutin - wohl mitten in der Trauerphase. Ich versuche möglichst wenig daran zu denken, was passiert ist. Leider gibt es doch viele Momente, wo die Gedanken dann doch kommen. Eigenartigerweise oft beim Autofahren - bin kürzlich nachts über eine rote Ampel gerauscht.
Ansonsten bin ich dabei einen Kurantrag zu stellen. Mit den Kindern geht ganz gut. Wir haben jetzt einen Wochenplan. Irgendwie vergessen die doch gerne ihre Aufgaben.
Wir sind im Haus umgezogen und haben Zimmer getauscht. Seit letzter Woche habe ich auch wieder ein Zimmer. Stehen zwar noch Kartons drin, die ausgeräumt werden müssen, aber das stört mich nicht.
Ein bisschen Bammel habe ich vor der nächsten Woche, ich werde 50 und hab eigentlich keine Lust zu feiern. Ein Freund hat gemeint, sieh den Geburtstag als Neuanfang. Vielleicht gelingt es mir. Gruseln tut mir auch vor Weihnachten. Wichtige Ereignisse, die nicht mehr so sein werden wie vorher.
Meinen Mann habe ich seit der Schlüsselübergabe am Tag nach seinem Auszug, also am 2. September, nicht mehr gesehen. Kontakt war ausschließlich per email oder telefonisch. Wobei auch die Telefonate sehr ungut waren. Mich strengen die Telefongespräche mit ihm ungeheuer an. Muss mir immer eine Checkliste schreiben, damit ich nichts wichtiges vergesse. Dann kommt alles wieder hoch und ich brauche mindestens zwei bis drei Tage bis es mir wieder besser geht.
Letzte Woche hat er gewagt anzurufen, obwohl kein Gespräch verinbart war. Ich war beim Anwalt zu einem Beratungsgespräch und hatte Informationen, die nicht seinem Sachstand zu finanziellen Regulierungen entsprachen. Hab beim Telefonstress sogar vergessen, dass ich einfach auflegen kann. Er hat sich unmöglich aufgeführt, mich permanent unterbrochen, war unverschämt und unhöflich. Zwei Tage später kam dann eine Entschuldigungsmail.
Er versucht irgendwie immer noch, mich zu manipulieren. Zuckerbrot oder Peitsche.
Die Kinder haben ihn wenige Male getroffen. Tochter war einmal im Kino mit ihm und hat ihn zweimal begleitet als er zum Chiropraktiker ist. Der Sohn war letzte Woche bei ihm, PC war kaputtgegangen, er musste Finanzzuschuss persönlich abholen.
Ansonsten fühle ich mich ungeheuer ausgelaugt und bin kraftlos. Ich hab zwar irgendwie wieder mehr Schwung, aber es ist nichts dahinter.
Ist einfach auch viel: Alltag mit den Kindern, ganztags arbeiten, Haushalt, Renovierungsarbeiten, Finanzielle Regelungen, Garten .....
Meine Mutter, meine Schwester und mein Bruder waren jetzt 3 mal da und haben mir bei einigem geholfen. Aber in mir ist einfach eine große Traurigkeit und es gibt noch Tränen, die geweint werden wollen und müssen.
Ganz liebe Grüße
Sabine
24.10.2011 18:37 •
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