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Trennung nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle

A
Hallo ihr lieben,
zunächst mal bin ich wirklich froh, dass es diese Plattform gibt um sich gegenseitig in dieser schwierigen Situation auszutauschen. Abseits von den gut gemeinten Ratschlägen von Familie und Freunden.
Nun aber zu meiner Situation.
Ich bin vor ziemlich genau zwei Jahren mit meiner (Ex)- Freundin zusammen gekommen. Damals war sie 18 und ich 22.
Ich war ihr erster Freund, ihre erste große Liebe und auch allgemein ihre erste nennenswerte Erfahrung mit Männern.
Sie hat sich damals Hals über Kopf in mich verliebt, bei mir hat es etwas länger gedauert, aber ich habe mich letztendlich auch sehr in sie verliebt.
Wir haben eine sehr glückliche Beziehung geführt und konnten bis vor 3 Monaten kaum die Hände voneinander lassen.
Ich habe wirklich viel für sie gemacht, und sie wie eine Königin behandelt. Alles was ich konnte, habe ich in sie investiert (was vielleicht nicht das klügste war).
Sie hat schon von Zukunft, Haus bauen, Familienplanung etc. gesprochen. Zusammen gewohnt haben wir tatsächlich nicht und mehr oder weniger eine Wochenendbeziehung geführt, da sie sehr früh schlafen geht und ich recht spät von der Arbeit komme. Glücklich waren wir dennoch.
Mit mir hat sie sehr viel erlebt, da sich ihr Leben vor mir eher innerhalb ihrer Familie abgespielt hat und noch nicht viel von der Welt gesehen hatte.
Wir waren insgesamt 4x im Urlaub, die bis auf kleinere Unstimmigkeiten, die sich ergeben, wenn man tagelang aufeinander hockt wirklich wunderschön waren.

Was ist nun aber passiert?
Sie ist dem Alk. allgemein eher abgetan, trinkt zwar manchmal etwas, aber in sehr geringen Maßen. Das liegt in erster Linie daran, dass ihr Vater fast täglich viel trinkt und die Familie dementsprechend nervt, jedoch keine Gewalt oder ähnliches.
Ich bin dagegen jemand, der dagegen gelegentlich ganz gerne mal etwas tiefer ins Glas schaut.
Sie kann das leider überhaupt nicht ausstehen und hat mir auch tatsächlich gesagt, dass sie mich nicht leiden könne, wenn ich getrunken habe.
Sie hat mich nicht oft betrunken erlebt, aber wenn, dann fand sie es immer sehr schrecklich und hat mich jedes Mal danach gebeten, es nicht mehr zu tun. Ich habe jedes Mal Besserung gelobt, konnte es aber leider nicht immer einhalten.
Bevor ich mich hier jetzt als Säufer darstelle: ich trinke gelegentlich auf Parties oder in einer Bar mit Freunden mal etwas. So wie viele Männer Anfang 20.
Ich habe sie in dieser Zeit niemals schlecht behandelt. Ich war einfach nur manchmal ziemlich betrunken, was ihr peinlich vor anderen war.
Eigentlich nichts wildes, für sie jedoch leider schon. Es gab insgesamt drei Situationen, in denen sie ihr Missfallen geäußert hat und ziemlich sauer war. Das hat sich jedoch immer wieder gelegt. Das einzige was sie mir vorgehalten hat, ist, dass ich ihr versprochen habe, dass es nicht wieder vor kommt.
Das hatte ich ihr tatsächlich versprochen und es ist augenscheinlich dennoch wieder passiert. Für sie hat das viel bedeutet, was ich leider erst im Nachhinein verstanden habe.
Im Großen und Ganzen war alles wunderbar, bis zum letzten Silvester.
Dieses hatten wir im Kreise ihrer (großen) Familie gefeiert, die aus Russland stammt.
Sie bat mich natürlich wieder, es nicht zu übertreiben. Leider gottes war ich letztendlich doch wieder sehr betrunken.
Ich habe mich nicht blamiert oder Ähnliches, ihr war es einfach nur unangenehm vor ihrer Familie.
Noch mal zur Wiederholung: ich bin nicht böse, garstig oder sonst irgendwas zu ihr, wenn ich getrunken habe. Sie kann es einfach nur nicht leiden.
Sie war dementsprechend sehr angepisst und da sie sich zudem auch noch fiebrig fühlte (was sie mir nicht gesagt hatte) war der Abend nicht sehr schön für sie.
Als wir dann bei ihr daheim waren, wollte sie nicht, dass ich in ihrem Bett schlafe und wollte mich auf die Couch schicken.
Hier bin ich das erste mal in unserer Beziehung etwas ekelhaft geworden.
Ich kann mich leider nur noch an Bruchstücke erinnern, aber sie hat mir einige Tage danach erzählt was war.
Ich habe wohl ziemlich lange mit ihr diskutiert und sowas gesagt wie wenn du nicht mit mir in einem Bett schlafen willst, dann brauche ich dich auch nicht.
Diese Aussage tut mir einfach unfassbar leid und ich hätte nie auch nur den Gedanken an so eine Aussage gehabt.
Am nächsten Tag war mehr oder weniger Funkstille und ich bin dann heim.
Sie wollte erst mal ein paar Tage Abstand von ihr.
Habe ihr in den 5 Tagen 2x Blumen per Kurier kommen lassen und ihr einen Brief geschrieben. Auf nichts habe ich eine Reaktion erhalten und auf Nachfrage im Nachhinein konnte sie diesen Aufmerksamkeiten auch nicht viel abgewinnen.
Dennoch haben wir uns wieder zusammenraufen können, aber ab diesem Zeitpunkt war unsere Beziehung nicht mehr die selbe.
Wir haben zwar noch viel unternommen und sie liebte mich auch noch, aber ich merkte eine zunehmende Distanz.

Dies gipfelte dann darin, dass sie mir Anfang März sagte, sie wolle eine Woche keinen Kontakt zu mir, um über alles nachzudenken. Nach Ende dieser Woche, wollte sie ein Treffen und hat Schluss gemacht, da sie mir nicht mehr vertrauen könne und nicht weiß, ob sie noch Gefühle für mich hat.

Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich und ich musste auch in ihrer Gegenwart viel weinen, habe es aber akzeptiert.
Etwas mehr als 24 Stunden danach hat sie mich aber schon wieder angeschrieben. Sie meinte, sie hätte dauerhaft geweint und bereut die Entscheidung und möchte uns noch eine Chance geben, brauche aber erst mal Zeit für sich. Sie hat auch gefragt, ob ich mich denn noch mal gemeldet hätte bei ihr, wenn nichts mehr von ihr gekommen wäre, was ich bejahte.
Die Zeit habe ich ihr natürlich gegeben. 2 Tage später hat sie sich gemeldet und auch gesagt, sie hätte insgeheim gehofft, ich würde mich schon vorher melden.
Wir sind dann kurz darauf im Park spazieren gegangen, haben viel geredet und uns einige Male innig geküsst. Dort haben wir entschieden, unsere Beziehung weiter zu führen.
Wir haben dann auch gemeinsamen Urlaub für mai gebucht, den wir schon vorher geplant hatte (der ja aber sowieso ins Wasser gefallen wäre).
Die erste Woche danach war auch wirklich wieder sehr schön. Sie war sehr anhänglich und klebte fast an mir.
Dann aber aus heiterem Himmel, wirkte sie immer distanzierter und kälter.
Auf Nachfrage, was denn los sei, meinte sie nur, sie wisse nicht, was sie wolle und sie muss doch dauernd wieder an all das schlechte denken, was passiert ist. Sie hat mir auch eröffnet, dass sie nicht mehr wirklich Gefühle für mich hat und nicht weiß, wie es weiter gehen soll.

Ab hier folgten 4 Wochen Berg- und Talfahrt. An einem Tag war sie wieder sehr anhänglich und konnte die Hände nicht von mir lassen, hat mich von sich aus geküsst etc. An einem anderen Tag war sie wieder sehr distanziert.
Sie hat mir erklärt, sie baue eine Mauer ohne es zu wollen, vor der Angst wieder verletzt zu werden, obwohl sie eigentlich möchte, dass wieder alles gut wird mit uns.
Noch letzten Sonntag, an einem dieser guten Tage, hat sie fast 2 Stunden buchstäblich auf mir gelegen und konnte nicht ohne Nähe sein.

Seit Anfang der Woche aber ging sie wieder zunehmend auf Distanz und antwortete nur noch mit sehr wenig Einsatz auf meine Nachrichten.
Sie schrieb mir unter anderem (Zitat):
Ich weiß nicht, ob es wieder mit uns wird, oder ob es nur noch schlimmer werden wird.
Ich weiß nur, wenn ich dich als festen Freund verliere, verliere ich auch meinen besten Freund, wir waren wie seelenverwandte

Ich weiß nicht, ob es das ist, woran ich noch festhalte, oder ob es wirklich noch ein kleiner Funke Gefühle sind

Letztendlich wollte sie dann gestern ein Treffen, bei welchem sie mir sagte, sie habe eine Entscheidung getroffen.
Sie hat keine Gefühle mehr für mich und beendet die Beziehung endgültig.
Sie möchte in gutem mit mir auseinander gehen und wird die schöne Zeit die wir hatten immer gut in Erinnerung behalten.
Warum auch immer hat sie mir noch gesagt, dass wenn ich sie vor einem Jahr gefragt hätte, ob sie mich heiraten will, hätte sie ja gesagt.
Aber sie ist sich sicher, dass unsere Beziehung niemals mehr so werden könnte, wie sie mal war. Sollte mal irgendetwas sein, könne ich mich natürlich bei ihr melden.
Sie war insgesamt sehr kühl bei diesem Gespräch. Es ist ihr zwar nicht leicht gefallen, aber es sind keine Tränen bei ihr geflossen.
Sie hat wohl viel mit ihrer Schwester und ihrer besten Freundin darüber gesprochen, ich weiß nicht, in wie weit das auf sie Einfluss hatte.

Jetzt stehe ich hier und weiß nicht mehr weiter. Ich hatte wirklich Hoffnung, dass wir uns nach diesem auf und ab wieder berappeln und unsere Beziehung weiter führen können.
Aber leider möchte sie das wohl nicht.

Vorab schon mal vielen Dank für das Lesen dieses langen Textes!

Meine Frage an euch:
Bestehen noch Chancen, dass aus uns doch noch was wird, wenn sich die Wogen aus dieser für uns beide sehr verwirrenden Zeit geglättet haben?
Ich möchte sie wirklich zurück haben. Sollte ich die Hoffnung aber lieber doch aufgeben?
Können die beschrieben Ereignisse wirklich dazu führen, die Liebe zu einem Menschen zu verlieren?
Wie würdet ihr in meiner Situation vorgehen?

Seit gestern hatten wir natürlich keinerlei Kontakt mehr.

Viele liebe Grüße und danke für eure Antworten.

18.04.2020 19:34 • #1


Zweizelgänger
Hallo,
ganz ehrlich, würde ich jetzt irgendwie darauf tippen, dass in ihrer Familie nicht alles so prima läuft, wenn ihr Vater zuviel trinkt oder er da irgendwelche Vorkommnisse gab, die für sie einfach sehr einschneidend waren.

Im Grunde solltest du dir vielleicht überlegen was dir wichtig ist.
Sie oder dein Feiern..?

Wenn du schon weißt, dass sie damit so ein Problem hat, ist es doch schon eher etwas viel verlangt von ihr zu erwarten, dass sie dich in dem Zustand trotzdem liebt.

Du erinnerst sie vermutlich dann an die Situation zu Hause, wie sie vermutlich eben nicht leben möchte.

Alles Liebe

19.04.2020 00:40 • x 2 #2


A


Trennung nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle

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A
Hey, danke für deine Antwort.

Ich habe sie tatsächlich vor einigen Wochen mal darauf angesprochen. Sie hat in der Tat zugegeben, dass es eine große Angst von ihr ist, mal so zu enden wie ihre Mutter.
Ich kann das nur teilweise verstehen, da ich nicht im Ansatz bin, wie ihr Vater.

Ich habe leider tatsächlich erst richtig verstanden, dass sie damit ein so großes Problem hat, als es schon zu spät war.

19.04.2020 00:52 • #3


BrokenHeart
Hallo Apollo,

ein Mensch in Deinem Alter geht nun mal hin und wieder feiern und trinkt auch etwas. Auch ich war mal jung und hatte einen Lebensgefährten in Deinem Alter. Dann ist es so ......

Ihre schlechten Erfahrungen mit ihrem Vater sollte sie abhaken, da DU nicht ihr Vater bist.

Für mich klingt es so, als wolle sie Dir den Weg weisen ..... aber Du solltest Dein Leben leben

19.04.2020 02:21 • x 1 #4


mafa
Zitat von BrokenHeart:
Ihre schlechten Erfahrungen mit ihrem Vater sollte sie abhaken, da DU nicht ihr Vater bist.


Naja wenn ich sowas lese, könnte ich schon ein bisschen kotzen. Ich bin auch mit einem Alk. als Vater aufgewachsen. Du hast überhaupt keine Ahnung wie einem das Triggert wenn andere Menschen dann trinken beziehungsweise der eigene Partner.

Sowas hakt man nicht einfach mal ab, das bleibt das ganze Leben

19.04.2020 05:31 • x 1 #5


Zweizelgänger
Zitat von BrokenHeart:
Ihre schlechten Erfahrungen mit ihrem Vater sollte sie abhaken, da DU nicht ihr Vater bist.

Zitat von mafa:
Du hast überhaupt keine Ahnung wie einem das Triggert wenn andere Menschen dann trinken beziehungsweise der eigene Partner.

Dinge abhaken zu wollen mag ja ganz schön klingen, aber leider leider geht das nicht so einfach.

Ob wir wollen oder nicht, aber wir sind ein Produkt unseres Umfeldes.
Sogar die Entwicklung unseres Gehirns hängt damit zusammen.

Erfahrungen prägen uns und dadurch reagieren wir in bestimmten Situationen einfach unterschiedlich.

Traumatische Erlebnisse haben dabei nochmal einen besonderen Platz.
Wir wissen nicht was sie erlebt hat.
Hat sie eigentlich mal mit dir darüber gesprochen ?

Wenn ich mir eure Beziehung so anschaue, dann bestand diese ja eigentlich doch eher aus den guten Zeiten und hatte bisher keinen Alltag.
Klar ihr seid noch jung und es ist eure erste große Liebe.

Leider muss man ja auch sagen, dass in den seltensten Fällen diese erste große Liebe für immer bestand hat.
Ich persönlich glaube, dass sie dazu gut ist um zu lernen.
Ich glaube kein Job ist so schwierig wie eine Beziehung.
Wir lernen alles mögliche, aber Beziehung lernen wir leider nicht bewusst, sondern bekommen es lediglich nebenbei mit.
Falsch von den Eltern erlerntes, das sie falsch von ihrem Eltern gelernt haben und diese ebenfalls von ihren Eltern, wird zu Teilen immer wieder weitergegeben und genau das Gleiche passiert auf der anderen Seite beim Partner.
Davon auszugehen, dass das gleich auf Anhieb klappt, ist doch eher unrealistisch.
Traurig ist eben, dass auch das keiner einem vermittelt, sondern unsere Gesellschaft so tut, als wäre alles ganz toll und man selbst ist schuld, wenn sowas schief geht.
Somit eigentlich ein gesellschaftliches Problem.

Ich kann dir also nur raten, dir deine Beziehungsstrukturen anzuschauen und das was du jetzt lernen konntest, um dich so persönlich weiterzuentwickeln.

Leider gehört zu diesem Lernen auch das Lernen loszulassen.

Möglicherweise könnt ihr dann eine Basis finden.

Verdränge aber bitte deinen Schmerz nicht, da du ihn sonst auch nicht für dich zur Entwicklung nutzen kannst.
Und vor allem, betrinke dich nicht um zu verdrängen !
Das Gehirn speichert das sonst irgendwann als Strategie ab und du bist auf dem besten Weg in eine Abhängigkeit.

19.04.2020 08:06 • x 3 #6


chrisbo
Sie sollte sich vom TE trennen. So wie er hier seine Meinung übers Trinken verteidigt, geht das auf die Dauer mit der Beziehung nicht gut.
Das ist jetzt schon ein Problem zwischen euch. Ob viel oder wenig Alk., liegt immer im Auge des Betrachters.
Ich hatte 22 Jahre (leider) immer wieder gehofft, mein Exmann lässt es. Hat er nicht. Mit dem Wissen von heute, hätte ich anders gehandelt. Sei's drum.
Es gibt so viele Typen von Alk.. Ich war nach der Trennung 4 Jahre in einer Gruppe für Co-Abhängige, da lernt man Einiges . Trinken, das es dem Partner weh tut, kann nicht Genuss bedeuten. Ob seelisch oder körperlich.
TE , du hast ganz klar ein Problem, nicht deine Freundin. Alles Gute und bitte Hilfe holen. Du bist noch jung. Da ist man für solche Ratschläge oft resistent. Ich weiß. Aber das du dich hier angemeldet hast, zeigt, dass du dein Verhalten irgendwie in Frage stellst. Guter Anfang auf jeden Fall.

19.04.2020 08:26 • #7


A
Ich will es noch mal genauer erklären.
Ich habe mittlerweile sehr wohl verstanden, dass das Falsch ist und sie darunter leidet. Seit diesem Jahr habe ich auch nur 2 oder 3 mal getrunken und dann auch nicht mehr als 2 Gläser.
Ich habe zwischenzeitlich selbst eine sehr gute Distanz zu diesem Zeug aufbauen können.
Leider konnte ich ihr das wohl nicht deutlich genug machen.
Denkt ihr wenn nach einiger Zeit Gras über die Sache gewachsen ist, hat ein Kontaktversuch meinerseits noch Erfolg?
Da sie ja schon mal unsere Beziehung beendet hat vor einigen Wochen und sich dann doch wieder gemeldet hat, habe ich die Hoffnung, dass es auch dieses Mal noch nicht verloren sein könnte.
Zumal sie mir einige Male gesagt hat, sie will, dass ich mehr um uns kämpfe.

19.04.2020 13:29 • #8


H
Ich kann mich täuschen, aber beim Lesen Deines Beitrags hatte ich immer wieder das unterschwellige Gefühl, dass sie versucht hat, Dir zu sagen, dass Du mehr um sie kämpfen sollst und sie sich da einiges von Dir erwartet.

Da war einerseits ihre Frage, ob Du Dich von selbst gemeldet hättest, wenn sie sich nicht gemeldet hätte. Und bei der Trennung sagt sie Dir noch, hättest Du vor einem Jahr um ihre Hand angehalten, dann hätte sie ja gesagt? Das kommt mir irgendwie vor wie die rosafarbene Zuckerwattevorstellung eines jungen Mädchens, das ganz viel erwartet und erträumt, das nicht passiert, wodurch sie immer wieder tief fällt und verletzt wird. Die Zuneigung, die sie sich gewünscht hat, hat sie sich - ich sage mal - mit Nachdruck geholt (als sie zwei Stunden quasi auf Dir lag).

Es ist irgendwie merkwürdig zu lesen. Dieser Eindruck kann völlig falsch sein, wie gesagt, weil er aus Deiner Erzählung resultiert und diese gibt ja nur einen Bruchteil dessen wieder, was zwischen Euch war und was Ihr erlebt habt. Du gibst natürlich nur die für Dich wichtigen Fakten wieder, das ist auch alles ok so. Aber es entsteht bei mir einfach der Eindruck, sie würde sich wirklich den Prinzen auf dem Schimmel wünschen, der bei ihr vorbeireitet und ihr irgendwelche romantischen Liebesschwüre macht.

Das Thema Alk. spreche ich jetzt nicht separat an, das haben vor mir schon genügend Leute getan. Auch ich würde da an Deiner Stelle nicht zu locker mit umgehen.

19.04.2020 13:47 • x 1 #9


A
Zitat von huhu79:
Ich kann mich täuschen, aber beim Lesen Deines Beitrags hatte ich immer wieder das unterschwellige Gefühl, dass sie versucht hat, Dir zu sagen, dass Du mehr um sie kämpfen sollst und sie sich da einiges von Dir erwartet. Da war einerseits ihre Frage, ob Du Dich von selbst gemeldet hättest, wenn sie sich nicht gemeldet hätte. Und bei der Trennung sagt sie Dir noch, hättest Du vor einem Jahr um ihre Hand angehalten, dann hätte sie ja gesagt? Das kommt mir irgendwie vor wie die rosafarbene Zuckerwattevorstellung eines jungen Mädchens, das ...


Du liegst zunächst in vielen Punkten richtig.
Ich habe ihr oft versucht, Zuneigung zu geben, was sie aber abgeblockt hat.
Ich habe ihr oft lange, einfühlsame Texte geschrieben.
Oft hat sie meine Versuche der körperlichen Annäherung nicht wirklich erwidert, manchmal konnte sie nicht genug davon bekommen, was sie auch selbst so gesagt hat.
Diese Texte die ich ihr geschrieben habe, hat sie vorgestern sinngemäß so kommentiert:
Normalerweise müsste ich diese Texte wirklich süß finden, aber ich empfinde dabei nichts. Es ist wie, als würdest du von deinem Tag erzählen. Ich lese es einfach aber es lässt mich im Grunde kalt.

Ich hatte aber in den letzten Wochen aber leider auch nicht oft Gelegenheit, etwas persönlich mit ihr zu unternehmen, Coronavirus sei dank.
Sie ist an den Wochenenden lieber zu ihrer großen Schwester gegangen, anstatt Zeit mit mir zu verbringen.

In der Tat wünscht sie sich ziemlich sicher, einen Märchenprinzen und denkt auch teilweise, das Leben wäre ein Märchen.
Da fehlt ihr leider die Erfahrung und sie ist sehr naiv auf diesem Gebiet.
Ich genieße diese romantische Seite grundsätzlich auch sehr, aber ich habe leider keine gute Fee an meiner Seite, wie die richtigen Märchenprinzen und kann deshalb auch keine Wunder bewirken.

Ich weiß nicht, ob sie mich tatsächlich nicht mehr liebt, oder ob sie wegen des Schutzwalls, den sie aufgebaut hat, keine Gefühle mehr zulassen kann.

19.04.2020 13:59 • #10


H
Klingt irgendwie nach Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Zyklothymia oder sowas. Dieses Schwankende in ihrer Stimmung, das so extrem scheint und gleichzeitig diese erkennbare Bereitschaft, Dich zu verletzen mit ihrer direkten Ehrlichkeit, das irritiert mich.

Bitte nicht falsch verstehen, ich stehe sehr auf Offenheit. Aber es gibt da eine Schonungslosigkeit, die manipulativ sein kann und irgendwie sehe ich das hier gegeben. Und ich will nichts Schlechtes über Deine Freundin sagen, bitte verstehe mich auch in diesem Punkt nicht zu streng. Ich mache mir nur so meine Gedanken, denn irgendwas ist immer wieder auffällig an Deiner Erzählung und es sind nur so ganz einzelne Spots, die das ausmachen.

19.04.2020 14:09 • #11


A
Sie ist auch tatsächlich sehr oft unzufrieden mit sich selbst, besonders mit bestimmten Körperregionen. Obwohl es dazu wirklich keinen großen Grund gibt. Klar hat jeder seine Problemzonen, aber sie hat ansonsten eine wirklich gute Figur und ist auch sehr hübsch.

Diese schonungslose Ehrlichkeit, wie du sie treffend beschreibst gab es in der Tat schon öfter. Manchmal sagte sie bei Unstimmigkeiten Dinge, die mich sehr hart getroffen haben. Ich denke aber nicht, dass sie sich dessen bewusst war.

Sie neigt auch dazu, sehr schnell zu dramatisieren und kann generell nicht gut verzeihen. Weder anderen, aber vor allem sich selbst nicht. Sie ist unheimlich selbstkritisch.
Sie hat sich sehr klare Prinzipien und für ihr junges Alter einen sehr klaren Plan vom Leben, von dem sie auch nicht abweichen möchte.

Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass bei ihr psychisch nicht alles in Ordnung ist, aber mir nichts weiter dabei gedacht, jeder hat ja so sein Päckchen zu tragen.

19.04.2020 14:32 • #12


H
Weißt Du Näheres über ihre Familiengeschichte, über die Bindungen, die da bestehen? Kennst Du Erzählungen aus ihrer Kindheit?

Ich ziele darauf ab, dass die meisten psychischen Probleme ihre Ursache in der Kindheit haben, gerade jene, die mit Bindung zu tun haben. Ich frage mich beispielsweise, wer ihre Bezugsperson in der Familie war und ob es da irgendwelche Verletzungen gab, von denen Du eventuell weißt. Es geht hier nicht darum, den Psychologen zu spielen, sondern eher darum, ein paar Antworten zu finden, die einiges verdeutlichen. Vielleicht fällt Dir dazu ja etwas ein.

Edit: Hast Du Dich mit den vier Bindungstypen nach Bowlby mal beschäftigt oder davon gehört? Was Du von ihr erzählst, klingt so ambivalent, dass es sich bei ihr um den unsicher-ambivalenten Bindungstyp handeln könnte. Das würde viel erklären und ist interessant, also wie gesagt: Vielleicht fällt Dir etwas dazu ein. Das könnte auch Deine Ausgangsfrage nach den Chancen beantworten.

19.04.2020 14:37 • x 1 #13


A
Ich will dir vor allem erst ein mal danken, dass du dich versuchst so stark in die Situation reinzudenken!

Sie hat sich mir gegenüber von sich aus nie wirklich geöffnet. Da ich grundsätzlich ein sehr emphatischer Mensch bin, habe ich aber oft gemerkt, wo bei ihr der Schuh drückt. Manch mal habe ich es dann auch angesprochen, aber sie ist grundsätzlich sehr verschlossen und kann nur sehr schlecht Schwäche zeigen.

Ihre Familie ist sehr traditionell. Die Familie ist Anfang der Neunziger aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen.
Die Familie hat einen sehr, sehr hohen Stellenwert und ist untereinander auch sehr verbunden.
Ihr Elternhaus in grundsätzlich sehr patriarchisch. Ihr Vater ist Alleinverdiener und die Mutter ist schon immer Hausfrau.
Der Vater ist der Chef im Haus andere haben nicht wirklich was zu melden.
Ihre Mutter lässt sich das auch gefallen und ist gehorsam.
Eine Streitkultur gibt es in der Familie nicht, da es eine Person gibt, die der Entscheider ist. Wenn ihr Vater mal eingeschnappt war, hat er sich oft für zwei Tage in den Keller verdrückt und mit niemandem geredet. Irgendwann ist er dann wieder aufgetaucht und es war alles wieder in Ordnung , eine Aussprache gab es nie.
Aus diesem Grund kann meine (Ex-) Freundin glaube ich auch nicht gut mit Konflikten umgehen, da sie nie mitbekommen hat, wie man diese lösen kann.
Allgemein leidet sie unter dem Verhalten ihres Vaters, was sie mir auch oft gesagt hat.
Traumatische Erlebnisse konkret kenne ich keine. Ihre Eltern waren wohl sehr streng, aber auch liebevoll. Grundsätzlich sind die beiden auch nette, hilfsbereite Menschen, nur leider in sehr festgefahrenen Strukturen.
Bei ungehorsam wurde auch schon mal der Po versohlt. Ob das schlimm ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, da mir so etwas aus meiner Kindheit vollkommen fremd ist.

Bezugsperson für sie ist ganz klar ihre 4 Jahre ältere große Schwester (sie hat auch noch einen ein Jahr jüngeren Bruder).
Bei ihr sucht sie sich Rat, wenn sie nicht weiter weiß.

PS: das mit den Bindungstypen sehe ich mir mal an, danke für den Tipp!

19.04.2020 14:50 • #14


H
Keine Ursache.

Danke für Deine Ausführungen, sie machen das Bild schon etwas klarer. Ich finde, dass der Umgang innerhalb der Familie mit Konflikten - insbesondere seitens des Vaters - wirklich hervorstechend ist. Allerdings kann es sein, dass sie das Lösen von Konflikten anderweitig lernen konnte, mithilfe ihrer Mutter beispielsweise oder mit ihrer Schwester. Auch im Umfeld lernt man mitunter viel, im Kindergarten etc. Dennoch prägt das Elternhaus natürlich, vor allem in den entsprechenden frühen (ersten) Lebensjahren.

Wenn sie unter dem Verhalten ihres Vaters leidet, wäre interessant zu erfahren, inwieweit das schon früher ein Problem war und wie sie entsprechende Erlebnisse verarbeitet hat.

Da Du vorhin vom Alk. gesprochen hast und er wohl in Eurer Trennungsgeschichte eine Rolle spielen könnte, kann es wirklich sein, dass Du sie damit sehr getriggert hast, aber gar nicht (nur) im Hinblick auf den Umgang ihres Vaters mit dem Alk., sondern eben gerade nur auf ihren Vater als Person. Wenn sie da schwerwiegendere, tieferliegende Probleme hat, würde das ihre Zerrissenheit möglicherweise auch erklären.

Das ist allerdings reine Spekulation. Es könnte in die Richtung gehen, muss aber nicht.

Ich würde versuchen, mit ihr darüber zu reden. Auch hier wieder will ich eine Lanze brechen für das Gespräch. An Deiner Stelle würde ich noch etwas Zeit vergehen lassen und mir überlegen, was für Gesprächspunkte hilfreich wären, wohin es gehen soll, das Gespräch, welche Fragen Du an sie hast, was Du ihr anbieten kannst. Ich würde irgendwann den Kontakt zu ihr suchen und sie um das Gespräch bitten. Bei der Gelegenheit würde ich ihr auch deutlich machen, dass Du für Fragen offen bist und wirklich etwas klären willst.

Vielleicht gelingt es Euch, wenn Du behutsam bist und ihr einen Vertrauensvorschuss gibst. Möglicherweise hat sie auch mit dem Vertrauen ein Problem und weiß nicht, wie sie mit Dir umgehen soll. Das wirkt für mich plausibel, weil sie diese Konfliktlöseproblematik hat. Ich schreibe Dir gleich auch noch eine private Nachricht, nicht erschrecken.

19.04.2020 15:02 • #15


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