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Trennung nach 9 Jahren wie lasse ich los?

T
Hallo zusammen.

mein Freund, 50 und ich, 42 waren 9 Jahre zusammen. Wir trennten uns von unseren Ehepartnern um zusammen zu sein. Die ersten beiden Jahre heimlich weil er Angst vor seiner Ex hatte. Das war schon hart für mich. Dann 7 Jahre richtig. Es war die ersten Jahre sehr aufregend. Wir waren besessen voneinander. Er lebt für die Arbeit und die findet woanders statt so das er öfter unterwegs war. Ich habe mir immer eine richtige Beziehung gewünscht mit unseren Kindern und in einem Zuhause. Er wollte auch eine harmonische Beziehung aber in erster Linie Erfolg im Beruf und zuhause dann eine nette Partnerschaft die am besten alles alleine stemmt. Finanziell war er großzügig aber das war auch das Einzige womit er sich eingebracht hat. Und mit gemeinsamen Urlauben. Hier in meinem Wohnort haben wir kaum Freunde da die wenige Zeit die wir hatten keine Zeit blieb sich einen gemeinsamen Bekanntenkreis aufzubauen. Ich habe mich also 7 Jahre nach meinen Kindern und seinen Arbeitszeiten gerichtet. Er hat es nicht geschafft in den Jahren seine Scheidung durchzuziehen. Ich habe ein kleines Haus aber da hat er nur inoffiziell gewohnt und immer seine Wohnung behalten weil bei mir kein Platz zum arbeiten wäre. Dann hat er ein Haus gekauft um dort mit mir zu wohnen. Begeistert war ich nicht weil ich mein Zuhause nicht verlassen wollte. Heiraten wollte er auch nicht weil er sich nicht wieder in ein Gefängnis begeben wolle.
Also kurz gesagt, das Maximum was bei uns herausgekommen wäre, wäre ein zusammen ziehen in seinem Haus gewesen und er öfter unterwegs und wenn ich das akzeptieren würde hätte ich ein sorgenfreies Leben führen können. Ich wurde immer aggressiver bei diesem Gedanken und wir haben nur gestritten. Ich wollte eine andere Wertschätzung. Der S. wurde auch immer unwichtiger und ich habe mich nicht mehr begehrt gefühlt. Letzen Oktober sagt er dann aus einer Euphorie heraus das er sich doch nochmal vorstellen könne zu heiraten. Und ein paar Wochen später meinte er, das er das gesagt hätte, hätte mich ja nicht zum positiven verändert und er wäre ja nicht bescheuert. Ich würde ja nicht akzeptieren das er so viel arbeiten muß. Ich meinte, das ich es mit einer Perspektive bestimmt besser akzeptieren würde. Er glaubte mir nicht. Dann war im Januar ein Streit und Peng hat er Schluss gemacht. Er könne es nicht mehr. Er wolle so sein wie er ist. Ich bin geschockt. Immer noch. Und obwohl ich oft unglücklich war so komme ich mir vor, all die Jahre einer Illusion nachgelaufen zu sein. Ich kann nicht loslassen.
Ich vermisse plötzlich nur noch das Gute und fühl mich verloren und verlassen und als hätte er es nie ernst gemeint.
Jetzt leide ich.

07.04.2019 21:36 • #1


W
Klar leidest du, weil du (vordergründig) die Verlassene bist.

Er hat sich doch nie wirklich verpflichtend eingebracht. Beide habt ihr eure Beziehungen
beendet, um zusammen zu sein. Dachtest du. Er hat nicht Stellung bezogen und mit
seiner Ex reinen Tisch gemacht und ist heute noch immer verheiratet.

Mein Eindruck von dir ist so gar nicht der eines Menschen, der sich seiner Situation
nicht bewusst ist. Du schaust ja in die Zukunft und schätzt auch mMn realistisch ab,
wie diese aussehen könnte. Und dass er schlussendlich noch mal ein leichtes Drama aufführt ist
wahrscheinlich eher ein Ausdruck für das Rütteln an seiner Bequemlichkeitszone.

An deiner Stelle würde ich mir jetzt Gedanken über meine ganz eigenen Standards und Ansprüche
machen und diese, bei ihm oder einem Nachfolger, auch als minimale Voraussetzung ansetzen.

07.04.2019 22:36 • #2


A


Trennung nach 9 Jahren wie lasse ich los?

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Eisbeere
Zitat von Tanja22:
in erster Linie Erfolg im Beruf und zuhause dann eine nette Partnerschaft die am besten alles alleine stemmt.

Haha das ist gut, eine die daheim alles alleine stemmt. Er hat eine klare Priorität, du fühlst dich wie das fünfte Rad am Wagen. Eine klare Konfliktsituation.

Zitat von Tanja22:
Heiraten wollte er auch nicht weil er sich nicht wieder in ein Gefängnis begeben wolle.

So ist das Leben, er ist workaholic, kein Familienmensch. Tatsächlich geht er kein Risiko ein, verpflichtet sich zu nichts.

Zitat von Tanja22:
Ich wurde immer aggressiver bei diesem Gedanken und wir haben nur gestritten. Ich wollte eine andere Wertschätzung.

Er wird nicht nachgeben, du wirst die andere Wertschätzung woanders finden müssen.

Zitat von Tanja22:
später meinte er, das er das gesagt hätte, hätte mich ja nicht zum positiven verändert und er wäre ja nicht bescheuert.

Auch er bekennt Farbe. Zwei die sich nicht anpassen wollen, trennen sich darauf. Ich sehe das nicht als Problem, ihr hättet nicht solange auf das Ende warten müssen.

07.04.2019 23:31 • #3


Verry
Zitat von Tanja22:
Hallo zusammen. mein Freund, 50 und ich, 42 waren 9 Jahre zusammen. Wir trennten uns von unseren Ehepartnern um zusammen zu sein. Die ersten beiden Jahre heimlich weil er Angst vor seiner Ex hatte. Das war schon hart für mich. Dann 7 Jahre richtig. Es war die ersten Jahre sehr aufregend. Wir waren besessen voneinander. Er lebt für die Arbeit und die findet woanders statt so das er öfter unterwegs war. I


Warum ist das weg? Was hat sich geändert?

08.04.2019 00:05 • #4


T
Das kam schleichend. Hatten auch Probleme von außen die zermürbend waren. Dann die Arbeit die viel verschlungen hat.

08.04.2019 02:33 • #5


K
Moin,
die meisten Ratsuchenden schreiben hier ja unmittelbar nach der Trennung. Bei dir war die Trennung war schon im Januar. Das ist schon eine Weile her. Und gerade in diesen 2-3 Monaten spielt sich normalerweise eine Menge ab, man findet zu seiner neuen Normalität, verarbeitet die Trennung und kann so langsam auch die Vorteile erkennen.
Ist das bei dir anders?
Stehst du noch da, wo er dich verlassen hat?
Kannst du immer noch nicht die Vorteile deiner neuen FREIHEIT erkennen?
Und was hast du bisher getan, um die Trennung zu verarbeiten?

08.04.2019 06:52 • x 1 #6


T
Ich stehe noch so da weil ich immer noch nicht weiß ob er mir 7 Jahre blödsinn erzählt hat. Letzten November hat er noch nach Wohnungen geguckt.
Ich hab versucht mich auf mich zu konzentrieren. Bin so gut ich die Gelegenheit hatte weggegangen. Hab meine Gefühle rausgelassen. Gehe zum Yoga seit Neustem. Hab mit Freundinnen gesprochen. Aber immer mal wieder hatten mein Ex und ich Kontakt wegen pragmatischen Dingen. 2 oder 3 mal hab ich ihn daher kurz gesehen. Er gibt mir die Schuld weil ich soviel gemeckert hätte aber nimmt mich in den Arm und wenn er wieder weg war war ich traurig.

08.04.2019 07:02 • #7


K
Okay, dann ist ja jetzt der richtige Zeitpunkt, um ihn erst einmal los zu lassen Und JA zu sagen zu der gemeinsamen Zeit.

Zitat:
Ich stehe noch so da weil ich immer noch nicht weiß ob er mir 7 Jahre blödsinn erzählt hat. Letzten November hat er noch nach Wohnungen geguckt.

Kann man so machen, kann man aber auch besser machen. Wenn du die gemeinsame Zeit mit ihm in Frage stellst, bist du noch weit davon entfernt abschließen zu können. Denn du stehst gedanklich und gefühlsmäßig ja noch mitten drin und stellst das in Frage, was VERGANGENHEIT ist. Damit versuchst du unbewusst die Vergangenheit so zu verändern, dass die ganze Beziehung ein Irrtum sein könnte. Abschließen geht aber anders.

Abschließen bedeutet das anzuerkennen, was man gemeinsam gelebt und getan hat. Es war ZU DEM ZEITPUNKT richtig. Es war oft schwierig und man hat nach Lösungen gerungen, aber die Lösungen, die ihr damals gefunden habt, waren zu dem Zeitpunkt richtig. Dein Partner hat bewusst und von Anfang an die Arbeit auf Platz eins gestellt. Daran hat er keinen Zweifel gelassen. Und auch wenn du dir das anders gewünscht hast, hast du seine Prioritäten (aus seiner Sicht) insofern akzeptiert, als dass du ja trotzdem mit ihm zusammen leben wolltest.

Zitat:
Ich habe mich also 7 Jahre nach meinen Kindern und seinen Arbeitszeiten gerichtet.

Genau. Und damit hast du klar zum Ausdruck gebracht, dass du seine Prioritäten akzeptierst. Es im Nachhinein anders sehen zu wollen, hält dich mitten in der Beziehung fest. Die ist aber zu Ende. Und darum musst du jetzt auch da ankommen wo du bist: im JETZT.

Zitat:
Ich hab versucht mich auf mich zu konzentrieren. Bin so gut ich die Gelegenheit hatte weggegangen. Hab meine Gefühle rausgelassen. Gehe zum Yoga seit Neustem. Hab mit Freundinnen gesprochen.

Das war gut. Da hast du alles richtig gemacht. Aber das ist nur die eine Seite einer Trennung (das Leben danach). Die andere Seite ist es, die Beziehung zwar anzuschauen, aber nicht mehr aufrollen zu wollen.
Ich habe das hier schon mehrfach geschrieben: Eine lange Beziehung ist wie ein großes sehr farbiges Bild, das sich immer wieder verändert. Wenn sie aber beendet ist, verändert sich nichts mehr. Man kann es anschauen, man kann auch ganz nah heran gehen und Details erkennen, die einem bisher verborgen waren. Man kann zurück treten und es schön finden oder weniger schön. Aber man kann auf keinen Fall noch irgendetwas daran verändern, um-malen, denn es liegt hinter einer dicken Glasscheibe. Es ist fertig, es muss akzeptiert werden, so wie es ist.

Hilfreich kann allerdings sein, einiges, was schlecht zu erkennen ist, sehr genau zu betrachten, damit man sich nicht selber verurteilen muss für das, was man getan hat.

Zitat:
Aber immer mal wieder hatten mein Ex und ich Kontakt wegen pragmatischen Dingen. 2 oder 3 mal hab ich ihn daher kurz gesehen. Er gibt mir die Schuld weil ich soviel gemeckert hätte aber nimmt mich in den Arm und wenn er wieder weg war war ich traurig.

Dann beginnt platt gesagt das Abschließen nach jeder dieser Begegnungen neu. Man gibt sich gegenseitig die Schuld, da nutzt auch das In-den-Arm-Nehmen erst einmal nichts. Denn nicht das bleibt in Erinnerung, sondern die Schuldzuweisung.
Das Abschließen mit einer Beziehung kann meiner Meinung nach erst dann erfolgreich werden, wenn die Schuldzuweisungen aufhören. Auch die Schuldzuweisungen an dich selber. Es geht nicht um Schuld, es geht um Ursachen, um Verantwortung und um gemeinsames Erschaffen: Ihr beiden habt euch eure Beziehung so gestaltet, wie sie war. Und an irgendeinem Punkt wurde der Weg zum Ende unumkehrbar. Man kann versuchen herauszufinden, wann das war. Aber dabei hilft es nicht herauszufinden, wer dann Schuld daran war.

Um ein konkretes Beispiel zu wählen:
Zitat:
Also kurz gesagt, das Maximum was bei uns herausgekommen wäre, wäre ein zusammen ziehen in seinem Haus gewesen und er öfter unterwegs und wenn ich das akzeptieren würde hätte ich ein sorgenfreies Leben führen können. Ich wurde immer aggressiver bei diesem Gedanken und wir haben nur gestritten. Ich wollte eine andere Wertschätzung.

An diesem Punkt wurde es wohl unumkehrbar. Denn du hattest herausgefunden, dass du so nicht mehr leben wolltest. Du hattest in diesem Moment die Möglichkeit, die Beziehung zu beenden. Dann wäre sie eher zu Ende gewesen. Aber sie wäre trotzdem beendet. Du hattest die Wahl und du hast dich zum Aushalten entschlossen. Aber du warst so unzufrieden, dass er das so auch nicht mehr wollte. Also hat ER es beendet.

Es ist also relativ egal, WER es beendet hat. es ist zu Ende. Und das ist gut so, denn ihr habt euch nicht mehr gut getan, ihr konntet euch auch nichts Gutes mehr tun. Und dann hört man auf zu streiten, man hört auf sich weh zu tun und man geht einen neuen Weg.

Und wenn man den geht, schaut man zurück auf das Bild, mit all seinen schönen Szenen aber auch mit denen, an denen es kritisch und unschön war. Nur nicht vergessen: Es ist hinter Glas!

08.04.2019 07:30 • x 2 #8


T
Vielen Dank!

08.04.2019 15:02 • #9


T
Hallo KPeter...

hast du auch noch einen Tip wie man dieses vermissen besser bewältigt? Der verletzte stolz? Das Gefühl abgeschoben worden zu sein bevor sich meine Träume erfüllen konnten?!

09.04.2019 07:51 • #10


Wurstmopped
Wenn ich das so runterlese und mir das Problem mit Deinem Haus, der Wohnung und dem jetzt neuen Haus was er gekauft hat wirken lasse, dazu die Tatsache das er nicht mehr heiraten möchte, da sieht es schon danach aus, das er seine Existenz und Du deine gesichert wissen möchtest!
Wertschätzung, ok, dass acu, Du hast ihm den Rücken freigehalten und Deine Kids versorgt, er die Kohle rangeschafft, wie in vielen Familien, mit dem Unterschied, dass Du in eine Abhängigkeit geraten bist! ...keine Ahnung was passiert ist, aber er hat wohl den Eindruck, das Du an sein ersparrtes willst? ...

09.04.2019 11:22 • #11


K
Zitat:
hast du auch noch einen Tip wie man dieses vermissen besser bewältigt? Der verletzte stolz? Das Gefühl abgeschoben worden zu sein bevor sich meine Träume erfüllen konnten?!

Da stört mich das Wort Tipp. Denn das klingt mir zu einfach. Ich denke, ich kenne einen WEG, der dahin führt, wo du hin willst. Aber wie das so mit Wegen ist: Man muss erst gezeigt bekommen, dann muss man sie auch richtig finden. dann muss man sich entscheiden sie auch zu gehen. Und dann muss man sich zwischendurch schon mal quälen und überlegen, was man tun muss, um den Weg auch durchzuhalten. Mit einem Tipp ist es also nicht getan.
Das ist also ein Prozess, und er gehört zum Prozess des Abschließens dazu. Wenn man abschließen will, muss man also das VERMISSEN bewältigen.
Jemanden zu vermissen, wenn man eine problematische Beziehung zu ihm hatte, ist ja sehr ambivalent. Denn das Vermissen gehörte bei dir ja schon zur Beziehung dazu. Er lebte für seine Arbeit und die stand auf Platz eins. Er war viel weniger bei dir, als du es dir gewünscht hattest, also hast du ihn auch da schon vermisst.
Jetzt vermisst du also die wenigen Momente, die ihr zusammen ward. In diesen wenigen Zeiten habt ihr aber gerade in der letzten Zeit auch noch nur gestritten

Ich wurde immer aggressiver bei diesem Gedanken und wir haben nur gestritten
Das alles vermisst du? Nein. Du fokussierst dich in deinem Vermissen auf das, was du eh kaum hattest. Und da würde dir etwas Realismus sehr helfen. Er war nicht mehr der liebevolle Partner der ersten Jahre. Das war längst Vergangenheit. Und wenn du das jetzt vermisst, ist das unrealistisch.
Gegen das Vermissen hilft also Realismus und die Einsicht, dass das Vermisste schon Jahre zurück liegt und die letzte Zeit, die ja auch zur Trennung führte, von Streit und Unverständnis geprägt war. Und zwar nicht nur von ihm, sondern auch von deiner Seite aus.

Hör also auf ihn zu idealisieren. Und hör auf, schöne Momente aus der fernen Vergangenheit auf den Partner der letzten Zeit zu projizieren.
Das ist der Weg. Und den musst du gehen. Langsam, aber beständig.

Der nächste Punkt: DER VERLETZTE STOLZ.
Um dir da einen gangbaren Weg zeigen zu können, müsste ich wissen, worauf sich das bezieht. Meist bezieht es sich darauf, dass man ja selber immer noch irgendwie um die Beziehung gekämpft und sich dafür auch auf große Kompromisse eingelassen hat. Zumindest fühlt es sich so an. Und dann wolltest du für diese Kompromisse, für dieses Durchhalten und für deine Loyalität ihm gegenüber BELOHNT werden. Er hat dir aber nicht nur die Belohnung verweigert, sondern er hat dich als Meckertante hingestellt und dich einfach verlassen. Du glaubtest also in dem einen Moment noch, der wichtigste Mensch in seinem Leben zu sein, die Lebensgefährtin, die Begleiterin - - - und im nächsten Moment war du NICHTS mehr für ihn. Weniger als Luft. Einfach nur Vergangenheit. Das verletzt, das tut sehr weh und das trifft einen auch in seiner Würde (die du mit Stolz bezeichnest).

Auch dagegen kann man natürlich etwas tun. Denn deine Würde hast du behalten, du findest sie nur gerade nicht, weil du sie vielleicht zu sehr von ihm abhängig gemacht hattest. Würde und Stolz kann dir aber kein Partner nehmen, wenn du sie nicht von ihm abhängig machst, sondern sie als dein persönliches Eigentum betrachtest. Du kannst also viel tun, um immer noch auf etwas stolz zu sein. Nicht er war und ist die Quelle deines Stolzes, sondern dein eigenes Selbstwertgefühl. Und dafür kann man so einiges tun.
Aber auch das ist ein Weg. Du musst ihn finden und dann gehen.

Als Letztes:
Zitat:
Das Gefühl abgeschoben worden zu sein bevor sich meine Träume erfüllen konnten?!

Das ist nicht leicht, weil du deine Träume von ihm abhängig gemacht hast. Es waren nicht Träume für dich, sondern Träume für euch. Und es scheint so zu sein, dass du ihn dir halt anders geträumt hast, als er war. In deinen Träumen hast du ihn also so geformt, wie du ihn gerne gehabt hättest. Das war unrealistisch, denn er kann nur innerhalb seiner ganz persönlichen Möglichkeiten und Grenzen handeln oder sich verändern. Wenn du ihn dir anders träumst, als er ist, machst du dir dein Problem selbst, denn du lässt dabei seine Möglichkeiten außer Acht. Dieses selbstgemachte Problem kannst du auch nur selber bewältigen. Du kannst einsehen, dass er nicht so war, wie du ihn dir gewünscht hättest.

Ja, er hat dich abgeschoben. Wenn man das will, kann man das so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass er am Ende seiner Möglichkeiten war. Er konnte das, was du erwartet und in vielen Streitereien auch gefordert hast, nun mal nicht erfüllen. Da musste er sich trennen. Es war besser für ihn und besser für dich. Streit tötet immer ein Stückchen Liebe ab. Und irgendwann stellt man fest, dass da nicht mehr viel ist, was einen zusammen hält. Die Liebe der ersten Jahre ist weggestritten und in häufigen Auseinandersetzungen über unerfüllbare Wünsche und Träume verdunstet.

Die Beziehung ist also nicht gescheitert, sondern sie ist einfach zu Ende. Deshalb war sie nicht schlecht. Sie hatte gute Jahre. Aber Liebe ist endlich.

Auch das ist nur ein Denkangebot von mir. Du kannst es aufnehmen und weiter denken. Du kannst es aber auch unsinnig finden und weiter leiden oder nach anderen Wegen suchen.

Ich hoffe du findest deine Wege.

09.04.2019 13:27 • x 4 #12


T
Vielen Dank für deine Antwort.
Verstehe mich nicht falsch. Er war schon lieb zu mir aber mir hat die Grundlage gefehlt. Ich hatte immer im Hinterkopf das ich ja nur die Freundin bin, die Scheidung noch nicht vollzogen ist. Er mit dieser Frau, die nur 300 m von mir weg wohnt eine Familie gegründet hat und ich das niemals haben werde. Ich habe ihm immer gesagt, das seine Kollegen, die alle so arbeiten wie er zumindest ein Frau haben, meist noch Kinder und Haus zusammen.
Mir hat die Verbindlichkeit gefehlt. Ist das so verwerflich in meinem Alter? Du magst es mir jetzt als Sicherheitsdenken auslegen aber es hätte mir einfach ein anderes Gefühl gegeben für dieses Leben, was er führt, Verständnis zu haben. ich weiß nicht, ob du als Mann das verstehst? Ich glaube, meist wollen die Frauen diese Struktur und Klarheit.

Ich war jetzt gestern und heute zum ersten Mal in meinem Leben alleine weg. Habe mich ins Auto geschwungen und bin in eine tolle Stadt gefahren um sie zu besichtigen. Die ersten zwei std tat es weh, denn wenn uns eins verbunden hat, dann unsere Liebe zum reisen. Ich fühlte mich alleine und es war ungewohnt plötzlich alleine Kaffee zu trinken und shoppen zu gehen. Aber es ging. Ich hoffe, das da irgendwann der Spaß richtig zurück kommt.

09.04.2019 14:08 • #13


W
@KPeter
Zitat von KPeter:
Wenn man abschließen will, muss man also das VERMISSEN bewältigen.


Hallo KPeter,

vielen Dank für deinen ausführlichen Text, ich finde da wirklich sehr viele gute Ansätze, auch für mich.
In deinem ersten Punkt, das VERMISSEN bewältigen, führt dein Weg über das Erlangen von Einsicht,
Realitätsabgleich und den Abbau von Idealisierung.
Das macht auch Sinn.

Was (wahrscheinlich nicht nur) mir zusätzlich helfen würde, und da wäre ich für einen Tipp (oder Weg) sehr dankbar, wäre das konkrete Wie.

Also was genau kann man tun in dem Moment, wenn die Vermiss-Attacke, Idealisierung usw. einen konkret heimsucht?
Hast du da evtl. noch etwas Handfestes, irgendwelche Methoden etc.?

09.04.2019 15:31 • #14


K
@Tanja22
Zitat:
Verstehe mich nicht falsch. Er war schon lieb zu mir aber mir hat die Grundlage gefehlt. Ich hatte immer im Hinterkopf das ich ja nur die Freundin bin, die Scheidung noch nicht vollzogen ist. Er mit dieser Frau, die nur 300 m von mir weg wohnt eine Familie gegründet hat und ich das niemals haben werde. Ich habe ihm immer gesagt, dass seine Kollegen, die alle so arbeiten wie er zumindest ein Frau haben, meist noch Kinder und Haus zusammen.

Das, was du im Hinterkopf hattest, war FÜR DICH richtig. Für mich an deiner Stelle wäre es übrigens genauso gewesen und die meisten Frauen würden sich zurück gesetzt fühlen, wenn der Partner über so viele Jahre seine vorige Ehe nicht beendet und sie irgendwie am Köcheln hält.

Entscheidend ist aber, dass dieser Mann das anders gesehen hat. er fand, dass er richtig gehandelt hat, sonst hätte er es geändert. Und dir sollte nach den ersten Jahren auch klar geworden sein, dass die Ausreden immer dünner wurden und er das einfach so beibehalten wollte. Dass du trotzdem 9 Jahre lang diesen Status akzeptiert - oder zumindest ausgehalten und toleriert - hast, ist DEIN ANTEIL an der Situation. Man schafft solche Situationen immer gemeinsam, einer durch Handeln, einer durch Ertragen oder Akzeptanz. Er hat dein verhalten also trotz aller Klagen für Akzeptanz gehalten.

Ich bewerte das nicht, ich stelle nur fest, dass auch du deine Anteile am Status Quo hattest. Und dann konntest du es nicht mehr ertragen (was ich ebenfalls gut verstehe) und hast durch deine ständigen Klagen dazu beigetragen, dass er sich getrennt hat. das ist stimmig für mich und hoffentlich auch für dich. Denn wenn du es so akzeptieren könntest, wäre das ein Schritt auf dem Weg zum Abschließen.

Zitat:
Mir hat die Verbindlichkeit gefehlt. Ist das so verwerflich in meinem Alter? Du magst es mir jetzt als Sicherheitsdenken auslegen aber es hätte mir einfach ein anderes Gefühl gegeben für dieses Leben, was er führt, Verständnis zu haben. ich weiß nicht, ob du als Mann das verstehst? Ich glaube, meist wollen die Frauen diese Struktur und Klarheit.

Das hat in meinen Augen nichts mit Mann oder Frau zu tun. Und gegen Sicherheitsdenken ist ebenfalls nichts einzuwenden. Es ist auch nicht verwerflich, es ist verständlich und fast jeder würde so empfinden, auch ich. Entscheidend ist, dass dein Partner dein Verhalten als Akzeptanz ausgelegt hat. und das ist Anbetracht der vielen gemeinsamen Jahre auch einleuchtend. Würde man nach einem Schuldigen suchen, wäre er also an erster Stelle. Aber ich sagte ja schon, dass Schuldsuche niemanden weiter bringt.

Zitat:
Ich war jetzt gestern und heute zum ersten Mal in meinem Leben alleine weg. Habe mich ins Auto geschwungen und bin in eine tolle Stadt gefahren um sie zu besichtigen. Die ersten zwei std tat es weh, denn wenn uns eins verbunden hat, dann unsere Liebe zum reisen. Ich fühlte mich alleine und es war ungewohnt plötzlich alleine Kaffee zu trinken und shoppen zu gehen. Aber es ging. Ich hoffe, das da irgendwann der Spaß richtig zurück kommt.

Zum ersten Mal in deinem Leben? Mit 42 Jahren? Da hast du aber noch viel aufzuholen. Gut, dass du endlich damit anfängst. Da wundert mich nicht, dass der Spaß noch nicht sofort kommen will. Gib dir etwas Zeit.

09.04.2019 17:42 • #15


A


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