Ich habe jetzt länger hin und her überlegt ob ich mich anmelde und meine Geschichte erzählen soll. Aber ich glaube es könnte mir selbst helfen alles zu verstehen und zu verarbeiten.
Meine ehemalige Verlobte (f36) hat sich nach 9 Jahren, davon 4 Jahre verlobt vor fünf Wochen von mir getrennt.
Für mich (30m) kam die Trennung natürlich absolut aus dem Nichts. Ihre erste simple Aussage am Telefon! war ich liebe dich nicht mehr, du musst ausziehen. Die Frau die ich liebe, unser Hund und die gemeinsame Wohnung waren auf einen Schlag weg.
Ein paar Tage nach der Trennung bin ich noch in der Wohnung geblieben um Erklärungen zu finden warum es so plötzlich aus sein soll. Wir hatten vor noch dieses Jahr zu heiraten, wollten Kinder, ein Haus. Wenige Wochen vor der Trennung hat sie noch einen zweiten Trauzeugen für sich organisiert, war traurig über einen negativen Schwangerschaftstest und wollte mit mir noch über einen potentiellen Hauskauf sprechen.
Die Vorwürfe und Gründe von ihr nach der Trennung waren zum Teil die üblichen wie wir haben uns auseinanderentwickelt oder wir sind zu verschieden. Das wirklich verletzende waren Aussagen wie du bist für mich nicht mehr anziehend oder attraktiv, ich habe dich schon seit Jahren nicht mehr vermisst, Monate nach der Verlobung habe ich mich gefragt warum ich überhaupt ja gesagt habe, ich liebe dich schon länger nicht mehr, du bist autistisch, cholerisch, faul, die letzte Zeit war es nur wie mit einem normalen Freund Zeit zu verbringen, ich habe die letzte Zeit nur mit dir geschlafen damit du mich in Ruhe lässt, ich kann schon seit einem Jahr nicht mehr neben dir schlafen, hast du nicht gemerkt das ich die Hochzeit immer weiter rausgezögert habe. .usw.
Sie sagt sie hat die letzten Jahre schon selbstständig gelebt und kann es auch weiter alleine, ein neues Kapitel für sich anfangen. Ich weiß nicht wie ich das alles deuten und verstehen soll.
Für mich stimmen diese Aussagen einfach nicht, vor allem weil sie sich teilweise widersprechen oder mit ihrem Verhalten nicht übereinstimmen. In der Rückschau merke ich schon das sie sich seit Monaten abgekapselt hat (z.b. Unternehmungen mit Freunden wenn ich arbeiten war und ähnliches).
Aber ihre Hoffnungen und Versprechungen haben mich in Sicherheit gewiegt und so hat mich die Trennung in ein extrem tiefes Loch geworfen mit extremen Depressionen, bzw. den Symptomen davon. Ich hatte konkrete Suizidgedanken weil all meine Perspektiven, Wünsche, Träume auf einmal weggebrochen sind, inklusive ihr, unserem Hund und der Wohnung (alles läuft auf ihren Namen). Ich hatte solche Angst vor mir selbst das ich mich habe einweisen lassen. Diagnostiziert wurden akute Lebenskrise mit depressiver Episode, Suizidgedanken, Schlafstörungen und Anpassungsstörung.
Nach zwei Wochen wurde ich entlassen, ohne Suizidgedanken aber mit starken Schuldgefühlen, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Ich bin seitdem erstmal im Elternhaus untergekommen solange ich eine Wohnung suche.
Noch immer drehen sich all meine Gedanken um diese eine Frau, ich kann sie einfach nicht loslassen und denke fast den ganzen Tag an die schönen Zeiten zurück und frage mich was ich so fundamental falsch gemacht habe damit es so endet.
Ich fühle mich als würde ich auf der Stelle laufen und immer nach hinten schauen anstatt nach vorne, auch in Anbetracht ihrer Aussagen wünsche ich mir jeden Tag das sie mich anruft und sich entschuldigt, es bereut, mich zurückhaben will (ich weiß, das es nicht passieren wird, die Hoffnung ist trotzdem da).
Die Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen. Wir haben viel miteinander durchgestanden und einander Halt, Vertrauen und Wertschätzung geschenkt. Es gab in den Jahren Krankheiten, Unfälle, schöne gemeinsame Urlaube und Unternehmungen. Ihr hat es wohl einfach nicht gereicht, hat es aber nie offen angesprochen sondern nur mit sich selber ausgemacht. Keine Gespräche darüber das sie unglücklich sei oder die Beziehung so nicht funktioniert.
Wir hatten so etwas in der Art nur einmal vor einigen Jahren als sie sagte sie weiß nicht ob sie das noch kann, ich schlief daraufhin für ein paar Tage bei Freunden während sie sich über ihre Gefühle klar werden wollte und am Ende haben wir uns versöhnt. Sie beklagte sich über mangelnde Hilfe im Alltag, ich sah es ein und gab mir mehr Mühe. Nach einigen Monaten hatten wir ein Gespräch und haben beide gesagt es ist gut wie es läuft und wir sind glücklich. Mehr Gespräche gab es nicht.
Es gab von ihrer Seite aus keine richtige Kommunikation mit mir, nur nörgeleien und ausgelassener Frust. Sie hat sich nicht ein mal mit mir hingesetzt und gesagt das sie unglücklich sei oder die Beziehung aktuell nicht so gut läuft und wir etwas ändern müssen.
Ihr waren immer zwei Sachen wichtig. Ihre Familie (väterlicherseits) und ihre beiden Freunde. Bei ihrer Familie war ich jedes Jahr des öfteren dabei, wenn nicht musste ich arbeiten oder hatte andere wichtige Gründe. Mit ihren Freunden haben wir auch öfter etwas unternommen habe mich aber immer wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt und sie ist dann öfter mit ihnen ohne mich weg. Sie hat aber auch nie angesprochen das es für sie ein Problem sei. Wir waren beide im Schichtdienst, hatten also größtenteils verschiedene Dienste und wenige Tage zusammen frei, wir unternahmen öfter was miteinander wenn es gepasst hat aber auch so haben wir täglich zumindest ein paar Stunden miteinander verbracht und sei es auch nur um ein paar Folgen unserer aktuellen Lieblingsserie zu schauen oder noch eine Runde mit dem Hund zu laufen.
Der Haushalt war zumeist, zumindest nach dem einen Streit, gerechter aufgeteilt. Ich habe oft sauber gemacht und aufgeräumt, sie war öfter einkaufen weil es besser in ihre Dienstzeiten passte oder wir haben zusammen die Sachen erledigt die zu erledigen waren. Natürlich gab es da auch typische Reibereien, aber meiner Meinung nach nichts beziehungsgefährdendes. Um den Hund haben wir uns beide gekümmert, entweder zusammen oder einer von uns je nach Arbeitszeit.
Im Nachhinein betrachtet hab ich das Gefühl ich hätte Gedanken lesen können müssen damit sie glücklich ist. Einer ihrer Hauptargumente für die Trennung, abgesehen von den Gefühlen, war das Argument das ich gerne zuhause bin und sie Unternehmungslustig ist. Naja, natürlich bin ich nach einer 9 Tage Dienststrecke gerne mal zuhause um mich auszuruhen (arbeiten beide im sozialen Bereich, sie ambulant, ich im stationären Setting mit aggressivem und sehr auffälligem Klientel das sehr viel Kraft und Energie zehrt), aber wir waren oft zusammen unterwegs, sei es Kino, essen, über den Markt laufen oder sonst irgendwo hinfahren. Gefühlt hat es ihr aber nie gereicht. Gesagt hat sie es jedenfalls nicht. Im Gespräch mit anderen Paaren hörte ich teilweise das wir deutlich mehr zusammengemacht haben als sie selbst. Ich weiß also einfach nicht was sie erwartet hat, vor allem hat sie nie gesagt das wir zu wenig zusammen unternehmen und das die Beziehung darunter leidet. Jedenfalls nicht so konkret das ich das so aufgefasst hätte oder mich daran erinnern könnte.
Ich habe mich auch nicht geweigert etwas zu unternehmen oder etwas auszuprobieren, aber die Initiative ergriffen und gefragt ob wir da und da das unternehmen wollen hat sie auch nicht. Es gab natürlich mal ein oder zwei Dinge auf die ich keine Lust hatte, z.b. wollte sie ins Fitnessstudio gehen und ich sagte das ich das schon hatte und am Ende nur Geld bezahlt habe ohne daß es mir was gebracht hat und ich dann auch nicht mehr hingegangen bin. Anstatt mich nochmal zu fragen oder einfach Kompromiße zu suchen hat sie es dann einfach sein lassen und ihre Frustration oder Enttäuschung in sich hineingefressen.
Sie hat dieses Verhalten wohl in ihrer Kindheit so gelernt, sie wuchs größtenteils bei ihrer Mutter auf die sie emotional und physisch misshandelt hat. Ich denke ihre Art zu kommunizieren und alles mit sich selbst auszumachen rührt daher.
Seit der Trennung hatten wir sporadisch Kontakt, eigentlich nur wegen der Post und restlichen Sachen. Sie war jedesmal extrem kalt und abweisend. Der Kontakt bestand auch nur aus WhatsApp Nachrichten. Ein persönliches Gespräch oder auch nur ein Sehen von mir wurden konsequent von ihr vermieden.
Da ich weiß das sie aktuell Urlaub hat und eigentlich morgen mit mir zur Hochzeit meiner besten Freundin gefahren wäre wusste ich das sie theoretisch Zeit hat und daheim ist (gerade bei diesen Temperaturen). Ich fragte sie also ob ich noch die letzte Post holen kann, wir nicht miteinander reden müssen wenn sie es nicht möchte aber ich gerne einige Minuten mit unserem Hund verbringen würde. Sie hat natürlich damit reagiert das sie dann nicht zuhause sei und die Post vor die Tür legt.
Jeder dieser kleinen Kontakte mit ihr oder durch die alte Gegend zu fahren machen mich unheimlich traurig und wütend zugleich. Traurig über das vergangene und die zerbrochene Zukunft und wütend über ihr Verhalten und das sie solange alles mit sich selbst ausgemacht hat bis sie die Reißleine gezogen hat.
Ständig beschäftigt mich die Frage ob ich bei dieser oder jenen Situation etwas anders hätte machen müssen oder warum sie sich nicht mit mir hingesetzt und ehrlich über unsere Beziehung gesprochen hat. Ich für meinen Teil war glücklich mit ihr so wie sie war, wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen und habe nicht gemerkt das sie sich Stück für Stück aus der Beziehung rauszieht und mich dann vor vollendete Tatsachen stellt. Insbesondere die Versprechungen und Pläne von ihr mit mir in den Wochen und Monaten vorher machen es mir schwer das alles zu sortieren.
Natürlich habe auch ich Fehler, so wie jeder andere Mensch auch, aber die haben sie in den Anfangsjahren ja auch nicht gestört, nur hat sie sich zum Ende hin über jede kleine Verhaltensweise meinerseits gestört gefühlt. Sei es meine Angewohnheit Sachen immer nach einer bestimmten Struktur einzuräumen, auf dem Tisch zu sortieren oder das ich immer erst merke das, dass Wasser leer ist wenn man die letzte Flasche in der Hand hat.
Sie hatte genauso Fehler oder Verhaltensweisen die gewissermaßen störend waren aber ich hab drüber gelächelt und mir gedacht ich liebe sie trotzdem.
Stellenweise versuche ich es mir, so denke ich jedenfalls, vielleicht nur schön zu reden, andererseits bin ich schon ein ziemlich reflektierter Mensch und sehe Fehler ein die ich begangen habe. Ich hätte vielleicht noch mehr auf ihr Bedürfnis die Familie zu besuchen eingehen müssen aber wie gesagt fehlte ihrerseits auch einfach oft die richtige Kommunikation ihrer Bedürfnisse. Insbesondere der Vorwurf wir unternehmen zu wenig zusammen kommt mir einfach falsch vor. Als ich mit befreundeten Pärchen gesprochen habe, stellte sich raus das wir teilweise doppelt so viel Zeit, Unternehmungen und Familienbesuche hatten als sie.
Schlussendlich werde ich wohl nie erfahren was wirklich schief gelaufen ist, denn ihrem Verhalten während und nach der Trennung zu urteilen wird sie nicht mehr darüber sprechen wollen, vielleicht weil sie sich dann selbst reflektieren müsste, sehen würde was sie mir angetan hat oder Angst hat es dann doch zu bereuen.
Vielleicht es auch wirklich einfach nur so das, so wie Menschen eben sind, sich Gefühle auch ohne triftigen Grund verändern oder verlieren können. Ich bin halt nicht dieser Typ Mensch, ich wollte mich an sie binden und das für immer. Meine Gefühle wurden über die Jahre einfach nur tiefer und vertrauter.
Sie wurde immer frustrierter und unglücklicher hat es aber so gut sie konnte vor mir versteckt und nicht wirklich über ihre Gefühle gesprochen.
Ich hoffe ich kann es irgendwann akzeptieren, verarbeiten und nach vorne schauen.
Momentan fühlt es sich so an als würde ein wichtiger und großer Teil von mir fehlen und hätte eine tiefe blutende Wunde hinterlassen. Alles was ich nun tue, mache ich alleine. Alleine wegfahren, einkaufen, essen oder den Tag planen. Ich mache es nur weil ich es machen muss. Ich kann nicht den ganzen Tag rumsitzen oder liegen, es würde sie schließlich auch nicht zurückbringen. Aber trotzdem vermisse ich sie in jedem einzelnen Moment.
Ich bin heute Trauzeuge auf der Hochzeit meiner besten Freundin. Alleine im Hotel, das ich für uns beide gebucht hatte. War alleine beim Frühstück, alleine im Bett und fahre jetzt alleine zur Hochzeit.
Ich hoffe ich kann meine Trauer zurückstellen und mich einfach für das Brautpaar freuen.
Überall wo ich bin sehe ich glückliche Pärchen, Eltern mit Kindern oder Paare mit Hunden. All das was ich mir gewünscht und verloren habe.
Ich hoffe das ich irgendwann wieder glücklich sein, mir neue Wünsche und Pläne für die Zukunft machen und mit diesem Kapitel abschließen kann. Nur ist es leider im Moment nur Trauer, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit und viele Schuldgefühle die meinen Tag bestimmen. Ganz besonders morgens nach dem Aufwachen fehlt sie mir, besonders wenn ich wieder von ihr geträumt habe.
Sie wird wohl niemals zu mir zurückkommen und es wahrscheinlich auch nicht bereuen wie es gelaufen ist. Damit muss ich lernen mich abzufinden so schwer es auch ist. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber in diesem Fall ist sie wohl schon vor langer Zeit gestorben.
So ich glaube im großen und ganzen war es das mit der Geschichte, vielleicht füge ich noch etwas hinzu wenn mir was einfällt aber alleine schon das niederschreiben hilft etwas das Gedankenkarussell etwas zu bremsen.
16.08.2024 17:26 •
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