Guten Morgen zusammen!
Das wird jetzt ziemlich Hose runter, aber vielleicht auf spannend für den ein oder anderen, falls jemand das hier mal findet und eventuell daraus was ziehen kann.
Auch wenn die Trennung für mich sehr heftig gewesen ist, ist gestern Abend und heute Morgen mal eine Phase, wo mir wirklich mal bewusst ist, welche Muster, Prägungen etc. ich an mir kennengelernt habe, die mir bis dato nicht bekannt gewesen sind. Womöglich hätte ich diese auch nie kennengelernt, würde es diese Trennung nicht geben.
Das, was ich in meiner Kindheit erlebt habe, war heftig, traumatisierend und weit von Liebe entfernt. Ich glaube, das brauche ich an dieser Stelle nicht kleinzureden.
Auch was ich in der Beziehung erlebt habe (vor allem im letzten Jahr), war heftig, traumatisierend und auch weit weg von Liebe entfernt. Da sind wir uns sicherlich d'accord.
Jedoch habe ich mich in dieser Beziehung „sicher“ gefühlt.
Schließlich ist es das, was ich in meiner Kindheit kennengelernt habe.
Ich wurde sch. behandelt - Es muss an mir liegen.
Um gut behandelt zu werden, muss ich was leisten.
Gute Noten, sonst gibt’s Schläge.
Mein Zeugnis war nicht gut genug? Klar, wir jagen den kleinen Joey mit der Eisenstange über den Spielplatz.
Ich habe nicht gemacht, wie Mama wollte: Schlag auf den Hintern.
Es gab auch nie sowas wie »Kannst du mal bitte in den Keller gehen und was zu trinken holen« – nein. Es gab nur den scharfen Ton »Geh verdammt nochmal in den Keller und hol mir was zu trinken.«
Pakete konnte meine Mama auch nie selbst zur Post bringen, habe alles ich gemacht.
Wenn nicht, gab es scharfen Ton.
Ich musste was leisten. Immer.
Auch wurde mit mir immer abfällig gesprochen.
Ich kenne es eigentlich gar nicht anders aus meiner Kindheit, als sch. behandelt zu werden respektive für Liebe was zu leisten. Das ist für mich liebe, weil ich es eben als kleiner Junge so von meinen Eltern gelernt habe.
Das spiegelte sich dann natürlich auch 1:1 in der Beziehung wider.
Meine Partnerin ist sauer, weil ich nicht schnell genug die Tür aufgemacht habe, weil ich auf dem Balkon gewesen bin und mein Handy nicht gehört habe - Klar mein Fehler. Ich bin der Fehler
Meine Partnerin ist sauer, weil ich ein mal innerhalb von 6 1/2 Jahren den Kühlschrank offen gelassen habe - Klar mein Fehler. Ich bin der Fehler
Was ich ebenfalls realisieren muss – klar, es tut weh – ich bin ihr egal.
Seit der Trennung hat meine ehemalige Partnerin in keinster Weise auch nur ansatzweise Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Ganz im Gegenteil. Es ging immer nur um sie.
Das hat mich dann dazu weitergebracht einfach mal rational zurückzublicken, wie es den innerhalb der Beziehung gewesen ist.
Wenn ich das mal so überblicke: Es ging immer nur um sie.
- Es ging immer darum, wie eifersüchtig sie sich fühlte.
- Wie sie sich nie verstanden fühlt.
- Wie ignoriert sie sich fühlt.
- Wie sie das Gefühl hatte, dass ich sie im Stich lasse.
- Wie ich zu wenig für sie getan hätte.
- Dass ich nicht romantisch genug gewesen bin.
- Dass ich nicht oft genug gesagt habe, dass ich sie liebe.
- Dass ich ihr nicht genug WhatsApp geschickt habe.
- etc.
Nicht um mich. Nicht um die Beziehung.
Sondern um SIE!
Wie ich mich bei der ganzen Geschichte gefühlt habe, bei den ganzen Eskapaden, Streitereien, Kontrollen, Grenzüberschreitungen etc. – das Ganze war nie Thema. Dafür hat sie sich in den Momenten nie interessiert. Es ging immer nur darum, wie sie sich gefühlt hat. Wie ich sie doch verstehen muss. Wie sie sich alles vorstellt.
Am Ende führte diese komplette Anpassung sowie das Aushalten des ganzen zu einem emotionalen und psychischen Burnout. Fakt ist einfach: Ich konnte am Ende nicht mehr. War komplett kaputt.
… und selbiges hatte ich eben auch in der Kindheit.
Es ging schließlich nie darum, wie ich mich gefühlt habe, sondern immer nur darum, alles daranzusetzen, nicht geschlagen zu werden oder dass nicht mit mir abwertend geredet wird. Eine Umarmung von meinen Eltern, wenn es mir schlecht ging? Gab es nicht. Krank werden war auch immer negativ behaftet. Ich war ja der fette Junge, der später nichts werden wird. Aus dem Nichts wird. Ich war ja immer das Problem.
Ich habe abgenommen, bin sportlich, bin beruflich aufgestiegen, verdiene mittlerweile genauso viel wie meine Eltern zusammen – doch habe ich nie gehört »Wir sind stolz auf dich.«. Das würde mir wohl auch nichts bringen. Denn ich habe mich, im Vergleich zu meinen Eltern, weiterentwickelt. Ohne das abwertend zu meinen.
Ich war in meiner Kindheit, egal was ich gemacht habe, nie genug.
Ich war in der Beziehung, egal was ich gemacht habe, nie genug.
Es hatte keine Chance. Ich konnte nicht noch mehr tun.
Egal ob ich zu Hause geblieben bin oder nicht. Es wurden immer Dramen installiert.
Ich habe ihr sogar mal für paar Tage mein Handy gegeben, damit sie mir vertraut.
ABER diese Dame war so verdammt unsicher und emotional instabil, dass ich machen konnte, was ich wollte. Dauerhaft. So doof es klingt, aber irgendwie wirkt es dann auch so, als hätte sie immer Angst gehabt oder das Gefühl gehabt, dass sie nicht gut genug für mich gewesen ist. Daher musste es schließlich auch immer Drama und Streitereien geben wegen Nichtigkeiten oder irgendwelchen erfundenen Szenarien. Es ging nicht ohne.
Nur habe ich daraus die falschen Schlüsse gezogen, weil ich es eben nicht anders kennengelernt habe.
Es MUSS ja an mir liegen. Ich habe mich nie abgegrenzt und ihre Probleme und Dysfunktionalitäten bei ihr belassen.
Daher auch diese langen und ewigen Schuldgefühle.
Daher auch das bagatellisieren, weil das für mich »normal« ist.
Das ergibt, so doof es klingt, total Sinn.
Ein weiterer interessanter Aspekt, der nach der Trennung bei mir aufgekommen ist, war die Bestimmung des eigenen Wertes an materiellen Dinge (Wohnung etc. etc.).
Nun meine Vermutung diesbezüglich ist die folgende, was für mich auch noch ein spannender Punkt ist diesen aufzubrechen:
Da ich in meiner Kindheit keine Liebe von meinen Eltern im eigentlichen Sinne erfahren hab, im Gegenteil, wurde dies von meinen Eltern immer durch materielle Geschenke kompensiert. Bedeutet das immer, wenn es mir als Kind schlecht ging, ich geweint habe, traurig gewesen bin, habe ich von meinen Eltern Spielzeuge geschenkt bekommen (LEGO o. ä.). Dahingehend habe ich wohl gelernt, dass, wenn es mir schlecht geht Kompensation durch materielle Dinge.
Das würde auch meinen Kaufrausch nach der Trennung zum Teil erklären:
Mir geht es schlecht Kompensation durch materielle Dinge.
Selbiges habe ich in der zurückliegenden Beziehung auch erfahren. Ich sprach schließlich auch immer davon, dass meine Partnerin so liebevoll zu mir ist und mich liebt. Nun zum Teil ist dies sicherlich auch dadurch begründet, dass mir meine ehemalige Partnerin auch oft und viele Geschenke gemacht hat. Vor allem aber auch in der, ich nenne es mal, Lovebombing Phase.
Was durch meine Prägung aus der Kindheit für mich ein großes Zeichen der Liebe gewesen ist.
Allerdings hänge ich durch diese ganze Sache noch an einer anderen Problematik.
Dadurch, dass mir das alles mittlerweile bewusst ist, warum ich so bin wie ich bin kommt Folgendes:
Dadurch das ich so eine schlechte Kindheit hat und somit irgendwo einen Schaden davon getragen habe, habe ich meine ehemalige Partnerin nicht verdient.
Weil hätte ich diese Prägungen aus der Kindheit nicht, wären wir noch zusammen, weil ich ein besserer Mensch wäre und ganz anders auf die Sachen reagiert hätte.
Dann kommt aber wieder die Frage auf:
Warum genau ist es mir genau bei dieser Frau wichtig, relevant?
Weil sich mein Muster gut bedienen konnte?
Vermisse ich sie, mal abgesehen von allem anderen, auch deswegen so sehr?
Jedenfalls habe ich nun eine verdammt gute und große Arbeitsgrundlage, um irgendwann mal eine Beziehung auf Augenhöhe zu erleben.
Dafür muss ich aber erst mal von dem Thema Traumfrau etc. weg kommen.
Hierfür muss ich aber auch erst mein ganzes Denken und meine Vorstellung von Liebe etc. umprogrammieren.
Denn nüchtern betrachtet kenne ich bedingungslose Liebe gar nicht.
27.11.2024 08:55 •
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