Hallo zusammen,
ich bin eigentlich überhaupt nicht der Typ der sein innerstes in irgendwelchen Internetforen nach außen kehrt, aber vielleicht hilft es ja doch, einfach mal alles aufzuschreiben und ev. nochmal eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen...
Ich (27, männlich) war mit meiner Ex (fast 27) 6,5 Jahre zusammen. Wir haben davon die letzten 5 Jahre zusammen gewohnt. Ich würde behaupten, wir hatten keine, und gerade die letzten Jahre nicht, einfache Beziehung, aber neben den Streitereien und Tiefpunkten sicherlich auch unglaublich viele schöne Momente.
Meine Ex-Freundin war vom Typ her immer eher ängstlich, unsicher und ich denke es fehlte ihr auch an einer gewissen Selbstständigkeit was das Handlen von gewissen Alltags und Lebenssituationen angeht. Sie kommt aus einem Elternhaus, dass ich generell eher als vorsichtig und behütet einstufen würde und der Kontakt zu ihren Eltern hat für sie immer eine hohe Priorität gehabt, gerade um in schwierigen Situationen Trost oder Unterstützung zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Situation in ihrem Elternhaus nicht gerade einfach ist (Depressionen der Mutter etc.), was natürlich verständlicherweise eine große Belastung ist.
Ich hingegen bin eher ein selbstständiger Typ, der ganz gut weiß was er will und irgendwo auch zum Ziel kommt. Ich komme eher aus einem Elternhaus, wo selbstständigkeit immer wichtig war, sprich ich habe immer viel gearbeitet und mir was dazuzuverdienen und musste mich um meinen Papierkram, Steuern oder was auch immer ziemlich früh selber kümmern. Ich habe dabei natürlich wenn nötig auch Unterstützung von meinen Eltern gehabt, aber eben immer unter der Prämisse, dass ich dann das Zeug habe, diese Dinge auch alleine zu meistern.
Als wir zusammengekommen sind, haben wir beide gerade mit unserem Studium angefangen, es war alles noch sehr unbeschwert und die ersten Jahre waren eine sehr sehr schöne Zeit für uns beide. 2009 sind wir dann zusammengezogen, auch das war ein besonderer Moment, auch wenn ein gemeinsames Zusammenleben natürlich neue Schwierigkeiten mit sich bringt. Ich habe schon in dieser Zeit gemerkt, dass ich derjenige bin, der sich mehr oder weniger um alles organisatorische kümmert, sei es Finanzsituation, Strom, Internet, Papierkram usw. Mit dem Fortschreiten unseres Studiums, gab es dann immer wieder oder fast dauerhaft Situationen (Prüfungstermine, Abgaben), bei denen meine Freundin mich um Hilfe bat, sei es beim Korrekturlesen, beim Basteln von Moodboards( Designstudentin) oder auch einfach nur um sich Rat zu Bafög-Bögen oder schlecht gelaufenen Korrekturterminen zu holen. Ich habe diese Dinge immer gerne gemacht, da ich sie ja auch geliebt habe. Ich wusste auf jeden Fall hinterher so ziemlich alles über ihr Studium, jedes Fach, jede Prüfung, jede Arbeit, jeden Professor und habe selbst wenn ich Prüfungsstress hatte, oft Sachen von mir hintenangestellt, weil ich wusste, wie sehr sie gerade zu kämpfen hat. Ich habe nie an ihren Fähigkeiten gezweifelt und sie immer in dem bestärkt was sie macht. Im Gegenzug war es immer schwierig, wenn ich ihr mal von meinem Studium oder der Arbeit erzählen wollte. Da war dann das Argument, das ist so technisch, das verstehe ich nicht oder eben auch, dass sie einfach keinen Kopf dafür hätte.
Auf der anderen Seite hat in diesen Phasen, die hinterher eigentlich nahtlos ineinander übergingen irgendwo die zärtliche und s.uelle Seite unserer Beziehung gelitten. Da Zärtlichkeit, Nähe und S. in einer Beziehung für mich durchaus wichtig sind, habe ich das dann auch immer wieder angesprochen, dass ich mir wünsche, dass wir uns öfter einfach Küssen oder mal einen entspannten Tag im Wellnestempel verbringen usw. Immer mit dem Ergebnis: Ich bin so gestresst, ich habe keinen Kopf, ich kann mich momentan nicht entspannen oder fallen lassen. Für mich war das immer sehr schwer und irgendwo auch verletzend, weil ich für sie und ihre Bedürfnisse nach Trost oder Unterstützung immer da war und dann oft das Gefühl hatte, dass sie dazu selten in der Lage ist. Ich habe mich dann jedoch auch nicht immer korrekt verhalten und ihr aus Trotz oder Verletztheit die Kalte Schulter gezeigt. Das wiederum hat sie dann sehr getroffen.
Mitte letzten Jahres war dann ihre Abschlussarbeit fällig, sie wollte aber trotz wenig Geld direkt danach mit einer Freundin 10 Wochen nach Thailand reisen (ich konnte nicht, da ich an meiner Masterarbeit gesessen habe). Die letzten Wochen vor Abgabe der Arbeit waren sehr anstrengend, Sie hat fast nur Nachtschichten gemacht, war körperlich und mental ziemlich durch. Entsprechend hatte Sie zwei Wochen vor Abflug für die Reise kaum etwas organisiert. Ich habe also mit ihr dann viel erledigt und mich auch um bestimmte Dinge, die bei so etwas selbstverständlich sein sollten, wie Auslandskrankenversicherung usw. noch zwei Tage vor Abflug gekümmert. Kurz bevor sie dann geflogen ist, war ich im Kopf fast soweit, dass ich gesagt habe, ich mache hier an dieser Stelle Schluss. Ich kann diesen Stress und irgendwo auch dieses extreme Auf-sich-fokussieren nicht mehr aushalten. Dann habe ich mich aber dazu entschieden, die 10 Wochen abzuwarten. Am Anfang hab ich mich alleine sogar sehr wohlgefühlt, wir hatten aber viel Kontakt über WhatsApp und sie hat mich an der Reise so auch viel teilhaben lassen können. Also dachte ich, vielleicht bringt sie das auch weiter, wenn sie 10 Wochen mit einem Rucksack in einem fremden Land unterwegs ist und wenn sie wieder kommt, lassen sich bestimmte Dinge anders an.
Das Wiedersehen war sehr schön und als sie aus dem Terminal gekommen ist, habe ich mich wahnsinnig gefreut. Wir haben an dem Abend noch viel geredet und uns ausgetauscht und sind uns auch näher gekommen, ich war also erstmal sehr glücklich.
Ein Tag später jedoch kam ich abends nach Hause und sie sagte mir, sie wäre schon wieder so gestresst. Ihre neue Arbeitsstelle hätte gefragt ob sie schon jetzt, einen Monat früher anfangen könnte. Ich habe ihr gesagt, ist doch super, perfekt. Für sie war aber klar: Ich komme gerade aus einem anstrengenden Uralub und muss mich dann um soviel kümmern, mich selbstständig machen, Papierkram, ich brauch erstmal Erholung. Daraufhin haben wir uns dann ziemlich gestritten, und ich habe ihr gesagt, dass das irgendwie eine krasse Einstellung ist, wenn man zwei Monate Lustreise hinter sich hat, erstmal Erholung in Anspruch zu nehmen, insbesondere weil es finanziell auch nicht dicke aussah und ich schon viel der letzten Nebenkostenabrechnungen etc. von meinem Geld übernommen hatte.
Es lief dann so mit auf und ab weiter, sie ist mit ihrem ganzen Papierkram häufig überfordert gewesen und hat viele Dinge aufgeschoben oder mich deshalb angesprochen, ich habe dann aber irgendwann auch einfach gesagt, dass sie nicht immer alles was sie stresst vor sich her schieben kann, denn irgendwo hat man ja auch dem Partner gegenüber eine Verantwortung, vor allem was finanzielle Dinge angeht. Dann einfach shoppen zu fahren, weil man den Anmeldebogen vom Finanzamt nich versteht, war für mich einfach nicht zu verstehen. Letztlich haben wir uns dann geeinigt, dass ich ihr nicht erzähle wie sie sich um Dinge zu kümmern hat, dafür soll sie mich aber auch mit Fragen wie sie sich um diese Dinge kümmern soll, in Ruhe lassen.
Bis Anfang März lief es dann so und ich hatte das Gefühl, wir haben einen ganz guten Kompromiss gefunden. Richtig glücklich waren wir zu diesem Zeitpunkt aber sicherlich beide nicht.
Dann habe ich sie irgendwann zu einer Party einer Freundin gebracht, ich konnte nicht wegen meiner Uni. Sie hat mich noch nachts um 1 Uhr angerufen um mir eine gute Nacht zu wünschen. Als ich dann irgendwann um 6 wach geworden bin, lag immer noch niemand neben mir. Also hab ich bei WhatsApp geschrieben, sie antwortete auch direkt, sie sei auf dem Weg. Ich habe mir also nichts gedacht, denn was diese Dinge angeht habe ich ihr immer grenzenlos vertraut und war auch nie eifersüchtig. Sie hat dann ihren Kater ausgeschlafen und den Tag im Bett verbracht, ich war Nachmittags noch unterwegs und wir haben ausgemacht, Abends zusammen zu kochen. Dabei habe ich gemerkt, dass irgendwas komisch ist und sie auch darauf angesprochen. Also sagte sie, sie hätte auf der Party jemanden kennengelernt, der wäre nett gewesen, sie hätten sich unterhalten und sie hätte irgendwann den Arm um ihn gelegt und ihm einen Kuss auf die Wange gegeben. Das hat mich natürlich ziemlich getroffen, ich bin jedoch erstmal recht ruhig geblieben und habe sie gefragt warum sie das gemacht und ob sie nicht mehr mit mir zusammen sein will oder mich nicht mehr liebt. Das hat sie mit einem klaren Nein beantwortet und ich habe auch gemerkt, dass es ihr sehr leid tat und sie selbst wohl nicht so richtig wusste was da passiert ist. Am nächsten Tag haben wir uns dann nochmal gestritten, ich habe ihr gesagt ich möchte eine Beziehung mit ihr nur noch, wenn sich an der allgemeinen Zärtlichkeit wieder etwas ändert. Wenn man sich auch mal in den Arm nimmt, küsst usw. Und ich habe sie nochmal explizit gefragt, ob sie mich noch liebt. Wieder die Antwort: ja. Es wäre zwar schwer im Moment, aber ja.
Wir haben dann vereinbart: Wir lassen uns mal eine Woche halbwegs in Ruhe und gucken dann ob wir es noch ein letztes Mal versuchen wollen. Also sind wir Freitags eine Runde spazieren gegangen. Resultat: Wir beide empfinden noch etwas füreinander, wollen die Beziehung nochmal versuchen, aber jeder muss bereit sein etwas zu verändern.
Darauf habe ich mich eingelassen, ja sogar neue Hoffnung geschöpft. Wir haben dann mehr unternommen, waren Abends spazieren, haben die Wohnung entrümpelt. Ich habe sehr darauf geachtet, das Thema Zärtlichkeit und S. nicht zur Sprache zu bringen und sie unter Druck zu setzen und ihr nicht in organisatorisches reinzureden. Nach drei Wochen habe ich dann jedoch gemerkt, dass ich viel verändert habe, von ihr jedoch wenig zurückkommt und sie gefragt, wieviel Zeit ich ihr denn geben muss, bis sie auch ihren Part anpackt. Daraufhin hat sie nur leise gesagt, dass sie gemerkt hat, dass ich mir viel Mühe gebe und es nicht wüsste. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich so nicht weitermachen will. Entweder liebt sie mich und lässt sich darauf ein oder wir trennen uns. Tja, das haben wir dann auch getan. Sie könne mir im Moment nicht das geben was ich brauche oder verdiene waren wohl ihre letzten Worte.
Also ist sie schon am Tag drauf zu Ihren Eltern, Sachen alle in der Wohnung stehen gelassen. Wir hatten uns geeinigt, dass ich die Wohnung behalte, da sie das finanziell alleine nicht hätte stemmen können. In der folgenden Woche hatten wir einmal kurz Kontakt, sie ist am Telefon in Tränen ausgebrochen, konnte nicht mehr telefonieren. Meinte aber, es wäre die richtige Entscheidung und dass sie noch etwas Zeit braucht bis sie ihre Sachen holen kann. Ich habe dann nur gesagt, dass es auch für mich sehr schwer ist, wenn alles so aussieht als wohne sie noch hier und sie gebeten, sich nicht zu viel Zeit zu lassen.
Es hat dann knapp 6 Wochen gedauert bis wir uns, außer kurzen Telefonaten und ein zwei kurzen Treffen wegen der Kündigung des Mietvertrages, wo sie zumindest ihre Anziehsachen und Kosmetikartikel mitgenommen hat, nochmal gesprochen haben. Am Telefon war sie dann sehr anders und ich habe direkt gefragt ob sie einen neuen Freund hätte bzw. ob es der von der Party sei und sie mich betrogen hätte. Sie war dann sehr patzig und sagte nur, dass ginge mich nichts an. Daraufhin habe ich ihr Recht gegeben, aber es ginge mich sehr wohl was an, wenn sie schon in der Zeit wo wir noch einen letzten Versuch gestartet haben mit ihm Kontakt gehabt hätte. Abends rief sie mich dann zurück und sagte, ja sie hätte einen neuen Freund und es wäre der Typ von der Party. Das wäre jedoch erst nach unserer Beziehung passiert und sie hätte das auch nicht gesucht. Ich war natürlich vor den Kopf gestossen und erstmal sehr wütend und verletzt. Ich habe ihr also gesagt, wenn sie ihren Ar. nicht noch jetzt oder morgen endlich hierherschwingt und es schafft ihre Klamotten zu holen, stell ich das Zeug mit Sack und Pack auf die Straße. Das hat sie dann am nächsten Tag auch gemacht. Seitdem haben wir kaum oder nur noch sporadisch und nüchternen Kontakt gehabt wegen organisatorischem, ich habe sie aus meiner WhatsApp Liste gelöscht und Feiern wo ich wusste dass sie da ist gemieden.
Ich kann einfach nicht verstehen wie man, trotz allem was wir an Problemen hatten, nach 6,5 Jahren innerhalb von 4 Wochen eine neue Beziehung eingehen kann. Der neue Typ sieht aus wie Muttis Sohnemann, ist 21, geht noch zur Berufsschule und macht ne Ausbildung zum Klempner, fährt ein getuntes Auto und hört Schlager. Alles Dinge die zu ihr, so wie ich sie kenne, nicht passen. Sie ist eher alternativ, ernährt sich vegan, hört eher Rock und hasst Schlager und findet getunte Autos lächerlich. Ich weiß, es geht mich nichts an, mit wem sie sich jetzt trifft, aber ich habe das Gefühl der Mensch den ich so geschätzt habe, den gibt es nicht mehr oder den hat es nie gegeben.
Naja, nachdem es mir die ersten Wochen nach der tollen Offenbarung richtig schei. ging, wurde es langsam besser. Gestern jedoch war Sie nochmal hier um noch etwas abzuholen. Sie kam rein und lachte direkt los, erzählte mir von ihrem Friseurunfall. Ich hab sie nur gesehen und alle Probleme die wir hatten waren vergessen. Für mich war das die schönste und tollste Frau die ich kenne die da stand. Auf einmal wollte sie mir Fotos von ihrer neuen Wohnung zeigen, ich war eher zögerlich. Sie meinte jedoch sie wolle normal mit mir umgehen, wolle den Kontakt nicht verlieren und würde mich noch sehr schätzen. Ich habe ihr daraufhin nochmal sehr sachlich erklärt, dass mich die Trennung so wie sie war allerdings sehr verletzt hat, gerade weil ich in den letzten Wochen davor nochmal Hoffnung geschöpft hatte. Daraufhin sagte sie, sie wüsste jetzt, dass sie schon über einen längeren Zeitraum langsam mit der Beziehung abgeschlossen hätte. Ich habe dann gesagt, dass es dann unfair war, mir zu sagen, sie wolle es noch versuchen. Das wollte sie nicht gelten lassen, sondern meinte im Gegenzug, das hätte sie da auch so gemeint, sie wäre sich eben bis zuletzt nicht darüber klar gewesen was sie noch für mich empfindet.
Naja, wie auch immer. Ich bin irgendwo an einem Punkt wo ich im Kopf weiß, dass unsere Beziehung wahrscheinlich nicht funktioniert hätte und wir beide damit nicht mehr glücklich waren. Aber irgendwas in meinem Herzen und meiner Seele vermissen dieses Mädchen. Und es tut weh zu wissen, dass es andersrum nicht so ist.
Ich glaube ihr eigentlich dass was sie sagt...andersherum fühle ich mich verarscht, vielleicht war es auch zu lange zu bequem bei mir und sie ist nur deshalb nicht gegangen.
Versteht das irgendjemand?
26.06.2014 11:26 •
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