Hallo zusammen,
kurz zu mir, ich bin Thomas, 31 Jahre alt, seit vier Jahren Vollzeit berufstätig, und teile hier vermutlich mit vielen Leuten ein Schicksal: in der letzten Woche hat sich meine Partnerin (28, noch im Studium) nach fünf Jahren Beziehung von mir getrennt. Nachfolgend unsere Geschichte, der Text ist sehr lang geworden, kann man sicherlich auch nur grob überfliegen und zu den letzten Absätzen springen.
Wir haben uns vor fünf Jahren durch einen großen Zufall kennen gelernt, damals wohnten wir noch sehr weit auseinander. Da bei mir beruflich sowieso eine Veränderung anstand, bin ich in ihre Stadt gezogen und habe dort einen tollen Job gefunden, und nach einem Jahr haben wir dann eine schöne gemeinsame Wohnung gefunden. Die Beziehung lief sehr harmonisch (naja, wir sind beide charakterstark und haben klare Vorstellungen, da kommt es mal zu Konflikten im Alltag, das war aber nie etwas, was mehr als ein paar Stunden angehalten hat und es ist nie jemand unfair geworden - stufe das als völlig normal ein), wir hatten tolle Urlaube, haben einen guten Modus gefunden (haben uns immer sehr viele Freiheiten gegeben, sind beide sehr aktive Personen, aber haben die gemeinsame Zeit auch sehr genossen und uns sehr Zuhause gefühlt), uns gegenseitig unser Zuhause genannt, hatten tolle Urlaube (lieben beide aktive ungeplante Abenteuerurlaube, Auto mieten und los, mal schauen was passiert) und so weiter. Für viele Außenstehende hatten wir tatsächlich eine beeindruckende, fast vorbildlich wirkende Beziehung.
Es gibt keinen festen Grund für die Trennung (und wenn man hier viel im Forum liest, scheint das sogar der Standard zu sein). Es gab ein paar Streits, die aus dem Alltag entstanden sind, und wir haben in den letzten Wochen beide sehr viel ohne einander gemacht (bei ihr insbesondere Freizeitaktivitäten, bei mir sowohl das als auch beruflich), was aber nicht böswillig war, sondern sich durch die vielen Nach-Corona-Aktivitäten und unterschiedliche Freundeskreise einfach ergeben hat. Erste Zweifel kamen im April dieses Jahres bei ihr auf, als sie einen anderen Mann kennengelernt hat, der ihr sehr imponiert hat. Wir haben extrem offen darüber gesprochen, uns wieder auf unsere Beziehung konzentriert, das etwas eingeschlafene S. aufgepeppt, und die Zweifel waren sehr schnell verschwunden (und der andere Mann sowieso, und es kam zu keinen Grenzüberschreitungen, ein paar Flirts konnte ich immer akzeptieren und habe ich selbst auch manchmal gemacht). Die Beziehung ist daraufhin sogar eher intensiver geworden, ich habe ihre Zweifel wenige Wochen später nochmal angesprochen, sie sagte sie seinen total verflogen, und im weiteren Verlauf dieses Jahres (aus heutiger Sicht unglaublich) haben wir uns dann über konkrete Zeitpunkte der Familienplanung unterhalten (auch da hatten wir sehr ähnliche Vorstellungen). Das ist vielleicht sechs Wochen her.
Vor rund vier Wochen ist die Stimmung dann irgendwie gekippt, wir haben uns plötzlich an Alltagssachen aufgehangen und darüber gestritten (Alltagsplanung, Missverständnisse etc.) und fingen an, stundenlang über Kleinigkeiten zu diskutieren. Offensichtlich hatten wir uns beide ein Stück aus der Beziehung emotional entfernt. Mir wurde das dann bewusst und ich habe vor ca. zwei Wochen das Gespräch gesucht, doch es war zu spät: Sie sagte, in ihr sei irgendetwas kaputt gegangen, sie könne die emotionale Nähe nicht mehr zulassen wie früher, sie könne es auch nicht erklären.
In der weiteren Folge haben wir sehr viel geredet, ich habe um die Beziehung gekämpft wie ein Löwe, habe mich selbst sehr reflektiert und gewisse Punkte in meinem Verhalten gefunden, an denen ich arbeiten möchte (und aktiv tue). Unsere Gesprächsebene war immer beeindruckend und ist es bis heute, wir können über zutiefst persönliche Themen klar und unemotional reden. Leider am Ende alles ohne Erfolg, am vorletzten Wochenende dann die finale Trennung inklusive ihrem provisorischen Auszug, nachdem sie zuvor einige Tage hart gehadert hat (zwischen Ich kann nicht mehr zu Eine Trennung wäre der größte Fehler meines Lebens lagen oft wenige Stunden).
Mir geht es einerseits natürlich beschissen, ich habe einen Teil meines Lebens verloren. Ich hatte noch nie so einen empathischen, verständnisvollen Gesprächspartner, eine Person, die mir so viel gegeben hat und mich so hat wachsen lassen, und der ich auch so viel geben konnte, die ich in stressigen Zeiten innerhalb von Minuten komplett beruhigen konnte, wir standen uns gegenseitig auch bei großen Lebensentscheidungen mit Rat und Tat zur Seite, konnten stundenlang einfach reden und es wurde nicht langweilig. Andererseits habe ich einen großen Freundeskreis, und die Menge an Empathie und Support, an aufmunternden und motivierenden Worten, das hätte ich nicht für möglich gehalten und hat mich für den Moment extrem bestärkt. Ich schwanke ständig zwischen den Modi gebrochenes Herz, Betonklotz im Bauch, kann nicht schlafen und Ich bin ich, bin ein toller Mensch, da wird jemand warten, der nicht irgendwann abhauen wird, bis dahin mache ich mein eigenes Ding. Bin täglich abends mit Freunden verabredet, oder zum Sport, oder für mein Hobby. Die Tage, an denen ich wirklich am Boden lag, gingen erstmal sehr schnell vorbei, auch wenn ich glaube, dass da noch was ganz Dunkles auf mich zukommt.
Sie wiederum kann tatsächlich für einige Monate in einer Wohnung einer Freundin unterkommen (die Freundin ist beruflich länger im Ausland, für meine Ex also die Möglichkeit für eine möblierte Singlewohnung ein paar Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt, in der sie ungefähr bis Jahresende wohnen kann). Während ich heute arbeiten werde, wird sie einige persönliche Sachen (Kleidung, Unterlagen fürs Studium usw., allerdings keine Möbel) aus der Wohnung räumen und dann war es das.
Ebenfalls ein hier im Forum immer wieder beschriebenes Muster: Nach einigen Tagen Kontaktpause schrieb sie mir in den letzten beiden Tagen, Aufhänger waren organisatorische Themen, aber dann hat sie jeweils den Smalltalk gesucht, sich nach meinem Wochenende erkundigt usw. Ich genieße das natürlich sehr, aber habe ihr dennoch gesagt, dass ich nach einem abschließenden Gespräch den Konrakt abbrechen muss, um mich zu schützen.
Für morgen Abend haben wir also noch ein letztes persönliches Gespräch vereinbart, sie kommt in unsere (jetzt meine) Wohnung. Wir haben noch zig organisatorische Sachen zu klären, wie geht es mit der Wohnung weiter, mit gemeinsamen Verträgen, mit gemeinsamen Finanzen usw. - ihr kennt das sicherlich.
Jetzt frage ich mich: Habt ihr Tipps, wie man dieses letzte Gespräch angeht? Ich würde natürlich wissen wollen, wie sie mit zwei Wochen Abstand zu der Entscheidung steht, ob es sich richtig anfühlt, aber irgendwie kann ich es mir auch denken - sollte man solche Fragen überhaupt nochmal ansprechen? Einerseits hätte ich Lust, nochmal einen letzten schönen Abend zu haben, mit einer Flasche Wein und leckeren Pasta (keine Ahnung, ob sie überhaupt Lust drauf hätte), aber vielleicht wäre es schlauer, das ganze so kurz und platonisch zu halten wie möglich? Nochmal tolle Momente in unserer Vergangenheit durchsprechen und in Melancholie baden oder lieber die kalte Schulter zeigen (verhältnismäßig natürlich) und wenig Emotionalität zulassen? Gibt es da überhaupt gute Tipps?
Klar ist für mich, dass danach die Kontaktsperre beginnt. Sie wird nicht komplett konsequent sein können aufgrund der organisatorischen Themen, das sollte aber schnell immer weniger werden. Wie findet man seinen eigenen Seelenfrieden?
Auch sonst bin ich für alle Tipps dankbar. Auch heute scheint es mir wieder ganz gut zu gehen und diese sehr vielen Zeilen zu schreiben, war eine gute Selbsttherapie, glaube ich. Aber wenn ich daran denke, was jetzt alles nicht mehr ist, die ganzen gemeinsamen Momente, die vielen gemeinsamen Sozialkontakte, die Zukunftspläne, die noch vor wenigen Wochen so konkret und klar waren, die Kuschelabende und die vielen Aktivitäten, der Kontakt zu ihrer Familie (die ich sehr mag), . Das ist extrem hart.
Danke, wenn ihr bis hier hin gelesen habt und vor allem danke für jedes nette Wort.
Thomas
06.07.2022 08:04 •
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