Heute war es dann also so weit.
Der Plan war: Sie räumt ihre persönlichen Sachen aus der Wohnung, während ich arbeite. Abends dann das letzte Treffen.
Heute Nachmittag schrieb sie mir allerdings, dass sie emotional heute nicht in der Lage sei, die Wohnung auszuräumen, und bat um Verständnis. Das Treffen abends stand aber.
Sie kam dann in unsere ehemals gemeinsame Wohnung. Erzählte, dass sie gestern in der Kneipe einen totalen emotionalen Breakdown hatte, bis um halb 6 heulend (und in männlicher Begleitung, der Herr ist aber wirklich nur ein Freund) durch die Stadt gelaufen ist. Heute konnte sie nicht die Sachen holen, sie realisiert gerade, was für eine Veränderung für unsere Leben das alles bedeutet und was wir alles verlieren.
Das Gespräch heute Abend ging rund drei Stunden und war sehr gut. Zunächst hat es mich emotional ziemlich berührt, sie wiederzusehen. Wollte sie am liebsten durchgehend umarmen und küssen - klar, so war das ja bislang auch. Sie hat aber den Abstand gewahrt, Gott sei Dank. Wir sind dann schnell auf die sachliche Ebene gekommen und sind wirklich mit Zettel und Stift durch die Wohnung, haben materielle, finanzielle und organisatorische Dinge abgesprochen. Alle persönlichen Dinge sind bis spätestens Anfang August verschwunden, klares Commitment.
Dann haben wir tatsächlich noch etwas gegessen und dabei über unsere Beziehung und die Gründe gesprochen, aber eher ungezwungen. Und das war gut. Sie hat ehrlich gesagt, dass sie schon im Oktober letzten Jahres erste Zweifel bekommen hat, das aber damals nicht realisiert hat. Dann waren da die Zweifel im April, und jetzt kamen sie schon wieder. Und dieses Mal konnte sie mich nicht mehr an sie heran lassen, fühlt eine emotionale Distanz.
Ich denke auch, dass mir die Ursachen irgendwie klar sind: Als wir zusammen gekommen sind, war sie 23 und ich 26, sie war am Anfang des Studiums, ich am Anfang des Berufslebens, ich kam aus einer sehr langen Beziehung und hatte klare Vorstellungen davon. Von da bis heute hat sie sich extrem weiterentwickelt, ein riesiges soziales Netzwerk durch verschiedene Studentenjobs, Uni etc. aufgebaut. Mein Leben war deutlich konventioneller im 9-to-5-Job, deutlich weniger neue Leute, die in mein Leben kamen. Wir haben unsere Freundeskreise auch wenig durchmischt, und so hat sie sich irgendwie von mir weg entwickelt. Dazu kommt jetzt eben ihr Alter und die konkrete Familienplanung, sodass sie sich unterbewusst vermutlich immer mehr gefragt hat, ob es das mit uns wirklich ist.
Gleichzeitig hat sie auch formuliert, was sie an mit hatte, was sehr besonders ist und sie sehr wertschätzt. Sie sagt auch, dass sie große Angst hat, keinen Kerl mehr zu finden, der diese Eigenschaften ebenfalls mitbringt. Daher auch ihre Angst und Panik der letzten Tage, verbunden mit der Realisierung, dass sie so viele Gemeinsamkeiten (die Wohnung, die Freundschaft usw.) aufgibt.
Einen anderen Mann gibt es derzeit nicht, das habe ich nochmal konkret gefragt und ich bin mir ganz sicher, dass sie mir heute von vorn bis hinten die Wahrheit gesagt hat. Der Umgang war fair, sachlich, offen, freundlich.
Ich habe die Kontaktsperre ab morgen (da will sie die Sachen holen) angekündigt, darüber ist sie nicht glücklich, wird es aber respektieren. Da sie ab kommender Woche für den Rest des Monats im Urlaub ist, werden wir zumindest die kommenden Wochen aber relativ einfach eine Kontaktsperre haben. Anfang August holt sie die restlichen persönlichen Dinge ab, und ab da ist mein Plan, den Kontakt endgültig auf null zu fahren.
Gleichzeitig sagt sie auch, dass sie sich sehr gut vorstellen könne, mich in ein bis zwei Monaten zu treffen und zu daten um zu schauen, ob sich wieder etwas zwischen uns entwickeln könnte. Ich halte das aber für einen Strohhalm der Hoffnung, an den wir uns beide klammern. Ihre Liebe ist erloschen, wir haben uns auseinander entwickelt, ich glaube nicht, dass so etwas wiederkommen kann (oder?). Die Trennung ist richtig, so hätte es nicht weitergehen können. Und es fällt ihr nicht leicht, zu gehen, sie weiß sehr genau, dass auch sie mit mir einen guten Freund, eine zuverlässige Basis, einen Anker im Leben verliert, dazu die ganzen materiellen Sachen, die Familien etc. Aber ohne das allerwichtigste, nämlich die Gefühle, ist (zumindest in unserem Alter und ohne Kinder) alles andere wertlos und der richtige Moment, sich zu trennen.
Mir tat das letzte Gespräch gut. Ich sehe, dass wir keine Basis mehr hatten. Dass es nichts bringt, zu kämpfen. Dass die Trennung richtig ist. Der heutige Abend wird mir sehr helfen, die Trennung schneller zu verarbeiten.
Es mag die Ausnahme sein, dass so ein ausführliches letztes Gespräch mitsamt Rückschau auf die vergangenen Jahre eher gut tut. Aber ich bin sehr froh, dass der Abend so gelaufen ist - nur dass sie heute ihre Sachen nicht mitgenommen hat, ärgert mich. Aber auf ein paar Tage kommt es jetzt eh nicht an.
In einer Woche fliege ich mit ein paar Freunden in den Urlaub (übrigens waren beide getrennte Urlaube länger geplant - auch ein Zeichen). Das wird mir guttun, abzuschließen und abzuschalten.
Danke fürs Lesen. Freue mich über jeden Kommentar dazu.
08.07.2022 00:16 •
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