Trennung nach 45 Jahren

Zitat von Gab:

Dabei ein Zettel: nimm dir was du brauchst, der Rest ist Müll. Da ich bereits alles eingepackt habe schmiss ich alles in den Müll.

Und wieder so eine neue Lektion. wir haben ja neulich schon über das WA-Verhalten geplaudert, bei dem Du einfach nach so langer Ehe langsam lernen musst, daß Du selbst darüber bestimmen kannst, wann und wie eine Konversation verläuft.

Schau mal genau hin, da steht nur der Rest ist Müll. Da steht nicht, Du sollst alles wegschmeißen. Nach so langer Zeit ist es wirklich nicht einfach aus alten Verhaltensmustern auszusteigen, aber je mehr Du übst umso mehr wird es Dir gelingen. Du bist nicht mehr die, die der gesamten Familie Dinge hinterher räumen muß oder soll. Das ist nicht mehr Dein Haushalt und was liegen bleibt, ist nicht mehr Dein Problem. ein bißchen wird das noch dauern bis Du das verinnerlicht hast, aber nimm die Lektionen mit, wo sie sich bieten. Es war nicht Deine Aufgabe, das Zeug wegzuhauen, Du hast es zu Deiner gemacht, weil Du es so gewohnt bist.

Vielleicht hilft es Dir für den Übergang, egal ob Wäsche waschen, Aussortieren oder ähnliches betroffen sind, Dir immer wieder zu sagen, dafür hat er jetzt Next. Soll die sich doch bitte damit herumärgern.

Zitat von Gab:

Diese Sachen zerstörte er und warf sie auf der Terrasse in einen Behälter. Dabei schrie er und beschimpfte mich aufs übelste.

Natürlich beschimpft er Dich aufs Übelste. Es gibt einfach nach wie vor Menschen, dazu zählen immer wieder gern Männer die ewig verheiratet waren, die haben den emotionalen Entwicklungsstand eines 5jährigen Menschen. Das heißt auf unangenehme Gefühlen reagieren die mit Wut oder in Tränen zerfließendes Selbstmitleid.

Schau langsam sickert bei ihm durch, daß, was auch immer er sich da vorgestellt hat, so ganz wird das nicht funktionieren. Bisher warst Du ein Möbelstück, welches man leicht beiseite schieben konnte, um Fahrradtouren oder ähnlich schöne Dinge zu machen. Nun bist Du kein Möbelstück mehr und der kleine Bub ist völlig überfordert mit der großen Situation, die er zu verantworten hat. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein, daß es der einen Trotzanfall bekommt.

Du warst lange genug mit ihm zusammen, daher ist es an Dir für Dich einzuschätzen, wie gefährlich diese Anfälle tatsächlich sind. Für Außenstehende wie mich, hört sich das natürlich nicht gut an und ich empfehle Dir zwei Dinge. Normalerweise trauen sich 5jährige weniger, je mehr Leute um sie herum sind. Vielleicht mal darüber nachdenken, daß ihr zu reden, ein öffentliches Cafe nehmt oder Du jemanden mitnimmst, wenn Du was aus dem Haus brauchst. Und eine so lange andauernde Ehe entwickelt auch immer ein System, welches den einzelnen Mitgliedern bestimmte Rollen zuweist. Aufgrund dieser Zuweisungen handeln wir (manchmal so gar sehr fremdbestimmt) und verlieren an Objektivität. Daher würde ich es für sinnvoll halten, daß Du Dir mal innerlich klar machst, welche Grenzen Du hast und ab wann Du trotz der Scham bereit wärst, die Polizei zu rufen.

Du bist seine Ex. Du bist nicht sein Fußabtreter.