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Trennung nach 40 Ehejahren

S
Zitat von DieSeherin:
ich glaube, du kennst meine geschichte (die mehrere ecken hatte) schon?

Um ehrlich zu sein, nein bzw habe ich sie nicht am Schirm. Aber vllt. kannst Du erklären, weshalb der / die für die Affäre Verlassende seinen bisherigen Beziehungspartner teils so dermassen „mies“ behandelt. Bei mir war es meine „(Teil)Erzeugerin“, die meinen Vater absurderweise nach jahrelanger Ehe nur noch mit förmlichen „Sie“ und Hr. [berufliche Bezeichnung] ansprach.
Meine „Teil-Erzeugerin“ beantwortete dies - auf meine Nachfrage - dass sie es zur „Abgrenzung“ im Rahmen zufälliger Strassenbegegnungen „brauchen“ würde.

Darüberhinaus beschwerte sie sich am Jugendamt, dass mein Vater nach der Scheidung mehrere Freundinnen gehabt hätte, und dies dem Kind (also mir) ein falsches Frauenbild vermitteln würde (ich wusste vor meiner Stiefmutter nur von einer). Das Ganze wohlgemerkt, nachdem sie meinen Vater und mich an einem Wochenende Knall auf Fall für ihre Affäre hat sitzen lassen (wir kamen gerade von einem Ausflug mit einem Freund meines Vaters retour).

Ich dachte mir damals als Kind nur, dass sie irgendwie „krank“ bzw. durchgedreht ist. Um ehrlich zu sein, denke ich das bis heute und seit ich eigene Kinder hatte, vermute ich eigentlich noch viel mehr, dass da eine Art (hoffentlich nicht vererbbare) Geisteskrankheit vorliegt… Es war auch äusserst unangenehm meinen engeren Freunden zu erzählen, wie sich meine „(Teil)Erzeugerin“ verhalten hat, weil Du an der Mimik ablesen kannst, dass sich alle denken „OMG, ihre Mutter ist komplett verpeilt“. Noch schlimmer war es bei potentiellen Partnern zur Familiengründung bzw deren Familien. Denn natürlich spürte ich, dass diese Bedenken hatten, ich könnte mich genauso entwickeln, wie meine (Teil)erzeugerin und den Mann mit Kindern wegen irgendeiner Liebschaft sitzen lassen.

Um ehrlich zu sein, es war der blanke Horror für mich als Trennungskind.

07.03.2024 17:16 • #196


C
Zitat von Seneca22:
Aber vllt. kannst Du erklären, weshalb der / die für die Affäre Verlassende seinen bisherigen Beziehungspartner teils so dermassen „mies“ behandelt.

Das dient wohl der eigenen Rechtfertigung und der Verdrängung der eigenen Schuld im Sinne einer Schuldumkehr: Mein EP ist so ein schrecklicher Mensch, dass ich ihn quasi nur verlassen konnte - mir ist gewissermaßen nichts anderes übriggeblieben. Hat damit auch was mit Passivität, Feigheit und Unfähigkeit, die eigene Schuld anzuerkennen und mit ihr zu leben, zu tun: Man redet sich ein, dass ausschließlich äußere Umstände, der doofe andere, für die Trennung verantwortlich sind - man selber kann nichts dafür. In die gleiche Richtung geht das in-den-Dreck-Ziehen der alten Beziehung: War eigentlich schon immer unglücklich..

Zudem kann man damit für sich ganz sicher sein, mit der Trennung das Richtige getan zu haben - im Sinne einer Kontrastverstärkung wird der AP überhöht und der Partner, den man verlassen hat, in den Dreck getreten.

Schließlich möchte man mit dem Leid des anderen nicht konfrontiert werden, das ist wohl mit Abgrenzen gemeint.

Meinem Eindruck nach (zumindest, was das Lesen hier im Forum angeht) ist dieses Verhalten der Verlasser eher die Regel als die Ausnahme, obwohl es nicht immer auftritt und nicht immer so krass sein muss wie in Deinem Fall.

07.03.2024 17:39 • x 5 #197


A


Trennung nach 40 Ehejahren

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UlkigerVogel
Beim TE kann man alle Klassiker lesen:

- Mit meiner Frau läuft seit Jahren überhaupt gar nichts mehr
- Ich armer Mann habe alles versucht, aber man kann mit ihr nicht reden
- Sie ist schon immer nur gefühlskalt und abweisend zu mir gewesen
- Mit der Affäre ist alles so anders! Wir passen wie Topf und Deckel!

Ich meine, solche Sprüche werden in einem anderen Thread hier im Forum gesammelt.

07.03.2024 20:34 • x 2 #198


H
Zitat von UlkigerVogel:
Beim TE kann man alle Klassiker lesen: - Mit meiner Frau läuft seit Jahren überhaupt gar nichts mehr - Ich armer Mann habe alles versucht, aber man kann mit ihr nicht reden - Sie ist schon immer nur gefühlskalt und abweisend zu mir gewesen - Mit der Affäre ist alles so anders! Wir passen wie Topf und Deckel! Ich ...

Und?
Er schildert das was er erlebt und er sollte die Konsequenzen ziehen.
Man sollte nicht in unguten Situationen hocken bleiben, es gibt immer eine Möglichkeit.
Seine Beweggründe ins Lächerliche zu ziehen ist nicht hilfreich.

07.03.2024 20:38 • x 4 #199


Susanna
Zitat von AjnosXX:
Ich frage mich nur warum er dann ebenfalls im gleichen Trott mitgemacht hat und das solange bis der Kurschatten erschien. Warum hat er damals nicht konsequent gehandelt? Weil keine Frau da war, die auf ihn wartete?

Weil die Beziehung nicht so grottig gewesen war, das es zur Scheidung reichte. Es soll doch Männer mit Familiensinn und Verantwortungsgefühl geben? und Gewohnheit, und Erinnerungen?

Bis ein neue/r Liebespartner winkt. Richtig. Gut so!

07.03.2024 20:45 • x 1 #200


Ema
Zitat von UlkigerVogel:
Beim TE kann man alle Klassiker lesen:

- Mit meiner Frau läuft seit Jahren überhaupt gar nichts mehr
- Ich armer Mann habe alles versucht, aber man kann mit ihr nicht reden
- Sie ist schon immer nur gefühlskalt und abweisend zu mir gewesen
- Mit der Affäre ist alles so anders! Wir passen wie Topf und Deckel!

Ich meine, solche Sprüche werden in einem anderen Thread hier im Forum gesammelt

Ja, und manchmal entsprechen sie sogar der Wahrheit.

07.03.2024 20:48 • x 5 #201


DieSeherin
Zitat von Seneca22:
Aber vllt. kannst Du erklären, weshalb der / die für die Affäre Verlassende seinen bisherigen Beziehungspartner teils so dermassen „mies“ behandelt.


nein, das kann ich dir nicht erklären - weil mein exmann und ich uns (einigermaßen) in frieden getrennt haben. zwischen uns 4 beteiligten personen (bzw. einer zusätzlichen, die der trennungsgrund war), gab es zwar schon mal konflikte, aber wir alle haben uns wegen der kinder wie erwachsene menschen benommen.

08.03.2024 07:05 • #202


A
Zitat von Seneca22:
Um ehrlich zu sein, nein bzw habe ich sie nicht am Schirm. Aber vllt. kannst Du erklären, weshalb der / die für die Affäre Verlassende seinen ...

Spannende Geschichte. Kenn ich so ähnlich von einer Freundin von mir. Und da hinterfragen wir nicht mehr, ob die Mutter krank ist, wir rätseln nur, was das wohl genau für ein Krankheitsbild ist. Tut mir leid für dich. Leicht ist das nicht. Andererseits hast du einiges daraus gelernt.

Unterm Strich bleibt aber immer dasselbe über: Der eine (leider meist tatsächlich die Frau) erwartet, dass der Mann ihr Leben richtet und ist für ihr gesamtes Glück, Gedeih und Verderben verantwortlich, weil sie selbst nicht die Verantwortung dafür tragen kann oder will. Und wenn und weil er das natürlich nicht kann, wer kann so eine Bürde auf Dauer schon tragen, wird er natürlich attackiert, weil er ist ja dann auch und immer noch für alles verantwortlich, sie natürlich nie.

Das ist leider ein Klassiker. Interessanterweise sieht man diese Haltung bei Menschen mit psychischen Auffälligkeiten nur besonders deutlich.

08.03.2024 07:22 • #203


S
Zitat von Arnika:
Unterm Strich bleibt aber immer dasselbe über: Der eine (leider meist tatsächlich die Frau) erwartet, dass der Mann ihr Leben richtet und ist für ihr gesamtes Glück, Gedeih und Verderben verantwortlich, weil sie selbst nicht die Verantwortung dafür tragen kann oder will. Und wenn und weil er das


Oder Männer , die erwarten, dass ihr Frau ihr Glück regelt , weil sie selbst nicht zufrieden mit sich sind und da das nicht geht, dann halt Affären starten…..
würde mal sagen, da nehmen sie beide Geschlechter nichts.

08.03.2024 07:50 • x 3 #204


S
Zitat von Ema:
Ja, und manchmal entsprechen sie sogar der Wahrheit.

Ja bestimmt.

was hier aber, nicht mehr relevant, aber interessant, wäre, ist, ob das nicht schlicht auch eine Folge der ersten Affäre und dem dann halt irgendwie weiter so danach ist.
Da bin ich bei Seneca, das ist nun mal pures Gift für jede Beziehung.

oder was für einen Einfluss seine Erkrankung auf die Ehe vor der Reha hatte usw.

der TE macht es sich hier sehr leicht.

08.03.2024 07:53 • x 5 #205


Babs54
Zu diesem Thema möchte ich mich gerne zu Wort melden.
Im Jahr 2018 ging ich im April in Rente, im Juni fuhren mein Exmann und ich in Urlaub und im August war ich Single...... nach fast 30 Ehejahren.
Das war wie ein Vorschlaghammer für mich. Im Jahr zuvor sind wir noch in unsere absolute Traumwohnung gezogen.
Eiskalt, beleidigend, verletzend und rücksichtslos hat er die Trennung durchgezogen. Dass ab da nur gelogen wurde, müsste ich eigentlich nicht erwähnen.
Mein Lebensentwurf war einfach nicht mehr vorhanden.
Es war niemals die Rede davon, dass er irgendwie unglücklich sei!
Mich hat diese Situation fast umgebracht. Psychiater, Medikamente, Psychotherapie, Pro Familia, Freunde, eine Reha und dieses Forum haben mir nach und nach geholfen, ins Leben zurückzufinden.
Es war für mich unerträglich, auf diese Art und Weise abgeschoben zu werden. Ohne eine Chance wurde ich nach 3 Jahrzehnten entsorgt.
Dass eine Beziehung enden kann, ist ok, aber dann fair, mit offenen Karten handeln.
Bitte sei fair, offen und ehrlich zu deiner Frau und hinterlasse nicht so viel verbrannte Erde, wie es mein Ex tat.

15.03.2024 08:40 • x 12 #206


S
@Babs54: Danke, für Dein Posting und wie Du ehrlich und offen Deine eigentlich traumatische Situation schilderst. Mir ist es immer wieder rätselhaft, wie leichtfertig und ohne ersichtlich grosse Not, Menschen ihre langjährigen GefährtInnen sitzen lassen und das auch noch vom einen oder anderen hier im Forum oder Therapeuten in veröffentlichten Statements abgehandelt wird, als ob man ein alt gewordenes Möbelstück einfach mal austauscht, wo doch hier im Forum gefühlt 1000e Fäden und Statements vorhanden sind, die dokumentieren, was das mit langjährigen GefährtInnen macht. Mein Vater, der ein sehr stabiler Mann war, ging damals auch beinahe zugrunde, als meine (Teil)Erzeugerin uns wegen ihrer Affäre Knall auf Fall sitzen liess.

15.03.2024 11:11 • x 3 #207


K
Zitat von Seneca22:
Danke, für Dein Posting und wie Du ehrlich und offen Deine eigentlich traumatische Situation schilderst. Mir ist es immer wieder rätselhaft, wie leichtfertig und ohne ersichtlich grosse Not, Menschen ihre langjährigen GefährtInnen sitzen lassen und das auch noch vom einen oder anderen hier im Forum oder Therapeuten in veröffentlichten Statements abgehandelt wird, als ob man ein alt gewordenes Möbelstück einfach mal austauscht, wo doch hier im Forum gefühlt 1000e Fäden und Statements vorhanden sind, die dokumentieren, was das mit langjährigen GefährtInnen macht. Mein Vater, der ein sehr stabiler Mann war, ging damals auch beinahe zugrunde, als meine (Teil)Erzeugerin uns wegen ihrer Affäre Knall auf Fall sitzen liess.

Ich verstehe Deine Wut sehr gut, Seneca22. Und wenn ich Geschichten, wie die von @Babs54 lese, tut mir das in der Seele weh. Aber was wäre denn jetzt die Alternative für @Oldtimer2024 ? Soll er entgegen seiner Gefühle bei seiner Frau bleiben? Hier ist es ja sogar so, dass seine AF diese Gefühle erwidert und sich ebenfalls ein Leben mit ihm wünscht. Hätte deine Mutter und auch der EM von Babs54 bei seiner Familie bleiben sollen und seine Liebe, wie auch die nicht mehr vorhandenen Gefühle für die Familie einfach wegdrücken und ignorieren sollen?

Weißt du, ich lebe in einer Ehe2.0. Ich habe mich dafür entschieden, obwohl ich bis über beide Ohren vor nunmehr 10 Jahren in meinen AM verliebt war. Mir blieb auch eigentlich nichts anderes übrig, weil der AM ein Leben mit mir nicht wollte und ich damals nicht stark genug war, mein Leben einfach selbst in die Hand zu nehmen. Auch fühlte ich mich mit Anfang 50 dafür nicht mehr jung, gesund und kräftig genug. Ich bereue auch nicht, wieder bei meinem Mann zu sein und unser gewohntes Leben weiter zu führen. So genieße ich die Sicherheit, Geborgenheit und das behagliche Leben, dass ich als nicht ganz so stabile Persönlichkeit dringend brauche.

Auch hat sich mein Mann nachdem er von der Affäre wusste in manchen Dingen geändert. Er unterstützt mich z.B. jetzt so gut er kann im Haushalt und wirft mir in der Ausübung meines Berufes keine Knüppel mehr zwischen die Beine. Einfach ist das ganze aber bis heute nicht. Für uns beide nicht. Es ist ein Kompromiss. Dessen bin ich mir sehr bewusst. Und so schön das ganze vielleicht für unsere inzwischen erwachsenen Kinder sein mag, auf ein wieder intaktes Elternhaus zurück zu blicken, so sehr wünsche ich mir für sie, dass sie es anders machen. Dass sie sich niemals selbst verleugnen und sich trauen, ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu folgen.

Wenn @Oldtimer2024 sich nun also noch stark und gesund genug fühlt, ein neues Leben anzufangen, dann kann ich ihn dazu nur ermutigen. Natürlich sollte er fair und offen seiner Frau gegenüber sein und möglichst wenig verbrannte Erde hinterlassen. Er sollte aber auch daran denken, dass er seiner neuen Liebe gegenüber genau die gleiche Verpflichtung hat. Auch sie hat ein Recht auf einen gewissen Wohlstand. Er darf jetzt also nicht seiner Frau aus einem verständlicherweise schlechten Gewissen heraus alles überlassen und mit seiner neuen Liebe bei 0 anfangen. Das wäre sehr unklug und auch nicht gerecht. Seine Frau hatte seine besten Jahre. Die neue Frau an seiner Seite wird einmal für seine Pflege und Betreuung sorgen müssen. Ich finde daher hat sie es auch verdient, zumindest mit Respekt behandelt zu werden. Auch von den verständlicherweise verletzten Kindern.

Alles Gute!

15.03.2024 11:47 • #208


C
@Kruemel1:

Für mich sieht es so aus: Eine faire Trennung, die mir nicht den Boden unter den Füßen weggezogen hätte, hätte für mich wie folgt ausgesehen: Der Ex hätte, wenn es denn wirklich so war, längerfristig in zahlreichen, intensiven Gesprächen ansprechen müssen, dass und warum er nicht mehr glücklich war. Es hätte dabei auch das Wort Trennung als mögliche Lösung fallen müssen. Wir hätten externe Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um unsere Beziehung zu verbessern bzw. um zu erreichen, dass er in dieser wieder glücklich(er) ist. Hätten wir uns nach einem solchen Prozess einvernehmlich getrennt und irgendwann später wäre dann Next aufgetaucht, hätte ich das sicher gut verkraftet.

Falls das mit dem Unglücklichsein gar nicht gestimmt hat, sondern es eher so war, dass sich eben diese neuen Schmetterlinge (von denen jeder weiß, dass sie nicht ewig fliegen) toll angefühlt haben, habe ich dafür leider recht wenig Verständnis und finde es maximal empathielos, wenig willensstark und, ja, auch sehr unreif, wenn man dafür seine langjährige Partnerin verlässt (mit den ganzen Konsequenzen für diese, die ja hier oft beschrieben wurden) und seinen Kindern die Familie nimmt. Auch diese behalten ja, so oder so, immer irgendwie einen Knacks fürs Leben, vor allem, wenn sie bis zur Trennung der Ansicht waren, in einer heilen Familie zu leben.

Inwieweit bei Oldtimer der im ersten Abschnitt beschriebene Prozess gelaufen ist, habe ich gerade nicht mehr genau im Kopf bzw. weiß nicht genau, ob er auf Fragen dazu eingegangen ist (habe jetzt gerade keine Lust, alles nochmals zu lesen). Im Eingangsposting, das ich gerade nochmals überflogen habe, steht glaube ich nichts dazu.

Nach der Trennung sollte er, wie von Babs und Seneca beschrieben, sich darum bemühen, nicht noch mehr verbrannte Erde zu hinterlassen, durch die üblichen Dinge wie Kälte, Empathielosigkeit, Lügereien ... Wobei ich ehrlich sagen muss, dass das bei mir dann gar nicht mehr so entscheidend war. Für mich war der Knackpunkt, der mich ruiniert hat, wie ein Stück Dreck in die Ecke geworfen worden zu sein. Das hätte der Ex nach der Trennung durch nichts mehr wirklich richten können.

15.03.2024 12:13 • x 7 #209


K
Zitat von Caecilia:
Eine faire Trennung, die mir nicht den Boden unter den Füßen weggezogen hätte, hätte für mich wie folgt ausgesehen: Der Ex hätte, wenn es denn wirklich so war, längerfristig in zahlreichen, intensiven Gesprächen ansprechen müssen, dass und warum er nicht mehr glücklich war. Es hätte dabei auch das Wort Trennung als mögliche Lösung fallen müssen. Wir hätten externe Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um unsere Beziehung zu verbessern bzw. um zu erreichen, dass er in dieser wieder glücklich(er) ist. Hätten wir uns nach einem solchen Prozess einvernehmlich getrennt und irgendwann später wäre dann Next aufgetaucht, hätte ich das sicher gut verkraftet.


Das verstehe ich natürlich sehr gut. Ich muss dir aber aus eigener schmerzvoller Erfahrung sagen, dass man die Ehe vor einer Affäre in den seltensten Fällen als so unglücklich empfindet, dass man zu den o.g. Schritten bereit oder motiviert ist. Der Alltag plätscherte auch bei meinem Mann und mir so vor sich hin und eigentlich war ich in meiner Rolle als Hausfrau und Mutter zwar unzufrieden, habe aber unterschätzt, welche Sprengkraft diese Unzufriedenheit wirklich darstellte.

Erst als mir dann in meinem ersten Job nach einer kurzen Umschulung der AM begegnete, bemerkte ich, was mir all die Jahre zuvor gefehlt hatte. Ich blühte förmlich auf, die Schmetterlinge schwirrten mir durch den Kopf und Bauch und ich war eigentlich zu rationalen Überlegungen gar nicht mehr fähig. So muss auch mein Mann aus allen Wolken gefallen sein, als ich die Trennung forderte, mich sofort auf Wohnungssuche machte und wenig später auszog. Bei mir kam es dann anders. Der AM war dann doch nicht so in mich verliebt, wie ich es gehofft hatte, bekam schnell kalte Füße und zog sich von mir zurück.

Erst da wurde mir bewusst, was ich getan hatte, ich brach zusammen, wurde schwer depressiv und suizidal. In diesem Zustand holte mein Mann mich zurück, peppelte mich wieder auf und wir begannen ernsthaft an unserer Ehe zu arbeiten. Einiges hat sich auch nachhaltig verbessert. Anderes aber ist, wie auch vor der Affäre, zu eingefahren, um es wirklich noch zu beheben. So ist meine Ehe 2.0 bis heute ein Kompromiss, in dem wir es uns wieder so gut wie möglich eingerichtet haben.

Aufgrund meiner Affärenerfahrung würde es mir nie wieder in den Sinn kommen, meinen Mann zu verlassen und ich würde ihn auch nie wieder betrügen. Das aber aus purer Dankbarkeit, tiefer Freundschaft und einer Loyalität, die ich einfach von mir selbst erwarte. Ich möchte zukünftig halbwegs aufrichtig in den Spiegel blicken können.

Mein damaliger Trennungsversuch wurde wahrscheinlich von meinem Mann genau so empfunden, wie du es hier schilderst. Das ist absolut verständlich. Ich kann dir aber sagen, dass man als Affärenführender diese Überlegungen absolut ausblendet. Es geht bei einer Affäre und der daraus folgenden Trennung allein um die eigenen Gefühle, Wünsche und Hoffnungen. Es ist zwar ein sehr aggressiver Akt gegen den Partner ist aber so überhaupt nicht gemeint. Ganz im Gegenteil. Man ist in dieser Zeit einfach unfassbar egoistisch und in seiner Blase der frischen Verliebtheit gut geschützt von der Betroffenheit der Opfer. Die nimmt man gar nicht wahr. Leider!

15.03.2024 12:41 • x 3 #210


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