Hallo zusammen,
ich war hier bereits stiller Mitleser. Da aber meine Beziehung nach 4 Jahren nun in die Brüche geht, möchte ich mich gerne mit Euch austauschen, da das alles über meinen Kopf wächst.
Meine Exfreundin und ich haben eine gemeinsame Wohnung und 2 Katzen, wir waren 4 Jahre lang zusammen. Die Beziehung war in der Phase der rosaroten Brille wundervoll, ich war mir sicher, dass diese Frau die Liebe meines Lebens ist. Allerdings war unsere Beziehung immer von (mal kommunizierten, mal nicht kommunizierten) Problemen geprägt.
Zu Beginn der Beziehung habe ich mich aufgrund eigener, innerer Probleme übermäßig verstellt, um sie nicht zu verlieren. Das führte dazu, dass ich fast immer zu ihr gefahren bin (zwischen uns lagen knapp 100 KM), sie aber fast nie zu mir. Auch wenn es eigentlich zu stressig war, bin ich hin, wohingegen sie vernünftigerweise zum Teil gesagt hat, dass sie es im Alltag manchmal einfach nicht schafft. Bei mir war aber die Angst, dass es wegen der Distanz dann nicht klappt, zu groß. Das führte dann sogar dazu, dass ich meinen Job aufgab und einen in der Mitte suchte. Dann schlug ich vor, wieso wir bei der Gelegenheit nicht zusammenziehen wollen, was wir dann nach ca. einen halben Jahr taten. Im Nachhinein weiß ich, dass ich meine Bedürfnisse hier zu sehr hinten angestellt habe und aus Verlustangst Dinge überstürzt habe. Dies habe ich aber erst vor knapp einem Jahr erkannt und meiner Freundin auch erst dann kommuniziert. Sie hat das vorher nie gemerkt.
Die Anfangsphase des Zusammenlebens war auch noch schön. Schnell stellte sich dann aber heraus, dass meine Exfreundin extrem einnehmend ist. Wenn ich nach der Arbeit noch etwas mit Kollegen machen wollte, gab es Ärger. Für sie war dies stets eine Entscheidung gegen sie, was natürlich Quatsch war. Mir sind soziale Kontakte einfach sehr wichtig und in meinem Job ist auch Networking wichtig. Gleiches geschah, wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbracht habe und Hobbys nachging. Es waren aus ihrer Sicht immer Entscheidungen gegen sie. Für mich war das natürlich nicht so. Meine Freunde sind für mich wie Familie, meine Hobbys für mich sehr erfüllend. Ich brauche eine Balance zwischen Beziehung, Freunden und mir-selbst. Mir ist auch bewusst, dass ich ab und zu viel Freiraum benötige. Diesen konnte sie mir zu dieser Zeit allerdings nicht geben, was nahezu alle paar Tage zu mal mehr und mal weniger eskalierenden Streitigkeiten geführt hat. Ich habe mich eingeengt gefühlt, sie sich dagegen alleingelassen. Das war für unsere noch junge Beziehung, jedenfalls für mich, sehr belastend und sorgte dafür, dass die Gefühle etwas dumpfer wurden.
Wir sind dann nach 1 1/2 Jahren gemeinsam in eine andere, weit entfernte Stadt gezogen. Die Initiative ging von mir aus. Es hat zu der Zeit schon gekrieselt, ich dachte wohl, das könnte uns helfen. Gleichzeitig wollte ich mich dort beruflich weiter entwickeln. Das Projekt ist nach knapp einem Jahr aber gescheitert, da es bei mir beruflich nicht lief und es dort keine Alternativen gab, Daher sind wir zurück in die Heimat. Auch das hat die Beziehung belastet. Das ist nun etwa 1 1/2 Jahre her. Das trägt sie mir noch immer nach, was ich sogar verstehen kann. Ohne ihr Einverständnis wäre ich aber weder dorthin, noch wieder zurück gezogen. Wir haben hierüber immer offen geredet.
Auch seitdem gibt es immer wieder Streitigkeiten, oft über Banalitäten. Für mich primär, weil sie ihre Bedürfnisse oft über meine stellt und es dann als Egoismus/Narzissmus bezeichnet, wenn ich meinen eigenen Bedürfnissen nachgehe. Diese eskalieren allerdings oft und führen dazu, dass wir uns die Köpfe verbal einschlagen. Die Streitigkeiten sind auch immer wieder von gegenseitigen Verletzungen geprägt. Für mich als sehr harmoniebedürftigen Menschen war das aber immer schlimmer, als für sie. Sie ist ohnehin sehr impulsiv und leicht cholerisch, ohne das abwertend zu meinen. Sie führt Konflikte einfach sehr viel aggressiver als ich. Sie hat auch nicht nur mit mir oft Streit, sondern auch mit ihren Chefs, Freunden und Familie.
Letztes Jahr ist dann etwas passiert, was einen Keil zwischen uns trieb. Sie ging an einem Tag fest davon aus, dass ich ihr einen Heiratsantrag machen werde. Das habe ich aber nicht. Dies machte sie extrem traurig. Das ist mir natürlich aufgefallen und daher haben wir darüber geredet. Sie sagte mir, dass sie davon ausging, einen Antrag zu bekommen. Für mich war das eher überraschend, da ich ihr immer kommuniziert habe, dass ich für Heirat und Kinder noch nicht bereit bin. Dies hat dann einen sehr großen Druck bei mir erzeugt, der - das kann ich im Nachhinein sagen -, dazu führte, dass ich etwas distanzierter wurde. Ich kann und konnte mir diese Schritte, auch wenn ich nun 30 bin, einfach noch nicht vorstellen. Ich habe allerdings auch etwas studiert, womit ich erst mit 27 in den Beruf einsteigen konnte. Ich möchte erst mal das Leben genießen und mit beiden Beinen ankommen, bevor ich solch große Schritte angehe. Auch will ich noch etwas von der Welt sehen, was mir durch das Studium und finanzielle Zwänge zuvor kaum möglich war. Für meine Exfreundin sind aber Heirat, Kinder, Haus und Familie die mit Abstand wichtigsten Träume, das am liebsten in ihrer Heimatstadt, in die ich allerdings nicht ziehen will, auch, weil es dort keine beruflichen Möglichkeiten für mich gibt. Sie will allerdings auch nicht in meine Heimatstadt ziehen, daher sind wir in der Mitte gelandet (1 Std. Autofahrt zwischen den Städten).
Nunja. Ich konnte dann nur noch wenig emotionale und körperliche Nähe zulassen, was meine Exfreundin und natürlich auch die Beziehung bedrückt hat. Sie hat die Tatsache, dass ich für diese großen Schritte noch nicht bereit bin, wieder als eine Entscheidung gegen sich gewertet, was ich sogar irgendwie verstehen kann. Das führte wieder zu vielen, vielen Streitigkeiten, die natürlich nicht für mehr Nähe sorgten. Mir fällt es ohnehin schwer, Nähe in einem sehr konfliktbelasteten Umfeld zuzulassen. In diesen Streitigkeiten, die intensiver wurden, wurden die gegenseitigen Verletzungen immer gravierender. Ich habe zB 2 oder 3 Mal gesagt, dass ein Kind aktuell das schlimmste für mich wäre. Was gegenüber einer Frau, die sich nichts mehr wünscht, natürlich absolut unsensibel und unempathisch ist. Das bereue ich auch sehr. Sie hat allerdings auch Dinge gesagt, die innere Wunden in mir adressierten und mich tief verletzten. So ging es ein Jahr, in dem meine Exfreundin das alles, so sagt sie, ertrug und es mir weiter schwer viel, Nähe zuzulassen.
Dann hat sie wegen eines Streites, der das Fass zum Überlaufen brachte, Schluss gemacht. Wir haben uns dann nach ein paar Wochen aber wieder zusammengerauft und wollten es nochmal probieren. Meine Exfreundin hat allerdings alle Probleme unserer Beziehung auf mich geschoben. Sie habe mir ja nun den Freiraum gegeben (was größtenteils stimmt) und ich hätte trotzdem Probleme mit der Nähe (was auch stimmt). Das lag aber eher an den immer wiederkehrenden Streitigkeiten und der divergierenden Zukunftsperspektive. Sie war und ist der Meinung, dass ich unbedingt eine Therapie machen müsse, das würde all unsere Beziehungsprobleme lösen. Und das finde ich, gelinde gesagt, unverschämt. Denn es gehören immer 2 dazu. Ich weiss, dass ich Fehler gemacht habe und mache. Sie allerdings auch. Aber ich komme nicht damit klar, dass mein gegenüber meint, es würde gar keine Fehler machen.
Nach 3 Monaten haben wir uns dann einvernehmlich wieder getrennt. Meinerseits sind die Gefühle einfach nicht mehr so stark (glaube ich). Dass sie die Fehler nur bei mir sieht ist da nicht förderlich. Auch in unseren Gesprächen hat sie sich immer über mich gestellt und mir das Gefühl gegeben, mit mir stimmt halt etwas nicht, deswegen funktioniert die Beziehung nicht. Mit jemand normalem gäbe es diese Probleme nicht. Für sie ist der Näheentzug und die Zukunftsfrage problematisch.
Rational weiß ich, dass wir wohl keine langfristige Zukunft haben. Gleichwohl bin ich seit der Trennung in ein tiefes Loch gefallen, hatte eine Panikattacke und weiß nicht weiter. Manchmal denke ich, dass ich nicht ohne sie leben kann und will. Wenn wir dann reden, dann verschwindet das Gefühl aber oft, weil sie sehr kalt und aggressiv ist und mich für alles verantwortlich macht. Aber gerade wenn ich alleine bin, ist das alles kaum zu ertragen. Dann will ich nur noch alles zurück. So schrecklich habe ich mich noch nie gefühlt. Da ich aber ohnehin Probleme mit dem Alleinsein habe und, das weiß ich, etwas bindungsängstlich bin, habe ich mir einen Therapieplatz gesucht. Ich muss meine eigenen Probleme nun aufarbeiten. Deshalb möchte ich auch keine Paartherapie, die meine Ex in den Ring geworfen hat, die sich die Beziehung damit begleitet weiter vorstellen kann. Ich kann nicht parallel unsere und meine inneren Probleme lösen und denke, ich muss mehr auf mich schauen. Das wertet sie wieder als Egoismus und warf mir vor, mich damit nur in eine Opferrolle begeben zu wollen, was ich wieder extrem verletzend fand. Andererseits zerreißt mich der Gedanke, sie zu verlieren, wieder allein zu sein, wieder neu zu starten, umziehen zu müssen, die Katzen zu verlieren (bleiben bei ihr) etc. Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll.
Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob ich wirklich an ihr hänge oder einfach Angst vor dem Wandel und dem Alleinsein habe. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass ich Interesse an anderen Frauen habe, was früher nie der Fall war. Ich habe natürlich niemals Versuche in diese Richtung gestartet, aber ich merke, dass ich andere Frauen anders anschaue etc. Auch möchte ich gar nicht mehr so viel Zeit mit meiner Ex verbringen, lieber mit Freunden. Trotzdem ist die Zeit mit ihr schön. Wir sind wie beste Freunde, reden über alles, haben Spaß. Aber wir sind nunmal keine Freunde oder Mitbewohner, sondern waren Partner. Ich weiß einfach nicht, ob die nötigen Gefühle noch da sind.
Ich fühle mich in einer Spirale gefangen und weiß nicht weiter. Mal habe ich klare Momente und freue mich auf meinen Neuanfang, mal habe ich Todesangst und will einfach zurück und es mit ihr weiter versuchen.
02.04.2025 10:11 •
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