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Trennung nach 35 Jahren

H
Guten Abend, ich liege im Bett und finde keine Ruhe, also dachte ich, dass ich meine Geschichte aufschreibe. Mein Mann hat unsere 27(jährige Ehe und 35 Jahre aufgegeben. Er will so nicht mehr leben, er möchte in eine andere Stadt ziehen und am liebst auch nicht mehr arbeiten. Ich habe meinen Teil zu der Trennung beigetragen, dass ich seit 1-2 Jahren nicht mehr bereit war auf seine Art der Konfliktgespräche einzugehen. Eigentlich wollte er mich immer so formen, dass ich keine Gefährdung mehr für ihn darstellte.
Mein Mann ist ein ungewöhnlich leicht kränkbarer Mensch, der in Momenten, wo er sich angegriffen fühlt, heftige Geschütze wie Attackieren, Dramatisieren, Psychologisieren etc. auffährt. Er hat in den letzten Jahren auch immer wieder Trennungsdrohungen ausgesprochen, wenn ich das oder das nicht ändere. Ich habe mich dadurch immer sehr in die Ecke gedrängt gefühlt, habe es abgenickt wohlwissend dass ich mich nicht so verändern kann oder wollte, wie er es verlangte. Das ist die eine Seite - die andere ist, dass er sehr verlässlich, verantwortungsbewusst und fürsorglich ist.Wir hatten immer ein schönes Familienleben und wunderbare Reisen. Zusätzlich haben wir ein Haus gekauft und uns ein Zuhause geschaffen, von dem er aber sagt, dass es ihm nichts bedeutet.
Ich habe meinen Mann geliebt, aber fand ihn unglaublich anstrengend. Dennoch hätte ich mich nicht getrennt, weil der Verlust mir nach 35 Jahren zu groß gewesen ist. Uns das ist es für mich jetzt auch.
Ich bin 64 und mein Mann ist 60 Jahre alt. Wir sind jetzt seit 7 Wochen getrennt und er hat sich mit einer anderen Frau eingelassen. Das habe ich erfahren nachdem ich ihn gefragt habe, Seltsamerweise bin ich nicht wirklich eifersüchtig, dazu hat mein Mann mich zu sehr verletzt.

Mein Problem ist, dass es mir an einem Tag ganz gut geht und ich am anderen Tag so schlecht, dass meine sterben zu müssen. Wir leben aktuell gemeinsam auf getrennten Etagen im Haus. Da er auch beruflich viel unterwegs ist, ist das machbar bis er alle Zelte abreist. Ich versuche zu akzeptieren, dass ich jetzt mein Leben alleine leben muss. Finanziell könnte es schwierig werden, aber vorerst ( bis zur Rente) möchte ich im Haus wohnen bleiben.
Wie schaffe ich es, mich ganz auf mich zu konzentrieren, meinen Weg zu finden und mein Leben ohnehin zu leben? Mit Erstaunen stelle ich fest, dass seine neue Flamme mich nicht sonderlich berührt. Aber das Gemeinsame, derVertraute, der Partner an meiner Seite fehlt mir. Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

06.02.2025 22:57 • x 11 #1


Freya10
Oh je, krass. Ich habe es zweimal gelesen.

Ich möchte Dich erst einmal drücken und wiĺkomen heißen.

Ich schreibe gleich mehr, möchte aber sagen, dass Du nicht alleine bist.

06.02.2025 23:21 • x 5 #2


A


Trennung nach 35 Jahren

x 3


Freya10
Die Frage ist, liebst Du ihn noch? Und: Wo möchtest Du hin?

Liebe über Jahre ist tiefe Freundschaft, der Vertraute fehlt. Aber in Grunde bist Du der Vertraute für DICH.

Ich bewundere Dich.

06.02.2025 23:36 • x 3 #3


S
Zitat von Himmelssonne:
Ich habe meinen Mann geliebt, aber fand ihn unglaublich anstrengend.

In diesem Satz liegt mMn der Schlüssel. Das Verlustgefühl wird mit der Zeit immer weniger. Dafür wird sich möglicherweise die Erleichterung breit machen, von etwa unglaublich anstrengenden befreit worden zu sein…. Meine Oma hatte ihren Mann mit 30 Jahren im Krieg verloren. Sie hat nie wieder geheiratet, weil es ihr schlicht zu anstrengend war, obwohl es genug „Bewerber“ gab.

06.02.2025 23:43 • x 11 #4


Freya10
Der Vertraute fehlt. Das wird er immer.
Die Bindung nach den Jahren wird auch immer sein.

Hab grad keine Worte, um Dich aufzubauen, außer, dass ich sage: denk an Dich mal. Nach den Jahren an Dich.

06.02.2025 23:48 • x 5 #5


Löwin45
Liebe @Himmelssonne

Zitat von Himmelssonne:
Wie schaffe ich es, mich ganz auf mich zu konzentrieren, meinen Weg zu finden und mein Leben ohnehin zu leben? Mit Erstaunen stelle ich fest, dass seine neue Flamme mich nicht sonderlich berührt. Aber das Gemeinsame, derVertraute, der Partner an meiner Seite fehlt mir. Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

Du lebst dein Leben.
Dein Mann hatte dich viele Jahre begleitet.
Okay…
Aber, es bleibt dennoch dein Leben.
Nur du bist verantwortlich für die Gestaltung, Prioritäten und den Weg, zu dem DU dich dann entscheidest.

Zitat von Himmelssonne:
Mein Mann hat unsere 27(jährige Ehe und 35 Jahre aufgegeben. Er will so nicht mehr leben, er möchte in eine andere Stadt ziehen und am liebst auch nicht mehr arbeiten.

Du warst viele viele Jahre in einer Ehe.
Aber, war sie immer so, wie du es dir wünschtest?
Vielleicht hättest du viel früher Intervenieren sollen.

Dein Mann beendete es letztendlich.

Seine Entscheidung.

Aber, auch er suchte vorher scheinbar nie nach einer Möglichkeit, um es zu verbessern.
Stattdessen traf er seine Entscheidung, die auch dich betrifft, ganz alleine.

Jetzt suchst du die Schuld bei dir?

Zitat von Himmelssonne:
Ich habe meinen Teil zu der Trennung beigetragen, dass ich seit 1-2 Jahren nicht mehr bereit war auf seine Art der Konfliktgespräche einzugehen. Eigentlich wollte er mich immer so formen, dass ich keine Gefährdung mehr für ihn darstellte.

Aha…
Du fühlst dich ebenfalls verantwortlich für die Krise eurer Ehe oder sogar für seine Trennungswünsche?
Weil du nicht auf seine „Besonderheiten“ eingingst, bist du „selbst schuld“ - seine „Art der Konfliktgespräche“, die nicht deine war?

Mannoman, warum solltest du dich formen lassen?
Ließ er sich formen?
Überhaupt…
Ist das die richtige Basis einer gesunden, gleichberechtigten und ausgeglichenen Partnerschaft?

Zitat von Himmelssonne:
Mein Mann ist ein ungewöhnlich leicht kränkbarer Mensch, der in Momenten, wo er sich angegriffen fühlt, heftige Geschütze wie Attackieren, Dramatisieren, Psychologisieren etc. auffährt.

Ja, aber das ist seine Schwäche und nicht deine Verantwortung!

ER muss dieses (sein) Problem lösen und nicht du!
Du musst dich dich nicht verbiegen, weil er seine eigenen Defizite nicht in den Griff bekommt.

Zitat von Himmelssonne:
Er hat in den letzten Jahren auch immer wieder Trennungsdrohungen ausgesprochen, wenn ich das oder das nicht ändere. Ich habe mich dadurch immer sehr in die Ecke gedrängt gefühlt, habe es abgenickt wohlwissend dass ich mich nicht so verändern kann oder wollte, wie er es verlangte.

Wie perfide!
Was fällt ihm ein?
Liebte er dich oder eine (seine) Wunschvorstellung von dir?
Selbstverständlich bist du so, wie du bist, liebenswert.
Es bedarf keiner kompletten Wesensänderung.
Lass dir diesen Quatsch nicht einreden.
Seine Forderungen sind egoistisch und respektlos.
Zudem…
Drohungen um dich bei der Stange zu halten, sind eine Frechheit und zeugen von seinem geringen Selbstbewusstsein - allerdings SEIN Problem und nicht deins.

Zitat von Himmelssonne:
Wir sind jetzt seit 7 Wochen getrennt und er hat sich mit einer anderen Frau eingelassen. Das habe ich erfahren nachdem ich ihn gefragt habe, Seltsamerweise bin ich nicht wirklich eifersüchtig, dazu hat mein Mann mich zu sehr verletzt.

Ja ja und jetzt kommt‘s auf den Punkt.
Gibt es diese Frau nicht vielleicht schon länger?

Wie gut, dass es dich nicht in deinen Grundfesten erschüttert!

Auch du kannst dich ganz bewusst gegen ihn entscheiden.
Somit…
Lass ihn ziehen.
Vermutlich wird er ebenfalls versuchen, diese Frau zu formen.
Ich würde ihm Granit wünschen.
Das wird dann aber vermutlich seine Zähne ziemlich heftig beeinträchtigen.

07.02.2025 00:04 • x 11 #6


W
Zitat von Himmelssonne:
Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

Zunächst bedingungslose Akzeptanz der Situation.
Es ist wie es ist!
Absoluter Fokus auf Dich selbst. Selbstliebe, Selbstpflege, Selbstfürsorge.
Ausreichende Bewegung an der frischen Luft und/oder Sport.
Optimierung der Ernährung.
Nutze die neu gewonnene Zeit für alte Hobbies die zu kurz kamen oder neue.
Lese interessante Bücher über Dinge die Dich schon immer interessierten.
Pflege ein gesundes, positives, soziales Umfeld, nehme Abstand von Menschen die problematisch sind und energiezehrend.
Achte auf Kleidung und Aussehen, Körperpflege, für Dein Selbstbewusstsein.
Du bist gut so wie Du bist, mit allen Makeln und Fehlern.
Deine Schwächen und Unzulänglichkeiten nimmst Du dankbar an, sie sind wichtige Hinweise woran Du künftig arbeiten solltest.
Du wirst hier sicher noch mehr Tips bekommen und da wird keine Zeit bleiben sich irgendwelchen trüben Gedanken hinzugeben.
Suche Dir die Menschen gut aus mit denen Du über Deine Probleme redest.
Bedenke dass auch sie ihr Päckchen zu tragen haben, wie jeder und auch nur begrenzt belastbar sind.

07.02.2025 01:27 • x 4 #7


H
Guten Morgen, schwer und schmerzhaft ist das Auseinanderdividieren von 35 Jahren. Wir haben auch 2 erwachsene Kinder. Der jüngste 25 ist vor 3 Jahren zurück zu uns zurück gezogen, nachdem er seine Freundin verloren hat (Suizid). Er wohnt also auch noch mit im Haus - auf der Etage mit mir. Es ist erschreckend, aber ich bin fast froh drum im,Moment, dass ich nicht so alleine bin. Aber eigentlich sollte er längst wieder ausgezogen sein. Aber es ist jetzt wie es ist.

Zu mir: bin fit und gesund (3 mal Holz), gehe joggen, arbeite in einem interessanten Bereich, unternehme etwas mit FreundenInnen, achte schon immer auf meine Ernährung, pflege mich etc. Da bin ich auch sehr dankbar dafür.. 64 Jahre hört sich von außen so alt an, ist es aber nicht - zumindest bei mir gefühlt noch nicht.

Zu der neuen Frau: kennengelernt hat er sie im November, vertieft hat er den Kontakt ab Sylvester. Sie ist nicht der Grund, aber dadurch fällt ihm natürlich vieles leichter. Unsere Beziehung war immer schwierig. Mein Mann ist Psychoanalytiker und hat alles analysiert. Zusätzlich hat er stark narzisstische Züge, die er selbst immer wieder therapeutisch bearbeitet hat. Zum Schluss blieb aber, dass ich ihn nicht „ gesehen“ und oft verletzt hätte“. Das wolle er nicht mehr und er hoffe in einer neuen Partnerschaft, das nicht mehr erleben zu müssen und glücklicher zu werden. Seine „Neue“ ist ebenfalls Psychoanalytikerin. Sie wird ihn sicher „ sehen“ .
Ich mache mir keine wirklichen Vorwürfe, ich konnte nicht anders als ich konnte. Ich habe viel ertragen, weil mir der Erhalt unserer Familie das Wichtigste war. Unser Familienleben war immer sehr schön und unsere Kinder sind gut gebunden. Wir hatten sehr schöne Zeiten, aber es war durchgängig für meinen Mann „ nicht genug“: nicht genug S., nicht genug mich um ihn Kümmern, nicht genug dies, nicht genug das. Das hat er mal leidend, mal fordernd und oft mit viel Druck formuliert. Das letzte Jahr war seine Lösung, sich mehr und mehr innerlich zu distanzieren. Ich habe das gespürt, war aber nicht in der Lage dem etwas entgegenzusetzen, weil ich nicht mehr konnte. Ich war der ständigen Auseinandersetzungen müde und habe mich auf die schönen Dinge in unserem Leben und meiner eigenen Stärkung konzentriert. Das war meinem Mann zu wenig, und wenn er jetzt eine Kollegin gefunden hat, die ihm gefällt, passt doch! Sie wird sein Inneres verstehen. Ich kann das Innere meines Mannes gut spüren, ich konnte die Leere nie füllen, vielleicht wird sie es können. Seine Sehnsucht diesbezüglich wurde mit mir nie gestillt.

Aber jetzt zu mir: es tut trotzdem sehr weh mein bisheriges Leben aufzugeben, keinen Partner mehr an meiner Seite zu haben, alleine zu sein, Zukunftsangst zu haben, Angst vor finanziellem Abstieg, meinen trotz allem engsten Vertrauten zu verlieren, ( Manchmal denke ich, ich hätte auch gerne jemand der mich tröstet). Mein Mann ist mir soo vertraut! Ich weiß gar nicht wie er es schafft, jetzt einfach in die nächste Beziehung zu schilddern…

Ja, ich versuche es mit der radikaler Akzeptanz und allem was dazugehört. Es gelingt mir nicht immer. Ich habe öfter den Gedanken, dass er zurückkommt und wir miteinander arbeiten, sozusagen als Neustart, um dies alles was wir uns erschaffen haben, nicht zu verlieren. Und ich spüre auch in mir einen Teil, dass es nicht so weiter gegangen wäre, kurz nach der Trennung dachte ich auch: ich bin erleichtert, nicht mehr für sein Seelenheil verantwortlich zu sein. Er hat von seinem Leid soviel an mir und meinem Verhalten festgemacht.

Aktuell wohnen wir in unserem Haus auf 2 Etagen. Er ist beruflich viel unterwegs, wir müssen uns nicht sehen, wenn wir es nicht möchten. Aber ich höre ihn. Er möchte nicht ausziehen, ich auch nicht. Ich nicht, weil das hier mein Zuhause ist, er weil er sowieso wegziehen möchte und nicht vorher eine andere Wohnung beziehen möchte. Wir leben im Südwesten Deutschland, seine Neue in Berlin.

Das Haus gehört uns beiden. Ich habe Angst es aufgeben zu müssen, aber auch Angst wie es sein wird, hier alleine zu wohnen. Ich schiebe den Gedanken im Moment noch weg, muss erst einmal mit meinen Emotionen klarkommen. Ich vermeide den Kontakt zu ihm, zu Beginn wollte er ständig mit mir über Dinge reden, ich wollte es nicht. In den knapp 2 Monaten der Trennung wurde ich überflutet von unglaublichen Schmerz, dann einer Wut, die ich noch nie gespürt habe, jetzt tiefer Trauer und der Unwissenheit, wie es weitergeht. Auch wenn ich es nicht spüre und auch nicht sehe, ich bin nun mal 64 Jahre alt…

07.02.2025 09:55 • x 8 #8


H
Dann wollte ich noch sagen: vielen Dank für eure Antworten, das tut mir gut! Danke!

07.02.2025 09:56 • x 4 #9


E
Liebe @Himmelssonne,

Nach 35 Jahren ist es in der Tat schwierig, sich einem neuen Lebensabschnitt ohne Wehmut anzunähern. Das Alte ist schon von der angesammelten Menge im Laufe der Jahren viel geworden. Teils gut, teils schlecht, jedoch vertraut. Das loszulassen ist nicht einfach.

Beweine das, was zu zurück lässt, wenn es danach ist, aber wisse stets, dass Neues kommt. Und auch wenn du dich dr Neuen noch nicht mit Freude entgegen laufen kannst, wirst du eines Tages können. Alles zu seiner Zeit. Jetzt erstmal loslassen.

Wenn du jetzt den ganzen Berg, der vor dir steht, betrachtest, kann überforderung entstehen. Aus deinem jetzigen Zustand scheint alles kaum machbar. Aber dein jetziger Zustand ist nicht representativ, wird sich im Laufe der Zeit deutlich verbessern. Du wirst wieder in deine Kraft kommen und in die Zuversicht. Und dann wird der Berg kein unueberwindbares Hindernis mehr, sondern ein Abenteuer.

Alles zu seiner Zeit. Wichtig ist, dass du weiße Entscheidungen triffst für hier und jetzt. Dazu benötigt man Rationalität und Selbsterkenntnis.

07.02.2025 10:14 • x 5 #10


D
Ein Mann hört sich schlimm an, du wirst noch froh sein, dass du ihn los bist.

07.02.2025 10:16 • x 2 #11


C
Zitat von Himmelssonne:
dass ich keine Gefährdung mehr für ihn darstellte.

Das habe ich nicht verstanden - magst Du das noch genauer erklären?
Zitat von Himmelssonne:
dass ich ihn nicht „ gesehen“ und oft verletzt hätte“. Das wolle er nicht mehr und er hoffe in einer neuen Partnerschaft, das nicht mehr erleben zu müssen und glücklicher zu werden.

Ja, das wird ja von den Verlassern sehr oft gesagt und fußt auf dem Trugschluss, dass ein Partner, eine Partnerin, einen glücklich machen muss. Das kann so nicht funktionieren - Partnerschaft ist ein Interaktionsprozess, man kann im gemeinsamen Wirken glücklich werden, aber der/die PartnerIn kann einen nicht glücklich machen.
Hat er Dich denn gesehen?
Zitat von Himmelssonne:
es war durchgängig für meinen Mann „ nicht genug“: nicht genug S., nicht genug mich um ihn Kümmern, nicht genug dies, nicht genug das. Das hat er mal leidend, mal fordernd und oft mit viel Druck formuliert. Das letzte Jahr war seine Lösung, sich mehr und mehr innerlich zu distanzieren. Ich habe das gespürt, war aber nicht in der Lage dem etwas entgegenzusetzen, weil ich nicht mehr konnte.

Das war hier auch ein bisschen so, sicher nicht so krass wie bei Dir. Ich habe meinen Ex sehr geliebt, aber ein Teil von mir war auch erleichtert, dass dieser, vielleicht nur von mir gefühlte, Druck weg war. Wobei man sagen muss, dass mein Ex sich durchaus sehr viel um mich und die Partnerschaft gekümmert hat, sehr viel gegeben hat (weiß nicht, ob das bei Euch auch so war). Ich habe es aber einfach nicht leisten können, das von meiner Seite in gleichem Maße zu tun. Vielleicht sind manchmal die Erwartungen an eine Partnerschaft einfach zu weit auseinander bzw. entwickeln sich im Laufe des Lebens auseinander.

Anyway: Kopf hoch - sei mal virtuell gedrückt. Du liest Dich alles in allem gut sortiert und ich bin sicher, Du wirst es schaffen, wieder ein gutes Leben zu haben. Klar streift man 35 Jahre nicht einfach ab und das Vertraute (und das Vertrautsein) wird immer irgendwie fehlen, das ist bei mir auch so. Aber es kann anders gut werden.

Einzig das mit dem Haus würde ich mir vielleicht langfristig überlegen, ob das nicht eher ein Klotz am Bein ist. Aber das muss sicher jetzt nicht sofort entschieden werden. Hast Du schon anwaltlichen Rat eingeholt?

Ansonsten: Schreib hier, wann immer Dir danach ist. Hier sind viele kluge und empathische Leute und zu fast jeder Tages- und Nachtzeit ist jemand da. Mir hat das Schreiben hier sehr geholfen.

07.02.2025 10:17 • x 8 #12


A
Hallo Himmelssonne, mir tut es leid,was dir passiert ist. Deine Ängste kann ich verstehen, die Ängste das Haus aufzugeben,alleine zu wohnen. Ich finde es gut,dass du es schaffst den Kontakt zu ihm zu vermeiden,er hat sich getrennt und darf spüren,dass du nicht mehr seine Partnerin bist, immerhin hat ER dich verletzt.
Noch ist es bestimmt schwierig,aber mit der Zeit kannst du es vielleicht sogar positiv sehen,alleine und ohne den ganzen Stress zu leben, dein Leben dir so einzurichten,wie du es magst. Da kann eine neue Wohnung sogar positiv sein, weil die ganzen Verpflichtungen mit dem Haus wegfallen. Ich habe das selbst erfahren müssen, und es hat gedauert bis ich dem Haus nicht mehr nachgetrauert habe.
Außerdem musst du nicht alleine bleiben! Auch mit 64 kannst du einen Partner finden oder eine WG mit jemandem....es gibt Möglichkeiten.
Erstmal gib dir Zeit für alles.
Alles Gute! Du schaffst es.

07.02.2025 10:24 • x 4 #13


Ferrismachtblau
@Himmelssonne Liebe Himmelssonne, das alles tut mir sehr leid für dich. Das ist schwer nach so langer Zeit von vorne anfangen zu müssen. Zudem hat dein Mann eine Neue, mit der er seine Lücke schließen kann. Du warst zwar irgendwie vorgewarnt, dass eine Trennung passieren könnte, bist aber vielleicht jetzt doch ein bisschen überrascht, das geht denke ich vielen so. Dass du nicht eifersüchtig bist, oder das nicht fühlen kannst, ist jetzt bestimmt erstmal gut, ihr wohnt ja mehr oder weniger noch zusammen, damit schützt du dich oder vielleicht bis du innerlich vielleicht doch schon losgelöster als du es im Moment denkst. Man wird ja auch ein bisschen in eine Rolle gepresst, wenn man verlassen wird. Andererseits macht der Umstand, dass er eine Neue hat, es Dir nicht einfach. Obwohl du noch fit bist, ist die Situation und die damit verbundene Arbeit sehr viel Aufwand. Das Haus eventuell zu verkaufen und eine Wohnung kaufen zb ist ja eine monatelange Arbeit. Ich denke, aktuell musst du das ja noch nicht bearbeiten, sondern du bist ja noch sehr mit den Gefühlen beschäftigt, was mir zb nach 22 Jahren Ehe und seit 2,5 Monaten getrennt auch noch so geht. Ich habe mit sehr sehr vielen Menschen gesprochen, hab gar nicht erst versucht es zu verheimlichen vor der Nachbarschaft zb, das hat mir geholfen möglichst schnell emotionale Schritte gehen zu können. Vielleicht sind viele soziale Kontakte auch ein Weg für Dich, wenn es nicht schon längst so ist. Ich wünsche Dir viel Kraft, Geduld und Alles erdenklich Gute für die nächste Zeit.

07.02.2025 10:45 • x 6 #14


B
Zitat von Himmelssonne:
Wir hatten sehr schöne Zeiten, aber es war durchgängig für meinen Mann „ nicht genug“: nicht genug S., nicht genug mich um ihn Kümmern, nicht genug dies, nicht genug das. Das hat er mal leidend, mal fordernd und oft mit viel Druck formuliert

Ach liebe Himmelssonne, sei erstmal gedrückt und willkommen hier im Club. Vieles was du beschreibst, kenne ich...mein Mann hat sich vor 4 Monaten nach 26 Jahren von mir getrennt wegen einer Urlaubsliebe..er war vor Jahren schon mal weg ohne neue Frau und ist nochmal zurückgekommen. Diese chronische Unzufriedenheit bei ihm mit allem und mir hat mich auch immer sehr belastet, vor zwei Jahren war ich auch erleichtert, dass das Genörgel ein Ende hatte neben allem Schmerz. Nach seiner Rückkehr war das Genörgel weniger deswegen empfinde ich diesmal weniger Entlastung. Aber dass er sich zu wenig gesehen fühlt, allein gelassen fühlt, alles immer nicht genug ist..das kenne ich zur Genüge. Mein Mann hatte auch keinen Frieden in sich gefunden und nun ist da jemand, die ihn erstmal nur anbetet und ihm nicht vorschlägt, das er vielleicht an seinen inneren Einstellungen arbeiten sollte....
Was ist dagegen schon eine Partnerin wert, die auf Augenhöhe durch dick und dünn mit ihm gegangen ist und ihn 26 Jahre ausgehalten hat...aus Liebe?
Ja auch ich frage mich, ob eigentlich ich genug gesehen wurde...oft genug ging es ja nur darum was er zu bemängeln hatte...

Nach so langer Zeit braucht es viel Zeit zur Bewältigung...nimm dir die Zeit! LG

07.02.2025 11:18 • x 10 #15


A


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