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Trennung nach 35 Jahren

H
Guten Abend, ich liege im Bett und finde keine Ruhe, also dachte ich, dass ich meine Geschichte aufschreibe. Mein Mann hat unsere 27(jährige Ehe und 35 Jahre aufgegeben. Er will so nicht mehr leben, er möchte in eine andere Stadt ziehen und am liebst auch nicht mehr arbeiten. Ich habe meinen Teil zu der Trennung beigetragen, dass ich seit 1-2 Jahren nicht mehr bereit war auf seine Art der Konfliktgespräche einzugehen. Eigentlich wollte er mich immer so formen, dass ich keine Gefährdung mehr für ihn darstellte.
Mein Mann ist ein ungewöhnlich leicht kränkbarer Mensch, der in Momenten, wo er sich angegriffen fühlt, heftige Geschütze wie Attackieren, Dramatisieren, Psychologisieren etc. auffährt. Er hat in den letzten Jahren auch immer wieder Trennungsdrohungen ausgesprochen, wenn ich das oder das nicht ändere. Ich habe mich dadurch immer sehr in die Ecke gedrängt gefühlt, habe es abgenickt wohlwissend dass ich mich nicht so verändern kann oder wollte, wie er es verlangte. Das ist die eine Seite - die andere ist, dass er sehr verlässlich, verantwortungsbewusst und fürsorglich ist.Wir hatten immer ein schönes Familienleben und wunderbare Reisen. Zusätzlich haben wir ein Haus gekauft und uns ein Zuhause geschaffen, von dem er aber sagt, dass es ihm nichts bedeutet.
Ich habe meinen Mann geliebt, aber fand ihn unglaublich anstrengend. Dennoch hätte ich mich nicht getrennt, weil der Verlust mir nach 35 Jahren zu groß gewesen ist. Uns das ist es für mich jetzt auch.
Ich bin 64 und mein Mann ist 60 Jahre alt. Wir sind jetzt seit 7 Wochen getrennt und er hat sich mit einer anderen Frau eingelassen. Das habe ich erfahren nachdem ich ihn gefragt habe, Seltsamerweise bin ich nicht wirklich eifersüchtig, dazu hat mein Mann mich zu sehr verletzt.

Mein Problem ist, dass es mir an einem Tag ganz gut geht und ich am anderen Tag so schlecht, dass meine sterben zu müssen. Wir leben aktuell gemeinsam auf getrennten Etagen im Haus. Da er auch beruflich viel unterwegs ist, ist das machbar bis er alle Zelte abreist. Ich versuche zu akzeptieren, dass ich jetzt mein Leben alleine leben muss. Finanziell könnte es schwierig werden, aber vorerst ( bis zur Rente) möchte ich im Haus wohnen bleiben.
Wie schaffe ich es, mich ganz auf mich zu konzentrieren, meinen Weg zu finden und mein Leben ohnehin zu leben? Mit Erstaunen stelle ich fest, dass seine neue Flamme mich nicht sonderlich berührt. Aber das Gemeinsame, derVertraute, der Partner an meiner Seite fehlt mir. Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

Gestern 22:57 • x 1 #1


Freya10
Oh je, krass. Ich habe es zweimal gelesen.

Ich möchte Dich erst einmal drücken und wiĺkomen heißen.

Ich schreibe gleich mehr, möchte aber sagen, dass Du nicht alleine bist.

Gestern 23:21 • #2


A


Trennung nach 35 Jahren

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Freya10
Die Frage ist, liebst Du ihn noch? Und: Wo möchtest Du hin?

Liebe über Jahre ist tiefe Freundschaft, der Vertraute fehlt. Aber in Grunde bist Du der Vertraute für DICH.

Ich bewundere Dich.

Gestern 23:36 • #3


S
Zitat von Himmelssonne:
Ich habe meinen Mann geliebt, aber fand ihn unglaublich anstrengend.

In diesem Satz liegt mMn der Schlüssel. Das Verlustgefühl wird mit der Zeit immer weniger. Dafür wird sich möglicherweise die Erleichterung breit machen, von etwa unglaublich anstrengenden befreit worden zu sein…. Meine Oma hatte ihren Mann mit 30 Jahren im Krieg verloren. Sie hat nie wieder geheiratet, weil es ihr schlicht zu anstrengend war, obwohl es genug „Bewerber“ gab.

Gestern 23:43 • x 1 #4


Freya10
Der Vertraute fehlt. Das wird er immer.
Die Bindung nach den Jahren wird auch immer sein.

Hab grad keine Worte, um Dich aufzubauen, außer, dass ich sage: denk an Dich mal. Nach den Jahren an Dich.

Gestern 23:48 • #5


Löwin45
Liebe @Himmelssonne

Zitat von Himmelssonne:
Wie schaffe ich es, mich ganz auf mich zu konzentrieren, meinen Weg zu finden und mein Leben ohnehin zu leben? Mit Erstaunen stelle ich fest, dass seine neue Flamme mich nicht sonderlich berührt. Aber das Gemeinsame, derVertraute, der Partner an meiner Seite fehlt mir. Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

Du lebst dein Leben.
Dein Mann hatte dich viele Jahre begleitet.
Okay…
Aber, es bleibt dennoch dein Leben.
Nur du bist verantwortlich für die Gestaltung, Prioritäten und den Weg, zu dem DU dich dann entscheidest.

Zitat von Himmelssonne:
Mein Mann hat unsere 27(jährige Ehe und 35 Jahre aufgegeben. Er will so nicht mehr leben, er möchte in eine andere Stadt ziehen und am liebst auch nicht mehr arbeiten.

Du warst viele viele Jahre in einer Ehe.
Aber, war sie immer so, wie du es dir wünschtest?
Vielleicht hättest du viel früher Intervenieren sollen.

Dein Mann beendete es letztendlich.

Seine Entscheidung.

Aber, auch er suchte vorher scheinbar nie nach einer Möglichkeit, um es zu verbessern.
Stattdessen traf er seine Entscheidung, die auch dich betrifft, ganz alleine.

Jetzt suchst du die Schuld bei dir?

Zitat von Himmelssonne:
Ich habe meinen Teil zu der Trennung beigetragen, dass ich seit 1-2 Jahren nicht mehr bereit war auf seine Art der Konfliktgespräche einzugehen. Eigentlich wollte er mich immer so formen, dass ich keine Gefährdung mehr für ihn darstellte.

Aha…
Du fühlst dich ebenfalls verantwortlich für die Krise eurer Ehe oder sogar für seine Trennungswünsche?
Weil du nicht auf seine „Besonderheiten“ eingingst, bist du „selbst schuld“ - seine „Art der Konfliktgespräche“, die nicht deine war?

Mannoman, warum solltest du dich formen lassen?
Ließ er sich formen?
Überhaupt…
Ist das die richtige Basis einer gesunden, gleichberechtigten und ausgeglichenen Partnerschaft?

Zitat von Himmelssonne:
Mein Mann ist ein ungewöhnlich leicht kränkbarer Mensch, der in Momenten, wo er sich angegriffen fühlt, heftige Geschütze wie Attackieren, Dramatisieren, Psychologisieren etc. auffährt.

Ja, aber das ist seine Schwäche und nicht deine Verantwortung!

ER muss dieses (sein) Problem lösen und nicht du!
Du musst dich dich nicht verbiegen, weil er seine eigenen Defizite nicht in den Griff bekommt.

Zitat von Himmelssonne:
Er hat in den letzten Jahren auch immer wieder Trennungsdrohungen ausgesprochen, wenn ich das oder das nicht ändere. Ich habe mich dadurch immer sehr in die Ecke gedrängt gefühlt, habe es abgenickt wohlwissend dass ich mich nicht so verändern kann oder wollte, wie er es verlangte.

Wie perfide!
Was fällt ihm ein?
Liebte er dich oder eine (seine) Wunschvorstellung von dir?
Selbstverständlich bist du so, wie du bist, liebenswert.
Es bedarf keiner kompletten Wesensänderung.
Lass dir diesen Quatsch nicht einreden.
Seine Forderungen sind egoistisch und respektlos.
Zudem…
Drohungen um dich bei der Stange zu halten, sind eine Frechheit und zeugen von seinem geringen Selbstbewusstsein - allerdings SEIN Problem und nicht deins.

Zitat von Himmelssonne:
Wir sind jetzt seit 7 Wochen getrennt und er hat sich mit einer anderen Frau eingelassen. Das habe ich erfahren nachdem ich ihn gefragt habe, Seltsamerweise bin ich nicht wirklich eifersüchtig, dazu hat mein Mann mich zu sehr verletzt.

Ja ja und jetzt kommt‘s auf den Punkt.
Gibt es diese Frau nicht vielleicht schon länger?

Wie gut, dass es dich nicht in deinen Grundfesten erschüttert!

Auch du kannst dich ganz bewusst gegen ihn entscheiden.
Somit…
Lass ihn ziehen.
Vermutlich wird er ebenfalls versuchen, diese Frau zu formen.
Ich würde ihm Granit wünschen.
Das wird dann aber vermutlich seine Zähne ziemlich heftig beeinträchtigen.

Heute 00:04 • #6


W
Zitat von Himmelssonne:
Wie stellt man sich mit 64 Jahren neu auf und lässt 35 Jahre einfach hinter sich.

Zunächst bedingungslose Akzeptanz der Situation.
Es ist wie es ist!
Absoluter Fokus auf Dich selbst. Selbstliebe, Selbstpflege, Selbstfürsorge.
Ausreichende Bewegung an der frischen Luft und/oder Sport.
Optimierung der Ernährung.
Nutze die neu gewonnene Zeit für alte Hobbies die zu kurz kamen oder neue.
Lese interessante Bücher über Dinge die Dich schon immer interessierten.
Pflege ein gesundes, positives, soziales Umfeld, nehme Abstand von Menschen die problematisch sind und energiezehrend.
Achte auf Kleidung und Aussehen, Körperpflege, für Dein Selbstbewusstsein.
Du bist gut so wie Du bist, mit allen Makeln und Fehlern.
Deine Schwächen und Unzulänglichkeiten nimmst Du dankbar an, sie sind wichtige Hinweise woran Du künftig arbeiten solltest.
Du wirst hier sicher noch mehr Tips bekommen und da wird keine Zeit bleiben sich irgendwelchen trüben Gedanken hinzugeben.
Suche Dir die Menschen gut aus mit denen Du über Deine Probleme redest.
Bedenke dass auch sie ihr Päckchen zu tragen haben, wie jeder und auch nur begrenzt belastbar sind.

Vor 21 Minuten • #7




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