Zitat von Maike_30: Ich habe es gar nicht kommen sehen.
Zitat von Maike_30: Ich kannte keine Eifersucht, habe ihm blind vertraut.
Liebe @Maike_30 ,
war bei mir genauso - erstes Trennungsgespräch übrigens auch kurz vor Weihnachten nach 25 Jahren Beziehung, zwei erwachsene Kinder, mein Ex 2,5 Jahre Affären, zwei AF, in die zweite hat er sich auch verliebt und dann getrennt. Ich war 55. (@Bergfichte : Dir hätte ich auch schon fast geschrieben, weil das so identisch klang, also dieser Post ist auch für Dich ). Mir geht es heute, zwei Jahre nach der Trennung, gut. Ich kann's nicht anders schreiben. Es gibt Höhen und Tiefen, klar, gibt's in jedem Leben.
Und ich gehe stark davon aus, dass es Dir auch gutgehen wird, auch wenn Du Dir das heute überhaupt nicht vorstellen kannst. Bei mir ist es so: Ich erinnere mich an meine Fassungslosigkeit und Zerstörtheit nach der Trennung - aber heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass ich so verzweifelt war. Ich weiß es noch, aber ich fühle anders.
Für schlimmes Katastrophengefühl nach Trennung gibt's übrigens drei Faktoren: 1.) Langjährigkeit der Beziehung 2.) Aus dem Nichts kommende Trennung. 3.) Betrug, vor allem langjähriger.
Das ist bei Dir alles dabei. Deswegen ist es völlig normal, wenn Du gerade keine Perspektive siehst. Ich schreib unten, was mir geholfen hat. Enorm wichtig, auch wenn man es nicht glauben mag: die Zeit. Und zu akzeptieren, dass die Trennungsschmerzen in Wellen kommen. Sich davon nicht unterkriegen zu lassen, weil man dachte: Cool, ich bin ein bisschen zurück im Leben - und dann bricht alles innerlich nochmals über einem zusammen. Das ist wirklich lange Zeit normal.
Zu einem Punkt möchte ich Dir gezielt etwas schreiben:
Zitat von Maike_30: aber die Schmerzen die er mir damit zufügt, dass er mich nach 30 Jahren von einem Tag auf den anderen austauscht, halte ich schier nicht aus.
Was Du schreibst, ist Deine Wahrheit, weil für Dich die Trennung aus dem Nichts kam. War bei mir auch so. Ich bin fast draufgegangen, wie lässig mein Ex beim Trennungsgespräch war und wie kalt.
Rückblickend hab ich verstanden, dass er sich
in den letzten Jahren in der Beziehung getrennt hat. Zum Zeitpunkt der Trennung hatte er bereits abgeschlossen damit.
Dein Mann hat Dich - aus seinem Blickwinkel - nicht von einem auf den anderen Tag ausgetauscht. Er hat sich verändert - und er hat Dich darüber nicht informiert. Das ist das Gemeine, auch wenn es öfter passiert. Mein Ex sagte von sich, dass er eben konfliktscheu ist. Meine Güte. Was er damit angerichtet hat, war ihm vermutlich nicht klar. Siehe oben, die drei Faktoren.
Vielleicht war bei mir sogar hilfreich, dass völlig klar war, dass er raus ist, dass es kein zurück gibt. Er war freundlich zu mir, aber kalt. Ob Eure Ehe eine Chance hat? Keine Ahnung. Vielleicht ist Paartherapie gut, um sich irgendwie schneller normal begegnen zu können? Ich weiß es nicht, aber wieder auf die eigenen Beine zu kommen, ist in beiden Fällen wichtig.
Zitat von Maike_30: Wie schaffe ich es nur, mich zu lösen und nicht mehr dies Schmerzen zu spüren?
Was hat mir geholfen?
In den ersten sechs Monaten tatsächlich wenig. Ich habe versucht, den Kopf über Wasser zu halten.
Und ja: laufen zu gehen hat mir sehr geholfen, sehr guter Tipp, man wird fitter, man merkt, was man kann, wie man sich verändert, Dopamin usw - Laufen ist bei Depressionen nach Studien vergleichbar wirksam oder wirksamer (? müsste suchen) als Antidepressiva - und meine sozialen Kontakte zu halten. Zu Beginn war es mir peinlich zu erzählen, dass er eine neue hat. Das hat sich sehr schnell gelegt, weil ich einfach zu zerschmettert war, um zu sagen, wir haben uns getrennt. Die Zeit habe ich gebraucht. Wir haben geredet, mein Ex ist auch erst nach sechs Monaten ausgezogen. Ich war nicht auf die Idee gekommen, ihm zu sagen: Raus. Würde ich heute definitiv anders machen. Es war nicht hilfreich, quasi sein Liebesgesäusel mitzubekommen ....
Mir haben drei Bücher geholfen, die ich hier oft zitiert habe und auch empfehle:
1.) Michèle Loetzner: Liebeskummer bewältigen in 99 Tagen - Hardcover, 22 Euro, Workbook inklusive, Dumont.
Es reicht nicht, das zu kaufen und in den Schrank zu stellen. Ist aber unterhaltsam. Ich war sicher nicht die Zielgruppe, aber ich fand's oft gut. Da geht's um kürzere Beziehungen, aber die Übungen sind interessant.
2.) Thomas Meyer: Trennt Euch - ein kleines, schmales Taschenbuch, bei dem mir schon die Einleitung sehr geholfen hat.
3.) Elena-Katharina Sohn: Goodbye Herzschmerz (schlimm-kitschiges Cover, guter Inhalt)
Plus TedTalks von Esther Perel (Paartherapeuting), sie ist toll, schreibt auch Bücher.
Im zweiten Halbjahr habe ich einen Therapieplatz gesucht, weil es mir zu oft sehr schlecht ging. Und ich hab das Forum hier entdeckt und bin in einem Thread mit tollen Menschen gelandet . Ich war so naiv, mir war nicht klar, wie häufig unsere Geschichten sind. Das allererste, was mir half, als ich gemerkt hab, dass das alles kein Fehler ist, der sich irgendwann aufklärt. Sondern, dass das jetzt mein Leben ist und so bleibt - und dass ich selbst beeinflussen kann, wie es wird. Also: Akzeptanz.
Das war gut. Danach habe ich angefangen, unsere Trennung zu organisieren. Hätte mein Ex tatsächlich nicht hingekriegt und für mich war es eine gute Therapie. Bei uns war gut, dass mein Ex kein Ar.... war - also: nach der Trennung, sondern eine faire Verteilung, Aufrechnung Rentenansprüche etc. wollte und zugestimmt hat. Ich habe das Wort Scheidungsfolgenvereinbarung hier im Forum das erste Mal gelesen und eine solche vorbereitet, den Scheidungsantrag gestellt.
Irgendwann hab ich gemerkt, dass mein Freundeskreis neben meinen Freundinnen nur aus Paaren besteht. Auch ein Tipp vom Forum: Ich habe mich mit etwas Irritation bei Spontacts angemeldet, bin zur ersten Wanderung eher verhalten - aber war super. Nette Leute, schön, neue Leute kennenzulernen. Ich musste nicht x-fach rumtelefonieren, wer Lust hat, wandern zu gehen. Einfach teilnehmen. Zu Beginn fühlte ich mich wie ein Alien, aber war ich nicht.
Also: Das waren 1,5 Jahre. Heute hab ich das Gefühl, vielleicht hab ich ein bisschen zu viel Gas gegeben, aber es ging für mich nicht anders. Mein Bericht mag gut klingen, es war schlimm. Und ich kenne immer noch die Wehmut nach unserer Familie, die es in dieser Form nicht gibt. Finde ich ok, weil wir viele schöne Jahre hatten. Wenn ich ehrlich bin, dann waren die letzten Jahre aber nicht schön. Vertraut vielleicht, sicher (vermeintlich).
Ich wünsche Dir, dass Du Vertrauen in Dich hast und in die Zeit. Gib Dir Zeit. Und wenn Du es kannst, fang irgendwann an, selbst etwas zu machen - mal eins der Bücher zu lesen oder Deinen Mann kurz mal innerlich in den Wind zu schießen und wandern zu gehen. Sorry für den Roman - ich hoffe, es ist was für Dich dabei. Alles Gute.