Hallo Kristallherz,
ich bin neu hier und mache im Moment ähnliches durch wie Du und so viele andere hier. Es ist irgendwie immer das gleiche und könnte auch meine Geschichte sein. Auf einmal ist ihm das Leben zu eintönig und er kann unmöglich so weiterleben. Genau das hat mein Mann mir nach 27 Ehejahren und fast auf den Tag genau 32 gemeinsamen Jahren gesagt.
Ich hätte nie geglaubt, dass es mit uns mal soweit kommen würde. Wir gehör(t)en nicht zu den Paaren, die sich nichts mehr zu sagen haben, wenn die Kinder erst aus dem Haus sind. Im Gegenteil. Wir konnten immer über alles reden und haben viele gemeinsame Interessen, für die wegen der Kinder nie genug Zeit war. Unser Leben war alles andere als langweilig und eintönig. Sicher war nicht alles perfekt. Mein Mann hatte vor drei Jahren wegen eines Kollegen Probleme mit seinem Chef. Kurz darauf hat sich unsere Tochter von ihrem Partner getrennt. Gefolgt von endlosen Streitereien um Unterhalt und Besuchsrecht für unseren jetzt vierjährigen Enkel. Wir mussten da oft vermitteln damit die beiden ihren Rosenkrieg nicht auf Kosten des Kleinen austragen. Die Ex-Schwiegereltern hatten nämlich nichts Besseres zu tun als die ganze Sache noch anzuheizen. Das alles hat auch unsere Beziehung belastet, doch wir haben es gemeinsam geschafft aus diesem Tief wieder rauszukommen.
Vor ca. 3 Monaten hat sich dann eine gemeinsame Bekannte von der wir jahrelang nichts gehört hatten wieder bei uns gemeldet. Sie lebt ein paar hundert km weit weg in Süddeutschland. Nach einiger Zeit begann mein Mann sich zu verändern. Er wirkte irgendwie bedrückt und zog sich immer mehr zurück. Wir konnten sonst immer über alles reden, doch jetzt hatte ich das Gefühl genauso gut mit der Wohnzimmerwand sprechen zu können. Die Reaktion wäre, wenn es nicht gerade um Alltagskram ging, dieselbe gewesen.
Ich hab das nicht lange aus gehalten und ihn gefragt, ob es etwas gäbe das ich wissen müsste. Ich möchte nicht die Letze sein die erfährt, dass er eine andere hat. Er meinte nur „nein“ und ging zur Tagesordnung über.
Ein paar Tage später war die Katze aus dem Sack. Ich kam gestresst aus dem Büro und wir haben uns wegen irgendeiner Kleinigkeit gestritten. Da hab ich ihn angeschrien: Ich bin doch nicht blöd, sag mir verdammt noch mal was los ist! Er meinte, das würde jetzt nichts bringen. Wir reden morgen.
Ich konnte mir schon denken, was kommt. Aber was er mir dann erzählt hat war der Hammer:
Er hat immer öfter mit dieser Bekannten telefoniert und ein Wochenende mit ihr verbracht. (Mir hat er gesagt, er würde einem Kollegen beim Umzug helfen.) Seitdem ist es die ganz große Liebe. Sie wird hierher zu ihm ziehen. Eine gemeinsame Wohnung haben sie schon. Ich war völlig geschockt. Das da was läuft war mir schon klar. Aber dass er mich schon nach so kurzer Zeit vor vollendete Tatsachen stellt habe ich nicht erwartet. Ich frag mich inzwischen wie lange das wirklich schon geht und wie oft sie hier war ohne dass ich davon wusste. Er war ja bis auf dieses eine Wochenende immer treu und brav zu Hause.
Für mich ist das alles schrecklicher als wenn er mich gegen eine jüngere Geliebte ausgetauscht hätte. Die Frau ist 2 oder 3 Jahre älter als ich (bin 50), vierfache Großmutter, war jahrelang Single und eigentlich nur für ihre Kinder und Enkel da. Wenn der Reiz des Neuen vorbei ist und der Alltag einzieht, wird er wahrscheinlich genau das Leben führen, das er vorher auch schon hatte. Nur nicht mit mir. Falls diese Beziehung überhaupt eine Zukunft hat.
Ich hab ihn nicht rausgeworfen und mir und allen anderen nach außen hin die starke Frau vorgespielt. Geheult hab ich nur wenn ich allein war. Es hat funktioniert. Er hatte das so nicht erwartet und sich auf endlose Streitereien mit einem jammernden Häufchen Elend eingestellt. Die Hölle auf Erden eben. Stattdessen trennen wir uns „freundschaftlich“, ohne große Streitereien. Auch die materiellen Dinge sind geklärt. Der Rosenkrieg bleibt mir also erspart.
Das hat mich meine ganze Kraft gekostet. Vor vier Tagen hatte ich so eine Art Zusammenbruch. All die Trauer und Verzweiflung, die ich bis dahin nicht zugelassen habe, sind auf einen Schlag auf mich eingestürzt. Ich hab stundenlang nur geweint. Am nächsten Tag bin ich zum Arzt gegangen. Bin jetzt krankgeschrieben und so langsam wird es etwas besser. Zumindest heule ich nicht mehr.
01.05.2014 10:01 •
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