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Trennung nach 22 Jahren

G
Hallo,

Ich bin neu hier im Forum und möchte mir meinen ganzen Müll von der Seele schreiben, meinen ganzen Kummer, meine ganze Verzweiflung.

Zu unserer Situation: ich bin 42 Jahre alt, meine Frau wird 40. wir haben zwei wundervolle Kinder im Alter von 4 und fast sieben Jahren. Ich bin selbstständig, verdiene gutes Geld, wir haben ein schönes Häuschen im Grünen mit großem Garten. In der Hinsicht fehlt es uns an absolut nichts.

In unserer Ehe krieselt es schon länger, etwas 1,5-2 Jahre offensichtlich. Sie distanzierte sich von mir, vor allem körperlich, erst da gingen bei mir die Alarmglocken an. Sie sagte mir ich hätte sie die letzten Jahre vernachlässigt, mich zu wenig um die Familie gekümmert. Sie hat mir dies aber nie gesagt, und ich habe dies schlichtweg nicht gesehen! Ich habe über Jahre sehr viel gearbeitet, ich wollte meiner Familie etwas bieten können. Als wir das erste mal darüber gesprochen haben, habe ich sehr viel verändert: ich habe viel mehr mit der Familie und den Kindern unternommen, bin mehr auf meine Frau eingegangen, habe mich eingebracht wo es nur ging. Aber scheinbar war es zu spät!

Ich habe 1,5 Jahre die meiste Zeit nur Ablehnung erfahren, die hat mich nicht an sich ran gelassen, ich hatte keine Chance. Ich habe ihr Briefe geschrieben, obwohl sie das nicht mag, ich habe ihr geschrieben wie sehr ich sie und die Kinder liebe. Ich nehme seit geraumer Zeit Antidepressiva weil ich mit der Situation nicht klar gekommen bin. Ich habe auch in dieser Zeit viele Fehler begangen, der vermutlich größte: Ich habe Druck aufgebaut, obwohl ich das nicht wollte. Ich habe sie immer wieder gefragt ob sie mit mir zur Paartherapie gehen würde, hat sie immer abgelehnt.

Letzten Herbst hatte sie eine OP am Kopf, ist Gott sei dank alles gut verlaufen, hätte auch ganz anders ausgehen können. Die hat sie sehr verändert, ich denke sie hat sehr viel über das Leben nachgedacht und beschlossen dass ich darin keinen Platz mehr habe. Sie ist in den letzten Jahren zu einer sehr starken Frau geworden mit viel Ellenbogen, aufgrund dass ich sie vernachlässigt habe.

Letzte Woche kam der Schock: Sie sagte sie hätte keine Gefühle mehr und würde für sich und die Kinder eine Wohnung suchen, stand heute hat sie die bereits. Wir hatten lange Gespräche, ich sagte ihr ich kann nicht ohne sie und die Kinder. Aber sie ist da ein Eisklotz und völlig unemotional und sagt sie hätte keine Kraft mehr für einen letzten Versuch, sie hätte Angst wieder auf die Schnauze zu fallen. Ich habe meine Fehler erkannt und würde diese ganz sicher nicht wieder begehen, aber dazu fehlt ihr das Vertrauen in mich.

Ich bin im Moment ein gebrochener Mann, ich kann kaum mehr schlafen, kaum mehr essen. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich liebe sie und die Kinder so sehr, ich kann nicht ohne sie leben. Ich würde alles in Kauf nehmen die Trennung zu verhindern. Ich habe ihr so viel vorgeschlagen: ich würde für einige Wochen und Monate ausziehen, dass wir beide wieder Kraft tanken können. Sie solle mir sagen was für Veränderungen sie sich wünscht. Will sie alles nicht! Sie ist durch die im Moment sehr anstrengenden Kinder und die Situation sehr ausgelaugt und kraftlos. Sie hat die letzten Monate immer nur das schlechte in mir und meinem Tun gesehen.

Und ich gebe mir so lange so wahnsinnig Mühe unsere Ehe zu retten. Vergeblich! Ich begreife nicht dass sie einfach 22 Jahre wegwirft. Nicht auch kämpfen will? Sie hätte sehr lange gekämpft, ich auch! Aber GEMEINSAM haben wir nicht gekämpft. Gemeinsam wäre doch sehr viel erfolgsversprechender, jetzt wo jeder weiß (vor allem ich) wo die Fehler lagen.

Ich weiß dass ihre Entscheidung entgültig ist, was sie sagt das tut sie auch. Schon aus Stolz heraus. Sie wird nicht zurück rudern und das durchziehen.

Ich bin nun an einem Punkt in meinem Leben wo ich nicht mehr weiter weiß, wo ich nicht mehr weiter will! Ich bekomme Panik und Angstzustände wenn ich an meine Zukunft ohne sie denke. Ich kann das nicht! Ich will das nicht! Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen!

Danke fürs lesen, ist doch etwas länger geworden.

24.02.2020 11:24 • x 6 #1


L
Zunächst willkommen hier, auch wenn der Anlass kein schöner ist.
Du findest hier jede Menge offene Ohren und kannst Dir gern alles von der Seele schreiben.
Die Situation bei Dir ist nun natürlich ziemlich verfahren. Hat sie gesagt, warum sie eine Paartherapie abgelehnt hat?
Bist Du denn damit einverstanden, dass sie die Kinder mitnimmt oder siehst Du bei Dir eine BEtreuungsmöglichkeit über alle-14-Tage-Wochenende hinaus?
Auch wenn es Dir gerade richtig schwer fällt: Du musst jetzt rational in der Hinsicht handeln.
Heißt: Wenn Du nicht essen kannst: Versuch erstmal smoothies oder Joghurt-Drinks, damit Dein Körper wenigstens etwas hat.
Sichere wichtige Unterlagen.
Überlege, wie DU die Kinderbetreuung gern organisiert haben möchtest. Ggfls mach einen Termin beim Jugendamt. Die können auch Vermittlungsstellen empfehlen, die zwischen Eltern in Trennung vermitteln. Mediatoren. Das kann ganz hilfreich sein.
Mach einen Beratungstermin beim Anwalt, auch wenn Dein Herz das nicht möchte. Du musst jetzt die Risiken kennen, die sich bei einer Trennung mit folgender Scheidung ergeben. Ein Beratungstermin heißt NICHT; dass Du sofort die Scheidung einreichst, er klärt Dich nur zu rechtlichen Folgen auf und ist nicht wahnsinnig teuer.
Weißt Du, ab wann sie ausziehen möchte?

24.02.2020 11:37 • x 1 #2


A


Trennung nach 22 Jahren

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G
Was ich noch hinzufügen will: ich weiß dass ich im Moment hochgradig depressiv bin, ich habe mich vor ein paar Wochen sehr intensiv darum bemüht einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu bekommen, erfolglos. Überall Aufnahmestop für neue Patienten oder 7-8 Monate Wartezeit. Ich weiß sehr Wohl dass ich das im Moment sehr nötig habe, da ich immer öfter daran denke diesen scheinbar unendlichen Schmerzen eine Ende zu setzten. Ich weiß, meine Kinder brauchen mich, aber in meinem Zustand wäre ich alles andere als ein guter Vater. Und ich weiß nicht ob das in absehbarer Zeit besser wird.

24.02.2020 11:39 • x 1 #3


G
Sie ist eine hervorragende Mutter, die Kinder hängen sehr an ihr (an mir Mittlerweile auch), ich will die Kinder da außen vor lassen. Berufsbedingt könnte ich mich auch nicht um die Kinder kümmern, realistisch gesehen muß ja einer Geld verdienen um den Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen. Sie wird mir auch nicht den Zugang zu den Kindern verwehren, das weiß ich. Sie ist ein guter Mensch, auch kein bisschen materiell.

Ausziehen will sie in 2-3 Monaten, die Wohnung wird erst noch in Eigenleistung grundsaniert. Sie fragte mich ob ich ihr helfen werde (ich bin Handwerksmeister).

24.02.2020 11:52 • #4


F
Zitat von Gebrochenermann:
Ich weiß sehr Wohl dass ich das im Moment sehr nötig habe, da ich immer öfter daran denke diesen scheinbar unendlichen Schmerzen eine Ende zu setzten. Ich weiß, meine Kinder brauchen mich, aber in meinem Zustand wäre ich alles andere als ein guter Vater.

Das klingt gar nicht gut. Such dir bei Google die Nummer der Telefonseelsorge, wenn bei dir solche Gedanken aufkommen. Ich kann mir vorstellen, dass dies eine harte Zeit für dich ist, aber nach Regen kommt immer wieder die Sonne, glaub mir. Wenn deine Frau dich nicht mehr liebt, dann ist das sehr schmerzhaft, jedoch ist es manchmal besser das auszusprechen und dann etwas zu ändern als weiter vor sich hin zu dümplen. Mach selbst mal einen Beziehungs-Check. War die Ehe wirklich noch gut für dich, oder hast du nur Angst vor dem Neuen?

24.02.2020 11:56 • x 1 #5


unbel-Leberwurst
Die Erfahrung hier lehrt folgendes:

1. Wenn eine Frau so etwas mitteilt, ist sie in der Trennungsverarbeitung meist schon sehr weit, hat mehrere Monate Vorsprung vor Dir.
2. Versuche, mit Macht das zuvor über Jahre Versäumte nachzuholen, können/wollen von der Frau nicht akzeptiert werden.
3. Wenn eine Frau trotz kleiner Kinder keine ernsthaften Rettungsversuche unternimmt, steckt ein anderer Mann dahinter.

Bleibt die Frage, warum sie vorher so lange schwieg und nicht DEUTLICH zum Ausdruck gebracht hat, wie sehr die Ehe gefährdet ist.
So warst Du chancenlos, weil Du im Glauben gehandelt hast, das richtige für die Familie zu tun.
Das ist und bleibt sehr unfair.

24.02.2020 11:58 • x 10 #6


unbel-Leberwurst
Zitat von Gebrochenermann:
realistisch gesehen muß ja einer Geld verdienen um den Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen.


Realistisch gesehen können auch BEIDE arbeiten.
Und wie definierst Du ein schönes Leben? Essen, ein Dach über dem Kopf und Elternliebe reichen da durchaus.
Ich lese hier zwischen den Zeilen, dass Du Deinen Kindern immer das beste bieten willst. Das muss gar nicht sein.
Für eine glückliche Familie braucht es nicht viel Geld.

24.02.2020 12:01 • x 6 #7


Rosa-91
Lieber TE,

wenn ich deine Worte so lese, dann spüre ich deutlich deine Hilflosigkeit und deine Verzweiflung. Mir tut es richtig leid!
Ich hoffe du findest trotz der durchweg besch. Situation Kraft deinen Weg weiterzugehen. Alleine für deine Kinder lohnt es sich!
Such dir Unterstützung in deinem Familien und Freundeskreis. Schämt dich nicht für deine Gefühle, sondern geh offen damit um. Nimm dir die Zeit und Hilfe, die du brauchst.

Nach meiner Trennung wollte ich auch absolut nichts zu mir nehmen... Mir hat es geholfen mit jemandem zusammen zu essen, auch wenn es am Ende nur eine halbe Toastscheibe war, aber es war etwas. Vielleicht hilft dir die Gesellschaft von lieben Freunden oder Familienmitgliedern.

Bei Schlafproblemen habe ich mir alles von der Seele geschrieben, telefoniert oder einfach nur einen Film eingelegt und etwas Licht angelassen, damit ich mich nicht so alleine fühle.

Wenn du langsam wieder klarere Gedanken fassen kannst, dann überleg dir, ob die Scheidung Thema ist und wir ihr die Besuchszeiten/Sorgerecht regeln möchtet. Versucht einen Kompromiss zu finden. Lass dich ggf. auch da von Freunden/Familie unterstützen.

Zitat von Gebrochenermann:
Ich habe sie immer wieder gefragt ob sie mit mir zur Paartherapie gehen würde, hat sie immer abgelehnt.

Ich denke, da hat sie schon abgeschlossen und ihre Entscheidung stand fest. Sie hat sich über die Jahre langsam emotional getrennt.
Zitat von Gebrochenermann:
die im Moment sehr anstrengenden Kinder

Biete ihr höflich Unterstützung an.

Bleibe mit ihr im Guten. Damit hast du noch die besten Chancen, dass sie ihre Entscheidung eines Tages hinterfragt.
Lass dich allerdings nicht veralbern oder ausnutzen. Bleib ein Mann und zeig klar Grenzen auf.

24.02.2020 12:02 • #8


M
Zitat von unbel Leberwurst:
3. Wenn eine Frau trotz kleiner Kinder keine ernsthaften Rettungsversuche unternimmt, steckt ein anderer Mann dahinter


Ja, das ist so, leider!

24.02.2020 12:08 • x 2 #9


L
Zitat von Gebrochenermann:
ich will die Kinder da außen vor lassen

Es geht nicht darum, ihr die Kinder weg zu nehmen oder etwas auf ihrem Rücken auszutragen, sondern ob Du der klassische alle-2-Wochenenden-Papa sein willst, oder ob Du mehr Zeit mit Deinen Kindern verbringen möchtest, und das auch zuverlässig einrichten kannst. zB ein oder zwei Tage unter der Woche die Betreuung übernehmen.
Im Moment ist da noch alles offen, und relativ leicht 'friedlich verhandelbar'.

24.02.2020 12:12 • #10


G
Sie hat gesagt eine Paartherapie wäre zu langwierig und würde nichts bringen.

24.02.2020 13:07 • x 1 #11


G
Zitat von unbel Leberwurst:

Realistisch gesehen können auch BEIDE arbeiten.
Und wie definierst Du ein schönes Leben? Essen, ein Dach über dem Kopf und Elternliebe reichen da durchaus.
Ich lese hier zwischen den Zeilen, dass Du Deinen Kindern immer das beste bieten willst. Das muss gar nicht sein.
Für eine glückliche Familie braucht es nicht viel Geld.


Du hast so recht! Das sehe ich mittlerweile auch so! Aber in meinem Arbeitswahn habe ich wie in Trance immer nur gedacht: du musst Geld verdienen, du musst deinen Kindern einen schönen Urlaub bieten Können, du musst ein schönes Leben bezahlen können. Ich habe leider viel zu spät erkannt dass das der falsche Weg war. Vor 1,5 Jahren habe ich das erkannt, und erkannt dass Zeit mit der Familie nicht bezahlbar und viel besser und schöner ist. Mittlerweile bedeutet mir Geld überhaupt nichts, jetzt wo es zu spät ist.

24.02.2020 13:11 • x 1 #12


Heffalump
Zitat von Gebrochenermann:
Sie hat gesagt eine Paartherapie wäre zu langwierig und würde nichts bringen.

Das kann sie nicht wissen. Und das es nichts bringt, würde ich auch nicht so pauschal sagen, man lernt dort seine Wünsche zu formulieren. Ob nun auf Paarebene oder auf Elternebene.

24.02.2020 13:12 • x 1 #13


A
Zitat von Gebrochenermann:
Sie hat gesagt eine Paartherapie wäre zu langwierig und würde nichts bringen.

Hat sie schon einen Anderen? Schaut zumindest so aus?

24.02.2020 13:12 • x 4 #14


hahawi
Ja, es ist seltsam, oft pauschalierend, eine andere Person zu vermuten, aber die Symptome ähneln sich so frappierend, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es bei Deiner Frau seit 1,5 Jahren jemanden gibt sehr, sehr hoch ist.
Und damit hast Du keine Chance, sie emotional zu erreichen.

Weitere Indizien wären ihre geänderte Handynutzung, viel Zeit Online, häufige Verwandtenbesuche oder Freundinnen, mit denen sie oft ausgeht.

24.02.2020 13:21 • x 4 #15


A


x 4




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