Hallo Welt,
... oder wie heißt das Ding, das gerade vor mir zusammenbricht?
Vielleicht ganz kurz die Eckdaten, ich bin 40, meine Frau 36. Wir sind seit 20 Jahren ein Paar und seit 12 Jahren verheiratet. Ihre Ausbildung machte sie 200km weit weg. Dazu habe ich sie damals vernünftigerweise ermutigt, da ich auch noch den Wehrdienst vor mir hatte und wir uns einig waren, entweder kommt sie nach der Ausbildung zurück in unsere Heimat oder ich ziehe zu ihr. So kam es dann auch, ich zog zwei Jahre später zu ihr (weil ich es wollte). Seit dem lebten wir immer glücklich zusammen. Unsere Beziehung basierte immer auf Vertrauen. Zum Beispiel hatten wir bereits ein einziges gemeinsames Konto, bevor wir verheiratet waren. Wir wussten einfach, wir gehören zusammen.
Nach acht Jahren Beziehung heirateten wir, konnten jedoch trotz professioneller Hilfe keine Kinder haben. Wie sowas eine Beziehung auf die Probe stellt, kann nur nachvollziehen, wer es selbst erlebt hat. Wir haben all das überstanden und uns daher vor 6 Jahren entschieden, unser Leben zu genießen und uns ein Haus gekauft. Das Thema Kind ist nicht der Grund für die Trennung. Bis vor sechs Wochen war ich der Meinung, dass uns nach dieser schweren Zeit nichts auseinander bringen kann.
Unser Umgang miteinander ließ für mich immer den Schluss zu, unsere Beziehung ist für die Ewigkeit. (vermutlich habe ich die Zeichen nicht erkannt)
Vor sechs Wochen, ich lag im Garten in der Sonne, kam meine Frau nach Hause, hatte Tränen in den Augen und meinte, wir müssen dringend reden. Ich kriegte Panik und dachte, (sie war länger nicht beim Frauenarzt und wollte dringend mal wieder hin) es wäre gesundheitlich irgendwas nicht in Ordnung. Muss man sich mal vorstellen, ich habe selbst in diesem Moment nicht an Trennung gedacht.
Sie sagte mir, dass sie jemanden durch wochenlange dienstliche Telefonate kennengelernt hat und über Trennung nachdenkt. Sie haben so viele Gemeinsamkeiten und können über die gleichen Sachen lachen ....
(es war ihr wichtig, mit mir zu sprechen, bevor mehr passiert)
Sie sei mit ihrem bisherigen Leben nicht mehr glücklich u.s.w. und so fort. Die Gefühle für diesen anderen Mann seien so stark, dass sie sie nicht unterdrücken kann und nicht unterdrücken will. Dieser Mann wohnt 500km weit weg, hat eine Lebensgefährtin, auch ein Haus und ein Kind. Gesehen haben sich beide bisher nur einmal bei einem Betriebssportfest. Auch er will sich trennen.
Alle Freunde (auch gemeinsame) und Familie sind geschockt. Wir waren immer das Vorzeigepaar. Wir hätten bis zu letzt bzw. zu keiner Zeit den Eindruck vermittelt, unglücklich zu sein. Selbst ihre beste Freundin sagte mir, meine Frau hätte immer gemeint, sie wäre glücklich mit mir.
Das ganze Haus IST meine Frau. Ich bin Tischler und habe immer gesagt, sag mir was Du willst, ich mache es. Ich wollte einfach nur, dass sie glücklich ist und sich wohlfühlt. Und da sie Geschmack hat, war das für mich kein Problem. Bei Dingen, die mir nicht gefielen, habe ich das auch so gesagt.
Ich habe meiner Frau, außer zu unserem Hochzeitstag, nicht mit Blumen überschüttet. Ich habe meine Liebe mit anderen Dingen gezeigt. Zum Beispiel, wenn sie einen Zahnarzttermin mit Aua oder so hatte, bin ich spontan hin und hab sie unangekündigt abgeholt, damit sie nicht mit der Bahn fahren musste. Diese Kleinen Zeichen der Wertschätzung beruhten immer auf Gegenseitigkeit. Ich habe meine Frau auf Händen getragen. Liebe eben.
Heute sieht meine Zukunft für mich so aus: Ich bin vor 16 Jahren aus meiner Heimat weggezogen um evtl. demnächst in eine Zweiraumwohnung zu ziehen. Es fühlt sich so an, als habe ich mit 40 Jahren nichts erreicht im Leben. Keine Frau, kein Kind, kein Haus...
Das Haus würden wir vermutlich mit etwas Gewinn verkaufen können, da damals die Preise noch niedrig und die Zinsen auch schon relativ niedrig waren. Ich habe das Haus mit meinen eigenen Händen komplett entkernt und komplett saniert. Alles neu. Es bricht mir einfach nur das Herz. Farben, Möbel, Böden, Bad, Kamin... alles Sie.
Aber, weil das so ist, möchte sie auf jeglichen Anspruch, das Haus betreffend verzichten und nicht ausbezahlt werden. (natürlich notariell festgehalten) Sogar finanziell unterstützen würde sie mich bis zum Ablauf der Zinsbindung. Wie man das dann gestaltet, sei mal dahingestellt. Sie möchte nicht, das Fremde unser Haus kaufen. Sie möchte, dass ich dort wieder glücklich werde. Sie liebt mich noch immer, ist aber nicht mehr verliebt. Eher ein Bruder als ein Ehemann. Wir werden aber gegenseitig immer wichtige Menschen in unserem Leben bleiben. Das verstehe mal einer...
So, wer nun bis hierher gelesen hat, erstmal Danke.
Ziel meines Beitrages ist es nicht, Ratschläge zu bekommen, wie ich meine Frau zurück gewinnen kann oder was vielleicht falsch gelaufen ist. Das offensichtlich Dinge falsch gelaufen sein müssen, ist mir mittlerweile klar. Aber eben auch, dass dazu immer zwei gehören. Ein passendes Zitat hierzu:
Der Kummer der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht
Ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben und fragen, ob jemand Ähnliches erlebt hat und wie ihr damit umgegangen seid. Ich habe eine unheimliche Angst vor meiner Zukunft. Ich habe das Gefühl, vorm Abgrund zu stehen. Ich habe noch nie alleine gewohnt. Egal ob jetzt Haus oder Wohnung. Einfach nur Angst.
24.10.2016 12:02 •
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