Hallo zusammen,
es war vor zwei Tagen, als mein Mann mir offenbarte, dass es jemand anderen in seinem Leben gibt und er daher unsere Ehe beenden möchte. Vor drei Monaten hat er bei sich auf der Arbeit eine neue Kollegin kennengelernt, die seine, wie er sagt, Welt erschüttert hat. Was genau das heißt und was ihn an ihr so fasziniert, konnte er mir nicht sagen. Auf jeden Fall habe er in den letzten drei Monaten daher gemerkt, dass er mich nur noch auf freundschaftliche Weise lieben würde. Den Entschluss gefasst, sich zu trennen, habe er vor zwei Wochen. Er hat mich bereits mit ihr betrogen, ein Paar sind sie aber angeblich nicht.
Ich sitze nun hier und kann das alles einfach nicht begreifen. Mein Ehemann war man erster fester Freund, ich war ein Spätzünder und habe ihn damals während meines Studiums kennen und lieben gelernt. Seinetwegen bin ich hier im Ort wohnen geblieben und habe mir später hier auch einen Job gesucht. Vor 1.5 Jahren haben wir dann geheiratet. Es war eine wunderbare Feier und ich weiß noch, wie sehr er geweint hat, als er mich das erste Mal in dem weißen Kleid gesehen hat. Jetzt, nicht mal zwei Jahre später, ist alles vorbei.
Mein Mann und ich sind/waren Seelenverwandte, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das haben wir beide so gesehen. Wir hatten dieselben Hobbys, dieselben Ansichten, wir haben stets dasselbe gedacht, wir waren so eng verbunden, dass der eine Sätze anfangen und der andere beenden konnte. Wir waren so oft gemeinsam auf Reisen, Konzerten und anderen Veranstaltungen. Er hat mir so oft gesagt, dass ich die wichtigste Person in seinem Leben sei und umgekehrt war das auch so. Unsere Eltern haben sich so gut verstanden, dass wir auch dieses Jahr wieder gemeinsam mit ihnen einen Urlaub geplant haben.
Natürlich haben wir auch über Kinder gesprochen. Ich wollte eigentlich nie welche, konnte mir aber vorstellen, mit ihm ein Kind zu bekommen, da er gerne eins gehabt hätte. Leider gab es da allerdings ein paar Hürden, die wir gemeinsam hätten überwinden müssen, um diesen Wunsch anzugehen (meine Ärzin hat uns z.B. geraten, Gewicht zu verlieren, bevor wir ein Kind bekommen, und ich selbst wollte immer einen gesünderen Lebensstil für uns und dann auch für das Kind. Er war damit immer einverstanden und hat immer geschworen, mit mir an einem Strang zu ziehen). Dies haben wir nicht getan, sodass der Wunsch immer mehr in weite Ferne gerückt ist. Seine Kollegin hat bereits zwei Kinder. Laut meines Ehemannes läge es aber nicht an dem Kinderthema, dass er sich nun von mir trennt. Ob ich ihm das glauben kann? Und selbst wenn - auch hier hätte er doch mit mir reden können. Ich hätte alles erdenklich mögliche getan, um Dinge zu verwirklichen. Wenn ich doch gewusst hätte, was er für Wünsche hat und wie wichtig ihm Sachen sind, dass er tief unglücklich über Dinge ist, hätte ich mir Arme und Beine ausgerissen, um es möglich zu machen.
Ich konnte ja in allem nur verlieren, da er offenbar Wünsche gehabt hat, über die er nicht gesprochen hat.
Ich kann nicht begreifen, warum er nicht den Hauch einer Notwendigkeit darin sieht, um diese Beziehung zu kämpfen. Warum hat er nicht schon gleich zu Beginn, als er merkte, dass sich Gefühle für eine andere Frau in ihm regen, das Gespräch mit mir gesucht? Warum hat er nicht versucht, an uns zu arbeiten? 14 Jahre sind eine lange Zeit, die er jetzt so einfach wegwerfen will. Er sagt, ich wäre weiterhin seine beste Freundin und dass er mich in seinem Leben behalten will. Betrügen konnte er mich aber schon und mich monatelang in Sicherheit wiegen. Vor drei Wochen haben wir Karten für ein Konzert gekauft, da wusste er bereits, wie es um seine Gefühle steht. Vor zwei Wochen habe ich angefangen, unsere Wohnung zu streichen, damit wir uns hier neu einrichten können. Wir haben über Zukunftswünsche gesprochen. Er hat mich nicht ein einziges Mal davon abgehalten oder den Hauch von Einwand angebracht. Wir waren in den drei Monaten zweimal zusammen im Urlaub. Sogar einen Tag vor der Trennung hat er mir von der Arbeit aus von sich aus ein Ich liebe dich geschickt. Davor die Tage Herzchen-Emoticons, wie er das immer tut. Alles war in meinen Augen ganz normal. Wir haben nicht gestritten, wir hatten keine Differenzen. Es war einfach eine ganz normale, harmonische Beziehung, in welcher er nie in irgendeiner Weise Unmut oder Unzufriedenheit geäußert hat. Aus diesem Grund trifft mich das alles umso härter. Ich weiß nicht, warum er unsere Beziehung so mit Füßen tritt. Er will keine Beziehungspause, er möchte auch nicht an uns arbeiten. Er möchte alles einfach beenden. Es macht also für mich keinen Sinn, da noch etwas zu versuchen.
Ich habe noch nie eine Trennung durchgemacht. Ich weiß nicht, wie sich das alles anfühlen sollte. Aktuell bin ich nur leer. Ich habe panische Angst, mein Leben jetzt alleine leben zu müssen. Ich bin ein sehr introvertierter, sensibler Mensch, dem es nicht leicht fällt, auf Menschen zuzugehen, diesen Part hat immer mein Mann übernommen. Noch dazu kommt, dass ich aufgrund diverser Umstände meinen Job wechseln werde müssen, wodurch es zu einer weiteren Unsicherheit kommen wird.
Meine beste Freundin ist hochschwanger und heiratet in zwei Wochen, sie hat mit ihrem eigenen Leben genug zu tun. Meine andere Freundin hat sich gerade mit ihrem Freund ein Haus gekauft, auch sie hat aktuell selbst genug zu tun. Und so sitze ich hier also alleine und weiß nicht, wie ich jetzt zukünftig meine Wochenenden füllen soll.
Ich frage mich, ob es normal ist, dass ein Teil von mir durchaus einverstanden damit ist, ihn weiterhin als besten Freund zu haben. Oder ob das einfach nur die Angst davor ist, alleine zu sein. Ich habe wie gesagt noch nie so viel mit einem Menschen gemeinsam gehabt, nicht einmal mit meiner besten Freundin. Ich weiß, dass man mit seinem Ex befreundet sein kann.
Natürlich ist das jetzt auch eine große Chance, mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, aktiv zu werden. Mir einen Job zu holen - vielleicht würde ich dies nicht tun, wenn er sich nicht getrennt hätte. Trotzdem komme ich einfach nicht darüber hinweg, wie offensichtlich egal ihm unsere Ehe und ich waren. Ich kann es einfach nicht verstehen. Wie kann man sich nach 14 Jahren so in einem Menschen täuschen, von dem man dachte, wirklich alles zu wissen und zu kennen. Und dem man bedingungslos vertraut hat?
Aktuell bezweifle ich, dass ich jemals wieder einen solchen Menschen kennenlernen werde. Ich war mir immer so sicher, dass es eine solche Verbindung nur einmal im Leben gibt und ich mit ihm zusammenbleibe, bis wir alt und runzlig sind. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder eine solche Beziehung führen werde, die so perfekt für mich war. Oder ob ich jemals wieder jemandem vertrauen kann.
Ich musste mir das hier einmal von der Seele schreiben und hoffe sehr, dass mir der Austausch ein wenig Seelenheil verschafft.
Vielen Dank, dass ich meine Geschichte hier einmal loswerden konnte.
09.06.2024 11:33 •
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