Hallo zusammen,
ich melde mich nun mal aus dem Krankenbett. Ich liege seit gestern Morgen mit Magenkrämpfen um. Gestern konnte ich den ganzen Tag gar nichts tun, nicht mal schlafen, essen oder trinken. So schlecht ging es mir bzgl. Magenproblemen noch nie. Heute hat sich die Situation schon ein wenig gebessert, aber gut ist es leider noch nicht. Trotzdem will ich morgen wieder arbeiten - ist ja Home Office - um mich da auch mit meinen Kollegen auszutauschen.
Mein Mann meinte am Samstag, mir mitteilen zu müssen, dass er Sonntag nachhause kommt, es ihm aber gut ginge. Da konnte ich ja nur müde drüber lachen. Im Freundeskreis ist jetzt wirklich jeder wieder wütend auf ihn. Seine bester Freundin und ihr Freund wollen ihn erstmal nicht mehr ins Haus lassen und sollte er Next mitbringen, schon gar nicht. Auch wollen sie nicht mehr hinter ihm her rennen. Es geht so die allgemeine Mutmaßung um, dass, wenn er umzieht, er alle Brücken hier zu uns komplett abbrechen wird.
Gestern Abend ist er dann in der Wohnung aufgeschlagen, da lag ich ja im Bett. Er hat dann gesehen, wie schlecht es mir ging, wollte mir Suppe kochen etc. Habe ich dann abgelehnt, ich kann ja eh noch nix essen. Heute dann dieselbe Frage, ob er mir Suppe machen soll, in die Apotheke gehen, einkaufen. Habe alles verneint, bin dann alleine zur Apotheke. Ansonsten bestand nicht viel Kontakt. Aktuell ist er noch hier und ich denke, er wird erneut hier schlafen.
Seit Freitag bin ich absolut gelassen. Ein wenig wehmütig wegen der schönen 14 Jahre, aber ich bin noch weit davon entfernt, dass es wehtut. Ob das die gut bekannte Verdrängungsphase ist? Ich meine, beim letzten Mal ist er bereits nach ner Woche wieder angekommen, kann gut sein, dass ich jetzt genauso darauf warte und die Realität einer endgültigen Trennung nicht anerkenne. Oder ob ich unbewusst die letzten 4 Monate selbst schon irgendwie abgeschlossen habe? Auch jetzt, wo ich krank bin und mir vor Augen halten muss, dass niemand mehr für mich da ist, niemand mehr meine Hand hält, macht mir das nicht so viel aus, wie ich dachte. Dann gehe ich eben alleine zur Apotheke, hat auch geklappt.
Solange wir noch unter einem Dach wohnen, werde ich vermutlich nicht verstehen und akzeptieren, dass es vorbei ist. Vor allem, wenn wir ganz normal miteinander umgehen (nur ohne Körperkontakt). Klar, wir haben uns die letzten 4 Tage kaum gesehen, aber das Wissen ist ja da, dass er regelmäßig hier sein wird. Und ich dann eben nicht vollkommen alleine bin. Und ich habe keine Ahnung, wie schnell er ausziehen wird. Was er konkret vorhat. Ob er jetzt Nägel mit Köpfen macht oder weiterhin hin und her hüpft. Kann sein, dass er noch lange hier wohnen wird. Kann auch sein, dass er nächste Woche auszieht. Ich selber gucke auch nach Wohnungen, aber ich möchte auch etwas, wo ich gerne wohnen werde und das ich mir auf Dauer finanziell leisten kann, nicht einfach nur eine Übergangslösung.
Gestern hatte sein Vater Geburtstag, dem ich ne nette Nachricht geschickt hat und der auch total lieb geantwortet hat. Ich denke daher wirklich, dass mein Mann seinen Eltern erzählt hat, dass wir es noch einmal versuchen wollen. Und dass diese noch nichts vom aktuellen Stand wissen. Und ich glaube, dass mein Mann ihnen auch erstmal nichts davon berichten wird. Diese Blöße gibt er sich nicht.
Was mich wieder so unglaublich fassungslos macht, ist, dass vor 2 Wochen noch alles gut war. Da hatten wir Jahrestag, waren bei der Therapie. Er hat gesagt, der gemeinsame Urlaub wäre wie nachhause kommen. Innig, vertraut, schön. Und dann im Urlaub die gemeinsamen Bilder, die Karten. Allen wurde gezeigt, dass es uns nur noch zusammen gibt. Er hätte doch auch einfach Nein sagen können Das geht mir zu schnell. Und seinen Eltern hätte er auch nichts sagen müssen.
Deswegen zweifle ich schon wieder daran, dass er das alles 100% ernst meint. Dass er genau weiß, was er da tut. Und ich glaube inzwischen ernsthaft, dass es bei der Anderen bei ihm größtenteils nur um S. geht. Um das Aufregende, Neue. Eben um das Strohfeuer, wie unsere Therapeutin es nannte. vielleicht auch um die bereits vorhandenen Kinder. Er hat mir ja selbst gesagt, dass der Gedanke toll war, sich ins gemachte Nest zu setzen. Ob er sich mal gefragt hat, was 3 Kinder von einem anderen Vater bedeuten, habe ich ihn gefragt. Nein.
Also alles nicht zuende gedacht.
Intimität war auch ein Thema in der letzten Sitzung. Mein Mann sprach an, dass ihm das fehle. Wir hatten dann als Aufgabe Date Nights bekommen. Dinge erleben, die wir schon lange nicht mehr getan haben und dann schauen, wohin das führt. Dazu ist es ja leider nie gekommen.
Ich hätte meinem Mann gerne gezeigt, dass auch wir ein Feuer in unserer Beziehung entfachen können. Eines, das aus diversen Gründen nie so wirklich da gewesen ist.
S. war zwischen uns schon immer schwierig. Zu Beginn hat es mir wehgetan, wodurch sich meine Lust in Grenzen gehalten hat. Dann ist mein Mann auch nicht wirklich gut bestückt, deswegen hat es oftmals auch nicht einwandfrei geklappt. Das war dann eher für ihn ein Problem, als für mich. Ich wollte immer wieder anregen, Neues zu probieren, über Wünsche und Träume zu reden. Aber auch dazu ist es nie gekommen. Mein Mann hat immer nur gesagt, ihm sei S. nicht so wichtig, und da es bei mir gefühlt genauso war, habe ich es so hingenommen. Ich wusste aber immer, dass das nicht normal ist. Ich hätte stärker die Initiative übernehmen sollen. Irgendetwas tun, ansatt es darauf zu belassen.
Und ich war so guter Dinge, was diese Date Nights betrifft.
Im Juni hatten wir uns bereits angenähert. Es kam zu Küssen, mehr Intimität. Bei mir hat es heftig gekribbelt, laut meinem Mann bei ihm auch. Wir haben an dem Abend nur nicht miteinander geschlafen, weil ich einfach nicht konnte nach dem, was passiert ist. Aber es war ein Funken. Zumindest für mich. So ein Gefühl hatte ich lange nicht mehr.
Es ist wirklich alles ätzend gerade. Im Juni ging es mir echt bedeutend schlechter. Schock, Angst, Panik, Schmerz. Aber jetzt - nichts. Gleichgültigkeit vielleicht. Vielleicht ein Solange er nicht ausgezogen ist, steht er in einer Woche, einem Monat wieder auf der Matte.
Und ja, ich weiß, dass ich zu nett bin. Zu dumm. Zu mitfühlend. Verständnisvoll. Ich weiß, dass jemand anders ihn bereits rausgeschmissen hätte. Ihn verdammen würde. Alle Türen schließen, die es gibt. Aber das kann ich nicht. Und ich hasse mich selbst dafür. Und die bescheuerte Hoffnung und das bescheuerte Herz.
Und ich hasse es auch, dass ich die Situation einfach nicht ernst nehmen kann. Meinen Mann nicht ernst nehmen kann. Dass ich es nicht als das sehen kann, was es sein soll: Eben eine Trennung.
07.10.2024 18:56 •
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