Hallo alle miteinander,
lange, lange Zeit habe ich mich hier nicht mehr zu Wort gemeldet. Habe ich vielleicht gedacht, die Sonne scheint mir ein wenig aus dem Allerwertesten und alles nimmt seinen wunderschönen, zuversichtlichen Lauf? Auf jeden Fall, ja. Habe ich deswegen immer weniger daran gedacht, hier ein Update zu posten? Auch hier ein klares JA.
Ich hoffe, dieser Beitrag wird nicht viel zu lang zum Lesen, denn er umfasst fast 3 Monate, die vergangen sind.
Mein Mann und ich haben also eine Paartherapie begonnen und sind dort auch fleißig hingegangen. Es wurden Dinge angesprochen und durchleuchtet, sodass wir beide am Ende der Sitzungen das Gefühl hatten, dass uns das gut tut und weiterbringt (O-Ton meines Mannes: Diese Sitzung hat mir heute sehr gut getan). Wir waren im August gemeinsam in London bei einem Event, für welches wir schon lange Karten hatten. Es war ein wunderbares, verlängertes WE. Ganz entspannt und schön. Aber Urlaube waren ja noch nie unser Problem.
Ich musste in der Therapie lernen, dass ich meinem Mann Zeit geben muss, Dinge zu verarbeiten und dass ich keine Vorderungen an ihn stellen darf, die mit seinem Betrug zu tun haben (z.B. ich erwarte, dass er dies und jenes tut, weil er ist in der Bringschuld, weil er mich betrogen hat). Mir hat das eingeleuchtet, dass ich mich moralisch nicht überlegen fühlen und ihn unter Druck setzen darf, damit eine Kommunikation auf Augenhöhe funktionieren kann. War es schwer, das umzusetzen? Auf jeden Fall. Das hat ganz schön Kraft gekostet, aber irgendwann hat es geklappt.
Genauso habe ich irgendwann im Laufe der Wochen gemerkt, wie mein Vertrauen in ihn langsam wiederkehrte. Natürlich habe ich ständig Dinge hinterfragt, habe abends wach im Bett gelegen und geheult bei dem Gedanken an das, was er getan hat. Aber es wurde weniger mit der Zeit. Mein Mann hat mir da geholfen, indem er mir Nachrichten gezeigt hat, wenn ich skeptisch war. Oder indem er mir jedes Mal Bescheid gegeben hat, warum und wann es auf der Arbeit später wird.
Auch hier musste ich in der Therapie lernen, dass ich alleine daran arbeiten muss, ihm wieder Vertrauen zu schenken. Dass mein Mann mir zwar entgegen kommen kann, aber die Arbeit bei mir liegt. Und daran gearbeitet habe ich.
Dann, Anfang September, kam das Kinderthema wieder zum Tragen. Auf Nachfrage der Therapeutin erklärte er, dass er sich vorstellen könnte, ein guter Vater zu sein - ergo, dass er ein Kind möchte. Das habe ich mir ja bereits gedacht, also war das nicht sehr überraschend für mich. In den weiteren Wochen bin ich also in mich gegangen, habe Kompromisse gesucht, die für mich in Ordnung wären. Ich war also bereit. auch dieses Thema, diese Lebensplanung, mit meinem Mann anzugehen (zu gegebener Zeit).
Mitte September sind wir gemeinsam für 5 Tage an die Nordsee gefahren, um mal ein wenig rauszukommen und gemeinsam Urlaub zu machen. Auch diese Tage waren wirkich schön, sehr entspannt, es wurde viel unternommen, viel gekuschelt. Was ich aber gemerkt (auch schon ca. ne Woche vor dem Urlaub) und dann auch angesprochen habe, ist, dass mein Mann von sich aus keine Anstaltgen gemacht hat, zu reden. Das war ja Teil der Therapie. Viel miteinander reden. Gerade auch über das Kinderthema. Er hat auf mich den Eindruck gemacht, dass alles ihm viel zu schwer und anstrengend wird. Vor dem Urlaub hat er das auf die Arbeit geschoben, im Urlaub selbst hat er mir dann gesagt, dass er natürlich Zweifel hat an der Zukunft und ob alles so klappt. Aber er hat mir versichert, dass er das alles mit mir will, dass er die Krise meistern will. Wir haben dann noch lange gesprochen und am Ende hat es sich für mich wie eine Art Durchbruch angefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass er nun befreiter ist und wir wieder mit vollem Elan weiter an unserer gemeinsamen Zukunft arbeiten können.
Ich bin dann nach dem Urlaub zu meinen Eltern gefahren (alleine, mit dem Auto, war ne riesige Überwindung, aber ich habs gemacht, weil es natürlich auch Teil meiner eigenen Entwicklung ist). Mein Mann war bei seinen Eltern. Ich habe dann mit meinem Vater gesprochen und ihn gebeten, meinem Mann noch eine Chance zu geben und ein Gespräch mit ihm zuzulassen. Mein Mann hatte mir vorher gesagt, dass er gerne mit mir in die Heimat käme. Also habe ich Wogen geglättet. Und oh Wunder - mein Vater hat sofort gesagt, dass es kein Problem wäre, wenn mein Mann wieder mitkäme. Das war für mich ein riesiges Glück und ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft.
Dann kamen mein Mann und ich nachhause. Haben uns berichtet. Erzählt. Als ich ihm gesagt habe, dass mein Vater bereit ist, auf ihn zuzugehen, hat mein Mann so absolut gar nicht reagiert. Ich dachte, er würde sich freuen. Stattdessen nur ein falsches Lächeln. Da wurde ich stutzig. In den darauf folgenden Tagen merkte ich dann einen Umschwung. Dieser Aufbruch, den ich im Urlaub gesprüt habe, war wieder weg. Alles fühlte sich zäh und düster an. Ich lag abends wach im Bett, habe geheult, weil ich mir wie ein Idiot vorkam, der an sich arbeitet, Dinge erledigt, für meinen Mann Wogen glättet und als Dank einfach nichts bekommt.
In den letzten Monaten habe ich an mir gearbeitet (Jobsuche (zwar noch keinen neuen Job, aber immerhin Bewerbungen geschrieben), bin joggen und schwimmen gegangen, habe viel mit meiner besten Freundin (trotz Baby) unternommen, bin Auto gefahren). Mein Mann hat nichts getan. Nichts. Anfangs hieß es, er bräuchte Zeit (Therapie), dann war die Arbeit wieder so stressig. Ich habe mich plötzlich nur noch erdrückt gefühlt.
Heute dann habe ich erneut das Gespräch gesucht (ich, ich, immer nur ich). Mein Mann sagte mir sofort, dass er mich verstehe. Hat geweint. Er wolle mich nicht ständig verletzen. Hat mir dann gesagt, dass seine Gefühle doch nicht mehr da wären. Dass er deswegen nichts gemacht hat, so reagiert hat.
Und ich? Ich saß da und...es war okay. Es war wirklich okay für mich. Wir haben über die Trennung gesprochen. Wollen Freunde bleiben. Haben über Auszüge gesprochen. Und es hat sich für mich angefühlt, als hätte jemand einen Stein von meiner Brust genommen. Weil ich eine Antwort hatte, warum mein Mann die letzten Wochen so düster, negativ gewesen ist.
Ich wollte um die Ehe kämpfen, wollte es versuchen. Es hat nicht geklappt. Das konnte ich akzeptieren.
Irgendwann nach dem großen Gespräch (wir haben 3 Stunden geredet) kam mir dann irgendwie der Gedanke einer Beziehungspause. Haltet mich bitte nicht für verrückt, es kam einfach so über mich. Erstmal keine Scheidung, sondern mal schauen, wo es hinführt. Hat er rigoros verneint. Mehrfach. So vehement, dass ich stutzig wurde.
Stellt sich heraus, dass er vor unserem Urlaub (genau in der Zeit, in der es von seiner Seite aus schwierig wurde) Kontakt mit der Kollegin hatte. Sie haben geredet. Mehrmals. Sie will eine Zukunft mit ihm. Hat sich entschuldigt, wie sie sich im Juni benommen hat.
Und das hat alles erklärt. Einfach alles.
Dann war das gute Gefühl einer freundschaftlichen Trennung dahin. Dann war ich nur noch sauer. Auf einfach alles. Auf ihn, seine Lügen, seine Aufgabe, das erneute Nicht Reden. Auf sie, auf diese dreiste Art, erneut an ihn ranzutreten in dem Wissen, dass er IMMERNOCH verheiratet ist. Inzwischen...weiß ich nicht, was ich bin. Gefühlt wiederholt sich alles. Vermutlich kann ich das alles deswegen auch noch nicht ernst nehmen.
Und ja, alle die vermutet haben, dass mein Mann wieder ins gemacht Nest zurück ist, weils vertraut und sicher ist, hatten wohl recht.
Ich habe ihn gefragt, ob er sich jetzt sicher ist. Nein. Nicht mit ihr, nicht mit mir. Ob er sicher ist, dass nicht wieder dasselbe passiert, wie im Juni. Er kennt sie ja kaum. Antwort:nein.
Er war sich seiner Gefühle für mich solange wieder so sicher, bis sie wieder aufgetaucht ist. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es tatsächlich besser gewesen wäre, von ihm zu fordern, den Arbeitgeber zu wechseln.
Laut meinem Mann hat er übrigens vor ein paar Tagen seinen Eltern gesagt, dass er und ich es ernsthaft nochmal versuchen wollen (offenbar war denen das nicht so klar). In dem Wissen, dass es wieder die Andere in seinem Leben gibt.
Ende Oktober hätten wir wieder Thearpie. Morgen will er anrufen und entweder alleine oder doch zu zweit mit mir gehen. Das soll die Therapeutin entscheiden, was aktuell mehr Sinn ergibt.
Jetzt, seitdem ich weiß, dass die Andere wieder im Spiel ist, fällt es mir schwer, eine Trennung zu akzeptieren. Davor war ich total fein damit.
Ich habe in den letzten Monaten viel hier im Forum zu Affären gelesen, über das Hin und Her. Dass Männer doch wieder zu ihren Frauen zurückkommen.
Mein Mann kennt die Andere nicht.Nicht wirklich.1x S., sonst nur auf der Arbeit gesehen. Kennt ihre 3 Kinder nicht. Das macht es mir verdammt schwer, zu glauben, dass das alles wohl durchdacht ist. Er will ja weiterhin Freundschaft mit mir. Hoch und heilig. Ich soll nicht aus seinem Leben verschwinden. Woher er weiß, dass die Andere nicht wie im Juni Theater macht, wenn er bei mir ist? Weiß er nicht.
Ich bin gerade so viel gefasster als im Juni, was wohl daran liegt, dass ich wirklich an mir gearbeitet habe. Selbstständiger bin. Eine engere Bindung zu meiner Freundin (und ihrem Kind) aufgebaut habe. Aber bei meinem Mann weiß ich nach wie vor nicht, was er will. Für ein ICH WEISS NICHT 14 Jahre wegzuwerfen geht nicht in meinen Kopf. Ich habe ihn gebeten, über diese Beziehungspause nachzudenken. Im Juni hat es nicht mal ne Woche gedauert und er stand wieder auf der Matte. Wenn er dabei bleibt, dass er eine Trennung will, gibt es für ihn kein Zurück mehr.
Vllt bewirkt die Therapie bei ihm oder auch bei mir etwas. vielleicht kann ich damit alles besser akzeptieren, denn im Moment denke ich wieder, mein Mann ist ein dummer Teengar, der kopfüber in den nächsten Fehler rennt.
Aber gut, wenn es halt so kommt und man beendet die Beziehung, macht mich das natürlich auch frei. Frei vom Kämpfen, von der Anstrengung, vom Hinterfragen, Aufrappeln.
Aktuell fühle ich so absolut nichts. Keine Trauer, keine Wut mehr. Keine Verzweiflung oder Angst. Vielleicht kommt das alles erst wieder. vielleicht aber denke ich auch, dass man Mann so oder so auf die Nase fliegen wird. vielleicht brauche ich auch erst die räumliche Trennung, bis alles ankommt. Denn, wie gesagt, im Juni wars ja alles nach ner Woche wieder vorbei.
Ich bin morgen bei meiner Freundin, mein Mann will die Nacht auf Samstag wieder in diesem Zimmerchen von der Arbeit verbringen. Ich habe ihm gesagt, er soll dann nachdenken. Sich bewusst machen, was Liebe in einer langjähigen Beziehung bedeutet, dass diese sich anders anfühlt, als Verleibtsein, aber trotzdem Liebe ist. Dass er über eine Pause nachdenken sol...Okay, jetzt, wo ich das so schreibe, kommt es mir direkt dämlich vor. Ein Freifahrtsschein für die Andere. Zum Austesten. Wenns mit ihr klappt: Super, tschüss Ehe. Wenns nichts kappt: Hey, die dumme Ehefrau ist ja da.
Das Dumme ist: Ich kenne mich. Wenns ein zweites Mal mit der Anderen nicht klappen, er nach ner Woche wieder dastehen würde...Ich Trottel würde vermutlich wieder einknicken. Und dann wieder von vorne. Bis es mich kaputt macht.
Ich will es nicht wahrhaben, aber ein endgültiges Ende ist schon das Beste...
Vielen lieben Dank fürs Lesen und dass ich mir hier wieder Luft machen konnte.
03.10.2024 22:03 •
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