Die Trennung ist jetzt eine Woche her - es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.
Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle für all die Rückmeldungen, Meinungen und Sichtweisen.
In den letzten sieben Tage hat hier ein einziges Auf und Ab geherrscht, welches mich ganz schön durcheinander bringt.
Wie bereits geschrieben, gibt es zwischen meinem Mann und mir kein böses Blut. Das mag viele ganz schön wundern, viele hätten ihn längst rausgeschmissen und würden nie wieder ein Wort mit ihm reden. Ich allerdings möchte meine Kraft und den Fokus auf mich selbst legen und nicht auf Streitereien. Es ist für mich in Ordnung, wenn er hier ist. Er lässt mir meine Ruhe und würde jederzeit in sein Zimmerchen am Arbeitsort verschwinden, wenn ich das verlangen würde. Ich weiß nicht, warum es mir nicht viel ausmacht, wenn er hier ist. Vielleicht, weil ich nicht alleine sein will? Weil, wenn er wirklich nicht mehr herkommen würde, ich wirklich mit der Tatsache konfrontiert wäre, dass es vorbei ist? Weil ich ein geringes Selbstwertgefühl besitze? Ich habe keine Ahnung. Fakt ist jedoch, dass er bisher Montag-, Mittwoch- und Donnerstagabend hier war und auch die Nacht hier verbracht hat. Heute ist er bei unseren Freunden und wird danach auch herkommen. Auch, wenn ich ihm gesagt habe, dass ich es nicht wissen muss, wann er wo ist, sagt er es mir trotzdem. Morgen Abend nach seinem Wochenendseminar will er zu seinen Eltern fahren (wohnen 5 Stunden Autofahrt entfernt) und dort bis nächste Woche Mittwoch bleiben.
Er hat mir inzwischen mehrmals gesagt bzw. auch geschrieben, dass er das Bedürfnis hat, hier bei mir zu sein. Er sendet mir so viele komische Signale, dass es mir schwer fällt, das Bisschen Hoffnung nicht weiter aufkeimen zu lassen, dass er vielleicht doch noch einsieht, einen Fehler begangen zu haben und zu begehen, und dass er merkt, was er gerade alles verliert. Ich möchte nicht naiv und blauäugig sein, aber wenn ich ehrlich bin, ist da dieses eigentartige Gefühl, dass er selbst nicht weiß, was er will. Was das für die andere Frau bedeutet, diese Frage hatten wir ja bereits. Was sie denken muss, wenn er so oft hier bei mir ist und die Nacht hier verbringt - und eben nicht bei ihr oder zumindest bei ihr am Ort.
Am Mittwoch fragte er mich, ob ich ihn vermissen würde und meinte, dass ich mit der Trennung besser klar kommen würde, als er. Ja, ich weiß, dass er sich da absolut zum Opfer gemacht hat und ich habe ihn da auch nur gefragt, ob er mich eigentlich verarschen will. Dann fragte er mich, ob er sich eigentlich dafür entschuldigt hätte, wie er mir am Freitag - am Tag der Trennung - gegenüber getreten sei. Das habe ich gleich rigoros unterbunden, da ich keine dumme Entschuldigung will. Inzwischen frage ich mich, für was er sich wirklich entschuldigen wollte. Für seine Art, wie er mir die Tatsachen hingeklatscht hat? Oder, dass er einfach die Scheidung will, ohne zu kämpfen? Er hat dann komisch herumgedruckst und nichts mehr dazu gesagt, aber ich habe das Gefühl, dass er mir mehr sagen wollte, dann aber aufgrund meiner Reaktion nicht mehr mit der Sprache rausgerückt ist. Wenn er Schiss davor hatte, mit mir über seine Gefühle und die Andere zu reden, vielleicht hat er nun Schiss, Dinge zu revidieren?
Dann habe ich sehr wohl mitbekommen, dass er am Mittwoch plötzlich andere Klamotten angehabt hat und die Haare gemacht waren (er ist der Typ, der gerne in Merchandise-Shirts rumläuft und nur selten mal Gel in die Haare macht). Ich dachte, okay, dann macht er sich jetzt mal für sie fein, aber Pustekuchen. Was sagt er mir? Er würde sehen, wie ich mich jetzt jeden Tag rausputze (das tue ich wirklich, auch bei mir gibt es keine Band-Shirts mehr, ich schminke mich jeden Tag - denn ich gehe ja jetzt auch jeden Tag vor die Tür - und mache mir jeden Tag eine andere Frisur. Das mache ich für mich und mein Selbstwertgefühl) und deswegen würde er das jetzt auch machen. Ich verstehe das also so, dass er das für mich macht? Denn als er Donnerstag zur Arbeit aufgebrochen ist (wo sie ja auch rumläuft), hatte er seine ollen Klamotten an. Macht man sich als Mann nicht für die Frau schick, für die man so unglaublich riesige Gefühle hat? Das hat er übrigens die 3 Monate zuvor auch nicht gemacht. Keine neuen Klamotten, kein Schickmachen. Kein gar nichts. Aber scheinbar tut ihn mein neues Auftreten dazu zu bewegen, mir gegenüber, ich nenne es jetzt mal etwas mehr rausgeputzt, zu erscheinen.
Gestern Abend hat er mit seiner besten Freundin - auch eine Freundin von mir - telefoniert. Ich habe natürlich ein wenig mitgehört. Er sagte ihr, dass es Dinge gibt, die man nicht ändern könne und die einfach passieren. Er würde nun aber nirgendwo mehr ein Zuhause haben. Das Zimmerchen, welches er da am Arbeitsort hat, wäre ja auf Dauer keine Lösung und in der Wohnung hier hätte ich alle Erinnerungen an die Hochzeit und gemeinsame Unternehmungen verbannt und ihm ins Zimmer geworfen. Auch den Schmuck, den ich in den 14 Jahren von ihm bekommen habe, hätte ich ihm hingelegt - zumindest jener, der mit Erinnerungen verbunden ist und den ich eh nie wieder tragen werde. Er würde sich also hier auch nicht mehr heimisch fühlen.
Und was mache ich Trottel? Ich habe Mitleid mit ihm. Mitleid. Da habe ich mich gefragt, ob ich den Verstand verliere.
Ich hasse es, dass ein Teil von mir daran glaubt, dass alles noch ein positives Ende für unsere Ehe nehmen wird. Ich hasse es, dass ich Angst davor habe, dass er bald ausziehen wird und mir dann absolut klar ist, dass es vorbei ist und von seiner Seite aus, wenn dann, nur noch Freundschaft übrig ist. Dass ich endgültig begreifen muss, dass da eine andere Frau ist, die ihm wichtiger ist, als ich. Ich versuche, mich jeden Tag zu wappnen und meinen Schutzschild ausreichend zu stärken. Ich gehe vom Schlimmsten aus - dass er bald weg ist. Aber diese dämliche Hoffnung meldet sich trotzdem immer - jedes Mal wieder, wenn er irgendetwas sagt, oder tut, das mich daran zweifeln lässt, dass seine Entscheidung wirklich in Stein gemeißelt ist.
Inzwischen gibt es in meinem Umfeld - Freundeskreis, Familie Bekannte - zwei Lager. Die eine Seite würde ihn niemals mehr zurücknehmen und ihn mit einem A****tritt hinaus befördern. Die andere Seite würde ihn zurücknehmen, wenn er selbst bereit wäre, zu kämpfen und eine Paartherapie zu machen. Zu dieser Seite gehöre ich auch. Menschen sind unterschiedlich und fühlen und handeln unterschiedlich. Ich bin zutiefst verletzt und inzwischen kann ich auch weinen, wenn ich daran denke, was er getan und wie er mich behandelt hat. Das tut verdammt weh. Dennoch würde ich uns eine zweite Chance geben - mit professioneller Hilfe, um all die offenen Fragen zu klären. Warum hat er nicht geredet? Warum wollte er nicht sofort um uns und mich kämpfen? Was sind seine Wünsche in der Beziehung und warum äußert er sie nicht? Und natürlich müsste man die Frage klären, ob ich ihm je wieder vertrauen kann. Damit steht und fällt das Ganze. Ich selber bin nach wie vor nicht bereit, einfach alles hinzuschmeißen. Wie geschrieben, ich bettele bei ihm nicht, flehe nicht, ich heule nicht vor ihm. Vor ihm bin ich absolut gefestigt und ziehe mein Ding durch. Aber in mir drin sieht das natürlich anders aus. Es liegt jetzt an ihm.
Es ist komisch, dass ich ihn nach 14 Jahren nicht mehr einschätzen kann. Ich dachte immer, ich würde ihn genau kennen und wüsste, was er warum tut. Wie er handeln wird. Aber jetzt, nach dieser Sache, weiß ich gar nichts mehr. Ob er nur blöd rumlabert, mir Komplimente macht, um sein Gewissen zu beruhigen? Oder ob er sieht, wie ich mich in dieser einen Woche schon entwickelt habe - was er wohl nicht für möglich gehalten hat - und plötzlich merkt, was in dieser Beziehung alles noch möglich ist? Dass er deswegen in meiner Nähe sein will. Oder ob es nur Mitleid ist? Bequemlichkeit, da sein Zimmerchen keine Bleibe für mehrere Nächte ist.
Ich frage mich immer wieder, was das für eine Beziehung zu dieser anderen Frau ist, die so aussieht. Frage mich, warum er nicht jeden Abend bei ihr sein will, oder sie zumindest sehen möchte (mit zwei Kindern ist es natürlich schwierig, dass er da ein und ausgeht, aber wenn die beiden im Bett sind, könnte man sich doch treffen?). Warum er sich für sie nicht rausputzt, aber für mich.
Auf der anderen Seite will ich mich das aber gar nicht fragen. Ich will, dass es mir egal ist. Ich will auch, dass es mir egal ist, was er heute mit unseren Freunden bespricht. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Ich schätze, er wird vieles mit seinen Eltern bereden, wenn er da ist. Ich gehe fest davon aus, dass er einen Plan haben wird, wenn er zurückkommt. Wie dieser dann aussehen wird? Ich habe keine Ahnung.
14.06.2024 21:29 •
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