Zitat von sonntag_morgen: Du Liebe bist gedanklich noch viel zu sehr bei diesem vergammelten Typen mit dem du 14 Jahre verbracht hast.
Vergammelt war er die letzten 14 Jahre nicht, das hat erst in den letzten Monaten nach der Trennung angefangen. Er war jetzt nie der Typ der wahnsinnig viel Wert auf Kleidung gelegt hat, aber er war immer ordentlich und hat sich auch vernünftig angezogen, das musste man ihm nicht erst sagen. Natürlich war ich oftmals mehr dahinter, dass er sich mal was neues gönnt, aber er hat z.B. niemals wochenlang dieselbe Strickjacke und dieselbe Hose angehabt, wie jetzt. Deswegen fällt mir dieser „Verfall“ ja auch so auf. Vielleicht ist das jetzt auch einfach seine wahre Art, dass er jetzt tun und lassen kann, was er will ohne mich. Ich denke nur immer, wie man sich gibt und kleidet, so sieht es auch in einem drin aus. Und er wirkt daher auf mich weniger glücklich, als er es vielleicht tatsächlich ist.
Zitat von Sitamun: Hm reflektieren und überdenken tust du ja schon mehr als genug. Wird jetzt, meine Meinung, mal an der Zeit ins Tun (konkrete Ansagen an ihn)
Reflektieren ist vielleicht der falsche Begriff. Begreifen, was gerade passiert. Richtig verstehen, was geschehen ist und was das tatsächlich bedeutet. Ich denke und hoffe, dass der längere Abstand mir dabei hilft, endlich klar zu sehen und dauerhaft standhaft zu bleiben, was meine Sichtweisen und Planungen angeht – das schwankt hier ja immer wieder, sobald mein NM irgendeinen Piep von sich gibt, der wieder Hoffnung weckt. Ich hoffe, dass ich und meine Gefühle zur Ruhe kommen können und ich dann im nächsten Jahr die Stärke habe, durchzusetzen, was für mich notwendig ist.
Klar muss ich auch ins Tun kommen, aber jetzt in den letzten Tagen kann und will ich das nicht mehr. Ist ein Aufschieben, klar, und umgehen lässt es sich auch nicht, aber ich möchte jetzt mit einer gewissen Ruhe (falls man das so nennen kann) die Feiertage begehen.
Mein NM ist jetzt das Wochenende wieder weg und er fährt auch Donnerstag schon zu seinen Eltern, also ist er vor mir sogar weg. Das ist dann nicht mehr lange hin. Mittwoch hat er Weihnachtsfeier, eventuell bleibt er da dann schon gleich weg, wäre wieder ein Tag weniger.
Gestern den Tag über hatte ich das erste Mal ein gewisses Gefühl von Freiheit, vielleicht auch Trotz. Das kam sicher auch von euren Worten, dank derer ich meinen Mann und sein Handeln mit anderen Augen wahrnehmen kann. Ich habe mit meiner besten Freundin auch wieder gesprochen, schonmal Pläne gemacht, was hier dann im Januar stattfinden muss. Die richtige Musik dazu hilft unfassbar viel, dass man eher in ein „Ich starte jetzt durch“ verfällt anstatt in Selbstmitleid.
Ich habe mir dann auch Gedanken über seinen Auszug gemacht. An sich will ich ja in der Wohnung bleiben, ich habe nur ein wenig Schiss, dass unser Vermieter sich – aus welchen Gründen auch immer – dann dagegen sträubt, mich als alleinige Mieterin zu akzeptieren (obwohl ich ja festes Einkommen und viel Erspartes habe und meine Eltern auch bürgen würden). Ich hoffe, das wird nicht so sein, aber das ist noch etwas, das mir Bauchschmerzen bereitet. Wenn das erstmal vom Tisch ist, kann ich hier dann auch die Bude ganz anders einrichten, alles alte Zeug raus, neue Möbel her.
Spekulationen über meinen NM bleiben natürlich auch (noch) nicht aus, man nimmt ja noch wahr, was passiert oder wie er sich verhält, das wird wohl erst aufhören, wenn er ausgezogen ist und man sich nicht mehr sieht.
Ich vermute, er lügt einfach alle an – seine Neue, sich selbst und mich. Klar sollte ich mich nur um mich selber kümmern und im Grunde ist es mir auch egal, was er da mit ihr für Sachen abzieht, aber die Gedanken kommen dann und wann zwangsläufig.
Er greift sich am Wochenende (und auch teilweise in der Woche) bei ihr ab, was er kriegen kann, und kommt dann zu mir gekleckert, um das Gefühl der Gewohnheit und Sicherheit nicht zu verlieren. Vermutlich auch, weil er eigentlich genau weiß, dass er mit ihr wieder heftig scheitern könnte und dann ohne mich und die Wohnung richtig in der Luft hängt. Ja, dieses Sicherheitsnetz muss ich ihm nehmen.
Ich bin auch keine zweite Wahl oder irgendein Notnagel.
Ich muss aufhören, in ihm den Menschen zu sehen, der er 14 Jahre lang gewesen ist und akzeptieren, wie er jetzt tatsächlich ist. Ihn von diesem Sockel runterbekommen, auf dem er wie das arme Häschen steht, das ja eigentlich nur verwirrt vom Leben ist und nicht weiß, was es tut.
Das ist halt verdammt schwer, weil er unfassbar viel für mich und mein Seelenheil getan, mir unfassbar viel geholfen hat. Weil er der riesige Lichtblick in so vielen Zeiten gewesen ist; die Antwort auf so viele Fragen, die ich mal hatte. Wirklich mein Seelenverwandter. So passend und perfekt für mich. Einfühlsam. Verständnisvoll. Mein Ruhepool. Autsch.
Tatsächlich ist er einfach ein feiges Würstchen, das sich jetzt überall seine Vorteile rauspickt ohne Rücksicht auf Verluste. Ein paar Tränchen vergießt, um zu zeigen, dass er ja auch sooo unglücklich ist mit der Situation und damit einfach deutlich zeigt, dass er kein Mann ist und kein Rückgrat besitzt. Ich hoffe sehr, dass sich endlich richtig Wut in mir bildet, nicht nur hin und wieder und nicht nur ein laues Lüftchen, sondern ein dauerhafter Sturm, der mich dazu antreibt, das zu tun, was für mich am Besten ist.
Zitat von sonntag_morgen: Ist es jetzt nicht eine gute Gelegenheit, die freie Phase des Datings auszuleben? Du kannst ein paar Erfahrungen machen und weißt dann auch besser, was du eigentlich willst
Aktuell ist der Gedanke an richtiges Dating und andere Männer für mich noch ein rotes Tuch. Da sperrt sich etwas in mir, auch wenn ich weiß, dass es sicher aufregend, neu und auch spaßig sein wird. Ich bin ein Mensch, der unfassbar viel Sicherheit braucht, ehe er sich auf etwas einlassen kann. Das ist in allen Lebenslagen so. Ich habe eh wenig Selbstbewusstsein und bin gerade erst dabei, wieder zusammen zu sammeln, was die letzten Monate verloren gegangen ist – dazu gehört auch das Schwimmen, Rausgehen, wieder selbstständig sein, das Abnehmen, sich etwas gönnen. Da sind auch Altlasten aus der Vergangenheit, die sich jetzt wieder bemerkbar machen (Aussagen meiner Großeltern, von kleinauf, dass man nur etwas wert ist, wenn man Größe 32/34 trägt), die mein Mann die letzten Jahre schön stumm geschaltet hat.
Und ich bin unsicher. Ich hatte in meinem Leben S. mit einem einzigen Mann und das auch zuletzt nicht sonderlich viel. Erfahrung ist da nicht wirklich vorhanden. Der Gedanke, mit einem anderen Mann irgendwann intim zu werden bereitet mir da gerade eher Angst als Freude. Deswegen könnte ich mich auch nicht einfach so auf One Night Stands einlassen. Ich muss vertrauen.
Aber ich arbeite an mir. Ich brauche erst ein wenig Abstand und muss erstmal verdauen, was geschehen ist.
Die letzten Tage habe ich mir in der App mit jemandem geschrieben, hier aus der Stadt. Das hat wirklich Spaß gemacht. Ich brauche jemanden, der mich auch ein wenig foppt und das hat er getan. Es war wirklich unterhaltsam und schön. Jetzt meldet er sich nicht mehr. Auf dieses Hin und Her kann ich aktuell verzichten, das habe ich privat erstmal noch genug. Diese Ernüchterung erspare ich mir erstmal.
Ich habe mich aber auch zum Fasching im nächsten Jahr angemeldet. Nicht, weil ich da groß Interesse dran habe, aber um neue Leute kennenzulernen. Auch das ist für mich ein großer Schritt, raus aus der Komfortzone und rein in neue Dinge.
Ich kenne mich, wenn ich mich jetzt kopfüber in etwas reinstürzen würde, würde mich das aktuell überfordern.
Ich will schon viel unternehmen, aber eher, um den Kopf auszuschalten und Neues zu erleben. Wenn sich dann zwangsläufig eine Bekanntschaft ergibt (Freundschaft oder mehr), dann bin ich dem nicht abgeneigt.
Also leider kein Eis für mich