Hallo ihr Lieben,
ich hoffe, ihr hattet einen schönen 2. Advent.
Ich war die letzten zwei Wochen fleißig, was mein Vorhaben angeht, mich von meinem Mann zu distanzieren. Nichtsdestotrotz – Spoiler vorweg – flackert in meinem Herzen immer noch ein Funken Hoffnung dann und wann auf, während mein Kopf ganz deutlich weiß, dass das Schwachsinn ist.
Die Wochenenden war ich nun gut unterwegs, war bei meiner Großmutter, bin zu meinen Eltern gefahren, war auf Weihnachtsfeiern und einem Geburtstag. Leider war gerade Letzterer am Samstag wirklich `ne Zerreißprobe für mich, da gerade dort viele Pärchen waren und natürlich von ihren gemeinsamen Weihnachtsplänen erzählt haben. Ein Paar wird bald heiraten und hat von den Vorbereitungen und Planungen gesprochen. Ich war dann froh, als ich nachhause gehen konnte (eigentlich hatte ich eh gar nicht vor, hinzugehen, aber ich hab mir in den Ar. getreten, um unter Leute zu kommen). Ich bin dann um 22 Uhr im Dunkeln mit der Bahn gefahren, habe extra nicht das Auto genommen, damit ich etwas trinken konnte. Es war das erste Mal nach rund 10 Jahren, dass ich um diese Uhrzeit alleine unterwegs war und auch das hat sich beschissen angefühlt – der Gedanke, dass es niemanden mehr kratzt, wo ich bin, was ich mache, dass ich alleine durch die gottverdammte Dunkelheit latsche (okay, niemanden ist gelogen, es kratzt eine ganz bestimmte Person nicht mehr, die 14 Jahre lang immer Anteil genommen, mich abgeholt, gebracht und sich Sorgen gemacht hat). Dann auch noch in eine leere Wohnung zu kommen, wo niemand mehr auf einen wartet, fragt, wie der Abend war und sich alles berichten lässt, war dann noch das Tüpfelchen auf dem i.
Ich habe eigentlich gedacht, dass ich mich mit viel Unternehmungen und Aktionismus davon abhalten kann, zu grübeln und zu vermissen. Aber gerade abends bricht es dann doch immer wieder durch – die Frage, warum das alles passieren musste. Warum man Menschen in sein Leben lässt, ihnen sein Herz schenkt, nur um sie am Ende wieder zu verlieren und so enttäuscht zu werden. Warum man plötzlich so egal geworden ist.
Die letzten Wochen haben mir nur allzu deutlich gezeigt, wie viel ich von den Worten meines NM halten und glauben darf (
„Ich tue alles, was ich kann, damit du in meinem Leben bleibst“ „Du wirst für immer in meinem Herzen sein“ „Ich will dich als meine beste Freundin behalten“) – nämlich gar nichts. Schocker. Da ist kein Bemühen, nicht mal die Frage, warum ich ihm inzwischen aus dem Weg gehe. Es kommen keine Nachrichten. Wenn wir uns nicht sehen, herrscht Funkstille.
Ob er dann und wann noch her kommt? Ja. Weiterhin. Ich habe ihm bereits deutlich gesagt, dass ich möchte, dass er auszieht, da diese Situation für mich nicht mehr tragbar ist. Angeblich sucht er bereits nach einer Wohnung. In seinem Zimmerchen kann er jedoch wohl nicht mehr bleiben, daher muss er dann hier aufschlagen. Offenbar kann er bei seiner Angebeteten wohl dauerhaft (noch) nicht unterkommen. Na ja, da muss ich gerade noch in den sauren Apfel beißen, denn ich will und werde nicht ausziehen. Ich hoffe, dass ich ihm zumindest in diesem Punkt glauben kann und dass er auch wirklich weg will. Alles andere wäre völlig absurd. Diese Geschichte geht jetzt fast 10 Wochen, er sollte sein neues Leben fertig ausgetestet haben und jetzt Nägel mit Köpfen machen.
Ich habe mich zuvor immer gescheut, direkt mit ihm zu reden, aus Angst, dass alles dann noch realer wird, aber es IST ja real. Ich bekomme es ja durch sein Handeln und sein Verhalten mit, da kann ich nicht die Augen vor verschließen und weiterhin rumsitzen in der Hoffnung, dass er wieder scheitert und geläutert angekrochen kommt.
Das ist eben das Problem, das ich habe: mein Herz schreit jedes Mal wenn er kommt,
nimm ihn zurück, nimm ihn zurück, egal, was war“ und mein Verstand hält klar dagegen, dass es nie wieder so werden wird, wie es war. Dass ich daran denken soll, was er die letzten Monate getan hat. Dass ich ihn sowas von mit Anlauf aus meinem Leben verbannen soll.
Gleichzeitig kann ich immer noch nicht glauben, dass er irgendeine Handlung aus Kalkül macht. Mein NM war nie der Typ, der irgendetwas geplant hat, sich groß Gedanken über etwas gemacht hat. Er war nie hinterhältig, nie bösartig. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er Sachen tut und sagt, weil dahinter ein Plan steckt – dass er noch her kommt, weil er mich mit Absicht warmhalten will. Es kommen auch immer noch Fragen, ob er etwas für mich tun soll (tanken, einkaufen), die ich verneine. Er bringt mir auch immer noch Sachen mit, wenn er hier ist (Brötchen zum Frühstück, Schokolade etc.), es gab ein Geschenk zu Nikolaus. Er macht mir Komplimente zu meinen Haaren (ich war beim Frisör) und meiner Kleidung. Ich denke nicht, dass er das mit Hintergedanken tut. Ich glaube, das ist lediglich sein schlechtes Gewissen und dass er mir ganz einfach ein Freude machen will, weil er weiß, wie sch. das alles für mich ist. Sobald er dann aber wieder mehrere Tage weg ist, existiere ich nicht mehr. Also letztendlich alles hohles Gerede.
Am Wochenende habe ich mich mit seiner besten Freundin unterhalten. Sie hat seit 6 Wochen nichts mehr von ihm gehört. In ihrem letzten Gespräch hätte er beteuert, er würde sich melden, er würde mal wieder vorbei kommen zum Eishockey schauen. Seitdem herrscht Funkstille. Sie ist unfassbar verletzt von seinem Verhalten, will ihm aber nicht hinterherlaufen. Also gibt es weiterhin keinen Kontakt. Ich bin echt so fassungslos und entsetzt über dieses Verhalten. Was zwischen ihm und mir ist, ist eine Sache, aber sich auch bei anderen Menschen nicht mehr zu melden, die jahrelang an seiner Seite waren, ist unter aller Kanone. Egal, wie verknallt man ist, es kann mir niemand sagen, dass man sich deswegen bei seinen Freunden nicht mehr meldet.
Im Juni noch durfte seine Freundin sein Händchen halten, nachdem er mit der Kollegin auf die Nase gefallen ist, hat ihm geholfen, bei mir ausgelotet, ob es eine zweite Chance geben könnte. Die Hilfe hat er dankend angenommen. Jetzt gibt’s dafür `nen Ar.. Im Grunde geht es ihr da, wie mir. Sie muss mit ihm abschließen, denn sein Verhalten zeigt ganz deutlich, wie wichtig ihm diese Freundschaft noch ist.
Ich habe mir vor ein paar Tagen ein paar Regeln aufgestellt, u.a. nicht mehr seinetwegen zu heulen (ich hab echt genug Tränen vergossen, ich will das nicht mehr) – das klappt aktuell noch nur bedingt. Dafür verfolge ich ihn nicht mehr bei Whatsapp, schaue nicht mehr, wann er zuletzt online war und reime mir daraus irgendwas zusammen (ist er bei ihr, ist er arbeiten?), das macht mich nur verrückt. Ich will weiterhin den Fokus auf mich legen, weiter an mir arbeiten, mein Leben zu etwas Neuem formen ohne meinen NM. Ich habe jetzt seit dem Krankenhaus 7 Kilo angenommen (wurde bereits von ihm registriert
„Man sieht, dass du abgenommen hast“) und will da jetzt dranbleiben, ich glaube, das war ein guter Start. Jetzt bin ich auch nur noch 5 Kilo vom Wunschgewicht meiner Frauenärztin entfernt (wobei das Kinderthema ja jetzt keine Rolle mehr spielt). Ich habe richtig Lust, ihm und seinen Eltern meinen Glow Up unter die Nase zu reiben. Er soll sehen, was er aufgegeben hat und dass ich ohne ihn besser dran bin (ja, ich weiß, ich sollte das alles nur für mich tun, aber ein wenig Genugtuung möchte ich mir auch gönnen).
Ich finde es halt nur so unverständlich, wie sehr Menschen sich ändern können und was sie bereit sind, anderen Menschen anzutun, denen sie ja mal Respekt und Liebe geschenkt haben. Ich habe immer gedacht, wenn man jemanden so lange kennt, dann wüsste man genau, wie dieser jemand sich verhält.
Es ist jetzt das zweite Mal, dass mir das passiert. Meine damalige beste Freundin ist plötzlich auch zu einem anderen Menschen geworden, dadurch ist dann unsere Freundschaft zerbrochen, bei der ich auch dachte, sie würde für immer halten.
Ich glaube an Schicksal und ich glaube auch, dass nichts ohne Grund passiert, aber das alles zu akzeptieren fällt mir trotzdem schwer.
Weihnachten war immer meine Lieblingszeit des Jahres, jetzt kann sie für mich gar nicht schnell genug rumgehen. Ich will die Gedanken nicht zulassen, aber es macht mich krank, mir vorzustellen, wie mein NM mit seiner Neuen schön über den Weihnachtsmarkt schlendert, wie sie Silvester zusammen feiern (davon gehe ich jetzt einfach mal aus), während ich mich bei meinen Eltern verschanze.