Hallo alle miteinander,
nachdem er das Wochenende bei einem Arbeitskollegen verbracht hat (so hat er es mir mitgeteilt und explizit erwähnt, dass er nicht bei IHR war), kam mein Mann heute in die gemeinsame Wohnung zurück. Er hat mir gestern per Nachricht geschrieben, dass er gerne zurück kommen würde. Da es auch seine Wohnung ist, hatte ich keine Einwände. Ich bin noch immer sehr gefasst, konnte bisher auch noch nicht richtig vor Trauer und Schmerz weinen - ich vermute, dass dies einem Teil in mir geschuldet ist, der darauf hofft, dass alles nur ein böser Scherz ist. Ich glaube, solange wir unter einem Dach leben werden und noch keine räumliche Trennung vollzogen ist, werde ich erst sehr langsam realisieren, dass es trotzdem vorbei ist.
Das Aufeinandertreffen mit ihm war sehr eigenartig. Zuerst hat er mir minutenlang dabei zugesehen, wie ich mir Abendessen gekocht habe (ich habe seit Tagen nichts essen können und habe mich heute dazu gezwungen). Er hat keinen Ton gesagt, dann wollte er mir plötzlich helfen und für mich zuende kochen, was ich absolut abgelehnt habe. Wir haben dann tatsächlich geredet. Ich habe ihn kommen lassen, denn ER war ja derjenige, der Dinge zu klären hatte. Laut ihm hatte er es die letzten Monate nicht wahrhaben wollen, dass er Gefühle für jemand anderen hat. Er war im Zwiespalt, ob er das alles zulassen soll, oder nicht. Dazu kam die Angst, mit mir darüber zu reden. Irgendwann, so sagte er, war es dann zu spät, seine Gefühle haben ihn einfach überrannt und er hat mit ihr geschlafen. Nach wie vor, so sagt er, seien sie kein Paar. Er kennt auch ihre Kinder noch nicht. Er hat sich zig Mal für sein lausiges Verhalten entschuldigt, wusste aber auch sofort, dass das für mich nur Floskeln sind. Seine Kollegen haben ihm ein kleines Zimmerchen am Arbeitsort (30 Minuten Fahrt von unserer Wohnung entfernt, sie lebt dort in der Nähe) besorgt, damit er sich dort zurückziehen kann, da sie davon ausgegangen sind, dass es zwischen ihm und mir eskalieren wird und ich ihn nicht mehr in die Wohnung lasse. Hin und wieder, wenn er Spätschichten hat, will er dort jetzt unterkommen (oder aber wohl auch bei ihr, was ich allerdings gar nicht wissen möchte). Ansonsten hat er das Bedürfnis, in unserer gemeinsamen Wohnung zu sein (zumindest solange, bis er eine neue Wohnung (nur für sich angeblich)) gefunden hat. Nebenbei studiert er hier noch am Ort, da zieht er unsere Wohnung als Unterkunft wohl vor. Ich habe dazu nichts weiter gesagt. Es ist auch seine Wohnung und ich möchte kein böses Blut zwischen uns. Dennoch habe ich ihm deutlich gemacht, dass es mich nichts mehr angeht, wann er wo übernachten möchte - denn das wollte er mir auch jedes Mal mitteilen (wann er hier in der Wohnung, oder am Arbeitsort übernachtet).
Das ganze Aufeinandertreffen war absolut surreal. Bei unserem Gespräch eröffnete er mir, dass er sich das ganze Wochenende gerne öfter bei mir gemeldet hätte und dass ihm unser regelmäßiger Austausch gefehlt habe. Dann fing er an, dass er mich so gerne umarmen würde, was ich sofort unterbunden habe. Ich musste ihm also verdeutlichen, dass sowas nicht geht und wir eben kein Paar mehr sind. Wir haben auch erneut darüber gesprochen, Freunde zu bleiben (was ich selbst erst einmal nicht kategorisch ablehne). Ich erwähnte allerdings, dass, sobald wir uns räumlich trennen, man dann auch an einer reinen Freundschaft arbeiten muss und meinte, dass man sich ja vielleicht jeden Monat oder alle zwei Monate mal sehen könnte. Da sagte er gleich, dass einmal die Woche ihm lieber wäre. Er wollte mich sogar ins Bett bringen, wie er das sonst auch immer getan hat - auch dies musste ich sofort unterbinden. Da wird kein Paar mehr sind, wird er mich nicht mehr in Nacht- oder Unterwäsche sehen. Zusätzlich hat er erwähnt, wie gut ich aussehen würde, wie frisch. Und dass das Kleid, welches ich auf der Hochzeit meiner besten Freundin tragen werde, mir sicher gut stehen würde und wunderschön sei. Ich habe einfach nur abgewunken. Diese Kommentare waren für mich fehl am Platz. Ich habe das Gefühl, er weiß überhaupt nicht, was diese Trennung eigentlich bedeutet. Er hat doch jetzt eine Frau, die seine Welt erschüttert, dann soll er sich doch bitte so mit
ihr auseinander setzen. Was bedeutete das denn für sie, wenn er weiterhin bei der Frau rumhängt und dieser Komplimente macht und körperliche Nähe sucht? Natürlich ist mir auch klar, dass er sich mich wahrscheinlich auch auf gewisse Weise warmhalten möchte, ich habe ihm jedoch klipp und klar gesagt, dass er das vergessen kann. Mir wird immer deutlicher, dass es bei ihr vermutlich wirklich stark um das S. geht. Dass er mich gerne weiterhin als seinen Fels in der Brandung hätte, seinen Seelenverwandten, mit dem er über alles reden kann, bei dem er Zuflucht findet, Umarmungen, Wärme, Kuschelei und Vertrautheit, und sie quasi für alle Bettgeschichten. Auch das kann er sich abschminken. Freundschaft schön und gut, aber alles, was darüber hinaus geht, wird von mir dann klar gestrichen.
Ob es mir wehgetan hat, die ganze Zeit in seiner Nähe gewesen zu sein? Komischerweise nicht. Ich glaube, die letzten Tage hat etwas in meinem Kopf klick gemacht. Natürlich war ich am Tag der Trennung schockiert und am Boden zerstört. Aber es kam auch schnell eine innere Stimme, die mir gesagt hat, ich sollte das jetzt als Chance sehen. Gestern war ich das erste Mal seit Monaten wieder alleine unterwegs. Ich habe die Jobsuche direkt in Angriff genommen, alle Freunde und Freundesfreunde mobilisiert. Ich habe richtig Lust auf neue Dinge. Das kannte ich so schon lange nicht mehr. Ich habe heute lange mit meinen Kollegen gesprochen, die mich ebenfalls unterstützen, zwar traurig sind, dass ich gehen (muss), aber mir den Rücken stärken. Mein Mann meinte sogar, ich würde vor Tatendrang richtig strahlen. Es kam mir so vor, als wäre er wirklich überrascht von meinem Verhalten und ziemlich perplex.
Trotz allem haben wir auch darüber gesprochen, die Scheidung aktiv anzugehen. Alles bleibt hier fair, da sind wir uns einig. Ich habe herausgehört, dass er noch nicht auf Wohnungssuche ist und nun auch nichts über das Knie bricht. Wie lange er also hier wohnen bleibt, kann ich nicht sagen. Ich selber möchte erst einmal einen neuen Job sicher haben, wissen, wo dieser sein wird, bevor ich hier ausziehe. Zudem habe ich bei meinem jetzigen Job eine Kündigungsfrist von drei Monaten, es kann also noch etwas dauern, bis ich die gemeinsame Wohnung verlassen kann. Ob sich das alles so arrangieren lässt, wird die Zeit nun wohl zeigen. Ich selber würde es genießen, wenn er nun sieht, zu was ich fähig bin, habe ich nun einmal diesen Ar. kassiert. Er sagte mir, es würden ihn schwer mitnehmen, wenn ich jemand neuen treffen würde (ach was).
Ich bin dabei, mein Leben neu zu ordnen und komischerweise habe ich aktuell keine Probleme, ihm wirklich ganz emotionslos gegenüberzutreten. Ich bettele nicht, ich kämpfe nicht, ich klammere nicht. Ich mache einfach mein Ding. Ich vermute, sobald die räumliche Trennung kommt und ich weiß, dass ich ihn anstatt unregelmäßig nur noch selten oder gar nicht sehen werde, wird mich das dann sicher aus der Bahn werfen. Aktuell bin ich aber sehr gefestigt.
Ich bin gespannt, wie es nun die nächsten Tage und Wochen weitergeht.