Zitat von aquarius2: Was hält dich davon ab, dich mit der Trennung abzufinden? Möchtest du eine Neuauflage, weil es mit Next nicht funktioniert?
Warum ich die Trennung nicht einfach akzeptieren und abschließen kann...? Diese Frage habe ich mir natürlich auch schon gestellt.
Menschen sind unterschiedlich und fühlen unterschiedlich. Ich war mein ganzes Leben lang noch nie der Typ, dem es leicht gefallen ist, etwas hinter sich zu lassen. Ich verzeihe schnell und oft, ich laufe Menschen hinterher, ich glaube immer an das Gute oder daran, dass alles gut werden wird. Damit bin ich in der Vergangenheit manchmal auf die Nase geflogen, manches Mal hat es sich aber auch für mich gelohnt. Ich muss für alles einen Grund haben, will verstehen und mich in Menschen hinein versetzen. So viel zu meiner charakterlichen Gestaltung.
Würde ich mir manchmal wünschen, anders zu sein? Rigoroser? Knallhart? Konsequent? Auf jeden Fall. Aber mir fällt das sehr schwer.
Ich rede oft mit Freunden, Kollegen und meiner Mutter über die Situation. Und da bekomme ich super unterschiedliche Meinungen zu hören. Dass ich meinen Mann rausschmeißen und nie wieder ein Wort mit ihm reden sollte, klar. Aber auch, dass man gucken sollte, was die Zeit ergibt und ob er sich nicht doch noch einmal besinnt - einfach, weil sein Verhalten auch so ambivalent und nicht konsequent ist. Dass er trotz allem an mir hängt, sich nicht lösen kann und vielleicht nur nicht begreift, was Liebe im Gegensatz zu einem Strohfeuer ist.
Aktuell geht es in diesen Diskussionen hin und her. Vor allem meine Mutter hat noch ganz große Hoffnungen und kann (noch weniger als ich) begreifen und akzeptieren, was da gerade passiert. Und das färbt zusätzlich auf mich ab.
Im Moment handele ich so, wie es für mich okay ist. Seitdem ich am Montag mit meinem Mann geredet und mehr Infos erhalten habe, geht es mir besser, als die Woche zuvor. Ich sitze nicht mehr hier alleine in der Wohnung, bin aufgelöst, denke 24/7 an ihn und weine, weil ich nicht weiß, was los ist. Generell bin ich gefasster und lebe aktuell einfach mein Leben.
Seit dem Gespräch geht mein Mann hier öfter ein und aus. Er schreibt mir täglich von sich aus, wenn er nicht hier ist. Fragt nach unseren gemeinsamen Freunden, nach meinem Tag. Guckt mit mir irgendeinen Quatsch im Fernsehen und unterhält sich ganz normal mit mir. Bringt mir Süßigkeiten und Getränke mit, um mir eine Freude zu machen. Ist immer der Erste, der sich sofort meinen Status anguckt, wenn ich denn mal etwas poste.
Und wenn er dann mal wieder einen Abend weg bleibt, dann bricht für mich auch keine Welt zusammen (obwohl ich ja damit rechnen muss, dass er sich mit IHR trifft). Bin ich nicht verletzt oder traurig. Komischerweise bin ich dann dennoch ganz ruhig.
Ich habe keine Ahnung, warum ich so fühle, wie ich es tue. Warum ich nicht wütend bin, mehr verletzt. Ob das Hoffnung ist. Dummheit. Naivität. Geringes Selbstwertgefühl. Vermutlich alles zusammen.
Aber ich will mich aktuell nach meinen Gefühlen richten. Solange ich nicht leide, will ich es gerade so hinnehmen. Wohin das führt? Vermutlich zum größten Ar. meines Lebens. Vielleicht werde ich dann wach. Vielleicht trete ich dann in Aktion. Vielleicht hat das alles noch nicht gereicht. Vielleicht habe ich einfach ne ziemlich hohe Toleranzgrenze.
Was ich allerdings merke ist, dass das Auftreten meines Mannes mich doch von Tag zu Tag mehr abstößt. Ich habe ihn noch nie so verloddert gesehen, inzwischen rasiert er sich auch nicht mehr (regelmäßig).
Ich merke, dass mir das Alleinesein immer weniger ausmacht - wenn ich z.B. abends im WZ sitze, mir ne Kerze anmache und nen schönen Film gucke. Dann frage ich mich, ob nicht trotzdem etwas in mir stattfindet, sich bewegt, obwohl er hier noch ein und aus geht. Ob ich mich nicht trotzdem ganz automatisch irgendwie von ihm distanziere und löse, ohne, dass ich es bewusst tue. Ich schreibe mir aktuell auch in einigen Apps mit Männern, nur so, nicht, um mich irgendwie zu treffen, sondern einfach als Zeitvertreib. Es ist jetzt nicht so, als würde ich hier jeden Tag däumchendrehend Sitzen und nur darauf warten, dass mein Mann zur Tür reinkommt.
Wir haben 14 Jahre lang eine tolle Beziehung geführt. Ich hatte ihn ja bereits als meinen Seelenverwandten bezeichnet. Größere Streits gab es so gut, wie nie. Kleinere Querelen waren noch nicht mal nach einem Tag wieder aus der Welt geräumt. Es war immer ein respektvolles Miteinander. Es gab nie Beleidigungen, dafür unfassbar viele Gemeinsamkeiten. Verständnis für den Anderen, Geduld für gewisse Lebensumstände (z.B. Fernbeziehung). Wir haben uns stets gegenseitig den Rücken gestärkt, alles gemeinsam gemeistert. So viele tolle Dinge erlebt. Und auch in den letzten 4 Monaten ist davon vieles nicht verloren gegangen.
Was ich denke/weiß, ist, dass der S. zu kurz gekommen ist (obwohl mein Mann nie darüber geredet hat). Im Juni hatten wir einen Moment, in welchem wir fast miteinander geschlafen hätten, es ist aber nicht dazu gekommen, da ich aufgrund seines Betrugs (der erst zwei Woche zurück lag) einfach nicht konnte. Aber in diesem Moment ist schon etwas zwischen uns passiert, es hat geknistert und gekribbelt, wie lange nicht mehr. In der Therapie hatten wir gerade den Punkt der Intimität angerissen, leider wurde das nicht weiter geführt.
Ich denke, mein Mann bekommt von seiner Kollegin genau das - S. und Anerkennung. Sie lässt ihn gewähren. Er hat ja selbst in der Therapie gesagt, dass bei ihr alles so leicht war, was das S. angeht.
Ich denke, dass er darauf so abfährt, weil er das lange von mir nicht bekommen hat. Leider wird man nie rausfinden, was passiert wäre, wenn wir im Juni miteinander geschlafen hätten. Wenn wir die von der Therapeutin auferlegten Date Nights durchgeführt hätten.
Keine Ahnung, warum ich nicht wütend auf ihn bin, dass er wieder eingeknickt ist und nicht versucht hat, weiter mit mir auch an unserem S.Leben zu arbeiten. Warum ich nicht verletzt(er) bin. Irgendwie perlt das gerade einfach an mir ab...