35

Trennung nach 14 Jahren - Ich möchte sie nur verstehen

C
Hallo zusammen,

heute vor 3 Wochen war der Tag Ultimo. Meine Frau (39) hat sich nach 17 Jahren Beziehung (davon 14 Jahren Ehe) von mir (45) getrennt und wird unsere Kinder (10,14,16) und mich verlassen. Derzeit wohnt sie noch im Hause, hat aber die Möglichkeit bei einer Freundin (die in derselben Situation steckt) Unterschlupf zu erhalten, wenn Ihr die Bude auf den Kopf fällt. An den Wochenenden gehen wir getrennter Wege, so daß einer von uns mit den Kindern etwas unternehmen kann. Im Sinne unserer Kinder möchten wir die ganze Sache gut beenden und wir gehen ordentlich, sachlich und fair miteinander um, weil wir uns nicht nur als Ehepartner, sondern auch als Menschen geschätzt haben.

Eigentlich eine Traumvoraussetzung für einen Neuanfang mit neuen Partnern, wenn ich nicht noch in diesem Gefühlschaos wäre. Diese Perspektivlosigkeit und die Angst vor der Zukunft beschäftigt mich sehr. Nicht mehr zu fünft am Essentisch zu sitzen macht nicht nur mich krank, auch die Kinder. Während meine Frau sich über Monate hinweg auf diesen Punkt hinbewegt hat, wurden meinen Kindern und mir förmlich die Herzen rausgerissen. Diese Entwicklung habe ich einfach nicht bemerkt (scheint offensichtlich ein Männerproblem zu sein) - hätte aber auch nichts geändert, weil sie nicht über Ihre Probleme spricht. Sie schweigt so lange, um dann selbst eine Entscheidung (für sich) zu fällen, ohne sich der Konsequenzen im Klaren zu sein. Das ist in unserer Ehe schon 2-3 Male passiert, betraf aber nie unsere Beziehung. Ich möchte Ihre Entscheidung verstehen, aber das einzige, was ich zu hören bekomme ist, daß sie sich weiterentwickelt hat und sie keine Liebe mehr für mich empfindet und sie sich keinen besseren Freund als mich vorstellen kann. Allerdings gibt es wohl auch jemanden, zu dem sie sich momentan mehr hingezogen fühlt, als zu mir, der sei aber nicht der Grund.

Wir bedienen sicherlich alle Klischees - mit Kindern, Hund und Eigenheim, aber in unserer Beziehung war ich immer der emotionalere Mensch - auch gegenüber unseren Kindern. Ich habe viele Freunde (auch enge Freunde, die mir momentan helfen) - sie nicht. Meine Familie ist intakt - ihre nicht. Sie hat eine starke Persönlichkeit, ist aber kein Alpha-Tier. Sie ist uneinsichtig, aber gerechtigkeitsliebend. Soziale Kontakte wurden Ihrerseits nie gepflegt. Das war mir aber auch egal, weil ich meine Frau mit all ihren Ecken und Kanten geliebt habe.

Begonnen hat es aber mit einer Veränderung von außen. Sie hatte vor Jahren entschlossen sich fortzubilden (Studium) und sich nach einem neuen Job umzuschauen. Da mein beruflicher Werdegang nun nicht so aufregend verlief und unsere Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, war ich absolut bereit für diesen Rollentausch und ich gefiel mir auch in dieser neuen Rolle. Sie hingegen legte einen beruflichen Raketenstart hin. Ich war stolz wie Bolle auf sie und habe Ihr das auch vielfach gesagt. Genauso habe ich ihr aber auch gesagt, dass wir uns in dieser Zeit nicht vergessen dürfen und uns auch die Zeit nehmen müssen - was wir natürlich nicht gemacht haben Ich empfand die letzten 2 Jahre unserer Ehe als die besten überhaupt. Wenn sie beim gemeinsamen Abendessen permanent über Beruf und Studium erzählte, war ich ihr immer ein guter und interessierter Gesprächspartner. Sie definierte sich in den letzten Monaten ausschließlich über Ihren Job und Ihr Studium - es gab quasi nichts anderes. Ich war Ihr Back-up zu Hause. Umso größer ist nun der Schmerz und das Unverständnis über diese plötzliche Trennung.

Ich würde Sie so gerne verstehen, weil es so gar keinen Sinn für mich macht: Sie steht kurz vor den Prüfungen und fängt ab übernächster Woche in einer neuen Position bei Ihrem Arbeitgeber an. Warum schafft sie sich nun eine neue emotionale Baustelle. Sie war nie eine Frau der großen Worte: Ein Ich liebe Dich kam Ihr nicht einfach über die Lippen - eigentlich gar nicht. Einen Tag vor dem besagten D-Day schrieb sie mir es sogar per SMS.

Warum geschieht das alles so plötzlich und so endgültig? Vielleicht hat ja einer von Euch schon Erfahrungen gesammelt. Bin dankbar für jeden Tipp.
Vielen Dank!
Gruß Raul

08.02.2016 11:23 • x 1 #1


Easy163
Hallo, das was ich da lese, kommt mir in weiten teilen bekannt vor. Es tut mir sehr leid, dass auch Du jetzt diese schwere Zeit vor dir hast. Meine Geschichte ähnelt (so wie viele andere hier auch) deiner schon sehr. Kannst Du ja nachlesen. Man wird urplötzlich mit der Entscheidung konfrontiert, auf die sich der Partner schon lange hinbewegt hat. Meine Frau hat auch Hals über Kopf alles hinter sich gelassen. Mir ist aufgefallen, dass in den meisten Geschichten etwas Neues im Spiel ist.
Es ist gut, dass Du hier im Forum bist, hier kann man dir Trost und Rat geben. Ich sage dir jetzt aus eigener Erfahrung, dass es wieder bessere Zeiten geben wird. Das dauert aber. Bei mir sind jetzt fast 3 Monate rum und ich fange jetzt langsam an, meinen Alltag wieder auf die Reihe zu bekommen.
Es gibt aber immer noch dunkle Zeiten, da müssen wir jetzt durch und wir lassen uns nicht unterkriegen.
Ein Ende kann ein Anfang sein! Sogar ein besserer. LG

08.02.2016 12:02 • x 3 #2


A


Trennung nach 14 Jahren - Ich möchte sie nur verstehen

x 3


Narbe im Herz
Das tut mir sehr leid für dich und deine Kinder. Ich kann dir deine Verzweiflung, dein Schmerz und deine Hilflosigkeit nachfühlen. Hier ergeht es vielen Menschen wie dir. Die dich verstehen. Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Für dich kam ihre Entscheidung ganz plötzlich, dem Verlassenen zieht es den Boden unter den Füßen weg. Der Verlasser beschäftigt sich meistens schon längere Zeit davor mit dem Gedanken sich zu trennen. Und ja, oft befindet sich schon jemand Neues in Reichweite. War mit ihm noch nichts, wird zumindest schon mit ihm oder ihr geliebäugelt. Ich denke, das ist oft ein Grund, dass die Verlasser es leichter schaffen sich zu trennen. Eine Unzufriedenheit und ein Unglücklich sein gehen oft voraus. Viele Paare sprechen leider oft nicht miteinander über Probleme und was ihnen in ihrer Beziehung fehlt. Ich wünsche dir viel Kraft.

08.02.2016 12:29 • x 2 #3


Easy163
Zitat:
Ich denke, das ist oft ein Grund, dass die Verlasser es leichter schaffen sich zu trennen.


Das denke ich auch. Aber damit werden die Probleme nur überspielt. Wenn die Verliebtheit geht, kommen die selben Probleme wieder.

Zitat:
Viele Paare sprechen leider oft nicht miteinander über Probleme und was ihnen in ihrer Beziehung fehlt.


Meistens ist es nur ein Partner der nicht reden kann. Der Andere merkt es dann erst zuspät und hat keine Chance mehr, das Ruder herum zu reißen.

08.02.2016 12:45 • x 1 #4


M
Hallo Raul,
sowas ähnliches erlebe ich auch grade. Kannst Du auch gerne nachlesen. Meine Frau redete auch nie über ihre Probleme mit mir. Und dann eine neue Arbeit, ein Kollege der ihr schöne Augen macht, und sie wollte gleich alles wegschmeißen was wir uns 15 Jahre aufgebaut haben. Ich kann das alles auch noch immer nicht so richtig fassen.

Ich wünsch Dir viel Kraft das durchzustehen,
Gruß,
Ralf

08.02.2016 19:50 • x 1 #5


C
Vielen Dank erstmal für Euren Zuspruch. Es ist gut zu wissen, dass man mit seinen Gedanken nicht alleine ist. Obwohl sich es mir momentan nicht erschließt, wie es weitergehen soll. Ich bin echt im fertig. Mir ist bewußt, daß ich meine Frau nur zurücknehmen würde, wenn wir uns professionelle Hilfe in unsere Ehe holen. Aus Stolz würde sie sich nie darauf einlassen. Das Thema ist durch und ich muß mich damit abfinden. Es fällt schwer, weil sie so unehrlich ist. Den Kindern, mir und vor allen Dingen sich selbst gegenüber. Es scheint sie nicht zu stören, es ist halt so. Diese Gleichgültigkeit ist schwer zu akzeptieren.
Ich will nicht sagen, daß es mir egal ist ob es da einen Neuen gibt. Ich will aber auch nicht wissen, wo er wohnt, wie er heißt oder sonst was über ihn erfahren. Ich glaube, daß würde mich noch weiter nach unten ziehen. Das Tischtuch ist ohnehin zerissen, da helfen einem solche Informationen doch nicht weiter, oder? Sie hat es ja bereits gesagt.
Unser Ziel ist es nun, unsere Habseligkeiten untereinander aufzuteilen (wir haben einen gemeinsamen Anwalt) und im Sinne der Kinder eben keine schmutzige Wäsche zu waschen. Aber eigentlich habe ich extreme Lust auf die Barrikaden zu gehen. Ich könnte echt k ...
Gruß Raul

08.02.2016 20:05 • x 2 #6


N
Ich habe meinem Mann auch verlassen. Ohne einen anderen im Blick gehabt zu haben, sondern weil es nicht mehr funktioniert hat. Bei mir war auch so, dass ich diejenige war, die das Geld nach hause gebracht hat. Meiner Meinung nach, gibt es über Jahre hinweg Zeichen, dass eine Ehe nicht gut funktioniert: Kritik an das Charakter und keine Beschwerde an einer bestimmte Handlung, Verachtung, Rechtfertigung, Mauern. Wenn nur ein oder zwei davon entstanden sind, kann man die Ehe retten. Wenn aber alle vier über die Jahre entstehen, zusammen mit der differenzierte Entwicklung jeweiliger Partner, gibt es kein Zurück mehr! Man entfremdet sich, keine gemeinsame Unternehmungen machen mehr Spaß, man kann nicht mehr über Probleme reden, ohne dabei noch mehr Frust zu tanken. Man muss irgendwie flüchten! Viele gehen fremd, manche bleiben treu und werden krank... Ich wurde krank... Kommunikation ZUR RICHTIGE ZEIT ist hilfreich. Später hilft vielleicht eine Paartherapie, je nach Fall... Hast du deine Frau gefragt, ob eine Therapie für sie in Frage kommt? Redet ihr offen miteinander? Hast du gefragt, was ihr nicht in der Ehe gepasst hat?

08.02.2016 20:42 • x 1 #7


C
@nickname:
Sie hat Ihre Probleme immer mit sich selbst ausgemacht. Sie meinte, ich habe auch vieles einfach zerredet, was mich natürlich auch zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe versucht daran zu arbeiten. Als Folge habe ich ihr 2x eine Paartherapie angeboten. Das ist allerdings schon Jahre her. Sie hat das damals ausgeschlagen. Die Gründe kann ich nur vermuten.
Zitat:
Redet ihr offen miteinander? Hast du gefragt, was ihr nicht in der Ehe gepasst hat?
Ja, sie hat dazu geschwiegen.
Wie gesagt, ich hatte das Gefühl, daß die letzten 2 Jahre die besten unserer Ehe waren. Ich habe mich getäuscht. Und ja, wahrscheinlich war ich auch nicht mehr empfänglich für die Signale, die sie ausgesendet hat.

08.02.2016 21:27 • #8


Mona Lisa
Hallo Raul,

auch ich finde es immer wieder traurig, wie schnell Familien auseinanderbrechen, aus nichtigen Beweggründen heraus.
Du schreibst, deine Frau hat sich, laut ihrer Aussage, weiterentwickelt und genau in dieser Aussage steckt vermutlich die Antwort.
Du hast dich während ihres Studiums, um Haus, Hof und Kinder gekümmert, ihr den Rücken frei gehalten, immer ein offenes Ohr für ihre berufliche Weiterentwicklung gehabt und sie darin unterstützt. Nur hat das Ganze ein bitteres Nachspiel für dich gehabt. Wahrscheinlich hat deine Nochfrau etwas zuviel Höhenluft geschnuppert und du passt ihr einfach nicht mehr ins Bild. Du hast vermutlich in ihren Augen, als Hausmann an Attraktivität verloren und sie empfindet euch nicht mehr auf Augenhöhe. Sie die Karrierefrau und du der Behüter von Haus, Hof und Kinder.
Mit der beruflichen Veränderung kam auch ihre persönliche. Wirklich traurig!

Ich wünsche dir und deinen Kindern von Herzen alles Gute und viel Kraft in dieser schweren Zeit!

08.02.2016 21:29 • x 1 #9


N
Also Mauern tritt gewöhnlich später im Verlauf einer Ehe auf als die anderen Zeichen. Es dauert eine Weile bis die von den drei anderen Zeichen (Kritik, Verachtung, Rechtfertigung) erzeugte Negativität so überwältigt wirkt, dass Mauern als einzige Ausweg erscheint. Also Eure Probleme liegen sehr tief... Du hast bestimmt auch Ahnung was da genau nicht stimmt, wenn nicht richtig, dann hilft offen miteinander reden! Setze auf Kommunikation und vielleicht, wenn deine Frau noch ein bisschen Hoffnung sieht, wird sie auch vielleicht eingehen. Probiere es! Das schlimmste wäre sie mauert weiter, was sie jetzt auch macht, als Selbstschutz und Zeichen, dass sie aufgibt...

08.02.2016 21:38 • #10


C
Hallo Mona Lisa,
Danke für Deine Worte.
Wir haben das alles vorher genauso besprochen und unser Plan war gut. Und jetzt fällt sie mir ohne Anzeichen in den Rücken und ich muß damit leben. Natürlich hat sie sich geistig und beruflich weiterentwickelt, was ich auch immer noch bewundernswert finde. Auf emotionaler und menschlicher Ebene allerdings hat sie sich leider zurückentwickelt. Das wäre auch der Grund, der ein evtl. Zurückkommen fast unmöglich macht.

@Nickname
Auch Dir Danke für die neuen Erkenntnisse. So habe ich das noch nicht gesehen. Das Mauern, welches ich erst jetzt feststelle, hat es in der Form nicht gegeben. Ich muß da mal darüber nachdenken.

08.02.2016 21:45 • #11


N
Zitat:
Diese Perspektivlosigkeit und die Angst vor der Zukunft beschäftigt mich sehr.

Das teilen alle Paare die sowas mitmachen.
Zitat:
Diese Entwicklung habe ich einfach nicht bemerkt (scheint offensichtlich ein Männerproblem zu sein) - hätte aber auch nichts geändert, weil sie nicht über Ihre Probleme spricht. Sie schweigt so lange, um dann selbst eine Entscheidung (für sich) zu fällen, ohne sich der Konsequenzen im Klaren zu sein.

Redet ihr überhaupt miteinander? Kennst du deine Frau überhaupt, wenn du das nicht bemerkt hast? Mauern kommt nach sehr viele Jahre voller Verletzlichkeit... Und warum denkst du, sie ist sich nicht klar über Konsequenzen? Sie scheint doch erfolgreich zu sein, intelligent. Also ein Mensch der weiß, was er tut. Keine Frau würde ihre Kinder absichtlich verletzen. Es scheint nur, sie fühlt sich jeden Tag missverstanden.
Zitat:
Genauso habe ich ihr aber auch gesagt, dass wir uns in dieser Zeit nicht vergessen dürfen und uns auch die Zeit nehmen müssen - was wir natürlich nicht gemacht haben

Warum habt ihr das nicht gemacht? Welche Gemeinsamkeiten habt ihr? Welche gemeinsame Ziele? Wie sieht ihr euch in 10 Jahren, wenn die Kinder außer Haus sind? Da sitzt ihr nur zu zweit am Tisch... Worüber redet ihr dann? Nur über ihre Kariere? Hat sie vielleicht noch Lust darüber zu reden? Was bringst du neues zur Diskussion?
Zitat:
Ich empfand die letzten 2 Jahre unserer Ehe als die besten überhaupt.

Und sie? Wie empfand sie diese 2 Jahre? Hat sie dir das gesagt?
Zitat:
Ich möchte Ihre Entscheidung verstehen, aber das einzige, was ich zu hören bekomme ist, daß sie sich weiterentwickelt hat und sie keine Liebe mehr für mich empfindet und sie sich keinen besseren Freund als mich vorstellen kann.

Ja, sie sieht die Welt mit anderen Augen als du. Sie kann dich auch nicht mitziehen. Sie weißt selber vielleicht nicht wie... (Das Problem hatte ich auch, jeder Versuch gescheitert!). Es ist leider keine Balance mehr da... Weil du dich selbst nicht weiterentwickelt hast. Du hast vergessen dein eigenes Leben zu leben. Die Interessen sind zu sehr auseinander geraten.
Zitat:
Warum geschieht das alles so plötzlich und so endgültig?

So denke ich nicht! Keine Trennung kommt plötzlich! Es sind Jahre dazwischen, wo viel mehr passiert ist als das, was du hier schreibst!
Es kommt mir vor, du willst einfach über Probleme hinweg schauen. Jede Beziehung hat Probleme, man muss nur sie sofort lösen können.
Zitat:
Sie war nie eine Frau der großen Worte: Ein Ich liebe Dich kam Ihr nicht einfach über die Lippen - eigentlich gar nicht.

Wenn die Gefühlebene dermaßen gelitten hat, ist schwer deine Frau zurück zu bekommen. Wie ist eure Intimleben? Man tauscht vielen dadurch... Vor allem Liebe!
Zitat:
Es fällt schwer, weil sie so unehrlich ist. Den Kindern, mir und vor allen Dingen sich selbst gegenüber. Es scheint sie nicht zu stören, es ist halt so. Diese Gleichgültigkeit ist schwer zu akzeptieren.

Wenn man selbst am Ende ist, hilft nur diese Maske der Gleichgültigkeit. Was würdest du dir wünschen?

Allgemein scheint mir hier die Beschreibung sehr oberflächlich: nur das was gut war... Aber eine Ehe geht nicht kaputt wenn alles gut ist! Und auch wenn noch so schön war, nichts ist und bleibt unverändert!
Das einzige was hilft ist einfach zu akzeptieren, dass das ganze nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Danach vielleicht nochmal mit ihr über die wirkliche Probleme reden. Wenn die nicht zu lösen sind, dann denke einfach an dich selbst! Wenn du glücklich bist, werden deine Kinder auch glücklich. Welche Bedürfnisse haben deine Kinder? Gehe behutsam mit ihnen vor, tu das was euch Spaß macht!
Hab Vertrauen in dir, egal was jetzt noch kommen soll!

09.02.2016 00:45 • #12


A
Lieber Raul,

es berührt mich sehr, zu lesen, was Du gerade durchlebst. Ich kenne beide Seiten. Wurde bereits verlasssen, habe mich aber auch vor vielen Jahren von meinem Mann getrennt (wir haben zwei Kinder).

Du schreibst:

Zitat:
Ich möchte Ihre Entscheidung verstehen, aber das einzige, was ich zu hören bekomme ist, daß sie sich weiterentwickelt hat und sie keine Liebe mehr für mich empfindet und sie sich keinen besseren Freund als mich vorstellen kann.


So wie Du die Situation schilderst, hat es glaub ich mein Exmann damals auch empfunden. Wir haben immer wieder Gespräche geführt (nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte), in denen er unbedingt wissen wollte, was er falsch gemacht habe und mich einfach nicht verstehen konnte. Alles was ich ihm sagen konnte, war, dass ich nicht mehr verliebt war. Obwohl er ein wunderbarer Mensch ist und auch ich mir keinen besseren Freund vorstellen konnte. Keinen besseren Vater. Aber ich wollte nicht mit meinem besten Freund verheiratet sein.

Die Liebe kommt, die Liebe geht. Von allein. Es gibt keinen Grund warum man sich verliebt. Und auch nicht, warum man sich entliebt. Es passiert nicht über den Verstand. Es ist nicht steuerbar. Leider. Ich hätte mir damals gewünscht, es gäbe eine Schalter fürs Verliebtsein/die Liebe.

Ich habe damals meine Entscheidung wahrlich nicht leichtfertig getroffen. (Es mag Paare geben, die ohne Liebe zusammenbleiben. Für mich war das aber keine Option.) Ich habe meine Entscheidung, wie Deine Frau auch, in meinem Inneren reifen lassen. Diesen Prozess der Realisierung, dass ich keine Liebes-Gefühle mehr für meinen Mann hege, bzw. nur noch platonische, konnte ich nur mit mir alleine ausmachen. Und ich wollte die Verantwortung dafür übernehmen und die Konsequenzen tragen. In Form einer Trennung. Kurz und schnell, ohne langes hin und her. Ohne ihm erneut Hoffnungen zu machen durch Paartherapie oder Ähnliches. Ohne ihm noch mehr Leid zuzufügen, indem ich Hoffnungen streue, wo für mich nichts zu retten war.

Mein Exmann ist aus allen Wolken gefallen, hat die Welt nicht mehr verstanden, hat gelitten wie ein Hund ... und im Nachhinein weiß ich, dass auch er dachte, wie Du, ich würde das Ganze straight und rücksichtslos durchziehen. Jahre später haben wir uns noch oft darüber ausgesprochen. In Wahrheit habe ich jahrelang unter schweren Schuldgefühlen meinem Ex-Mann gegenüber gelitten. Deshalb sogar eine Therapie gemacht. Es tat mir alles so unendlich leid. Ich hatte das Gefühl, sein Leben zerstört zu haben. Und ich habe mich unsäglich für ihn gefreut, als er 4 Jahre später eine neue Partnerin fand, mit der er jetzt noch ein drittes Kind hat und seit über 10 Jahren sehr glücklich verheiratet ist.

Wir haben es geschafft, die Scheidung einvernehmlich und ohne jeglichen Streit abzuwickeln, haben uns immer gemeinsam für das Wohl der Kinder eingesetzt und haben von Anfang an eine Art ganz besonderer Freundschaft gepflegt. Was natürlich in erster Linie meinem Exmann zu verdanken ist, der einfach ein wundervoller Mensch ist. Und er ist noch heute nach meinen Kindern der wichtigste Mensch in meinem Leben.

Hui. Jetzt ist es lang geworden. Ich hoffe, ich konnte Dir mit meiner Geschichte irgendwie ein klein wenig Mut machen. Auch wenn der Schmerz Dich jetzt zerfrisst. Auch dieser Zustand bleibt nicht ewig. Genau wie die Liebe. Alles ändert sich mit der Zeit. Alles ist im Fluss.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

09.02.2016 08:42 • x 6 #13


A
PS. - und ich hoffe ich nerve Dich nicht..

Ich habe mir meinen Text eben selber noch ein paarmal durchgelesen und selbst eine therapeutische Erkenntnis daraus gezogen. Ich empfinde es tatsächlich als viel belastender zu verlassen als verlassen zu werden. Vermutlich habe ich deshalb eine starke Bindungsangst entwickelt, dass ich mir nach meiner Ehe nur noch (unbewusst) Männer gesucht habe, die mich nach kürzester Zeit verlassen. Ich möchte einfach nie wieder einen Menschen derart verletzen müssen.

09.02.2016 09:19 • x 2 #14


C
Liebe Nickname,
das Thema Mauern ging mir die vergangenen Tage nicht aus dem Kopf. Nur, so wie Du es schilderst ist es bei uns nicht vorgefallen - zumindest habe ich es nicht so empfunden. Insbesondere die letzten 2 Jahre gab es eigentlich nur 2-3 Hauptthemen. Die berufliche Entwicklung meiner Frau, unsere Kinder und unsere gemeinsame Zukunft. Ja, natürlich gab es Tage an denen wir nicht so viel geredet haben - aber definitiv nicht so viele in den letzten Jahren.
Mauern kommt von Verletzlichkeit, schreibst Du - und durchlebt Kritik, Verachtung und Rechtfertigung. Kritik hat es in den letzten 2 Jahren viel mehr positive gegeben als negative (wie oben beschrieben). Verachtung ebenfalls nicht, ansonsten würde sie mich nicht als ihren besten Freund behalten wollen (wie gesagt, wir gehen ordentlich miteinander um). Rechtfertigung schon, insbesondere bei der Wahl Ihrer Fortbildung. Fortan war ich ihr größter Fan - wenn man das so sagen kann.
Über das Thema Gefühle, Intimität und Zu- oder Abneigung haben wir uns (oder vielmehr sie) ausgeschwiegen. Anfänglich habe ich noch versucht mit Romantik, gemeinsamen Wochenenden etc. den emotionalen Ausgleich zu schaffen - vergeblich. Natürlich hat das in den letzten Jahren auch stark nachgelassen, auch weil emotional wenig erwidert wurde. Es war ok für mich - wir hatten andere Themen, über die wir bis tief in die gesprochen haben.
Sie mußte mich auch nicht mitziehen müssen und sollen. Sie hätte lediglich erkennen müssen, daß ich von dort komme, wo sie jetzt hingeht (in die Geschäftswelt) und ich genauso umgekehrt (in die Familie). Sie empfindet das als Rückschritt oder wie sie sagt fehlende Weiterentwicklung, Ich empfinde das als emotionale Weiterentwicklung.
Richtig, für sie kommt die Trennung nicht plötzlich. Sie hegte schon lange Gedanken, konnte sich lange auf diesen Tag vorbereiten. Und wenn sie nun auch jemanden gefunden zu den sie aufschauen kann und mag, dann fällt sie weich und wird aufgefangen. Ja, für sie war es ein Prozess. In einer solchen Entwicklung erwarte ich, daß man mit dem Partner spricht und kämpft, oder dem Partner zumindest eine Chance gibt. Das hat sie nicht und spricht auch jetzt kaum darüber. Für die Kinder und mich gab es keinen Prozess,

P.S. Oh, ich entwickle das erste Mal in 3,5 Wochen Wut.

11.02.2016 06:52 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag