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Trennung nach 12 Jahren, vielleicht wegen Depression

Melusine
Hallo,
seit ein paar Tagen bin ich (w, 44) hier stille Mitleserin – und ja, natürlich ist der Grund, warum ich auf dieses Forum gestoßen bin, eine Trennung.

Mein Freund (R., m, 45) hat nach 12 Jahren Beziehung Schluss gemacht.

Kurz zur Vorgeschichte: Wir haben uns vor etwas mehr als 12 Jahren online (WoW) kennengelernt. 2012 ging meine Ehe in Köln in die Brüche, was gut war, weil es eine richtig miese Ehe war. Ich bin damals bei einem Kumpel in Bonn untergekommen, der hatte da eine kleine Wohnung, in der ich allein wohnen konnte. R. hatte das mitbekommen, und mich dann an einem Wochenende als lockere Freundin, die man halt nett findet, und der es gerade nicht gut geht, nach Dortmund eingeladen – einfach damit ich mal rauskomme und was anderes sehe. Ich bin dann zu ihm gefahren – und direkt erstmal 10 Tage geblieben.

Die nächsten Jahre bin ich dann immer zwischen Bonn und Dortmund hin- und hergependelt (damals noch Studentin). 2015 bin ich dann hier in Dortmund eingezogen.

Die Beziehung zu R. war schon immer… etwas anders, und schön.
Er ist hochbegabt, und in der Künstlerbranche tätig (dazu komme ich noch). Sich mit ihm zu unterhalten, war immer toll, der S** war bombastisch (auch wenn ich der Meinung bin, dass wir nie unser volles Potential ausgeschöpft haben, weil… nunja, die „Beziehung“ davor war mies) und wir haben viel zusammen gelacht und Sachen unternommen. Ich würde unsere Beziehung als harmonisch bezeichnen, auch wenn es (im Rückblick) durchaus Probleme gab, die ich aber nicht so greifen konnte. Die Tatsache, dass er über viele Sachen nicht mit mir redet (z.B. ganz praktisch so finanzielle Sachen). Dass wir diese Wohnung nie zu unserer gemacht haben. Dass wir meistens gemacht haben, was er wollten, wenn es um gemeinsame Unternehmungen ging (wobei ich hier auch erstmal finden musste/muss, was ich will). Dass das S**leben irgendwann nicht mehr existent war (blockierter Kopf seinerseits, Gewichtszunahme beiderseits, irgendwann resignieren meinerseits)

Er hat Probleme mit Gefühlen. Also sie auszudrücken. Sagt er immer. Und tatsächlich ist das im Rückblick auch ein Problem. Weil wir immer über alles reden konnten, außer über uns. Bzw. über ihn, weil er nicht redet. Es gab die Vermutung, dass er eine Autismus-Spektrum-Störung hat, das wird auch nochmal wichtig.

Wir hatten vor 2 Jahren schon einmal eine Krise, in der ich erst in ein AirBnB und dann zu einer Freundin gezogen bin, um ihm Freiraum zu geben. Aufgrund Corona bin ich (nicht mehr Studentin ) ins Home-Office gewechselt – und dort geblieben. Er hatte dann nie wirklich die Wohnung mal für sich, und das hat sich bei ihm zum Problem ausgewachsen. Als ich wieder zurückgekommen bin (weil wir es beide miteinander nochmal versuchen wollten, wofür ich gekämpft habe), bin ich dann öfters raus, so zum Schwimmen und so, damit er Ruhe hat.

Er ist wegen seines Berufes viel unterwegs, also so ab Oktober/November bis ca. März/April eigentlich immer auf Tour, und dann nur 2 Tage die Woche oder so zuhause. Allerdings, und da kommt wieder das mit der Künstlerbranche: Er arbeitet nicht künstlerisch. Er macht die Logistik für die Leute, die auf der Bühne stehen (auch das: Ein Problem).

Er hat am 16. Juni mit mir Schluss gemacht. Weil er nicht mehr kann und am Ende seiner Kraft ist. Weil er für sich entschieden hat, dass er wieder alleine leben will.

Für MICH kam das völlig aus dem Nichts. Wir hatten nie Streit oder Konflikte, es gab keinen Vertrauensbruch (Fremdgehen oder so). Ja, ich habe mitbekommen, dass er Probleme hat, aber nicht, dass es Trennungsprobleme sind. Ich bin gefühlsmäßig eher in der anderen Richtung unterwegs gewesen, z.B. mit dem Gedanken, ob man nicht mal übers Heiraten nachdenken könnte.

Ein guter Freund von ihm hat mir gesagt, dass R. wohl die Gefühle für mich abhanden gekommen sind. Als ich R. darauf angesprochen habe, ob er mich nicht mehr liebt, meinte er „Nicht mehr so, nein.“

Die Sache ist: Ich glaube ihm das nicht. Und Leute, die uns kurz zuvor erlebt haben, auch nicht. Wir waren in meiner Geburtsstadt, weil meine Mutter gestorben ist, und er war da die ganze Zeit für mich da. Als ich meiner Tante erzählt habe, was R. gesagt hat, ist sie beinahe ausgeflippt „Was für ein Quatsch! Das stimmt doch gar nicht! Lass dir sowas nicht einreden!“, eine Cousine meinte, er hätte den Eindruck gemacht, als ob er mich vergöttert und auf Händen trägt.

Jetzt kommt wieder diese Autismus-Diagnostik ins Spiel. Ich habe (und nein, da bin ich nicht stolz drauf) den Arztbrief gesehen. Da steht, dass keine Störung vorliegt, aber es Anzeichen gibt für depressives Syndrom und soziale Ängste. Jemand, der also Ahnung vom Fach hat, weil er das mal studiert hat und seinen Lebensunterhalt damit verdient, sagt, dass R. möglicherweise depressiv ist. Und ja, ich glaube das auch. Nicht dieses traurig-antriebslos-depressiv, sondern mehr das funktionale depressiv. Weil irgendwie „funktioniert“ er ja. Er geht arbeiten, er hat Kollegen, mit denen er etwas unternimmt (sehr reduzierter Freundeskreis, das sind in meinen Augen wirklich v.a. Kollegen), er war im Mai noch im Urlaub (Achterbahn fahren in Südkorea/Japan, sein Hobby).

Aber grundsätzlich ist er ziemlich unzufrieden mit seinem Leben. Das ist das, was ich als Probleme wahrgenommen habe, und wo ich immer versucht habe, mit ihm drüber zu sprechen und für ihn da zu sein.

Deswegen glaube ich, dass ihm alles zu viel geworden ist mit seinem Leben. Dass dieses „er liebt mich nicht mehr“ (er hat es ja auch nie von sich aus zu mir gesagt) wirklich Quatsch ist, aber er gerade einfach gar nichts mehr fühlt. Dass er das Gefühl hat, er muss jetzt was in seinem Leben ändern – und mich zu entfernen, das einfachste ist. Er hatte mir am Tag nach der Trennung (also am 17.6.) geschrieben (weil ich ihn per WhatsApp gefragt hab, ich konnte nicht mit ihm reden):

Zitat:
Mit Gefühlen kenne ich mich nicht gut aus, und ich will auch gerade nicht darüber nachdenken.
Du warst mir immer wichtig, und prinzipiell bis Du das immer noch.
Nur: ich selbst war mir zu lange nicht mehr wichtig (Hätte ich früher Dinge anders machen sollen? Ja. Kind ist im Brunnen; kreide es gerne mir an), und das muss sich jetzt ändern. Und deshalb beende ich die Beziehung, weil ich keine Kraft mehr habe, mich noch um eine zweite Person zu kümmern.


Und als ich ihn am Mittwoch (also 19.6) gefragt habe, ob es für ihn eine Option wäre, wenn ich hier im Stadteile wohne, wir dann zwar nicht mehr zusammen wohnen, aber noch zusammen sind, kam: „Ich möchte gerade keinerlei soziale Verpflichtungen.“

Mich zu entfernen, ist der einfache Weg. Der schwere (aber richtigere, für ihn) Weg wäre, sich Hilfe zu holen. Hausarzt, Therapeut, was weiß ich. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass er sich Hilfe holen soll. Und zwar jetzt, weil jetzt gerade der Leidensdruck da ist. Ich weiß nicht, ob er es macht. Tendenziell: vermutlich nicht.

Er ist letzten Dienstag temporär aus der Wohnung ausgezogen, bis ich Mitte August in meine neue Wohnung gezogen bin (diese Situation hier mit neben sich her leben, dem anderen aus dem Weg gehen, war unerträglich).

Ich kann, im Bezug auf ihn, absolut nichts machen. Ich mache alles, was ich muss, damit ich eine Zukunft habe, wie gesagt, Wohnung gesucht, mit meinem Chef über mehr Gehalt gesprochen, aktuell versuche ich mich in Sachen Einrichtung zu orientieren und hier mein Leben wegzupacken, aber es zerreißt mich.
Er ist – trotz seiner Fehler – ein großartiger Mensch. Den ich als Partner haben möchte, nicht nur als Freund. Aber ich kann nichts, einfach überhaupt nichts machen. Und ich habe Angst, dass wir nach meinem Auszug komplett getrennte Menschen sind, für immer (ja, ich habe Hoffnung, dass er „einsieht“, dass er einen Fehler gemacht hat, und mit mir an uns arbeiten möchte), und ich habe auch Angst, dass ich mich so verändern werde (verändern muss), dass ich sage, ich will und kann nicht mehr (für mich ist Sicherheit sehr wichtig, und die kann er mir aktuell nicht geben, bzw. hat sie mir gerade komplett und aus dem Nichts weggenommen).

Ich verliere hier gerade meinen Freund, meinen Partner, meinen Geliebten. Alle sagen mir, dass ich das schaffen werde (das Leben?), dass ich eine starke Persönlichkeit bin, aber ich will das nicht. Ich will nicht ohne ihn sein. Ich will sagen können „Der Quatschkopf da drüben? Ja, das ist meiner!“

Wir haben immer toll zueinander gepasst, und ja, er wird vermutlich nie wieder so jemanden kennenlernen wie mich (auch wenn sie das alle sagen). Er hat mir letzte Woche noch bestätigt, dass ich die tollste Frau bin, die er je kennengelernt hat, und dass ich dem, was für ihn eine Traumfrau ist, am nächsten komme.

Und trotzdem will er weg von mir. Und ich gehe dran kaputt.

13.07.2024 18:45 • x 4 #1


FrauDrachin
Hey @Melusine ,

ich möchte dir erst mal eine Umarmung dalassen, du klingst so traurig.
Ich melde mich später nochmal in Ruhe.

14.07.2024 02:12 • x 3 #2


A


Trennung nach 12 Jahren, vielleicht wegen Depression

x 3


Melusine
Zitat von FrauDrachin:
du klingst so traurig.


Das bin ich auch. Weil es mir so schwer fällt, zu akzeptieren, dass Schluss ist. Weil ich mir denke, dass er gerade nicht klar denken kann. Manchmal würde ich mir wünschen, dass er eine andere hätte. Ich merke, wie ich anfange, mir einreden zu wollen, dass es das ist.

Mir wird gesagt, dass ich akzeptieren muss, dass er Abstand will. Weil er es ja so klar zeigt. Und das mache ich ja auch. Ich schreibe ihn nicht an, ich rufe ihn nicht an.

Sein Kumpel hatte mir in der Woche nach der Trennung gesagt, dass seine Entscheidung endgültig ist (und dass er den Eindruck hat, dass R. kurz vor einem Burn-Out steht).

Und dennoch ist da immer, wirklich immer dieser Gedanke, dass das nicht er ist, der das gerade sagt und tut. Dass er mich -eigentlich- doch liebt, dass er -eigentlich- doch mit mir zusammen sein will – aber es gerade einfach nicht kann. Und ja, auch die Befürchtung, dass er nicht gegen das eigentliche Problem, nämlich seinen „Kopf“, macht.

Es wird ihm vermutlich erstmal besser gehen, wenn ich weg bin. Weil ein Stressfaktor wegfällt, und er sich einigeln kann. Aber von Dauer wird das auch nicht sein.

Er fehlt mir so. Es fehlt mir, mich an ihn anzukuscheln. Mit ihm zu reden. Mich von seinem manchmal doch eher komischen Humor zum Lachen zu bringen. Ihn zu riechen.

14.07.2024 10:00 • x 2 #3


B
@Melusine

Liebe Melusine, das ist keine leichte Situation für euch beide.

Zitat von Melusine:
Du warst mir immer wichtig, und prinzipiell bis Du das immer noch.
Nur: ich selbst war mir zu lange nicht mehr wichtig (Hätte ich früher Dinge anders machen sollen? Ja. Kind ist im Brunnen; kreide es gerne mir an), und das muss sich jetzt ändern. Und deshalb beende ich die Beziehung, weil ich keine Kraft mehr habe, mich noch um eine zweite Person zu kümmern.


Dein Freund schreibt sehr klar, was in ihm vorgeht und was das Problem ist. Dafür, dass er schwierigkeiten mit dem benennen von Gefühlen hat, sprach er das gut aus.

Rein von den eigenen Erfahrunswerten, glaube ich, dass du mit deiner Einschätzung richtig liegst. Auf der anderen Seite, verstehe ich deinen Freund sehr gut und denke, dass ihm diese Entscheidung keine leichte war, er aber das so nicht kann, weiter machen. Es kommt mir sehr bekannt vor.
Ich verstehe ihn, wenn die Kraft für einen selbst kaum ausreicht, Depressionen oder Burnout dazu kommen, Rückzug die Notwenigkeit darstellt,weil mit sich selbst genug zu tun, es zu dem Zeitpunkt nicht für den Partner reicht. Da ist Rückzug und viel Zeit für sich, wichtig, dadurch wird der Druck weniger. Er konnte das nicht rechtzeitig benennen, wusste nicht was das alles ist oder wie andere Möglickeiten ausgesehen hätten.

Freiraum ist da ganz wichtig, daher gut, dass du das akzeptierst, wenn auch sehr schweren Herzens und sehr traurig.

Bei Depressionen sind Die Gefühle nicht fühlbar, manchmal da und dann wieder weg. Überlagert und leer. Alles wird einem zuviel, dass aussprechen fast unmöglich, weil was soll er dagegen tun?
Selbst mit Hilfe, dauert das und geht nicht einfach weg.
Es wurde verpasst von ihm, dass rechtzeitig selbst zu sehen und zu merken was er braucht, denke ich. Freiraum und Zeiten des Rückzuges sind da sehr wichtig, andernfalls erzeugt es Stress und Druck.

Das kann in einer paar Wochen und Monaten wieder besser werden,dass kann aber keiner garantieren.

Ich glaube sogar, dass er dich liebt, aber er so überfordert und mit sich zu tun hat, dass eine Trennung für ihn sehr wichtig ist, um zur Ruhe zu kommen. Er braucht die Zeit für sich.

Mein Rat wäre, in Liebe zu akzeptieren was ist und ihm verständnis und wohlwollend entgegen zu treten, dass nimmt den Druck raus. Signalisiere ihm, dass du nicht böse mit ihm bist, sein bestes möchtest und der Freiraum und Rückzug kein gegen dich ist, sondern ein es ist ihm alles zuviel eine Überforderung und Strategie um wieder zu Kraft zu kommen. Bleibe Leicht in der Unterhaltung, Verständnisvoll, nicht fordernd , nicht verurteilend. Signalisiere ihm, dass er dir sehr wichtig ist und alles was
Dazu geführt hat, auf eine Depression oder Burnout zurück zu führen ist, er an seine Gefühle jetzt nicht dran kommt.
Er muss von selbst wollen und sich daraus befreien, dafür braucht er seine Zeit.

Beziehe das nicht auf dich. Mache das, was dir Kraft und Halt gibt. Man immer Verbunden bleibt, in irgendeiner Form.


Was du machen kannst, gut für dich sorgen.

14.07.2024 11:00 • x 3 #4


B
Ja @Blattfee, besser hätte ich es kaum formulieren können.
Bleib bei dir und arbeite auch an dir, wenn nötig. Es kann nur eine win/win Situation für dich oder eben euch sein letzten Endes.

14.07.2024 11:17 • x 2 #5


Melusine
Erstmal danke für all eure Antworten.

Ich verstehe, dass er Zeit für sich braucht. Das tue ich wirklich. Auch das war ein Grund, dass ich damals vor 2 Jahren erstmal ausgezogen bin. Ich hatte ihm auch diesmal so etwas vorgeschlagen. Oder eben das Arrangement mit „Man lebt nicht zusammen, ist aber ein Paar.“

Aber das ist alles keine Option für ihn. Seine Option ist es, mich wegzuwerfen (und ja, es fühlt sich so verdammt nach wegwerfen an). Denn ich bekomme nicht mit (gut, mittlerweile kann ich auch nichts mehr mitbekommen), dass er etwas anderes ändert. Oder es wenigstens versucht, z.B. indem er mal beim Hausarzt vorstellig wird, um das mit ihm zu bereden. (aber er hat den Arztbrief da mitgenommen. Man weiß ja nie.)

Ich habe am Dienstag, bevor er ausgezogen ist, lange mit ihm geredet. Ich glaube, ich habe über eine halbe Stunde geredet, und er hat zumindest zugehört.

- Ich habe ihn gesagt, dass ich ihn liebe und nicht glaube, dass er mich nicht mehr liebt. Dass vermutlich seine Gefühle gerade einfach komplett überdeckt sind von der Überlastung. Wie meine Tante reagiert hat, als ich ihr das erzählt habe mit dem nicht mehr lieben.
- Ich habe ihm auch mehrmals gesagt, dass er sich Hilfe holen soll. Ich habe ihm auch ein bisschen davon erzählt, wie sich depressive Episoden bei mir angefühlt haben, und dass bei mir ein von meinem Hausarzt verschriebenes Medikament hilft.
- Dass ich einsehe, dass ich jetzt ausziehen muss. Auch wenn es mir weh tut.
- Und auch, dass er erstmal lernen muss, mit sich selber klar zu kommen. Sich selber anzunehmen und sich selber zu lieben. Und dass er dafür eben einfach mal, sorry, seinen Hintern hoch bekommen müsste.
- Und dass Teile von mir froh sind, dass er jetzt hier auszieht, weil es eben mal etwas tun ist. Und nicht nur aussitzen und in sich reinfressen.

Er weiß, dass ich in diesem Stadtteil hier wohnen bleibe. Mir persönlich war das wichtig. Natürlich auch wegen der Nähe zu ihm, aber auch, weil ich mich nicht schon wieder komplett umgewöhnen wollte, ohne das selbst bestimmen zu können.

Eine Freundin hatte mir gestern geschrieben:
Zitat:
„Was denkst und fühlst du denn über und für dich? Wo willst du hin? Wie möchtest du dich fühlen? Was möchtest du für dich?“


Meine Antwort war:
Zitat:
Was ich für mich will und wo ich hin will? Zu ihm. Anders, aber zu ihm. Mit einer ehrlicheren, offeneren Beziehung. Und da das nicht geht – nichts. Ich werde in diese Wohnung einziehen, mir die irgendwie herrichten. Ich werd mein Laufband und so mitnehmen, und dann versuchen, meinen Körper ein bisschen in Form zu bringen. Und, wenn ich nicht mehr so völlig durch den Wind bin, das machen, was ich vor der Trennung schon machen wollte. Bisschen mehr in Dortmund erleben. Vielleicht hier und da Bekanntschaften schließen. Es gibt da keinen Masterplan, keine Vision für mein Leben. Ich hätte für einfach gern… Frieden.

14.07.2024 12:20 • x 1 #6


B
Die Zeit wird es zeigen, er weiß, wo er dich findet, wenn er will. Und dann schauen....

14.07.2024 12:24 • x 1 #7


FrauDrachin
Hey @Melusine (hab gerade gegooglet, toller Nick),

ich denke, ich kann auch deine Gedanken Richtung seiner Erkrankung gut nachvollziehen.

Mir ging es etwas ähnlich mit meinem Exmann: Ich wusste immer, dass er schlimme Dämonen aus der Vergangenheit in sich trägt, die er durch exzessives Arbeiten unterm Deckel hielt und hält, was sehr schädlich für die Beziehung war. Außerdem hatte ich oft den Eindruck, dass er dadurch, dass eben Dämonen unterm Deckel halte das absolut wichtigste war und ist, sehr unflexibel ist, was die Gestaltung der Beziehung angeht. Auch für ihn war es immer undenkbar, sich hier Hilfe zu holen.

Also, ich lese bei dir zwei Gedanken heraus:
Erstens, dass du dich zurücknimmst, bzw. bereit bist, dich zurückzunehmen, und deine Ansprüche an ihn und an eine Beziehung herunterzuschrauben, weil er ja krank ist.
Und zweitens, dass du dir sehr schwer tust, die Trennung zu akzeptieren, weil du siehst, dass so viel passen würde, wenn euch nicht die Krankheit dazwischenfunken würde.

Ich schreibe krank und Krankheit absichtlich in Anführungszeichen, weil hier Problem Nummer 3 dazukommt: Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass du (genauso wie ich damals) mit unserer Einschätzung recht haben, dass die Dämonen Krankheitswert haben, haben wir trotzdem nicht das Recht, unseren Partner als krank zu bezeichnen oder auch nur als krank zu denken. Für mich ist es ein ganz wichtiges Gebot des Respekts, dass der Betroffene selber die Deutungshoheit darüber behält, ob er krank ist oder nicht. Gerade in Beziehungen, wo man sich so nah ist, finde ich es wichtig, diese Grenze nicht zu überschreiten. Das ist eine ganz wichtige Frage der Augenhöhe.
Weiter finde ich es übergriffig, dem anderen Vorschreiben oder besser wissen zu wollen, wie der andere mit seinen Dämonen umgehen sollte. Sehr wahrscheinlich würde es ihm erst mal schlechter gehen, wenn er das Problem angehen würde. Wenn er da nicht einhundert Prozent bereit dafür ist und es selber will, und voll hinter dem Weg steht, wäre es im Fall von meinem Exmann z.B. wahrscheinlich sogar gefährlich.

Ansonsten, zu erstens: Bis zu eine gewissen Grad ist das eine gesunde Strategie, die man aber mE gut im Auge behalten muss, wann es in Selbstaufgabe umschlägt. Du hast geschrieben, dass für dich jetzt schon das wichtige Bedürfnis der Sicherheit in einer Beziehung verletzt ist, wenn du dich nicht darauf verlassen kannst, dass er dableibt, auch wenn es für ihn schwierig wird. Weiter musst du dich ja fragen: Zusammen wohnen ist schwierig für ihn... Wie wichtig ist dir zusammen wohnen? Der S. hab abgenommen... Wie wichtig ist dir das? Hast du einen Kinderwunsch?
Kurz gesagt: Tritt bitte man einen Schritt zurück, und schau, ob das wirklich noch so ok für DICH ist. Was wären denn deine Mindestanansprüche, damit es weitergehen kann? DU bist genauso wichtig in dieser Beziehung wie er. Wenn du selber nicht mehr stabil bist, weil wichtige Bedürfnisse von dir nicht erfüllt werden, dann wirst du ihn auch nicht mehr unterstützten können.
Und zu zweitens: Ja, das ist sehr schwer zu akzeptieren. Im Fall von meinem Exmann war es für mich ein ganz wichtiger Schritt mir klarzumachen, dass es SEINE ENTSCHEIDUNG ist, genau so mit seinen Dämonen umzugehen. Es ist seine Entscheidung, sein Leben genau so, ohne mich, ohne die Lebensqualität, die ich mir für uns beide so sehr gewünscht hätte. Ein zweiter wichtiger Gedanke für mich war: Ich war gefährlich für ihn, gerade weil ich ihm so nahe war. Durch diese Nähe habe ich die Dämonen wahrgenommen, und auch er konnte sie viel schlechter ignorieren. Vielleicht war das in meinem Fall, und ist es vielleicht in deinem Fall auch so, der tiefere Grund, warum nur eine Trennung möglich ist.

Na gut. Ich habe etwas ähnliches wie du schreibst, genau so zu meinem Exmann gesagt: Auf der Basis, was du zu mir sagst, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf den Weg des Entliebens zu machen. Eine Weile wird meine Türe noch für dich offen sein, aber irgendwann ist der Point of no Return erreicht.
Meine hat den Punkt vorüberziehen lassen.

Ich denke, das einzige, was du tun kannst ist, dich ebenfalls auf diesen Weg zu begeben.
In Liebe, und in Anerkennung des schweren Kampfes, den er kämpft, und in Ankerkennung, dass er das auf seine Weise tun muss.

Ich drück dich nochmal. Ich habe selber so verzweifelt nach einem anderen Weg gesucht... Vielleicht findest du ja einen. Verlier dich nicht selber. Vielleicht helfen dir auch meine Worte, etwas Klarheit in den Nebel aus Traurigekeit und unerfüllter Liebe zu bringen.

14.07.2024 15:02 • x 9 #8


Melusine
Er weiß doch selber (und hat das auch artikuliert), dass er Probleme hat.

Er meinte, er war beruhigt, als sich herausstellte, dass er hochbegabt ist, weil er damit wusste, dass sein Gehirn einfach anders arbeitet.

Er hatte ja von selbst mal nach einer Autismus-Diagnostik gesucht, weil er meinte, dass etwas nicht stimmt bei ihm (salopp formuliert).

Aber vielleicht sind Depressionen doch nochmal eine andere Hausnummer.
Eine Freundin meinte, R. wäre vermutlich lieber Autist als ein diagnostizierter an Depressionen Erkrankter. Ich kann das gerade gar nicht einschätzen, aber ja, vermutlich ist da was dran.

Ich habe ihm gesagt, dass er Hilfe braucht. Professionelle Hilfe. Weil er nämlich sonst irgendwann implodieren wird (fürs explodieren ist er nicht der Typ).

Bei dem Trennungs-Gespräch hatte er gesagt, dass er aus unserer Beziehung und unserem Zusammenleben auch immer viel Kraft geschöpft hat, es aber jetzt nicht mehr reicht. Ich glaube, ich hatte auch immer einen gewissen stabilisierenden Einfluss auf ihn. Ich weiß nicht, was wird, wenn der weg ist.

Zitat von FrauDrachin:
Weiter musst du dich ja fragen: Zusammen wohnen ist schwierig für ihn... Wie wichtig ist dir zusammen wohnen? Der S. hab abgenommen... Wie wichtig ist dir das? Hast du einen Kinderwunsch?


Ich habe irgendwie mit Anfang diesen Jahres eine Entwicklung durchgemacht. Für mich selber. Und dabei angefangen, ein bisschen über mich, meine Vergangenheit und meine Zukunft nachzudenken. Nicht zu intensiv, aber es waren schon Gedanken da. Wie eben z.B. das oben erwähnte: „Man könnte ja mal übers Heiraten nachdenken.“ Als Zukunftsperspektive.
Aktuell ist das natürlich noch mehr als sonst, dieses Nachdenken über mich selbst.

Auch das hatte ich hier schon geschrieben: Dass ich jetzt in dem Stadtteil wohnen bleibe, hat natürlich auch etwas mit ihm zu tun. Aber auch mit mir. Rückblickend ist mein Leben eine Aneinanderreihungen von … „Entwurzelungserfahrungen“ (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks). Und das fing an mit 10 Jahren, als meine Eltern von heute auf morgen mit mir und meiner Schwester aus der DDR in die BRD rüber sind. Nach Bayern. Das hat mir wirklich einen üblen Knacks verpasst, an dem ich teilweise immer noch rumlaboriere.

Kinder: Das ist etwas, was ich aus Vernunftgründen für mich abgehakt habe. Aber ja, ich frage mich für mich, ob ich selbst jemals wirklich Kinder gewollt hätte.

S.: Natürlich fehlte es mir. Mit ihm. Auch weil ich mir sicher bin, dass wir (wie oben gesagt) unser volles Potential nie ausgeschöpft haben. S. an sich? Nicht so wichtig.

Zusammenleben: Ja, das ist ein Punkt. Perspektivisch ist es für mich schon wichtig, mit dem Menschen, auf den ich mich einlasse, zusammenzuleben. Ich muss nicht 24/7 aufeinander glucken. Ich kann mich auch allein beschäftigen. Aber ich hätte gern tendenziell die Option, einfach mal zu meinem Partner hinzugehen, und ihn in den Arm zu nehmen. Ich möchte das Alltagsleben, bei dem man sich auch mal über die offene Zahnpasta ärgert oder für den anderen da sein kann, wenn es ihm nicht gut geht.

Und zum Thema Sicherheit: Das ist etwas, wobei mir alle sagen, dass das ferne Zukunftsmusik ist und ich mir da jetzt keine Gedanken machen soll (wo ist nochmal der Schalter, um den Kopf auszuschalten?). Wir können keine Beziehung führen, wann auch immer, wenn er sich nicht helfen lässt. Oder wir uns helfen lassen. Weil er das dann wieder in sich reinfrisst und das Risiko viel zu hoch ist, dass es ihm wieder zu viel ist.

Und das ist die Verbindung zu dem zweitens: Ich weiß, dass nur er für sich entscheiden kann, da etwas zu machen. Und ich solange einfach raus bin. Und wenn ich zu lange raus bin, dann halt vermutlich auch irgendwann wirklich raus bin. Also entliebt. Oder einfach kalt. Aus Selbstschutz kalt.

Und ja, es macht mir höllische Angst. Es ist nicht das, wie ich mein Leben … „geplant“ hatte (wenn man da von planen sprechen kann). Ich hoffe so sehr, dass er „zur Vernunft“ kommt. Dass er merkt, dass er was tun muss. Und was er an mir hat. Und dass er den Mut findet, sich dem zu stellen, was ihn belastet… mit mir an seiner Seite.

14.07.2024 17:14 • x 3 #9


Melusine
@Bizzy1510

Ich hatte ihn mal gefragt, wie das dann weitergeht, wenn ich ausgezogen bin. Weil wir dann ja keinen Kontakt mehr haben werden. Seine Antwort: Das würde ich sehr sehr schade finden.

Ich hab ihn gebeten, mich auf FB/Instagram zu blockieren. Und aus der Gilde in WoW rauszugehen, da haben wir immer gemeinsam gespielt. Hat er gemacht.

Deswegen:

Zitat von Bizzy1510:
Die Zeit wird es zeigen, er weiß, wo er dich findet, wenn er will. Und dann schauen....


Ich weiß nicht, ob er das macht. Oder ob ihm sein Kopf sagt Sie hat gesagt, sie will keinen Kontakt mehr, deswegen darf ich nicht mit ihr in Kontakt treten.

14.07.2024 17:39 • #10


B
Aber das hast du doch ganz ganz sicher nicht getan, weil du es ausschließt, sondern weil du willst, dass du und auch er jeder für sich arbeiten und reflektieren kann. Und im besten Fall tut er das.
Also nicht als Druckmittel. So verstehe ich dich nicht, eher als Chance. Wenn, dann geht es nur so oder?

14.07.2024 17:44 • x 1 #11


Melusine
@Bizzy1510
Es ist KEIN Druckmittel. Ich kann keine Spielchen spielen. Erst recht nicht mit ihm. Ich sage ihm, was ich denke und fühle.

Ich liebe ihn. Und es macht mich fertig, dass ich nicht seine Partnerin sein darf. Er kann sich nicht von mir trennen und dann, wie sagte es eine Freundin, weiterhin die Benefits nutzen. Das würde ich nicht schaffen.

Ja, ich hoffe, er nutzt diese Zeit. Sinnvoll. Für sich, zum runterfahren, zum nachdenken, zum an sich arbeiten.

14.07.2024 17:50 • x 1 #12


B
Gute Einstellung! Behalte dir das bei. Es ist eine win/ein Situation für euch beide. Alles wird irgendwie gut, auch wenn ich verstehe, dass man sich das eine Ziel wünscht. Ich wäre genauso!

14.07.2024 17:52 • #13


B
Es ist so schade, wenn psychische Probleme einem den Lieblingsmenschen nehmen

14.07.2024 17:53 • #14


B
Und NULL Verbindung ist auch hart... Nicht mal mehr ein kurzer Gruß in WoW.. sicher sehr schwer

14.07.2024 17:55 • #15


A


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