Noch 3 Wochen bis zu meinem Auszug.
Mittlerweile fühle ich jeden Tag mehr die Panik in mir aufsteigen.
Es ist für mich auch unglaublich schwer damit umzugehen, dass wir so keinerlei Kontakt haben. Wir haben vorher jeden Tag gesprochen bzw., wenn er nicht da war, geschrieben. Ich komme mir so verloren vor. So einsam, verzweifelt und verloren.
Und immer wieder sind die Gedanken in meinem Kopf: Macht er das, was er gerade macht, weil er es selbst wirklich will? Oder weil diese Kraftlosigkeit ihm das sagt? Oder hängt da noch eine Stimme von außen mit drin?
Besagte Freundin von vor 2 Jahren hat gestern angerufen. Ich wollte erst gar nicht dran gehen, bin dann aber doch. Komischerweise war ich bei ihr relativ ruhig. Ansonsten breche ich derzeit immer, wenn ich über R. rede, in Tränen aus. Ich hab ihr nochmal gesagt, dass ich glaube, dass es Depressionen sind, die zu dieser Situation hier geführt haben. Und ja, dass ich mir bewusst bin, dass ich nichts machen kann, dass R. selber wollen muss, dass ich „auch mich selber schauen muss“.
Wir sind auch nochmal auf die Themen aus dem letzten Gespräch zu sprechen gekommen, die ich ganz anders sehe. Dass ich mich eben nicht verpflichtet gefühlt habe, für ihn zu kochen, sondern das gern gemacht habe. Dass ich kein schlechtes Gewissen dafür haben werde, dass ich gerne Zeit mit ihm verbracht habe. Gefühlt ist sie bei sehr vielem zurückgerudert a la das hätte sie so nicht gemeint, und die Dosis macht´s, etc pp. Ja, was denn jetzt?
Sie kann nachvollziehen, dass es schwer ist (danke). Und meinte irgendwann, vielleicht tut uns die räumliche Trennung ja mal gut (da habe ich so meine Zweifel dran).
Und dann kamen wir darauf zu sprechen, warum wir im letzten Jahr keinen Kontakt mehr hatten. Ich mach´s kurz. Keiner von uns hat meinen letzten Aufenthalt da als besonders angenehm empfunden. Ich aus besagten Gründen, sie, weil sie sich nicht vorschreiben lassen will, was sie wann in ihrem Haus hört/sieht. Da lief ja gefühlt ständig das Tablett mit irgendwelchen Streams, tw von Leuten, die ich total anstrengend fand, und ja, ich weiß, dass ich ein paarmal gefragt habe, ob man das ausmachen/leiser machen/umschalten könnte. Also bin ich „anstrengend“ (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks), wenn mich etwas stört, und ich das anspreche? Ja gut.
Ich hätte wohl auch den Satz fallen gelassen „Dann müsst ihr schauen, wie ihr die Viecher versorgt bekommt.“ und ich kann mich beim besten Willen nicht dran erinnern, wann der gefallen sein soll. Zumal der so out of character bei mir ist. Und ich ja extra da war, um diese felligen Viecher zu versorgen.
Auf meine Aussage, dass sie sich ganz schön radikalisiert haben, kam, dass Wärmepumpen ja wohl nicht der Weisheit letzter Schluss sind, und wenn man sich anschaut, wie das letztes Jahr so gelaufen ist, dann hatten sie ja wohl Recht! Nein, meine Liebe, hattet ihr nicht. Diese Kampagne, die da massiv gefahren worden ist, hat verfangen. Und man kann ja auch durchaus der Meinung sein, dass Wärmepumpen doof sind etc pp.. Wenn aber Aussagen bzw. „Witze“ kommen, bei denen man ein Ableben von Habeck als super Nachricht einstuft, oder darüber, dass man Klimakleber überfährt, dann disqualifiziert man sich.
Sie konnte sich noch an den Satz erinnern, der mich so getroffen hat. „Die Wohnung hat mehrere Räume, es hätte dir freigestanden, in einen anderen zu gehen.“. Da war ich wirklich sprachlos.
Ende vom Lied ist, wir haben beide beschlossen, dass das Thema erledigt ist. Haben uns noch höflich verabschiedet und dann aufgelegt.
Zumindest hat das gestern mal kurz geholfen, nicht ständig über R. nachzudenken.
Ich bin hier dabei, immer mehr zusammenzupacken und für den Umzug fertig zu machen.
Und es macht mich so fertig. Auch, dass ich das so allein machen muss. Es macht mich… traurig? Ein bisschen sauer?... dass er eine Entscheidung getroffen hat, und °zack° ich jetzt allein damit klar kommen muss. Mein Leben ist es, das von heute auf morgen anders ist.
Ich bin zum Glück aktuell in der Position, dass diese Veränderung zwar teuer wird, aber mich nicht um meine komplette Existenz bringt. Und dann gibt es kleine Stimmen in meinem Kopf, die sagen: „Ja, er mag zwar Existenzsorgen haben, aber wirklich real sind die nie gewesen. Er hat nie von jetzt auf gleich alles komplett selbst machen müssen ohne Sicherheitsnetz. Damals, als er diese finanziellen Sorgen hatte, hatte er seine Eltern, die ihn unterstützt haben. Er wohnt in einer Wohnung, die seinen Eltern gehört.“
Aber es geht ihm halt nicht gut. Seit vielen vielen Jahren. Und es tut mir so leid für ihn, dass er noch nicht die Hilfe gefunden hat, die er braucht. Und dass ich keine Stütze mehr für ihn sein darf. Denn er hat ja – nach eigener Aussage – immer Kraft aus der Beziehung mit mir und dem Zusammenleben geschöpft.
Der Gedanke, dass dieses unser gemeinsames Leben vorbei ist, ist so schwer. Und ich frage mich: Tut es ihm leid? Ist er traurig? Also… neben dem traurig, welches in ihm ist? Bedauert er es?