Hallo,
auch ich bin ganz neu hier und wie soviele andere wahrscheinlich auch, aus der Verzweiflung heraus auf dieses Forum aufmerksam geworden. Ich lese schon seit einigen Tagen still mit und bin beeindruckt wie mühevoll sich hier einige mit den Geschichten anderer beschäftigen und gute Ratschläge geben sodass ich meine aktuelle Situation gerne einmal schildern würde, in der Hoffnung irgendwann einmal besser verarbeiten zu können.
Der Text ist sehr lang, ich wollte jedoch nichts weglassen. Vielleicht mag sich dennoch jemand damit beschäftigen. Vielen Dank schonmal.
Es kam vor einiger Zeit ein Kollege neu ins Team, den ich zwar sehr nett fand und mit dem ich mich gut verstand aber der mich anderweitig nicht weiter interessierte. In der Anfangszeit sagte ich mal zu ihm, dass wir die gegensätzlichen Menschen sind, die es gibt. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass wir doch gar nicht so verschieden waren und ich verließ, ein Jahr nachdem ich meinen Kollegen kennen gelernt habe, meinen damaligen Partner nach 4 Jahren um eine Beziehung mit meinem Kollegen einzugehen. Die ersten Monate waren total toll, mich störte lediglich sein Schreibverhalten, denn die Antworten waren immer nur kurz und knapp, keine liebevollen Nachrichten und er hat auch selten von sich aus angefangen zu schreiben. So distanziert schreibe ich höchstens mit Bekannten. Nachdem ich das einmal angesprochen habe, sagte er mir das er es einfach nicht seine Art wäre viel zu schreiben und das wir uns ja auf der arbeit sehen würden. Wir haben uns auch nach ca. 1,5 Monaten jeden Tag zuhause bei mir gesehen, wo auch eigentlich immer alles harmonisch war, deshalb habe ich das so hingenommen.
Nach ca fünf Monaten, als wir am See waren fiel mir das erste mal auf, dass er mit seinen Augen offensichtlich nur bei anderen Frauen war und zwar keine flüchtigen Blicke, sondern regelrecht auf der Suche war (nach was auch immer) . Ich bin in der Hinsicht zwar gewiss nicht die entspannteste Person aber zumindest war das in vorherigen Beziehungen fast nie Thema. Es kam zum Streit und nachdem ich auch beim zweiten Tag am See den Eindruck nicht los wurde das er gaffen würde , versteifte ich mich fortan regelrecht darauf seine Blicke zu beobachten und wurde auch meiner Meinung nach oft genug bestätigt, im Fitnessstudio, beim Einkaufen, egal wo. Er stritt das jedes Mal ab und sagte, er würde sich alle Menschen angucken, egal ob Mann - Frau, alt - jung etc.
In Verbindung mit dem Schreibverhalten, was mir irgendwie einfach kein Gefühl von Wertschätzung und Zuneigung entgegen brachte (Bsp: ich teile ihm mit das ich abends los nach hause fahre und als antwort kommt lediglich ok. Kein fahr vorsichtig, oder ich freu mich auf dich oder sowas) und einigen vor unserer Beziehung getätigten Aussagen wie attraktive Frauen gibt es wie Sand am Meer, wenn er was mit einer frau anfangen würde, dann wäre die niemals über 30, frauen ab 30 müssen sport machen und frauen die kinder bekommen haben wären deformiert, führten das dazu das ich mich irgendwie hässlich, austauschbar und ungeliebt fühlte.
Auch wenn er im persönlichen Kontakt immer sagte das er mich lieben würde und auch immer liebevoll mit mir umgegangen ist. Schlussendlich habe ich mich da jedoch so reingesteigert das ich schon auf eine zukünftige, jüngere Kollegin eifersüchtig war, bevor diese überhaupt bei uns angefangen hat und es deshalb zum Streit kam. All dies führte dazu das ich nach 8 Monaten nach Hause kam und einen Brief vorfand, in dem er mir mitteilte, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein kann, dass ich einen Mann verdient hätte, der mir die nötige Aufmerksamkeit gibt die ich brauche, er würde mit meinem Misstrauen und meiner Eifersucht nicht umgehen können und ihm ist klar geworden, dass er keine Kinder, kein Haus und keinen Hund haben möchte (alles Dinge über die wir schonmal gesprochen haben). Seine Sachen hatte er auch schon alle mitgenommen. Dies traf mich total unerwartet. Den Tag darauf sprachen wir noch einmal persönlich, er wich jedoch von seiner Meinung nicht mehr ab. Ich habe die darauf folgenden Tage alles dran gesetzt, ihn zu überzeugen es noch einmal zu versuchen und wir hatten tatsächlich eine Woche später ein Gespräch, wo wir besprochen haben was schief lief, was sich ändern muss und was ihr uns vorstellen und sind wieder zusammen gekommen.
Ich begab mich zu der zeit parallel in eine Therapie um Dinge wie zum Beispiel die Eifersucht anzugehen, musste jedoch feststellen das ich die Verhaltensmuster nicht so ohne weiteres ablegen konnte und würde immer mal wieder rückfällig . Die nächsten Monate waren dennoch wieder unbeschwerter, er hat sich ein wenig Mühe gegeben was das Schreiben anging, ich hatte aber nach wie vor die Ansicht, dass er Frauen auffällig anschauen würde, womit es mir wirklich schlecht ging, redete mir aber ein das das ein Problem von mir sei. Irgendwann fand ich zufällig raus, dass er dich regelmäßig bei Youtube Videos von Frauen anschaut, die sich in Unterwäsche und bademode präsentieren (seine Art von P.?!) was mich auch ziemlich fertig gemacht hat. Ab da an triggerte mich so ziemlich alles, ich bin nur noch ungern mit ihm zum Sport gegangen, habe wenn wir unterwegs waren ständig die Gegend abgescannt was für Frauen vor Ort sind und habe ständig geschaut, mit was für Frauen er auf Arbeit Kontakt hat. Leider schon richtig krankhaft. Gesagt habe ich jedoch nichts mehr dazu, habe das in mich rein gefressen, mit mir selber ausgemacht, habe oft geweint und war total unglücklich. Dann fing auch der Körper an zu streiken, ich bekam starke Übelkeit, Magen- und schlafprobleme. Ich habe ständig versucht an mir zu arbeiten, meine Sichtweise zu ändern, innere Konflikte ausgetragen und versucht meine Gedanken zu kontrollieren, jedoch haben mich Kleinigkeiten imner mehr aus der Bahn geworfen. Sobald ich das Gefühl hatte das er schlecht drauf ist, projezierte ich das direkt auf mich und wurde unruhig und es gab selten eine Woche wo ich nicht mindestens einen Tag mit zweifeln nach Hause gefahren bin, ob ich nicht wieder einen Brief vorfinden würde.
Meine seelischen und körperlichen Probleme gingen dann letztendlich auch an ihm nicht spurlos vorüber und seit Februar hatte er selber mit Magenproblemen (Ärzte konnten keine organischen Ursachen feststellen) zu tun. Hinzu kamen dauerhaft schlecht Laune, negativität und das man es ihm in keinster Weise mehr recht machen konnte, er hat mich auch eigentlich mehr kritisiert als das mal ein nettes Wort kam. Auf Nachfragen meinerseits kam nicht viel, er ist extrem introvertiert und spricht von sich aus (meiner Meinung nach) nichts an. Ich weiß aber dennoch das ihn viel beschäftigt, bewegt und ihn vieles emotional mitnimmt, er macht es bloß mit sich aus. Er sagte jedoch mal, daß es ihn überfordert für meine Stimmung verantwortlich zu sein und ich zu sensibel sei. Der whatsapp Verkehr beschränkte sich fortan nur noch auf die Uhrzeit wann er zuhause ist. Ich habe mir diesmal den Schuh ausnahmsweise mal
nicht angezogen, sondern war eher der Annahme das es am Stress im Job und seinen Magenproblemen liegt bzw weiß ich das ihn auch die Ausgangsbeschränkungen aufs Gemüt schlagen und er seit Tagen nicht mehr schlafen konnte, warum er nicht gut drauf sei und habe einfach die Füße still gehalten in der Hoffnung das alles wieder besser wird. Nun hat er mir jedoch letzten Dienstag eine Nachricht geschrieben das er bis Ende der Woche in seiner Wohnung bleibt und sich klar darüber werden möchte was er will. Er weiß das er oft kritisiert und oft schlechte Laune hat und merkt, dass mich das auch belastet. Am Sonntag kam dann die Entscheidung das er die Beziehung beenden möchte. Gründe nannte er viele, er möchte nach wie vor keine Kinder (hat jedoch von sich aus in den ersten Monaten immer selber davon gesprochen - macht man das wenn man aus tiefster Überzeugung keine möchte?!) plötzlich würden ihn die Katzen stören, er vertraut mir jetzt zu 100 % aber für die Zukunft nicht (weil er weiß unter welchen Umständen wir zusammen gekommen sind) und ich hätte seine Mutter nicht kennen lernen wollen (ja, war mir nach 3 Wochen zu früh, seitdem will sie nicht mehr). Außerdem nimmt er mir das übel das ich nach 5 Monaten von der Idee eines Heiratsantrages nicht so begeistert war und auch deutlich mitgeteilt habe, außerdem ist er der Meinung das die erste Trennung ein Fehler war aber immernoch zwischen uns stehen würde und auch noch einige andere Sachen. Er sagt, dass es es nicht an mir liegen würde (an wem dann?!) aber er mich für alle möglichen Sachen verantwortlich macht. Er würde mich noch lieben und hat auch geweint dabei.
Seitdem bin ich in einem so tiefen Loch, das ich mir niemals hätte vorstellen können das man sich in so einem Zustand befinden kann. Mir geht es unglaublich schlecht und ich weiß nicht mehr weiter. Ich war selber sehr oft unglücklich und habe oft über eine Trennung nach gedacht, jetzt wo es Realität ist idealisiere ich die Beziehung jedoch total und möchte unbedingt den alten Zustand zurück. Kann auch nicht rational auf die ganze Geschichte sehen. Was habe ich falsch gemacht? An welcher Stelle ist das so aus den fugen geraten? Ich weiß gar nicht wann ich so ein Waschlappen geworden bin und angefangen habe mir so viele Banalitäten so zu Herzen zu nehmen, wie ich es jetzt in der Beziehung tat. Meine Ex Freunde hatten mit Anfang 20 playboy Kalender an der Wand, hat mich nicht gejuckt. Ich weiß auch nicht wie es auf der Arbeit weiter gehen soll.
Bin wirklich ratlos und extrem verzweifelt.
Ich bin übrigens 30 und er ist 39,wir waren jetzt 1,5 Jahre zusammen.
LG
24.04.2020 12:49 •
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