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Trennung mitten im Examen und einfach keine Kraft mehr

J
Hallo Zusammen,
ich versuche mal so kurz wie möglich meine Situation zu beschreiben. Mein Mann und ich sind fast 13 Jahre verheiratet. Ich bin 15 Jahre jünger als mein Mann. Unsere Kinder 10 und 13 Jahre alt. Ich habe die letzten Jahre mein Abitur am Abendgymnasium gemacht und ein Studium absolviert. Mein Mann hatte in den letzten 5 Jahren zunehmend Probleme mit seinem Selbstwertgefühl, ständig war er der Meinung ich such mir sicher was besseres (intelligenteres, besser bezahltes, jüngeres). Egal was ich getan habe um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, er viel immer wieder in ein Loch. Ich versuchte ihm zu helfen, bat ihn sich eventuell professionelle Hilfe zu suchen, aber das Tat er nicht. Die ganze Zeit über konnte er für mich nicht da sein, immer wieder hätte ich eine starke Schulter gebraucht wo keine war- aber ich hatte auch Verständnis für ihn.
Im Lauf der Zeit ging mir jetzt aber auch die Kraft aus, im Februar hatte ich einige Paartherapeuten um einen Termin gebeten. Eine konnte uns für 14.6. zusagen- der Termin steht auch noch.
Ende April hatte ich meine erste Examensprüfung von 5 und kurz darauf fing mein Mann wieder an kalt zu werden und in sein Loch zu verkriechen. Ich bat ihn mir die Zeit zugeben meine Prüfungen zu schaffen, danach könnten wir weiter an unseren Problemen arbeiten, aber diesen Wunsch erfüllte er mir nicht und fing an zu sticheln. Schließlich sagte er, er denkt wir sollten uns besser doch trennen, aber ich solle natürlich erst in Ruhe mein Examen beenden.
Daraufhin bin ich richtig ausgerastet, ich habe ihm sogar eine Ohrfeige gegeben und verbal schwer angegangen. So kenn ich mich nicht und so war ich noch nie in meinem ganzen Leben- jeder würde mich als sehr geduldige, freundliche und empathische Person beschreiben. Aber ich fühle mich wie ein verletztes Wildtier, ich versuche irgendwie zu überleben und beiße dabei um mich. Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe keine Ahnung wie ich diese verdammten Prüfungen schaffen soll. Schlimmer ich weiß nicht mal ob ich in der jetzigen Verfassung in meinem zukünftigen Beruf arbeiten kann. Es fühlt sich an als wäre jeder positive Gedanke und mein ganzer Idealismus gestorben.
Im moment sieht unsere Situation finanziell aber so aus dass wir uns keine zwei Haushalte leisten können. Ich habe sogar schon überlegt zu gehen und die Kinder bei ihm zu lassen (ich bin nicht so anspruchsvoll und würd auch in einem Kellerloch wohnen), gleichzeitig bricht es mir das Herz. Ich bin einfach nur wütend, enttäuscht und tief verletzt und ich weiß nicht wie ich da wieder rauskommen soll, wie ich wieder so ein lebensfroher Mensch werden soll. Alles erscheint furchtbar sinnlos da alle optionen einfach schrecklich sind. Ich wollte so gern, dass unsere ehe durchhält- aber an diesem Punkt seh ich auch keine Möglichkeit zum daran arbeiten, ich fühle mich so verraten und ich habe jegliches Vertrauen und ehrlich gesagt auch jede Achtung verloren. Er ist übrigens jetzt ganz einsichtigt und entschuldigt sich für seinen Egoismus, ich kann aber in der jetzigen Situation einfach nicht mehr darauf eingehen. Danke für's lesen.

10.06.2018 13:00 • x 2 #1


Butterkrümel
Hallo Joli,

Zitat von Joli:
Ich habe die letzten Jahre mein Abitur am Abendgymnasium gemacht und ein Studium absolviert.


Herzlichen Glückwunsch! Da kannst du zu Recht Stolz auf dich sein. Und das mit zwei kleinen Kindern.

Zitat von Joli:
diesen Wunsch erfüllte er mir nicht und fing an zu sticheln. Schließlich sagte er, er denkt wir sollten uns besser doch trennen, aber ich solle natürlich erst in Ruhe mein Examen beenden.


Jemand sehr weises hat einmal zu mir gesagt, du kannst entweder Partnerin oder Therapeutin sein. Beides geht nicht in einer Beziehung. An seinen psychischen Problemen mit dem Selbstwertgefühl kann nur er alleine etwas ändern. Dafür gibt es die Therapie. Du kannst ihn dabei unterstützen aber nicht sein Medikament sein, um sich wertvoller zu fühlen, indem er dich klein macht und dein berufliches Scheitern provoziert.

Zitat von Joli:
Ich habe keine Ahnung wie ich diese verdammten Prüfungen schaffen soll. Schlimmer ich weiß nicht mal ob ich in der jetzigen Verfassung in meinem zukünftigen Beruf arbeiten kann.


Zitat von Joli:
Eine konnte uns für 14.6. zusagen- der Termin steht auch noch.


Einen Schritt nach dem anderen. Du kannst nicht alle Probleme gleichzeitig lösen. Dann verlierst du dich. Zuerst stehen die Prüfungen an, denn sie stehen vor der Tür. Dann habt ihr einen Termin zur Paartherapie, dann kannst du dich mit eurer Zukunft beschäftigen und danach ist nich genug Zeit, über die Anforderungen in deinem zukünftigen Beruf, evtl. Wohnsituationen bei möglicher Trennung nachzudenken. Übernimm dich nicht!

Zitat von Joli:
Er ist übrigens jetzt ganz einsichtigt und entschuldigt sich für seinen Egoismus, ich kann aber in der jetzigen Situation einfach nicht mehr darauf eingehen.


Gut. Dann hast du die Zeit gewonnen, dich auf deine Prüfungen zu konzentrieren, denn er stichelt gerade nicht und lenkt dich damit ab. Wenn die vorbei sind, kannst du dich dann mit seiner Entschuldigung beschäftigen.

Ich wünsche dir viel Erfolg und ganz viel Kraft!

10.06.2018 16:01 • x 3 #2


A


Trennung mitten im Examen und einfach keine Kraft mehr

x 3


S
@butterkrümmel hat genau beschrieben, wie du die einzelnen Schritte nacheinander abarbeiten solltest.

Konzentriere dich jetzt auf deine Prüfungen. Wer so viel Energie und Zeit aufgebracht hat, um das Abitur abends nachzuholen und dann noch zu studieren, der sollte jetzt kurz vor der Prüfung nicht schlapp machen.

Nach deinen Prüfungen kommen dann die anderen Baustellen. Bestimmt wirst du, wenn du alles bestanden hast, auch wieder Motivation finden, dich zu bewerben und dich auch beruflich zu verwirklichen.

Diese Störfeuer von deinem Mann jetzt kurz vor den Prüfungen zeigen ganz deutlich, dass du dich in eine Richtung weiter entwickelt hast, von der er annimmst, es gefährdet seine Position als Mann. Gut, dass ihr einen Termin für eine Paarberatung habt.

Ich drück dir die Daumen für die Prüfungen.

10.06.2018 16:13 • x 1 #3


hahawi
Ooh!
ich sehe da leider Parallelen zur einer Ehe bei mir im Freundeskreis.

Während ihrer 20 Jahren ehe hat sie intellektuell (Studium begonnen und fertig gemacht) immer mehr zugelegt und er ist immer mehr neben ihr verfallen und konnte mit ihrem neuen Selbstwert nicht mehr umgehen. er ist dann immer bösartiger und ungerechter geworden, hat immer mehr geklammert, sie aber auf der anderen Seite immer gemeiner mit Worten verletzt.
Sein kleines Püppchen ist eine grosse, selbstbewusste Frau geworden, mit Zielen und Bedürfnissen, er ist immer mehr zum Ars**loch ohne Selbstbewusstsein mutiert.
Sie hat sich mittlerweile getrennt, hat einen Superjob und wird in wenigen Monaten wieder heiraten, er hängt irgendwo im Nirvana herum.

10.06.2018 16:22 • x 2 #4


J
Danke, es hilft tatsächlich einfach mal mit Fremden wie euch zu reden.

12.06.2018 06:29 • #5


S
Dann mach das weiter bei Bedarf

Ich wünsch dir einen guten Tag mit viel Konzentration auf das wesentliche - deine Prüfungsvorbereitung.

12.06.2018 06:32 • #6


J
Gestern war ein ganz übler Tag, mein Professor hat mich angesprochen was los ist und ich hab angefangen zu heulen... Heut kam er her und meinte ich wüsste gar nicht wie stark ich sei und dass ich das schaffen werde. Ich bin nicht sicher, aber ich kämpfe weiter. Andererseits bin ich echt fertig. Wenn ich gewusst hätte wo das alles hin führt hätte ich nie studiert, dann hätte ich nen normalen Job, aber mein Mann wär nicht so geworden und wir wären einfach ne zufriedene Familie.

13.06.2018 21:52 • #7


hahawi
Zitat von Joli:
aber mein Mann wär nicht so geworden und wir wären einfach ne zufriedene Familie

Und in ein paar Jahren würdest Du (zurecht) draufkommen, was Du wegen ihm aufgegeben hast.
Das wäre wieder ein massiver Knacks.

13.06.2018 21:54 • x 1 #8


S
Auch ohne dieses Studium hätte dir passieren können, dass du dich in eine Richtung entwickelst, die deinem Mann Probleme macht in Bezug auf seinen Selbstwert.

Ich hab vor vielen Jahren mal ein berufsbegleitendes Abendstudium gemacht, da haben auch ganz viele Frauen aufgehört, weil sie mit den mehrfachen Belastungen u. a. im Haushalt aber auch den Ansprüchen der jeweiligen Männer an Präsenz abends nicht klar gekommen sind.

Vielleicht wären alle anderen Familienmitglieder zufriedener, aber du vermutlich nicht. Wer so viel Energie in ein Studium steckt, dem ist es ganz wichtig und eine unzufriedene Frau oder Mutter ist auf Dauer auch nicht gut.

Du bist stark, auch wenn es jetzt an deine letzten Kraftreserven geht, da hat dein Professor recht. Bald hast du es geschafft und dann kümmerst du dich um deine anderen Probleme. Eins nach dem anderen.

13.06.2018 22:10 • #9


J
Ich bin komplett im Eimer. Wird man je wieder so wie man war? Meine ganze Lebensfreude, mein Optimismus, mein Idealismus...alles ist weg. Da ist nur noch Schmerz, Enttäuschung und eine endlose Leere und Bedeutungslosigkeit. Ich hab wirklich Angst nie wieder aus dieser negativen Weltsicht heraus zu kommen.

16.06.2018 22:45 • #10


A


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