Hallo zusammen,
Ich bin 28 Jahre alt und war mit meiner Lebensgefährtin fast 9 Jahre zusammen. Wir haben eine gemeinsame Tochter, die mittlerweile 3 1/2 ist. Wir haben uns kennengelernt, als ich 19 war und sie 17. Nach etwas mehr als 1 1/2 Jahren sind wir aus unseren Elternhäusern in die erste gemeinsame Wohnung gezogen. Als unsere Tochter unterwegs war haben wir eine größere Wohnung bezogen, in der wir auch NOCH gemeinsam leben. Ich bin bei der Bundeswehr und war viel unterwegs während sie zuhause alles am Laufen gehalten hat. Am kommenden Samstag ist unser 9. Jahrestag, an dem ich ihr den lang ersehnten Antrag machen wollte...
Am Vorabend des Vatertages wollte sie mit ihrer Schwester Sushi essen gehen. Da sie mit ihr gerne mal etwas länger und ausschweifender unterwegs war, hatte ich gefragt, ob sie danach noch etwas geplant hätte. Das verneinte sie. Als sie nach 3 Stunden noch keine Rückmeldung gegeben hatte, rief ich sie an. Sie ging nicht ran. Also schrieb ich ihr eine Whatsapp, ob sie denn nun noch weiter zieht. Darauf kam auch keine Antwort. Ca. Eine halbe Stunde später rief ich erneut an und sie ging ran, sprach aber nicht mit mir. Stattdessen hörte ich im Hintergrund einen Mann sprechen und danach wurde aufgelegt. Ich hatte erst die Befürchtung, sie hätte ihr Handy verloren und rief erneut an. Diesmal ins Leere. Wie auch die anderen etwa 20 Male. Ich rief ihre Schwester an, die auch nicht ran ging. Und zu guter Letzt ihre Freundin, die mit dabei war. Die sagte mir, dass sie sich nach etwa einer Stunde wieder getrennt hätten und eigentlich alle nachhause wollten. Also rief ich die andere Schwester an, die im selben Haus wohnt und bat sie, mal nach oben zu gehen und zu prüfen, ob meine Freundin da sei. Leider war niemand zuhause. Jetzt machte ich mir große Sorgen. Da ich mit unserer Tochter allein zuhause war, diese schon schlief und ich mir dachte, dass meine Freundin mit Sicherheit nicht vor morgens zuhause sein wird, legte ich mich wohl oder übel ins Bett. Einer muss ja m nächsten Tag für die Kleine da sein. Um ca. 5 Uhr wurde ich wach, weil meine Freundin nachhause kam, wollte ihr aber nicht direkt eine Szene machen. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich auch nur davon ausgegangen, dass sie einfach doch noch weg gegangen ist und einfach nicht bescheid gesagt hat.
Um ca. 08:30 hörte ich dann meine Tochter und stand aus dem Bett auf. Meine Freundin saß mit ihr am Frühstückstisch. Ich sprach sie darauf an, warum sie nicht mal bescheid sagt und nicht erreichbar ist, wenn ich mit unserer Tochter zuhause bin. Es könnte ja auch etwas passiert sein, wenn ich so penetrant versuche sie zu erreichen.
Sie fragte mich, ob ich die Wahrheit wissen will und erzählte mir, dass sie jemanden kennen gelernt hat. 3 Wochen zuvor, während ich mit unserer Tochter im Urlaub war. Mir entglitten sämtliche Gesichtszüge. Das sagt sie mir, während unsere Tochter daneben sitzt?! Ich fragte nochmal genau nach, was das heißen soll. Sie sagte das heißt, sie möchte nicht mehr mit mir zusammen sein und sucht sich nun eine eigene Wohnung und zieht so schnell wie möglich aus. Meiner Tochter verdanke ich, dass ich nicht ausgerastet bin. Ich zog mich kurz zurück und ließ den Gefühlen freien Lauf. Komischerweise wurde ich nicht wütend, sondern fing an zu weinen, wie seit meiner Jugend nicht mehr. Damals war mein Vater verstorben. Ich verstand die Welt nicht mehr. Sie betrügt mich?! Hmm. Nach 9 Jahren irgendwie sogar nachvollziehbar. Aber gleich komplett alles über den Haufen werfen?! Naja, es folgte das gefühlt längste Wochenende meines Lebens. Ich fuhr durch die Weltgeschichte, traf mich mit meinen besten Freunden und sprach mit Paaren, die schon Ähnliches durch haben. Bloß immer mit ein paar Abwandlungen. Die einen hatten eine Affäre, wollten den Partner aber eigentlich nicht verlieren, die anderen haben sich getrennt, hatten aber keinen anderen, dann noch ein Paar, bei denen es genauso war nur ohne gemeinsames Kind.
Ich suchte nach ein paar Tagen auch das Gespräch mit ihr. Wie alles weiter gehen soll. Schließlich wohnen wir zusammen und wollen die Wohnung auch beide erstmal nicht verlassen. Wegen unserer Tochter. Sie hat sich das alles so einfach vorgestellt. Einfach miteinander auskommen. Ich komme meinen Vaterpflichten nach und sie fährt 1-2 Mal die Woche zu ihrem neuen Kerl.
Das Ganze ist nun 3 Wochen her. Sie war seitdem 4 Mal bei ihm und jedes Mal hat es mich wieder einen Schritt zurück geworfen. Die Vorstellung ist für mich einfach der blanke Horror. Die ersten beiden Male habe ich die Kleine zu meiner Mutter gebracht, damit ich nicht allein zuhause sitze, während sie schläft, sondern mich auch irgendwie ablenken kann. Die letzten beiden Male habe ich mich aktiv mit der Situation auseinander gesetzt und bin zuhause geblieben. War auch nicht besser.
Ich muss aber sagen, dass ich mich immernoch am wohlsten fühle, wenn die beiden in meiner Nähe sind. Auch wenn in mir die große Sehnsucht herrscht sie einfach mal in den Arm zu nehmen.
Wir haben das letzte Wochenende auch fast komplett als Familie verbracht und das wohl gemerkt nachdem sie am Freitag bei dem Anderen übernachtet hat und wir uns richtig in den Haaren hatten. Da folgten auf böse Beleidigungen von mir böse Drohungen von ihr. Trotzdem ist sie am Samstag Vormittag mitgekommen, als ich mit der Kleinen raus bin und es war für mich das schönste Wochenende seit Langem. Das habe ich ihr auch gesagt und sie empfand genau so. Ich hatte mir fest vorgenommen mir darauf nichts einzubilden. Aber als sie am Sonntag Abend über ihren Auszug sprach war meine Laune wieder schlagartig im Keller. Sie bemerkte es auch sofort und sagte in einem recht fürsorglichen Ton, dass ich doch jetzt nicht gleich wieder so ein Gesicht ziehen soll.
Naja, gestern, nachdem sie sich eine Wohnung angesehen hat, kamen wir noch einmal ins Gespräch. Ich sagte ihr, wie schade ich es finde, dass sie das so durchziehen will und dass ich nach allem, was wir zusammen erlebt haben und ich sie immer unterstützt habe, nicht einmal die Chance bekomme sie wieder glücklich an meiner Seite zu machen.
So, ich werde mal noch ein bisschen Hintergrundwissen mit in den Raum werfen. Auf meine Nachfrage, was sie denn jetzt bekommt, das ihr bei mir gefehlt hat, konnte sie mir keine Antwort geben. Vermutlich würde mich diese Antwort auch nur verletzen. Was sie gestört hat konnte sie mir aber sagen. Allerdings musste ich es ihr auch aus der Nase ziehen. Ich bin in einem gemeinnützigen Verein tätig. Wir bauen gerade erst alles auf und zeigen uns bei vielen Veranstaltungen. Das war immer so ein kleines Problem. Aber sie hat auch immer wieder betont, dass es in Ordnung sei. Ich hätte ihr zu Liebe jederzeit damit aufgehört. Nun ist es so, dass es halt doch gestört hat, aber mehr die Tatsache, dass ich es bei Vereinsterminen immer pünktlich aus dem Bett geschafft habe und an den freien Tagen nicht all zu viel Antrieb hatte, also keinen Ausgleich geschafft habe. Ich bin zu selten mal allein mit unserer Tochter raus gegangen, hatte zu selten Einfälle, was wir denn gemeinsam machen können. Im letzten Jahr hatten wir ein kleines Missverständnis und sie hat ihren Urlaub eingereicht für einen Zeitraum, in dem ich eine Veranstaltung vom Verein hatte, die ich nicht so einfach absagen konnte. Da ich im Vorjahr mit unserer Tochter allein im Urlaub war, als Ausgleich für meine berufliche Abwesenheit und weil meine Freundin keinen Urlaub mehr hatte, wollte ich den Beiden dann als Wiedergutmachung für eigentlich ja ihre Vergesslichkeit etwas Gutes tun und habe den Beiden einen schönen Mutter Kind Urlaub in Zypern geschenkt. Was in meinem Kopf ein tolles Geschenk sein sollte stellte sich im Nachhinein als Problem heraus. Vorher freute sie sich tierisch auf den Urlaub, danach wurde es mir immer wieder vorgehalten. Sie fühlte sich allein gelassen. Sie musste sich immer wieder rechtfertigen, dass sie ja tatsächlich allein mit Kind reist und bekam Probleme, weil unsere Tochter meinen Nachnamen trägt.
Und da kommt der nächste Punkt. Unsere Tochter trägt meinen Nachnamen, aber ich habe sie in den ganzen 3 1/2 Jahren nicht gefragt, ob sie meine Frau werden will. Das hat sie enttäuscht. Ich weiß nicht, was mich jedes Mal ausgebremst hat. Ich habe so oft darüber nachgedacht, wie ich ihr den perfekten Antrag machen kann, wann der richtige Zeitpunkt ist, wann sie am wenigsten damit rechnet. Ich wollte ihr Zeit geben, um ihre Abschlussprüfung zu machen, damit sie nicht noch mehr Stress hat. Die hat sie aber auch immer wieder verschoben. So kam halt eins zum anderen. Schade.
Für dieses Mal war schon alles vorbereitet. Ich war dieses Mal wirklich fest entschlossen.
Naja, ich weiß, das ist verdammt viel Text, aber ich hoffe ich langweile euch damit nicht.
Mein größtes Problem ist halt, dass ich nicht damit aufhören kann, mir selbst die Schuld zu geben. Darüber nachzudenken, wie sehr ich es verkackt habe und wie sehr ich mir wünschen würde wenigstens diese eine Chance zu bekommen wieder alles schön zu machen. Ich müsste sie eigentlich hassen für das, was sie mir und unserem Kind antut, aber ich kann nicht damit aufhören ihr nachzutrauern. Sie sagt, sie liebt mich nicht mehr und wird es auch nie wieder tun. Ich habe keine Ahnung wie viel Wahrheit da dran ist...
25.05.2016 10:35 •
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