Hallo ihr Lieben,
vier Monate lese ich hier nun schon mit und das Forum und eure vielen Beiträge sind mir inzwischen eine große und wichtige Stütze geworden. Vielen Dank dafür! Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine mit seinem Liebeskummer ist. Heute möchte ich euch einmal meine Geschichte erzählen: Ich bin 34 Jahre alt, stehe mit beiden Beinen im Leben, bin erfolgreich in meinem Job, habe viele, sehr gute Freunde, eine super Familie und alles, was man sich eigentlich wünschen könnte. Nur das Thema Beziehung will und will bei mir einfach nicht klappen ...
Anfang September diesen Jahres ist wieder einmal eine Beziehung bei mir kaputt gegangen, was mir nun komplett den Boden unter den Füßen weggerissen hat. 2013 hatte ich schon einmal eine furchtbare Trennung von einem notorischen Fremdgeher zu verkraften, von der ich anfangs dachte, mich nie wieder erholen zu können. Mit viel Kraft und Energie habe ich mich damals aus diesem Tief gekämpft, was lange gedauert und mir Einiges abverlangt hat. Im August 2015 habe ich dann endlich - nach zahllosen Dates und kleineren, unbedeutenden Techtelmechteln - einen neuen Mann (36) kennengelernt, der mich erstmals wieder interessiert und der etwas in mir ausgelöst hat.
Als gebranntes Kind habe ich die Sache sehr langsam angehen lassen. Vieles ließ mich anfangs auch zweifeln. Er kam sehr frisch aus einer langjährigen Beziehung. Schon sechs Wochen nach seiner Trennung lernten wir uns kennen. Außerdem hat er in den ersten Gesprächen durchscheinen lassen, dass er früher ein ziemlicher Frauenheld und Schwerenöter gewesen ist. Alles Dinge, die ich nach der letzten Beziehung auf keinen Fall mehr wollte. Ich habe viel hinterfragt und ihn immer etwas auf Abstand gehalten. Er hat sich jedoch sehr um mich bemüht und meine Zweifel für mich damals glaubhaft ausgeräumt, sodass ich mich dann schließlich darauf eingelassen habe.
Da wir etwa 80 Kilometer voneinander entfernt wohnten und ich tagsüber und er nachts arbeitet, haben wir uns nur an den Wochenenden gesehen. Ich kam immer Freitagnachmittag zu ihm und blieb bis Montagmorgen. Nach einigen Monaten war ich mir sicher: Das ist es jetzt. Das ist die Belohnung für alles, was du bisher beziehungstechnisch mitmachen musstest. Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Beziehung zu einem Mann geborgen und richtig geliebt gefühlt. Wir hatten viel Spaß miteinander und er hat mir immer das Gefühl gegeben, das Wichtigste für ihn zu sein.
Nach etwa sieben Monaten hat er mich gefragt, ob ich zu ihm ziehe. Ich habe zugestimmt. Er meinte auch gleich, dass ich mir einen neuen Job in seiner Stadt suchen soll, was ich aber abgelehnt habe. Ich wollte mir erst einmal das Zusammenleben anschauen und dann den nächsten, jobtechnischen Schritt gehen. So habe ich meine Wohnung aufgegeben, bin zu ihm gezogen und ab da jeden Tag 150 km zur Arbeit gependelt. Die ersten zwei Monate war auch noch alles in bester Ordnung. Wir haben uns blendend verstanden, haben Zukunftspläne (Hausbau, Heirat, Kinder) geschmiedet, was hauptsächlich von ihm ausging. Dann hat sich sein Verhalten auf einmal verändert ...
Ich habe gespürt, dass irgendetwas nicht stimmt, konnte es aber nicht näher benennen. Nur meine innere Unruhe wuchs von Tag zu Tag. Im Nachhinein betrachtet hat er wohl zu diesem Zeitpunkt begonnen, sich von mir zurückzuziehen. Die liebevolle Nähe aus den Anfangsmonaten war auf einmal weg. Keine kleinen Aufmerksamkeiten mehr. Er hat wieder mit seinem Sport angefangen und war ab da viel mit seinen 20- bis 25-jährigen Teamkollegen zusammen. Er ließ mich oft allein zu Hause sitzen, während er sporttechnisch oder mit Freunden unterwegs war.
Damals dachte ich irgendwie noch, dass ich mir das Ganze einbilde. Ich dachte, dass wir vielleicht zu viel aufeinanderhocken, was eigentlich auch ein Blödsinn war. Durch seine Nachtschicht und mein Pendeln haben wir uns im Endeffekt nur 2 Stunden am Tag und eben am Wochenende gesehen. Ich habe versucht, mehr in der neuen Stadt Fuß zu fassen, mir einen Sportverein gesucht, mich viel mit meinen Freunden getroffen. Aber es hat alles nichts geholfen. Ich hatte den Eindruck, dass er mich öfter anlog. Auf Nachfragen stritt er alles ab, es sei alles in Ordnung. Ich hatte auch das Gefühl, eine andere Frau ist irgendwie im Spiel, konnte das aber nicht an Indizien festmachen und tat es dann als Paranoia aufgrund meiner bisherigen verkorksten Beziehungsgeschichte ab.
Eines abends hat er sich in die Arbeit verabschiedet. Gegen 23 Uhr kam eine Whatsapp, dass er nicht weiß, wie es mit uns weitergeht, und er mich wohl nicht mehr liebt. Meine schlimmsten Albträume haben sich damit bewahrheitet. Er wollte, dass ich warte, bis er morgens von der Arbeit heimkommt, und wir dann reden. Nach dieser Schocknachricht (und das auch noch so niederträchtig per Whatsapp und nicht persönlich) habe ich aber erst einmal das Nötigste gepackt und bin zu meinen Eltern gefahren. Das schockte ihn total. Er hätte nicht damit gerechnet, dass ich gleich so klare Verhältnisse schaffe. Es wirkte für mich so, als hätte er eher ein Verzweifeltes Betteln meinerseits erwartet. Er fragte mich dann auch, ob ich einen anderen habe, und ob ich ihn nicht vermisse. Total krank irgendwie ...
Eine Aussprache kam dann erst zwei Tage später. Aber gut. Viel zu besprechen gab es dann auch nicht mehr, wenn sich Gefühle verabschiedet haben. Er konnte mir auch keine wirkliche Erklärung liefern. Ich sei die perfekte Frau für ihn gewesen, aber die Gefühle sind weg. Vielleicht kommen wir in ein paar Jahren wieder zusammen (was ich nie wollen würde), aber im Moment fühlt er sich eingeengt.
Andererweits meinte er aber auch, ich hätte ihm mehr Vorschriften machen sollen. Aber ich war immer so toll zu ihm. Er hat das Gefühl, dass er mir nie zurückgeben kann, was ich ihm alles gebe. Er will mir die Chance geben, einen Mann kennenzulernen, der mir dasselbe gibt, wie ich ihm. Außerdem wollte er nicht, dass ich gleich ausziehe. Er wollte erst reden, aber ich habe durch mein nächtliches Verschwinden nach seiner Whatsapp-Nachricht alles kaputt gemacht. Ich meinte zu ihm: Dann rede halt jetzt. Das lehnte er aber ab. Jetzt sei alles zu spät. Ich konfrontierte ihn auch mit meiner Vermutung, dass eine andere Frau ihm Spiel ist. Das wies er aber weit von sich.
Für mich war damit alles gesagt. Ich bin sehr schnell bei ihm aus- und bei vorübergehend bei meinen Eltern eingezogen. Nach langem, langem Suchen habe ich auch wieder eine kleine bezahlbare Wohnung gefunden, in die ich ab Mitte Januar einziehen kann. Ich musste ihm noch sechs Wochen wegen Geld hinterherlaufen, dass er mir noch schuldete. Abgesehen davon habe ich nichts mehr von ihm gehört und ich habe mich auch nicht mehr bei ihm gemeldet.
Lange Rede, kurzer Sinn: Obwohl das Ganze nun schon vier Monate her ist, geht es mir immer noch beschissen. Je länger ich über die ganze Sache nachdenke, desto mehr komme ich zur Überzeugung, dass sich jetzt schon wieder mein gängiges Beziehungsmuster abgespielt hat. Ich habe mich wieder einmal in einen Frauenheld aus zerrütteten Familienverhältnissen verliebt, dessen Gefühle für mich wieder einmal nicht gereicht haben. Eine Freundin von mir hat es sehr treffend auf den Punkt gebracht: Du suchst dir immer so kranke Typen, weil du so viel Liebe zu vergeben hast. Die können damit aber nicht umgehen, weil sie es nie kennengelernt haben.
Mein Leben ist völlig aus der Bahn geraten. Ich bin total unglücklich. Ich denke, aufgrund seiner schlimmen familiären Vergangenheit ist er gar nicht so wirklich in der Lage, eine dauerhafte Beziehung zu führen. Aber auch an mir nagen starke Selbstzweifel und Schuldgefühle. Habe ich vielleicht auch die Beziehung kaputt gemacht, indem ich meine Wünsche zu wenig rigoros formuliert habe? Ich weiß es nicht. Kopfmäßig würde ich ihn nie zurückhaben wollen, aber das Herz leidet natürlich sehr und ich muss immer noch ständig an ihn denken. An Weihnachten hat er auch noch ein Bild von sich und seinere Neuen zusammen glücklich vor dem Weihnachtsbaum gepostet. Sie war wohl auch schon sechs Wochen nach mir da ...
Mein Selbstbewusstsein hat sehr gelitten. Ich war immer so stark und nichts konnte mich so leicht aus der Bahn werfen. Nun erkenne ich mich zum Teil selbst nicht wieder. Ich versuche mich abzulenken mit viel Sport und Treffen mit Freunden. Aber die Traurigkeit geht trotzdem nicht weg. Meine Freunde haben alle Familie gegründet oder sind gerade dabei, und ich bin wieder allein und fange komplett bei Null an ... Ich will endlich loslassen, schaffe es aber irgendwie nicht. Ich weiß noch, wie schrecklich meine letzte Trennung war. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass ich nun schon wieder diesen Weg gehen muss. Ich hatte mich damals zwar wieder gefangen, aber so richtig vollends glücklich war ich erst wieder, als ich dann meinen Ex kennenlernte.
Ich habe ich irgendwie Angst, nie den Richtigen zu finden. Ich verliebe mich sehr schwer und war auch die meiste Zeit meines Lebens Single. Angebote gibt es zwar schon und ich habe mich seit der Trennung auch schon mit einigen Männern getroffen, aber es geht einfach noch nicht. Ich bin zu verletzt. Und ich habe überhaupt keine Lust auf das alles, was jetzt auf mich zukommt. Mein Leben ist immer noch ein Schwerbenhaufen, wohingegen er mit seiner neuen in unserer Wohnung sitzt, die ich noch weitestgehend mit ihm eingerichtet habe. Ich habe eine solche Wut auf ihn. Klar, ich habe die Entscheidungen selbst getroffen, aber wie kann man so mit jemandem spielen, wenn man sich seiner Gefühle nicht absolut sicher ist? Ich verstehe es nicht, aber vielleicht bin ich da einfach anders.
Sorry für den langen Text. Es fällt schwer, eine so lange Geschichte auf einige wenige Sätze herunterzubrechen und auf alles konnte ich gar nicht eingehen. Ich weiß auch gar nicht so genau, was ich mir von euch erwarte. Ich wollte mir einfach alles von der Seele schreiben. Vielleicht habt ihr ähnliches erlebt oder gute Tipps für mich. Vielleicht erkennt ihr in meinen Schilderungen etwas, für das ich betriebsblind bin. Keine Ahnung. Ich danke euch schon mal!
07.01.2017 14:31 •
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