Liebes Forum,
vor etwas mehr als sechs Wochen hat mich nach knapp anderthalb Jahren Beziehung meine Freundin verlassen. Wir haben zuvor ca. fünf Monate in meiner Wohnung gemeinsam gelebt, ehe sie zum Arbeiten in eine andere Stadt (ca. 180 km entfernt) gegangen ist. Aus einer wirklich sehr intensiven Beziehung, in der wir beinahe jede freie Minute miteinander verbracht haben, wurde plötzlich eine Fernbeziehung. Da ich kurz vor meinem Staats.amen stehe (im September ist es soweit) und ich dementsprechend viel lernen muss und daher beschäftigt bin, war eine Fernbeziehung für mich akzeptabel. Ich habe versucht, unter der Woche möglichst viel meine eigenen Dinge zu erledigen und mir das Wochenende noch etwas freier als zuvor zu halten. Das hat ein für ein paar Wochen auch ganz gut geklappt. Ich habe meiner Ex dann noch bei ihrem Umzug geholfen. Als dann Mitte Mai alles in trockenen Tüchern war - sie hatte bereits einige Arbeitskollegen kennengelernt, mit denen sie auch außerhalb der Arbeit etwas machen konnte, fühlte sich immer wohler im Job etc. - meinte sie, dass sie von nun an immer mal ein paar Wochenenden in der neuen Stadt verbringen möchte, um sich dort einzuleben. Als ich ihr dann anbot, an den Wochenenden vorbeizukommen, zögerte sie in meinen Augen immer etwas nach dem Motto mal schauen. Auch die Telefonate wurden plötzlich immer weniger und sie rief mich allenfalls mal auf dem Weg zum Einkaufen kurz an und sagte mir, dass sie von nun an nur noch jeden zweiten Tag mit mir sprechen könnte, weil sie so gestresst von der Arbeit sei. Zur Info: sie hat maximal von 8-18 Uhr, häufig auch nur bis 16:30 oder 17 Uhr gearbeitet und wohnte fußläufig eine Minute von ihrer Arbeitsstelle entfernt, hatte also abends in meinen Augen einige Stunden für sich. Mir ist durchaus bewusst, dass man auch mal etwas Zeit für sich benötigt. Dennoch fand ich es merkwürdig, dass sie nicht mehr mit mir telefonieren wollte. Ich hätte vielmehr erwartet, dass sie mich eigentlich vermissen würde und sich nach den Telefonaten und etwaigen Besuchen von mir in der neuen Stadt sehnen würde. Anscheinend war ich aber plötzlich eine Last für sie, ohne dass ich das Gefühl hatte, mich aufzudrängen. Ich sprach meine Bedürfnisse und Sorgen am Telefon an und sie reagierte darauf mit einem Schwall an Vorwürfen, der sich in den letzten anderthalb Jahren angestaut hatte. Ich war erst einmal perplex, weil ich das so nicht erwartet hatte und viele Dinge in meinen Augen sich längst erledigt hatten. Es ist nie etwas a la Fremdgehen oder Ähnliches passiert und ich hatte den Eindruck, sie sucht sich irgendwelche mehr oder weniger haltlosen Gründe, um mich schlechtzureden. Auf das Gespräch hin wollte sie ein Wochenende alleine in der neuen Stadt verbringen. Ein paar Wochen später bin ich dann, weil mir vom vielen Lernen die Decke regelrecht auf den Kopf fiel, zu meinen Eltern gefahren. Meine Ex meldete sich – das hat sie häufiger gemacht, wenn sie wegen irgendwas sauer war – mal wieder tagelang nicht. Meistens habe ich dann den Kontakt aufgenommen und sie gefragt, was denn eigentlich los sei. Diesmal hatte ich aber genug von diesem „Spielchen“ und habe erst mal nicht reagiert.
Nach ein paar Tagen kam dann eine SMS: „Ruf mich bitte an, ich bin zu Hause“. Per Telefon sagte sie mir, dass das Leben „so schwer“ sei und sie keine Zukunft mehr sehe und hat kurzerhand Schluss gemacht und mir nur noch erzählt, dass sie am Wochenende auch gleich ihre Sachen aus meiner Wohnung räumen würde.
So kurz vor dem Examen war das ein wirklich harter Schlag für mich. Vier Tage vor der Trennung hat sie mit mir noch einen gemeinsamen Urlaub geplant, übers besagte Wochenende, an dem ich heim gefahren bin, hatte sie Besuch von ihren besten Freundinnen und hat sich dann von mir getrennt. Ich möchte nicht verhehlen, dass wir durchaus immer wieder mal Konfliktpunkte hatten, ganz klar. Aber wir befanden uns auch beide in einer schwierigen Phase am Ende der Studiums und kurz vor dem Berufseinstieg und auch familiäre Probleme ihrerseits kamen hinzu, wo ich sie selbstverständlich unterstützt habe.
Ich finde es sehr schade, dass das per Telefon und nicht persönlich geschehen musste und ich hätte gerne Gründe für die Trennung erfahren, um damit besser abschließen zu können. Ich habe daher immer wieder dummerweise Kontakt zu ihr aufgenommen, da ich mich auf nichts mehr konzentrieren konnte. Ich spürte nur noch Leere in mir und konnte an nichts anderes als an sie denken. Sicherlich habe ich sie damit bedrängt und hätte den Kontakt direkt abbrechen sollen, aber in dem Moment konnte ich nicht anders. Ich bin schon einmal durch das Examen geflogen und wollte jetzt alles besser machen. Und dann – zwei Monate davor – falle ich in ein tiefes Loch und muss mich irgendwie daraus befreien. Ich hatte sogar Selbstmordgedanken und ein guter Freund hat daraufhin ihr per E-Mail etwas Angst eingejagt, indem er vorgab, eine Affäre von ihr zu sein, die sie besuchen kommen wolle und vor der sie Angst hatte, weil sie sich damals etwas komisch verhalten hatte. Er wollte damit allein bezwecken, dass sie zu mir zurückkommt, sich wenigstens noch einmal bei mir meldet. Natürlich war das Gegenteil der Fall: sie hat es bald herausgefunden und wollte sogar die Polizei einschalten. Letztlich waren es „nur“ ein paar Mails und es ist nichts weiter vorgefallen. Natürlich geht das Ganze aber letztlich auf meine Kappe. Ich habe sie daraufhin noch einmal angerufen, mich für alles entschuldigt und sie gebeten, mir den Grund für die Trennung zu nennen (das war ca. einen Monat nach der Trennung). Sie meinte nur, dass ich sie ja aus ihrer neuen Stadt „rausekeln“ wolle und wie schlimm ich doch sei. Sie wolle keinerlei Kontakt mehr zu mir und über die Gründe hätten wir ausführlich gesprochen (das Leben wurde so schwer, keine Zukunft). Außerdem würde sie sich auch trennen, wenn sie eine Person noch liebt, aber keine rationalen Gründe mehr sieht, die Beziehung weiterzuführen. So habe sie das schon mit ihrem Ex-Freund gemacht.
Ich habe nach der Trennung einen riesigen Fehler gemacht, indem ich meinen Freund nicht aufgehalten habe und sie anfangs versucht habe, zu kontaktieren. Völlig klar. Aber ich finde auch sie hat sich nicht ganz korrekt verhalten, indem sie im für sie günstigsten Zeitpunkt und für mich denkbar schlechtesten Zeitpunkt es einfach schnell per Telefon beendet hat und mich somit vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Eine Chance, die Dinge in Ruhe zu verarbeiten, hat sie mir nicht gegeben.
Mittlerweile schlafe ich wieder besser. Ein Monat ging leider für Trauer und Grübelei drauf. Jetzt habe ich noch gute drei Wochen bis zum Examen. Ich träume aber noch häufig von ihr und denke an sie, versuche aber natürlich, diese Gedanken auszublenden, weil sie momentan zu nichts führen. Vielmehr müsste ich mich auf die riesige Prüfung konzentrieren, aber das fällt mir oftmals wahnsinnig schwer. Ich habe diese Frau wie noch keine andere geliebt und umso schwerer fällt es mir, loszulassen. Ich habe momentan einfach nicht die Kraft dafür, allein aus mir neue Kraft zu schöpfen. Der Zeitpunkt ist wie gesagt für mich denkbar ungünstig. Ich verabrede mich fast jeden Abend mit Freunden, mache Sport und versuche, es mir nach dem Lernen so gut wie möglich gehen zu lassen. Das hilft mir auch gut, aber allzu häufig machen mir die Gedanken an sie einen Strich durch die Rechnung.
Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps oder Gedanken, wie ich in dieser schwierigen Zeit darüber hinweg kommen kann? Vielen Dank!
05.08.2016 10:21 •
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