Alles ist noch relativ frisch. Vor sieben Wochen hat sich meine Lebensgefährtin nach knapp sieben Jahren von mir getrennt. Ich muss zugeben, dass ich durchaus Verständnis dafür habe, denn ich habe über lange Zeit einen ziemlichen Bock geschossen, ihr Vertrauen missbraucht und sie belogen. Zwar habe ich sie niemals betrogen, aber ihr Selbstvertrauen geht nach alldem gegen Null.
Nun wohnen wir seit viereinhalb Jahren zusammen in einer Wohnung in ihrem Elternhaus. Ich hatte Anfangs große Bedenken, meine eigene Wohnung aufzugeben und ausgerechnet in ihr Elternhaus zu ziehen, da ich genau vor dieser Situation, wie sie nun eingetreten ist große Angst hatte. Zwar läuft der Mietvertrag auf meinen Namen, aber sie zahlt die Miete. Da ich vor zwei Jahren einen Burnout hatte, arbeite ich seitdem nur noch in Teilzeit, kümmere mich dafür um den Haushalt und um unseren gemeinsamen Hund. Doch genau hier liegt auch ein großes Problem. Aufgrund meines recht geringen Einkommens ist es mir nicht möglich, mir eine eigene Wohnung zu suchen. Zwar habe ich meinen Chef bereits gefragt, ob es denn möglich sei, aus meiner Stelle wieder eine Vollzeitstelle zu machen, und er hat mir auch zugesichert, sich dafür einzusetzen, doch zusagen kann er mir dies zum momentanen Zeitpunkt leider nicht. Deswegen wohnen wir zur Zeit noch immer gemeinsam in einer Wohnung und können uns daher natürlich nur schwerlich aus dem Wege gehen. Zudem ist da ja auch noch unser Hund, wegen dem wir uns absprechen müssen. Er ist noch recht jung und braucht daher viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung.
Anfangs haben wir trotz der Trennung noch Dinge gemeinsam unternommen, sind zusammen mit Freunden ins Kino gegangen, waren zusammen mit unserem Hund spazieren. Wir haben geredet, viel zusammen geweint, uns immer wieder in den Arm genommen. Doch je länger diese Situation anhält, desto mehr distanziert sie sich von mir. Sie lässt mich auch an den Wochenenden mit all der Hausarbeit alleine, fährt dann Motorrad oder geht ins Schwimmbad. Auch spricht sie sich nicht mehr mit mir ab, wenn es um unseren Hund geht, lässt ihn auch schon mal krank alleine zuhause ohne mir Bescheid zu sagen, wenn ich bei einem Freund bin. Letzte Nacht hat sie dann ohne ein Wort zu sagen ihre Bettsachen genommen und hat im Gästezimmer geschlafen.
Anfangs habe ich noch um sie gekämpft. Habe ihr Briefe geschrieben, Blumen gekauft, Musik auf USB-Sticks gezogen - all diese Dinge eben, welche man tut, wenn man jemanden liebt und um ihn kämpft. Sie hat sich immer darüber gefreut, doch dies lies mehr und mehr nach. Inzwischen habe ich dies etwas zurückgefahren, da ich sie nicht bedrängen möchte und ihr auch kein schlechtes Gewissen machen will. Zwischenzeitlich bemerkt sie aber nicht mal mehr, dass ich die wenigen Aufgaben, welche sie bislang im Haushalt hatte ebenfalls noch übernehme.
In absehbarer Zeit kommt da noch etwas Weiteres auf mich zu. Meine Großeltern, deren Haus ich erben werde, möchten ins betreute Wohnen. Hierzu werde ich monatlich 400 Euro zuschießen müssen. Es war alles bereits geplant, dass wir dieses Haus gemeinsam renovieren und nach der Renovierung dann gemeinsam dort einziehen. Ich hätte sie sogar mit ins Grundbuch eintragen lassen, damit sie etwas Sicherheit hat. Doch nun will sie von all dem natürlich nichts mehr wissen. Alleine werde ich dieses Haus unter den gegebenen Umständen aber nur schwer halten können, da mein Verdienst, auch wenn ich wieder in Vollzeit arbeite, kaum ausreichen wird. Dazu kommt, dass ich meiner Mutter noch immer nicht den Stand der Dinge gesagt habe. Für sie war meine Lebensgefährtin immer wie eine Tochter und ich weiß, dass es ihr das Herz brechen wird, wenn sie erfährt, dass wir getrennt sind.
All dies zehrt mich derart auf, dass ich im Moment nicht mehr ein und aus weiß und sicher nicht immer rational handele. Dennoch versuche ich, ihr die Zeit zu lassen, die sie sich selbst erbeten hat. Sie ist beruflich zur Zeit oft im Ausland und auch in der kommenden Woche wieder nicht zuhause. Einerseits denke ich mir, die räumliche Trennung tut uns beiden gut, andererseits habe ich in den letzten Wochen halt auch bemerkt, dass sie sich umso weiter von mir entfernt, je öfter wir voneinander getrennt sind.
Was ich einfach nicht verstehen kann ist, dass wir uns Anfangs noch viel näher waren, sie sich aber trotzdem ich absolut ehrlich zu ihr bin und um sie gekämpft habe, immer weiter abgekapselt und zurückgezogen hat. Ich weiß, dass eine räumliche Trennung sicherlich das Beste wäre, doch dies ist leider aufgrund der beschriebenen Situation zur Zeit leider nicht möglich.
19.04.2016 08:43 •
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