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Trennung in der Therapie

R
Da sitze ich nun, letztes Wochenende war unser 11. Hochzeitstag und wir sind 14 Jahre durch dick und dünn gegangen. Und nur wenige Tage nach diesem Tag hat mein Mann mir mitgeteilt das er sich von mir trennt. Für mich aus heiterem Himmel, er sagte ja nich kurz vorher dass er mich liebt und wir wieder richtig durchstarten wenn er aus der Klinik entlassen wird. Schon seit 10 Wochen sehen wir uns nur noch an den Wochenenden weil er wegen Depressionen stationär behandelt wird, jedes Wochenende bin ich hin gefahren und war für ihn da. Und nun plötzlich ist alles vorbei, er kommt nach der Klinik nicht mehr zurück. Sucht eine eigene Wohnung, wirft alles weg was wir 14 Jahre lang aufgebaut haben. Ich Zittere, ich heule, kann nichts Essen, stehe unter Schock. Würde so gerne mit ihm sprechen aber es gibt ein Kontaktverbot, der Heilungsprozess soll nicht gefährdet werden. Neue Therapeutin und plötzlich liegt die perfekte Therapie für seine Depression in der Trennung? Ich verstehe die Welt nicht mehr, als wäre plötzlich alles zum Stillstand gekommen. Bin wie eingefroren in allem, kann die einfachsten Dinge nicht mehr erledigen. Und habe Angst, Angst vor dem was kommt. Ich will nicht hier sitzen und gemeinsam unseren Haushalt auseinander sortieren, die gemeinsamen Erinnerungen. Will nicht alles in Kisten packen. Weihnachten allein feiern. Ich fühle mich so unglaublich leer.

13.10.2020 08:55 • x 7 #1


S
Was ist der Grund seiner Depression? Wie lange hat er die schon? Hat er dort jemanden gefunden?

13.10.2020 09:09 • #2


A


Trennung in der Therapie

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G
Das passiert leider nicht so selten, bei längeren stationären Therapien. Habe ich selbst bei einigen Patienten erlebt. Oft ist auch eine andere Person der Grund aber nicht immer

13.10.2020 09:18 • x 1 #3


R
Die letzten 7 Jahre hieß es immer Depression und Borderline- Störung, jetzt hat er in der Klinik eine neue Therapeutin die von Borderline keine Spur sehen will ( ich kenne ihn seit 14 Jahren und weiß das er die Erkrankung hat, seine bisherigen Therapeuten können das auch bestätigen) und meint das er nur depressiv sei weil er in der Ehe unglücklich ist. Gefunden hat er dort laut seiner Aussage keine andere....

13.10.2020 09:19 • x 3 #4


R
Zitat von Gise:
Das passiert leider nicht so selten, bei längeren stationären Therapien. Habe ich selbst bei einigen Patienten erlebt. Oft ist auch eine andere Person der Grund aber nicht immer

Es hieß von Anfang an innerhalb des stationären Aufenthaltes werden keine Lebensverändernden Entscheidungen wie Trennung, Ortswechsel, Jobwechsel oder ähnliches getroffen - und dann kommt so was.

13.10.2020 09:23 • x 4 #5


S
Das habe ich schon sehr oft gehört.

13.10.2020 09:27 • x 1 #6


J
Jaja ... und wieder die bösen Therapeuten/innen.

13.10.2020 09:56 • x 2 #7


S
Zitat von jaqen_h_ghar:
Jaja ... und wieder die bösen Therapeuten/innen.


Davon hat niemand gesprochen. Fakt ist doch , das man diese Geschichten immer wieder hört.

13.10.2020 10:08 • x 6 #8


Kummerkasten007
Zitat von jaqen_h_ghar:
Jaja ... und wieder die bösen Therapeuten/innen.


Also, wenn diese Aussage tatsächlich von einer Therapeutin in einer Klinik kommt, halte ich diese für äußerst bedenklich:

Zitat von Rheinfee:
das er nur depressiv sei weil er in der Ehe unglücklich ist


Kann natürlich auch sein, dass er das nur behauptet, dass die Therapeutin das gesagt hätte.

@Rheinfee
Wurdest Du in die Therapie mit einbezogen?

13.10.2020 10:26 • x 1 #9


F
Hörte ich auch schon von. Evtl. zielt die Therapie darauf ab, sein Selbstbewusstsein/wert zu stärken und ihm wird impliziert (ob zu Recht oder Unrecht sei dahin gestellt), mehr auf sich selber zu achten und sich an die 1. Stelle zu setzen.

Ohne Wertung, nur ein Gedanke.

13.10.2020 10:34 • x 4 #10


H
Liebe Rheinfee,

Fühl dich erst einmal ganz fest umarmt. Natürlich überwiegt gerade der Schmerz auf eine furchtbare Art und Weise, die einem den Atem raubt und nicht schlafen lässt. Von dem Fassen eines klaren Gedankens kann derzeit kaum die Rede sein.

Mir ist während des Lesens deines Beitrags aufgefallen, dass du sehr bei deinem Mann bist und sehr wenig bei dir. Es erscheint mir so, als hättest du dein gesamtes Leben nach ihm ausgerichtet, was sich unter Anderem in deiner enormen Aufopferungsbereitschaft widerspiegelt. Bitte verstehe mich an dieser Stelle nicht falsch: Es ehrt dich unermesslich, dass du deinen Mann bis jetzt auf diesem sehr schwierigen Weg begleitet und unterstützt hast. Jedoch würde ich dich darum bitten, deine Hand mal auf dein Herz zu legen und darüber nachzudenken, wann du das letzte Mal etwas Positives für dich herausziehen konntest. Vielleicht ging es am Anfang noch um die Beziehung, aber mit einem fortwährenden und schleichenden Prozess nur noch um ihn und seine Päckchen, die er mit sich trägt...

Du sagtest, dass mehrere Therapeuten deinem Mann eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert haben. Ich persönlich bin keine Befürworterin davon, Menschen in Schubladen zu packen, in denen man ihnen eine Diagnose aufdrückt. Aber es gibt einen Ansatz. Und in diesem Ansatz befindet sich die Quintessenz, dass dein Mann generell Schwierigkeiten hat, mit Gefühlen umzugehen, diese einzuordnen, aber auch vor Allem diese zu regulieren, was eben oftmals zu unverständlichen und plötzlichen Handlungen seinerseits führt.

Zu der Therapie vor Ort: Bitte bedenke, dass sie nur seine Erzählungen kennt. Nicht deine. Das Thema Selbst- und Fremdwahrnehmung ist nicht umsonst unermesslich wichtig in Partnerschaften, eigentlich in allen zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich kann mir vorstellen, dass es gerade im Moment etwas erleichternd wäre einer Person ein Stück dieser Last, in Form von Schuld, aufzubürden. Aber schlussendlich macht diese Therapeutin nur ihren Job. Ob gut oder schlecht sei mal dahingestellt und kann von Außen auch gar nicht wirklich bewertet werden.

Nun zu dem Wichtigen: Dir selbst.
Dein Mann hat die Trennung von dir ausgesprochen. Das ist erst einmal ein Fakt. Auch, wenn es schwierig ist: Versuche diesen erst einmal anzunehmen. Ich würde dir anraten, dass gemeinsame Haus erst einmal zu verlassen und falls möglich woanders unterzukommen. Ich würde definitiv nicht anfangen, seine Kisten für ihn zu packen. Wenn er einen klaren, neuen Lebensabschnitt möchte, dann soll er diesen auch selbst einläuten und dazu gehört in diesem Fall etwas mehr als nur eine Trennung zu verkünden.

Und: Es gehört auch nicht mehr in deinen Aufgabenbereich. Mit dem Ausspruch der Trennung bis du deinem Mann zu nichts mehr verpflichtet. Er ist nun in vollkommener Eigenverantwortung für sein Tun und Handeln und dementsprechend kann er auch schauen, wie er am Wochenende nach Hause kommt und wie er seine Kisten zusammengepackt bekommt.

Bitte nutze die nächste Zeit für dich. Schau auf dich. Was tut dir gut, unabhängig von ihm und der vergangenen Beziehung zwischen euch? Ich wünsche mir, dass du die Erkenntnis erlangst, dass er dir schon lange nicht mehr gut tat.

Selbstverständlich gibt es Höhen und Tiefen in einer Beziehung, die mit Diskussionen, Streitigkeiten und auch mit Tränen einhergehen können, aber wenn man anfängt sich selbst aufzugeben, damit der Partner leben kann, dann sollte man bewusst für sich eine Grenze ziehen und gehen.

Dass du eine starke Person bist hast du schon bewiesen, in dem du so lange bei ihm geblieben bist. Jetzt habe diese Stärke bitte auch für dich selbst.

Liebe Grüße.

13.10.2020 10:44 • x 7 #11


A
Zitat von Rheinfee:
jetzt hat er in der Klinik eine neue Therapeutin die von Borderline keine Spur sehen will ( ich kenne ihn seit 14 Jahren und weiß das er die Erkrankung hat


Ist es das was die Therapeutin zu dir sagt, oder ist es das was er dir erzählt?

Ich habe irgendwie so ein Gefühl, nur ein Einwurf...

Ich lese deinen Mann gar nicht als Ehemann auf Augenhöhe, sondern als chronisch kranken , der Dir irgendwie untersteht.
Der mit Dir zusammen bleiben muss, weil du (vollkommen verständlich) ihn schon jahrelang begleitest damit.

Ich lese aus deiner Schilderung weniger einen Mann(!) mit Erkrankung , sondern einen Patient , der auch immer wieder versichern muss bei dir zu bleiben und das auch irgendwo für Dich , zusätzlich zu seiner gesundheitlichen Verbesserung, eine entscheidende Rolle einnimmt .

Geht es ihm gut und ist mit dir zusammen, ist es für Dich optimal.
Aber ist es das für Ihn?

Alles wäre nachvollziehbar, dass die Sicht sich aufeinander komplett und unbewusst verschiebt.

Was wäre , wenn er sich am Ende gut fühlt, aber nicht mehr mit dir zusammen ist.
Wer hat schuld?
Gibt es die?

13.10.2020 10:44 • x 3 #12


J
Zitat von Sliderman:
Davon hat niemand gesprochen. Fakt ist doch , das man diese Geschichten immer wieder hört.

Nein, offen sagt das niemand, aber es ist oft genug die Implikation.

Zitat von Kummerkasten007:
Also, wenn diese Aussage tatsächlich von einer Therapeutin in einer Klinik kommt, halte ich diese für äußerst bedenklich:

Ich auch.

Zitat von Kummerkasten007:
Kann natürlich auch sein, dass er das nur behauptet, dass die Therapeutin das gesagt hätte.

Auch meiner Erfahrung nach die häufigste Variante, um sich moralisch gegenüber der anderen Seite reinzuwaschen.
Wenn das ja schon ein/e Therapeut/in sagt ... dann kann es nicht grundverkehrt sein.

Ein paar Insider-Infos:
Insbesondere bei Depressionsdiagnosen geht es in der Therapie sehr häufig um zugrundeliegende dysfunktionale Grundüberzeugungen. Aufgabe der Therapeuten ist es, diese erst eimmal bewusst zu machen. Wenn nun jemand auf diesem Weg zu der Erkenntnis gelangt, dass er seine eigenen Bedürfnisse zu lange hintenangestellt hat und sich dies auch in seiner Beziehung geäußert hat, kann das natürlich zu der Einsicht führen, in der Beziehung was ändern zu müssen oder sich im schlimmsten Fall zu trennen. Aufgrund der besonderen Situation von Patientin vorallem in der stationären Reha wird deshalb immer von solchen Schritten kurzfristig abgeraten.

Zitat von Rheinfee:
Die letzten 7 Jahre hieß es immer Depression und Borderline- Störung, jetzt hat er in der Klinik eine neue Therapeutin die von Borderline keine Spur sehen will

Widerspricht meiner eigenen Erfahrung: Männliche BL (die meistens im Bereich des impulsiven Typs liegen) finden sich signifikant häufiger im Gefängnis als in Therapie.

13.10.2020 10:45 • x 2 #13


R
Danke für die vielen Rückmeldungen. Ich gebe der Therapeutin keine Schuld auch wenn ich das Verhalten während des einzigen gemeinsamen Gesprächs im kompletten Behandlungszeitraum mehr als unglücklich empfunden habe. Ich bin mir nur nicht sicher ob der Therapieansatz der richtige war weil die Einweisung in die Klinik ja einen anderen Schwerpunkt hatte. Nein, ich wollte meinen Mann nicht an mich binden oder ketten. Natürlich liebt man sich und denkt das es von beiden Seiten kommt und man sich unterstützt wo man kann. Er war mir keinesfalls untergestellt . Ich will weder auf die Therapeutin schimpfen noch auf die Klinik oder meinen Mann. Ich habe hier geschrieben weil mir die Tränen laufen und ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann

13.10.2020 11:48 • x 5 #14


R
Zitat von Kummerkasten007:

Also, wenn diese Aussage tatsächlich von einer Therapeutin in einer Klinik kommt, halte ich diese für äußerst bedenklich:



Kann natürlich auch sein, dass er das nur behauptet, dass die Therapeutin das gesagt hätte.

@Rheinfee
Wurdest Du in die Therapie mit einbezogen?

Nein, ich wurde komplett außen vorgelassen. Es hieß eigentlich das wir gemeinsame Therapeutentermien haben und ich auch als Angehöriger Gesprächsangebote dort bekomme, das wurde aber alles nicht gemacht. Es gab in den ganzen 10 Wochen nur jetzt das eine Gespräch in welchem mir die Trennung mitgeteilt wurde.

13.10.2020 11:51 • x 2 #15


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