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Trennung - Erkenntnisse - Resignation

C
Hallo Forum,

ich war vor ein paar Jahren schonmal hier (wie so manch anderer).
Irgendwie ist es erschreckend (für mich, reflektierend),
dass ich immer wieder in die gleichen Muster verfalle
(bindungsängstliche Tendenzen) und demnach auch nach meinem Muster
die immergleiche Art Personen anziehe.

Das lässt mich jetzt nach der letzten Erfahrung sehr sehr müde,
vor allem aber auch resigniert zurück. Trotz Therapeuten, der aber irgendwie nicht
richtig auf meine Punkte eingeht und ich garnicht mehr weiß, wo ich noch den Hebel ansetzen soll
und was überhaupt noch richtig ist in meiner Kommunikation, meiner Art und meinem eigenem Dasein.
Mir fällt es mittlerweile nach allem, was so passiert und gescheitert ist,
schwer mich selbst anzunehmen. Vertrauen verloren in mich
und auch in andere. Wie baut man sowas wieder auf?

Und wie so oft zuvor gehe ich aus einer Beziehung heraus
und habe das fast restlos absolute Gefühl, dass es (mal wieder) an mir lag,
dass es nicht funktionierte.
Meint ihr es gibt einfach Menschen, die für eine Beziehung nicht gemacht sind?
Die sich daraus einfach wenig ziehen können?
Wieso diese unterbewusste Rebellion immer wieder.
Diese Ängste. Vor was? Was sind das für innerliche Strömungen und Tendenzen,
die einen so agieren lassen.
Bin wirklich schwer am grübeln und auch das ist kein gesunder Kreislauf.

Wollte jetzt auch nicht den Main hier mit einem ewigen Jammer-Text zuspamen.
Danke fürs Lesen. Aber es tut auch mal gut, es rauszulassen.

01.07.2024 10:04 • x 4 #1


Notperfect
Hey. Dann erstmal willkommen zurück.

Konkret auf deine Frage, ich glaube, dass es Menschen gibt, die große Schwierigkeiten mit Verbindungen und Urvertrauen haben...daraus folgt vielleicht eine generelle Beziehungsstörung oder Bindungsstörung. Ganz oft sind Ursachen in der Kindheit zu suchen und zu finden, geht also eher in die Tiefenpsychologie. Neue Erfahrungen innerhalb von Beziehungen tun dann ihr übrigens. Aber Schuld alleine, wenn es nicht klappt, bist du sicher nicht. Du findest offenbar einen bestimmten Typ ganz gut und dann prallen viele gesammelte Trigger aufeinander und das Muster nimmt seinen Lauf.

01.07.2024 10:50 • x 2 #2


A


Trennung - Erkenntnisse - Resignation

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C
Danke @Notperfect
Und wie durchbricht man Muster?
Ich frage mich einfach, mittlerweile 43, wie das alles noch so weitergehen soll.
Ich kommuniziere da viel. Vielleicht auch oft falsch oder immer noch nicht genug,
aber ich gehe da offen mit um. Ich stelle nichts an, wenn ich für mich bin,
bzw. in den Rückzug gehe. Ich kündige das an, sage was ich mache
und ziehe auch Kraft aus mir selbst.
Aber ich brauche auch diese Momente. Vielleicht weil ich mich erholen muss,
von Zwischenmenschlichkeit. Meine das ja garnicht böse.
Aber was mich oftmals so mitnimmt, dass das oft so brutal missverstanden wird.
Trotz Ehrlichkeit. Und wieso ich ausgerechnet die Bindungstypen anziehe,
die sich sehr viel ihres Selbstwertgefühls aus der Beziehung + Zweisamkeit ziehen.

01.07.2024 10:59 • #3


c_minor
Zitat von Chandos:
Trotz Therapeuten, der aber irgendwie nicht
richtig auf meine Punkte eingeht

Wie viele Stunden hattest du denn schon?
Was genau wären denn deine Punkte?
Um was geht es stattdessen und warum hilft dir das nicht?

Zitat von Chandos:
Und wie durchbricht man Muster?

In dem du dir zunächst mal der Ängste und Befürchtungen bewusst wirst, die dich immer wieder in diese Kontaktpausen und in das Bedürfnis nach Zeit nur für dich bringen. Die Ursachen liegen tatsächlich meistens schon sehr weit zurück in der Kindheit.

01.07.2024 11:02 • x 1 #4


FrauDrachin
@Chandos oh je, das klingt wirklich traurig un resigniert, ich lass dir mal ne Umarmung da.

Vielleicht magst du etwas genauer beschreiben, was da genau passiert bei dir?

Wenn deine Angabe stimmt, bin ich ja in einem ähnlichen Alter wie du...
Ich finde, wir sind auch strukturell in so einem dazwischen. In unseter Generation zeigt sich gnadenlos, dass Beziehungen oft nicht halten, aber wir haben noch nicht das Werkzeug und das Gespür, um Alternativen zu finden oder auch nur auseinanderzuklauben was unsere eigenen Erwartungen und Wünsche sind, und was das macht man halt so ist.
Ich beobachte bei der nächsten Generation, dass die da schon etwas freier sind.

Also, ich denke, einiges könnte auch struktureller Natur sein.

01.07.2024 11:06 • x 3 #5


C
Zitat von c_minor:
Wie viele Stunden hattest du denn schon? Was genau wären denn deine Punkte? Um was geht es stattdessen und warum hilft dir das nicht? In dem du dir zunächst mal der Ängste und Befürchtungen bewusst wirst, die dich immer wieder in diese Kontaktpausen und in das Bedürfnis nach Zeit nur für dich bringen. Die ...


Seit Beginn diesen Jahres. So ungefähr alle 2 Wochen. Also noch nicht wirklich viele.

Mir fällt es irgendwie schwer mich abzugrenzen - vor der Gefühlswelt anderer. Auch den negativen Stimmungen. Es macht einfach was mit mir. Entweder bin ich überfürsorglich und da oder ich schütze mich gefühlt radikal. Da ist bei mir ebenso keine Konstanz vorhanden, weil mir irgendwie das Handwerkszeug fehlt, so mein Eindruck. Denke aus dem sich radikalen schützen entspringt dann auch der Rückzug. Ich komme mit mir gut klar, aber habe auch das Bedürfnis mir wieder zu begegnen und mich fast zu erholen. Das alles liegt wohl wirklich daran, dass ich mich in der Kindheit schon nicht gut abkoppeln konnte, von allem, bzw. falsch in Verbindung brachte, dass man sich Liebe verdienen müsste. Und das dann auch nur, wenn man genau auf die Stimmungen achtet und sich überanpasst (Stimmung der Eltern).

Und in der derzeitigen Therapie geht es irgendwie schon um meine Stimmung, aber der Therapeut sieht meine letzte Beziehung als erledigt an, will sich damit nicht aufhalten. Es war lange Thema, dass ich meinen Job kündige (weil ich mich auch hier bei meinem Vorgesetzten überangepasst hatte und immer frustrierter wurde). Die Kündigung erfolgt auch jetzt zum Ende des Jahres. Der Punkt ist jetzt schonmal geschafft. Ansonsten geht es mit meinem Therapeuten eher so allgemein um mein Leben, meine Sozialkontakte. Das Thema Beziehung (nahe Beziehung) und wie ich mich da verhalte und warum, wird höchstens trotz Anstoss meinerseits, nur gestreift. Ist für mich aber ein wesentliches Thema.

01.07.2024 11:12 • #6


c_minor
Zitat von Chandos:
dass ich mich in der Kindheit schon nicht gut abkoppeln konnte, von allem, bzw. falsch in Verbindung brachte, dass man sich Liebe verdienen müsste. Und das dann auch nur, wenn man genau auf die Stimmungen achtet und sich überanpasst (Stimmung der Eltern).

Das ist der spannende Teil und ich denke, du bist dem richtigen Mechanismus auf der Spur:
Hinter der Einstellung, dass man sich Liebe verdienen muss, steckt oft eine tiefe Unsicherheit, die es einem unmöglich macht, zu realisieren, dass man auch einfach dafür geliebt werden könnte, wie man ist, statt dafür, was man alles tut.

01.07.2024 11:19 • x 3 #7


C
Zitat von FrauDrachin:
@Chandos oh je, das klingt wirklich traurig un resigniert, ich lass dir mal ne Umarmung da. Vielleicht magst du etwas genauer beschreiben, was da genau passiert bei dir? Wenn deine Angabe stimmt, bin ich ja in einem ähnlichen Alter wie du... Ich finde, wir sind auch strukturell in so einem dazwischen. In unseter ...


Ja, so wirklich in der Luft zu hängen, fühlt sich nicht gut an.
Irgendwie hat sich bei mir im Beziehungsleben noch nie was konstantes ergeben, weil ich es nicht zuließ unterbewusst. Sowas macht mich auch echt traurig, da ich das Gefühl habe, nicht an meinen eigenen Kern zu kommen. Denn das wäre in meinen Augen die Grundvoraussetzung für alles weitere. Daher will ich auch derzeit nicht weitere Fails aneinanderreihen, da ja auch immer andere Menschen involviert sind. Und das absolut nicht fair ist und das sage ich ganz selbstkritisch.
Die letzte Beziehung war eher von beiden Seiten unkonstant geführt, was zur Folge hatte, dass größendimensionalere Steps nicht gegangen wurden, weil die Basis, das Fundament fehlte, in meinen Augen. Ohne Schuldzuweisung, ohne Vorwurf. Das ist auch schon sehr traurig, wenn man das reflektiert.

01.07.2024 11:19 • #8


Notperfect
@Chandos


Das ist eine sehr gute Frage.
Ich glaube erstmal ist ein ganz wichtiger Punkt, dass du dich reflektierst und das Muster erkennst. Das hast du, also schon mal der erste Schritt.
Der nächste Punkt ist dann aber wirklich, die Ursache für dein Verhalten zu finden und dort anzusetzen. Ich glaube mittlerweile ganz oft, das Symptome therapiert werden, aber nicht immer in die Tiefe gegangen wird. Vermutlich, weil es schwer ist, dahin zu kommen und wenn man da ist, dass alles, was auf einen da einprasselt, zuzulassen und die Gefühle wirklich durchzufühlen. An diesem Punkt warst du vermutlich noch nicht.

Ich glaube, dass du dann Menschen in dein Leben lässt, die ebenfalls Probleme mit sich selbst, dem Selbstwert und Ablehnung aus der Vergangenheit zu tun haben. Du kommunizierst also viel, wie du sagst, triffst vermutlich auf Verständnis und wenn du dich dann wirklich mal zurück ziehst, löst das Verhalten dann aber wieder genau etwas bei deinem/ deiner Beziehungspartner/ Beziehungspartnerin aus. Und meistens ist es so, dass man sich an Menschen bindet, die Emotionen in einem auslösen, die einem gut bekannt sind. Das muss aber eben nicht immer postitiv sein. Das Unterbewusstein denkt sich einfach, das nehme ich, das kenne ich. Dafür habe ich eine Strategie. Ich hoffe, du verstehst das einigermaßen. Ist ein ganz umfangreiches Thema und manchmal schwer nachvollziehbar zu erklären.

01.07.2024 11:20 • x 2 #9


c_minor
Zitat von Chandos:
Irgendwie hat sich bei mir im Beziehungsleben noch nie was konstantes ergeben, weil ich es nicht zuließ unterbewusst.

Kann ich mir ziemlich gut vorstellen.

Zitat von Chandos:
Mir fällt es irgendwie schwer mich abzugrenzen - vor der Gefühlswelt anderer. Auch den negativen Stimmungen.

Fühlst du dich entsprechend verantwortlich für die Stimmungen der anderen und versuchst alles, sie nicht zu vergrätzen?

Zitat von Notperfect:
Ich glaube mittlerweile ganz oft, das Symptome therapiert werden, aber nicht immer in die Tiefe gegangen wird. Vermutlich, weil es schwer ist, dahin zu kommen und wenn man da ist, dass alles, was auf einen da einprasselt, zuzulassen und die Gefühle wirklich durchzufühlen.

Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Zum Glück gibt's moderne Formen wie Emotionsfokussierte Therapie, wo man genau an diese schmerzhaften Punkte kommt, wo es z.B. ein unfinished business mit früheren Bindungspersonen (häufig einem der Eltern oder beiden) gibt.
Mit der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie kommt man da für gewöhnlich nicht so weit.

01.07.2024 11:33 • x 1 #10


J
Hallo,

tut mir leid, dass du wieder so eine Erfahrung machen musstest. Meistens machen wir(Menschen) sowas, weil wir dann noch nicht dazu gelernt haben. Sonst würde wir den nächsten Fehler machen. Ich würde hier aber auch lieber von Hindernissen sprechen.

Ja es gibt Menschen, die sind eher dafür gedacht allein zu bleiben. Aber wo ist hieran das Problem?

Ich glaube eher, dass du zu hohe Erwartungen an dich stellst. Warum musst du so oder so sein? Kann einfach sein, dass dein Lebensweg und deine Lebenserfahrungen, meistens die Erfahrungen mit fen Eltern, dich zu einem Menschen gemacht haben, der nicht mit anderen kann. Aber auch hier wieder wo genau ist das Problem?

Du kannst dich selber nur in geringem Umfang ändern und das auch nur sehr langsam. Beispiel du liebst Fussball. Höchstwahrscheinlich wirst du es niemals schaffen dich dazu zu überreden Basketball zu lieben. Hier sollte man nix erzwingen, sondern seine Bedürfnisse herausfinden und dann befriedigen!

Bei der Abhängigkeit von der Partnerin bzw. auch allgemeinen Schwächen immer die Warum frage stellen. Warum bin ich so abhängig von anderen und dann antworten finden. Bei jeder Antwort in sich hinein horchen, auf Gefühle achten und bei der richtigen Antwort merkt man es! Ich kann es nicht anders beschreiben. Wirst du selber merken und verstehen. Ist aber ein langwieriger Prozess und wird nie aufhören.

Zum Thema Therapeut. Das ist wie bei jedem anderen Beruf. Es gibt eben auch viele Nieten. Das Problem als Patient ist, dass man es nicht gut erkennen kann. Mangels Expertise und eben weil man ein Problem hat und hofft er hilft einem. Dann mal raus zoomen und auch den Therapeuten unter die Lupe nehmen.

Hatte ich auch meine Therapeutin stand kurz vor der Rente und es hat sich mehr so angefühlt, als ob sie mich nur für Geldzweckbe behandelt hat. Ich wusste alles über ihre Töchter und Schwiegersohn. Was die für Urlaub machen etc. Irgendwann habe ich mal bewusst darauf geachtet, ob wir überhaupt weiter kommen, ob sie überhaupt meine Probleme angeht.

Ende vom Lied: ich habe nicht viel erzählt und sie mal machen lassen. Sie hat 45-Minuten über ihr Leben und über den Urlaub ihrer tochter geredet und ich durfte danach gehen. Habe anschließend direkt die Therapie bei ihr beendet. Natürlich nicht den wahren Grund genannt. Sondern ich bin umgezogen und suche lieber einen in der Nähe. Nachher kennt sie den neuen Therapeuten und ich bin am Ar.....

Also wie bei der Partnerwahl: Augen auf!

01.07.2024 11:34 • x 1 #11


B
Ach Du bist nicht allein … Berufswahl, Ehe und Affäre … alles folgt bei mir diesem Muster
Du hast ja gerade erst angefangen mit der Therapie und vielleicht braucht es im Anschluss noch eine Therapie Form die tiefer geht, das wirst Du sehen.

01.07.2024 11:36 • x 1 #12


c_minor
Zitat von Jalnex18:
Zum Thema Therapeut. Das ist wie bei jedem anderen Beruf. Es gibt eben auch viele Nieten. Das Problem als Patient ist, dass man es nicht gut erkennen kann. Mangels Expertise und eben weil man ein Problem hat und hofft er hilft einem. Dann mal raus zoomen und auch den Therapeuten unter die Lupe nehmen.

Anstatt gleich abzuwerten, könnte man auch auf die Idee kommen, dass der TE ebenfalls auf der Beziehungsebene zum Therapeuten sein Muster reinszeniert und es dadurch Schwierigkeiten gibt, die die Zusammenarbeit erschweren.

Vielleicht hat er aber auch tatsächlich einen von diesen jungen nass-forschen KVTlern, die selbst kein wirklich gutes Verhältnis zum eigenen emotionalen Erleben haben und dann auch Patienten/inn unbewusst emotional auf Abstand halten.

01.07.2024 11:40 • x 1 #13


C
@all krass, soviele Antworten. Danke. Kann die garnicht alle direkt bearbeiten
(nein ist jetzt hier nicht people pleaser mässig gemeint, sondern ein ehrliches Danke).
Sitze noch auf der Arbeit - daran liegts
Antworten folgen. Bin über die Pluralität der Antworten dankbar
und erinnere mich, was ich an diesem Forum so schätzte.

01.07.2024 11:42 • #14


C
Zitat von c_minor:
Anstatt gleich abzuwerten, könnte man auch auf die Idee kommen, dass der TE ebenfalls auf der Beziehungsebene zum Therapeuten sein Muster reinszeniert und es dadurch Schwierigkeiten gibt, die die Zusammenarbeit erschweren. Vielleicht hat er aber auch tatsächlich einen von diesen jungen nass-forschen KVTlern, die ...


Durchaus möglich.
Aber er, mein Therapeut, ist eher im Team mache noch bisschen, bin aber eigentlich in Rente.
Ich mag ihn. Es besteht Sympathie. Aber es ist auch so krass schwer einen Therapeuten überhaupt zu bekomnen,
was aber hier jetzt nicht bedeuten soll, dass ich auch in dieser Beziehung bleiben muss, weil alternativlos.

01.07.2024 11:43 • #15


A


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