Zitat von Grace_99:Ich frage mich, wie man so schnell abschließen kann, so dass ich ihm egal geworden bin.... Da hinkt mein Kopf echt noch hinterher, vor 5 Wochen wollte er noch eine Reunion und jetzt interessiert ihn nichts mehr..... Ein Freund hat ein gutes Wort dafür gefunden Wankelmut.... Ja....
Zitat von Grace_99:ich wurde seit Kindheit an immer in Unklarheiten gelassen, zog sich durch Kindheit, Jugend, in einigen Beziehungen. Ich bin aber ein Mensch der Klarheit braucht und diese auch immer artikuliert. Ich habe nie etwas gemacht, was mir wichtig war, ohne es zu erklären. Das ist der Grund. Wäre mein Ex mir egal - hätte ich drauf geschi.ssen, so wie er bei mir. Ich erkläre mich aber.
Liebe @grace_99,
Hab mal ein bißchen nachgelesen, wie es Dir ergangen ist. Diese WA/FB Blockier-Nummer war schon ganz schön traurig zu lesen. Und nun ja auch ein bißchen absurd. Wir kommen ja immer wieder auf das Thema zurück: Klarheit.
Wenn wir der Glückskeks-Wahrheit folgen, dann ist das, was wir von anderen am meisten verlangen, das, was wir uns selbst nicht genug geben können.
Der erste Punkt: Liebe Grace, Du weißt doch, daß man für sich selbst Klarheit schaffen kann, aber nicht vom anderen verlangen? Das weißt Du, oder? Es gibt Menschen, die wollen oder können dieses Bedürfnis nicht teilen. Und bevor Du Dich wieder in Wertungen verlierst, es ist total egal, ob es ein Nichtwollen oder ein Nichtkönnen ist und es ist auch wirklich komplett egal, ob Du nun der Meinung bist, daß Klarheit entscheidende Vorteile hat.
Der Punkt ist, die Klarheit, die Dir so wichtig ist, die kann nur aus Dir selbst heraus kommen!
Ich befürchte, an dieser Stelle sind wir bei einem möglichen wunden Punkt. Du bist nicht klar mit und in Dir selbst.
Schau diese ganze Beziehung, die ihr gelebt hat, fühlt sich für mich als Außenstehende auch ganz schön als Herumgezerre an. Das ist nicht schön und es macht auch müde. Wenn so eine Dynamik erst einmal ins Rollen gebracht ist, dann ist es ziemlich schwer aus dieser wieder auszusteigen.
Nur, Du kämpfst mit Trennungsgespräch, Blocken/entblocken und Brief um eine Klarheit, die nur Du Dir selbst geben kannst und jedes frühere Mal, wenn Du bei ihm mit einem solchen Wunsch angeklopft hast, warst Du einfach an der falschen Adresse.
Das Ding ist halt, das ganz viele Dinge im Leben einfach nicht klar sind. Wir wollen die Umwelt retten, aber mögen den Apfel mit dem Wurm drin, bei dem die Oma nur das schlechte Stück entfernt hätte, nicht kaufen wollen. Wir wären gerne schlanker, aber wollen nicht auf Schweinsbraten oder Schokolade verzichten. Wir wollen nicht, daß Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern, beim Versuch nach Europa zukommen, sterben, aber greifen doch zu 15.99 Euro T-Shirt bei irgendwelchen Ketten.
Zitat von Grace_99:Mein Herz möchte eine Nachricht, ja. Der Verstand haut sich die Hand vor den Kopf...Hab das Gefühl, stehe neben mir und beobachte mich und schüttel den Kopf...
Und genauso ist es auch mit unseren Gefühlen, wir wollen, daß uns der andere bedingungslos und immer liebt (und wenn das nicht möglich ist, weil wir ja schon irgendwie einsehen, daß das vielleicht ein bissl und so, dann aber wenigstens daß der andere sich immer 100% für die Beziehung entscheidet), obwohl wir selbst auch Tage haben, an denen das nicht unbedingt der Fall ist.
Liebe Grace, Dein Wunsch nach Klarheit, so sehr ich ihn verstehe aus wirklich tiefem Herzen, ist vor allem ein Kinderwunsch. Die Welt aber ist nur ganz selten klar, Gefühle noch viel seltener. Egal, wie sehr eine Trennung richtig ist, wie gemein der andere vielleicht auch war, trotzdem vermissen wir. Trotzdem gibt es einen Teil, der alles einfach nur reparieren möchte, egal ob das geht oder auch nicht.
Klarheit ist ein Kindergefühl.
Und, Klarheit ist auch nicht mit Wahrheit zu verwechseln. Ganz im Gegenteil.
Zweitens wofür wird die Klarheit von dir benutzt:
Zitat von Grace_99:Liebe Idaho, ja, ich würde es erwachsen finden, wenn mir ein Gegenüber erklärt, warum er /sie etwas tut, was mich tangiert. Was ist daran falsch? Als ich eine Freundschaft beendet habe, habe ich der Freundin auch geschrieben warum und sie nicht einfach so stehen lassen.
Die Allgemeingültigkeit der Aussage ist falsch. Sich zu erklären ist nicht per se besser als es nicht zu tun. Manchmal tun wir das Richtige, aber aus den falschen Motiven. Manchmal tun wir das Falsche, aber aus den richtigen Motiven; nicht immer ist es besser, dem noch Erklärungen hinzuzufügen. Und sich nicht zu erklären, muß kein Zeichen dafür sein, daß einem nichts am anderen liegt.
Hast Du schon mal drüber nachgedacht, daß es Dir bei Deinem Brief vielleicht auch einfach nur darum ging, ihm zu erklären, warum er gar nicht sauer auf Dich und das Geblocke sein kann oder darf?
Weil? Weil Du es nicht aushältst vielleicht?
Jedes Mal, wenn ich in den letzten Tagen Deine up-dates gelesenen habe, hab ich mich gefragt, was Du eigentlich so unbedingt kontrollieren willst. Ich kann es (noch) nicht anders beschreiben, aber ich nehme ein Element von Kontrolle ganz deutlich immer wieder wahr, kann Dir allerdings nicht genau sagen, wo und wie genau. Hier ein Beispiel:
Zitat von Grace_99:ja, ich habe zu Papier gebracht was mir wichtig ist - nämlich die Wahrheit.
Da ist nicht nur ein Gleichsetzen von Klarheit und Wahrheit (was Kinderdenken ist), sondern an der Stelle nehme ich Kontrolle wahr.
Ansonsten habe ich hier noch eine Sternstunde für Dich:
Zitat von Grace_99:Ja, ich verkrieche mich auch, ich bewundere Menschen, die nach einer Trennung rausgehen können, feiern und das abschütteln wie nichts - ich konnte das noch nie und werde das auch nie können.
Ähm, what?
Was genau bewunderst Du da? Was ist für Dich das Bewundernswerte?
Bewunderst Du jemanden, der am Grab steht und nicht heult und dann nach 40min sagt, so ich muß jetzt los, die nächste Party, Arbeit steht an? Bewunderst Du dies tatsächlich?
Ich glaube eher, daß Du insgeheim diese Menschen beneidest und zwar nicht weil die völlig empathielos sind, sondern weil sie keine Hilfe brauchen, weil es zumindest für Dich von außen so ausschaut, als hätten die alles im Griff. Die brauchen keinen.
Und gleichzeitig hast Du die größte Angst davor, daß es auf Deinen ex zutreffen könnte.
Du willst niemanden brauchen, aber, wenn Dich der andere nicht braucht (brauchen könnte), kommt bei Dir sofort die Riesen-Verlust-Angst zu Tage.
Weißt du, das ist so unendlich menschlich und ich kann Dich so richtig gut verstehen. Aber Mal von einem bindungsschwachen Elternhaus zum anderen gesprochen, es ist schon total verquer.
Erstens es stimmt faktisch nicht: Wer eine Trennung abschüttelt wie nichts, bei dem gab es entweder Umstände, die dazu führen, daß deren Trennung nicht mit Deiner zu vergleichen ist oder bei Regelmäßigkeit eines solchen Verhaltens, sollten wir vielleicht echtes Mitgefühl zumindest für die Menschen haben, die um so eine Person herum existieren.
Zweitens: Nur weil Du (!) denkst, daß jemand super klar kommt, muß das noch lange nicht so sein. Die wenigsten von uns haben Publikum während sie heulend nach ner Flasche Rotwein in der Badewanne sitzen und darüber nachdenken, wie sch. das Leben ist.
Der Punkt ist, ein Teil in Dir scheint immer wieder zu vergleichen, in erster Linie Dich und Dein Handeln mit einer (bei Lichte betrachtet doch sehr verqueren) Vorstellung, entweder kommst Du sehr nah an die Vorstellung in dem Moment heran oder eben nicht. Gut/Böse; Richtig/Falsch.
Ich kann sehr, sehr gut verstehen, daß, wenn man glaubt, daß es alle immer bisher, leichter, schneller hinbekommen und man das absolut glaubt, dann ist da eine Riesengroße Angst, daß Ex es eben auch leichter, schneller, besser hinbekommt. Dann fühlt man sich furchtbar allein und zurückgelassen. Dann ist da auch große Verzweiflung.
Nur, das ist alles Produkt Deiner Bewertungen und Vorstellungen, die haben aber vielleicht gar nicht so viel Wahrheitsgehalt, wie Du ihnen unterstellst.
Was wäre, wenn das jetzt einfach auch neue Lernaufgabe ist: Eine die fragt, warum hältst Du von anderen so viel und von Dir selbst so wenig? Woher kommt die Überzeugung, daß es eine richtige Trennung gibt, ein richtiges Handeln? Wo ist die Verknüpfung von, sich selbst keine Schwäche zugestehen zu können, aber bei anderen vermeintliche Schwäche als ein gebraucht werden zu definieren, etwas gutes, und so viel Angst davor zu haben, daß sie einen nicht (mehr) brauchen könnten?
Fragen über Fragen
Wäre es nicht auch möglich, daß die immer wiederkehrende Forderung nach Klarheit, die ich wirklich verstehe, daß diese Forderung eben auch eine ist nach Antworten.
Weil es Deine Fragen sind, wirst Du aber zwangsläufig nichts anderes als Deine Antworten akzeptieren denn Du bist nicht doof, Du bist nicht fähiger oder unfähiger als andere.
Dich zu erklären, macht Dich nicht zum moralisch Überlegenen, genauso wenig wie vermeintliche Fehler, dich zum Unterlegenen machen. Es mag gut sein, daß es da draußen Menschen gibt, die das alles so viel besser als Du hinbrächten. Schneller, gescheiter, souveräner blah, was auch immer besser bedeutet. Nur und das ist das wirklich Schöne am Älterwerden, Jahr für Jahr trifft man immer weniger von dieser Sorte.
Weil keiner es immer total lehrbuchmäßig hinbekommt.
No harm in trying? Well, I think there is, actually.
E.
PS: Du hast jetzt nicht ernsthaft geglaubt, daß ich Dir gegenüber den Satz: Es mag gut sein, daß es da draußen Menschen gibt, die das alles so viel besser als Du hinbrächten. Schneller, gescheiter, souveräner blah, was auch immer besser bedeutet., mit einem aber so viele machen es so viel schlechter beendet hätte?
Nö, ich geh Dir doch bitte nicht mit einem (mal wieder) unfassbar langen Beitrag (ey, ich hab gekürzt) am Nerv, um dir dann zu sagen, was Du ohnehin schon weißt. Nö.