Trennung/Betrug nach intensiver Beziehung

L
Hallo alle zusammen

Gerade schreibe ich zum ersten Mal in meinem Leben (23 Jahre) auf einem Forum, um nach Ratschlägen zu fragen, denn noch nie war ich emotional so mitgenommen wie derzeit...

Zu meiner Situation:
Vor drei Jahren habe ich meine Ex-Freundin in Frankreich kennengelernt. Nach einem Jahr wunderbarer Beziehung folgte sie mir nach Deutschland (Berlin), da ich hier ein Studium begann. So teilten wir uns hier eine kleine Wohnung, was zu einer sehr intensiven Beziehung führte, da wir wirklich ständig in einem Zimmer zusammen waren. Trotzdem lief es gut, wenig Streit, intensive Gespräche, guter S. etc... Und doch spürte ich, dass Berlin nicht wirklich das richtige für sie war (Dazu muss angemerkt werden, dass der Plan von Anfang an lautete: Ich mache hier meinen Bachelor, sie ihren Master und dann emegrieren wir dahin, wo die Sonne scheint).
Meine Exfreundin konnte dann aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse keinen Master beginnen, fand nur wenige Freunde, verbrachte fast all ihre Zeit mit mir und ich so gut wie all meine Freizeit mit ihr...
Wir lebten in einer kleinen Liebesblase, nur für uns beide, mit all den Vorzügen (absolutes Vertrauen, Geborgenheit...) wie Aufopferungen (Vernächlässigung von Freunden und eigenen Interessen), die damit einhergehen.
So ging das dann ein Jahr lang und es zeichnete sich immer mehr ab, dass es nicht ewig so weitergehen könne.
Berlin war einfach nicht der richtige Ort für sie, sie wollte in die Sonne, ans Meer und ich wusste das von Anfang an.
Die Entscheidung, dass sie nach Australien emigrieren würde und ich mit abgeschlossenem Bachelor nachkäme. Natürlich war ich traurig darüber, aber auf der anderen Seite, war mir die Notwendigkeit dieses Schrittes bewusst, da die Beziehung sonst wohl zerbrochen wäre und ich am Ende natürlich wollte, dass SIE glücklich ist!

Die folgenden drei Monate waren sehr schwer: Wir liebten uns noch sehr und doch hing die bevorstehende Trennung für mindestens 1,5 Jahre wie ein grauer Schleier über allem. Im Glück der Zweisamkeit war die Trauer der Trennung allgegenwärtig. Diese Sitiuation war für mich ein Ansporn, das vorläufige Ende der Beziehung so perfekt wie möglich zu gestalten, um die (nach 1,5 Jahren Seperation wohl nie ganz sichere) Fortfühung so wahrscheinlich wie möglich zu machen! Und ich habe wirklich alles getan, was ich konnte, um ihr noch eine glückliche Zeit in Berlin zu bereiten, Ausflüge, Geschenke, einen Kurzurlaub und all meine Liebe und Zuwendung.
Und so haben wir uns eine Woche vor ihrer Abreise noch unsere innige Liebe beschworen, ein Bett geteilt und den Fortbestand der Beziehung in Sicherheit gewägt (zumindest ich).

Und dann der Supergau, der Tag an dem die Welt für mich zusammenbrach:

Vier Tage vor dem Ende dieser beinahe perfekten Zeit, betrügt sie mich!
Und behauptet noch dazu, es nichteinmal zu bereuen. So verlässt sie mich!

Das ist inzwischen über fünf Monate her und doch ist der Schmerz noch allgegenwärtig und ich weine fast jede Nacht in mein Kissen, obwohl das sonst nie meine Art war. Ich war nie ein Sensibelchen, habe fast nie geweint in den Jahren zuvor, aber ich glaube, sie hätte mir das Herz nicht schlimmer brechen können, als so, wie sie es tat.

Seither bin ich damit beschäftigt, mich selbst und das geschehene zu reflektieren.

--Warum tut es so weh, warum komme ich nicht darüber hinweg?
Ersteinmal liebte ich dieses Mädchen und kann einfach nicht begreifen, wie sie mir das antun konnte.
Außerdem sollte diese, bis dahin egtl. perfekte Beziehung mir immer Kraft geben, als rundum positives Ereignis in meinem Leben, ganz unabhängig davon, ob es ein weiteres Kapitel gegeben hätte oder nicht. Jetzt ist das genaue Gegenteil der Fall, die Beziehung und alle einst positiven Erinnerungen daran erfüllen mich nur mir Schmerz und Verzweifelung.
Und zu guter Letzt macht es mich verrückt, dass es für sie so einfach war: Dadurch, dass sie mich betrog, hat sie die Trennung für sich selbst einfach gemacht (davon bin ich überzeugt, es ist die einzig halbwegs logische Erklärung) und ist dann einfach um den halben Erdball geflogen, um all dem Leid und Schmerz, den sie verursacht hat, zu entfliehen!
Ja, sie hat den für sie selbst einfachsten Weg gewählt und mich in den Ruinen zurückgelassen!

--Wie konnte das passieren?
Nun, inzwischen musste ich mir natürlich eingestehen, dass die Beziehung am Ende für sie wohl weniger wichtig war, als für mich. Und trotzdem, ich war immer gut zu ihr und wenn sie mich am Ende nicht mehr liebte, so gibt ihr das doch kein Recht mich derart wie Dreck zu behandeln. Es wären schließlich nur noch vier Tage gewesen, um alles in Perfektion zu Ende zu bringen. (Versprechung bezüglich des Fortbestandes der Beziehung gab es sowieso von keiner Seite, wenn sie in Australien etwas anderes angefangen hätte, wäre das absolut in Ordnung für mich gewesen).


So, ich hoffe einige fleißige Leser sind bis hierher vorgedrungen, ohne einzuschlafen.
Vielleicht ließt sich mein Beitrag fälschlicherweise so, als ob ich eh schon die notwendigen Antworten gefunden hätte, aber dann würde es nichtmehr jeden Tag so weh tun...

Wie soll ich dazu stehen, wie soll ich das Erlebte integrieren?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Zur Zeit geht es mir so, dass ich einfach nur depressiv bin, wenn ich an all das denke und in meinem Alltag laufe ich einfach so gut wie möglich vor diesen Gedanken davon, indem ich Sport mache, mich viel mit Freunden treffe, Serien glotze oder meine Zeit sonst vor dem Computer verdaddele...
Hauptsache nicht ohne Beschäftigung, Hauptsache kein Leerlauf, Hauptsache abgelenkt...
Aber so kann das nicht weitergehen, früher liebte ich mich und mein Leben immer und ich ließ meine Gedanken liebend gerne treiben.
Ich will nichtmehr unglücklich sein, aber was soll ich tun?

Vielen dank fürs Lesen und hoffentlich hat der ein oder andere einen guten Ratschlag für mich
Gruß Ludwig

03.09.2014 00:02 • #1


Ruwen
Hallo LK,

ja das hört sich sehr kompliziert an.
Ich kann dir nur einen Rat geben. Löse dich von ihr und von Euch.
Du hast noch nicht akzeptiert, dass es vorbei ist. Das solltest du aber langsam machen. Nur dann kannst du deine Wunden heilen.

Ich verstehe, dass du total enttäuscht bist, wie es abgelaufen ist. Aber du hattest es nicht in der Hand. Du kannst das Verhalten deines Partners nicht beeinflussen. Noch wichtiger, du bist nicht dafür verantwortlich. Warum sollte das Verhalten eines anderen dazu führen, dass DU dich schlecht fühlst.

Brich aus aus diesem Kreis. Und ganz wichtig, lass deine Gefühle zu. Ich denke du wärst schon 10 Schritte weiter, wenn du nicht die ständige Ablenkung suchen würdest. Verdrängung ist keine Lösung. Du siehst selbst wie sich das zieht. Lass es zu und werde aktiv. Fang an dich damit auseinander zu setzen.
Den ersten Schtritt machst du bereits, denn du hast hier geschrieben.

Nimm dir Zeit für dich. Es ist dein Leben und du hast nur eins davon. Abgesehen davon ist es zu kurz um ein halbes Jahr den Kopf in den Sand zu stecken.

https://www.trennungsschmerzen.de/erste- ... 19689.html

Lieber Gruß Ruwen

03.09.2014 11:15 • #2


A


Trennung/Betrug nach intensiver Beziehung

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L
Hallo Ruwen

Ja, ich denke, du hast recht damit, dass ich noch nicht (ganz) akzeptiert habe, dass es vorbei ist. Wahrscheinlich muss ich genau das tun, aber es ist so schwierig das, was geschah, als Ende anzunehmen...

Außereinandersetzten tue ich mich, glaube ich, eigentlich genug damit, sogar viel zu viel, nur neige ich sehr dazu, dabei in unproduktive, negative Gedankenkreise zu gerate, die mich einfach nur fertig machen. Deshalb suche ich die Ablenkung, weil ich nach zwei Monaten unentwegten Trauern und Grübeln gemerkt habe, dass mich das auch nicht weiter bringt.
Um das Geschehene wirklich zu akzeptieren, müsste ich irgendeine andere Erklärung finden, dass sie die Trennung für sich leichter machen wollte oder das ich ihr schlichtweg egal war. Denn der notwendige Rückschluss daraus ist, dass sie einfach einen SCHE.... Charakter hat und ich es die ganze Zeit über nicht bemerkt habe.
Das ist irgendwie so schwierig zu akzeptieren, aber ich habe wohl einfach keine andere Wahl...

Danke für die Antwort!

03.09.2014 12:11 • #3


U
Hallo Ludwig,

mir geht es ähnlich wie dir, denn ich bewege mich seit meiner Trennung auch in dieser unendlich belastenden Gedankenspirale und frage mich, wann das endlich aufhört und wann ich wieder zu meiner Unbeschwertheit finden kann.
Nur ist bei mir die ganze Situation ziemlich genau andersrum gewesen: Ich bin gerade aus dem Ausland zurück gekommen und unsere gemeinsame Zeit mit zusammenziehen stand uns eigentlich BEVOR und ich habe meinen Ex eine Woche vor dem Rückflug betrogen.

Was ich (bisher) aus der Sache gelernt habe ist folgendes:
- Im Endeffekt ist es egal, wo man sich mit seinem Partner befindet. Wenn man sich aber dazu entscheidet, allein für längere Zeit auf einem anderen Kontinent zu leben, dann ist einem die Entwicklung seiner Selbst wichtiger als das fortbestehen der Beziehung. Das ist auch in Ordnung. Wichtig ist nur, dass man zu sich selbst ehrlich ist. Ich habe meine Entscheidung, mein Auslandssemester in Lateinamerika zu machen, schon getroffen gehabt, bevor ich mit meinem Ex zusammenkam. Es kam für mich nicht in Frage, diese Entscheidung für ihn zu ändern. Ich war mir selbst wichtiger, als das wir. Das habe ich aber damals so noch nicht begreifen können, da mir erst im Nachhinein die Bedeutung von Kompromissen bewusst wurde. Was es bedeutet, einen Kompromiss einzugehen, und das mit voller Überzeugung, das richtige zu tun, weil man weiss, dass es sich lohnt. Das musste ich schmerzhaft lernen
- Wenn du Zweifel hast, diese aber nicht ansprichst, da du Angst davor hast, deinen Partner zu verletzen, machst du alles nur noch schlimmer. Ich hatte lange Zeit Zweifel, ob das mit uns was werden kann, ob wir wirklich zusammenpassen, ob das mit dem zusammenziehen eine gute Idee ist....habe es aber verschwiegen, da ich noch nie so verliebt war, und lieber in der rosa Blase sein wollte, als unangenehme Gespräche zu führen. Jetzt weiss ich, dass ich viel Leid hätte verhindern können, wenn ich zu meinem Bauchgefühl gestanden hätte, und gesagt hätte was Sache ist. Statt so zu tun als sei alles in Zucker und mir und meinem Partner etwas vorzumachen.
- Liebe ist irrational. Wenn man Entscheidungen aus Liebe trifft, dann hat das oft nicht viel mit Vernunft zu tun. Das ist das wunderschöne daran, aber auch das, was einem Angst macht, und eventuell dazu führen kann, dass man, trotz Liebe, einen Rückzieher macht.

Ich denke, dass auch deine Ex keinen klaren Kopf hatte, was euch, die bevorstehende Trennung, ihre Lebensplanung usw. angeht. Und unausgesprochene Zweifel hat es sicherlich auch gegeben. Dass sie dich vier Tage vor Abflug betrogen hat (weisst du das denn überhaupt sicher?) ist schon krass- aber mir ist es auch eine Woche vor Rückflug passiert, und im Nachhinein verstehe ich es auch absolut nichtmehr, manchmal hat das Leben richtig sch. Timing für einen parat. Vielleicht ist sie um den halben Erdball geflogen, aber Leid und Schmerz in dir selbst kannst du nie entfliehen, den nimmst du immer mit. Ihr wart die letzten drei Jahre zusammen, das ist eine lange Zeit, für sie ebenso wie für dich. Auch sie hat ihre engste Vertrauensperson verloren. Als Verlassener denkt man immer, die andere Person reitet gerade der Sonne entgegen. Das stimmt aber nicht. Eine Trennung ist für beide Seiten die Aufarbeitung von einem tiefen Verlust. Vielleicht ist sie jetzt in Australien und hat viel Ablenkung, aber sie muss dieses Erlebnis auch genauso verarbeiten wie du
Ich weiss nicht, ob ich dir so richtig einen guten Ratschlag geben kann. Ich denke der Rückschluss, dass ihr Charakter sch... war, ist etwas kurz gegriffen. Wir sind Menschen, und Menschen machen Fehler. Es ist nicht leicht, im Wirrwarr der Gefühle zu wissen, was richtig und was falsch ist. Oft merkt man seine Fehler erst dann, wenn es schon zu spät ist. Wenn du sie geliebt hast, dann ist es für deine Verarbeitung vielleicht besser, ihr zu verzeihen, und sie mit ihren Fehlern und ihren Entscheidungen anzuerkennen. Du musst akzeptieren, dass sie es in dieser Situation nicht besser handhaben konnte. Auch wenn sie es in deiner Sicht schlimmer nicht hätte machen können. Ich denke, du machst dir etwas vor, wenn du sie als schlechten Charakter abstempelst, denn in deinem Herzen weisst du es besser.

Es gibt wohl keinen easy way out, aber wenn du es geschafft hast, wirst du gestärkt und mit neuer Lebenserfahrung nach Vorn blicken können. Wer nie gefallen ist, weiss auch nciht, wie man wieder aufsteht. Nach einer so langen Beziehung ist 5 Monate Schmerz völlig normal, und zeigt nicht, dass du ein Sensibelchen bist, sondern, dass du wahre Gefühle hattest, und das ist eine Stärke. Gib dir Zeit, um die Wunden heilen zu lassen, mach dir selbst keinen Druck, dass es dir jetzt sofort wieder gut gehen muss. Du bist erst 23 und das Leben hat noch so einiges parat. Du schreibst, dass diese Beziehung dir Kraft geben sollte, und jetzt das Gegenteil der Fall ist. Sieh deine Kraft in deiner Schwäche. Dass du diese Schwäche haben kannst wird dir erst wieder zeigen können, was Kraft ist. Du bist jetzt daran, aus diesem furchtbaren Erlebnis etwas positives zu machen, aus dem du gestärkt wieder herausgehst. Sieh es als persönliche Herausforderung, dich dem zu stellen. Ich wünsche dir alles alles Gute

12.09.2017 01:52 • #4


Glaskanone
@lk1991

Ich sehe ein großes Problem, welches ziemlich häufig vorkommt...

Zitat von LK1991:
Wir lebten in einer kleinen Liebesblase, nur für uns beide, mit all den Vorzügen (absolutes Vertrauen, Geborgenheit...) wie Aufopferungen (Vernachlässigung von Freunden und eigenen Interessen), die damit einhergehen.


Du (sie auch) hast dein eigenes Leben von ihr abhängig gemacht, hast dein früheres Leben hinter dir gelassen (Freunde, Hobbys, usw.).
So etwas geht nie gut, früher oder später will einer aus dieser, Liebesblase wie du es nennst, raus (sie in diesem Fall).
Meistens will dann der andere aber daran festhalten und es kommt zum großen Knall.

Du leidest jetzt umso mehr weil du dein Leben von ihr abhängig gemacht hast, praktisch sie zu deinem Leben gemacht hast.
Da sie nun weg ist fehlt natürlich der größte Teil in deinem Leben, daher sind deine Reaktionen, Gefühle und Gedanken auch ganz normal.


Du wirst darüber hinweg kommen, es wird schwer, wichtig ist dass du daraus lernst und dein Leben lebst und es gestaltest ohne Abhängigkeit.

12.09.2017 06:05 • #5




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