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Trennung aus Vernunftsgründen?

M
Liebe Forengemeinde,

wie die meisten, die ein Thema in dieser Kategorie eröffnen, hat es nun auch mich erwischt. Mein (jetzt wohl) Ex-Freund (37) und ich (39) lernten uns vor ca. 15 Jahren auf freundschaftlicher Basis kennen. Er war ein Bekannter meines damaligen Freundes und wir gingen oft zu viert (mein damaliger Freund und ich sowie er und seine damalige Freundin) weg. Schon damals imponierte mir, wie er seine Freundin behandelte, zuvorkommend und liebevoll. Ich fand das richtig toll. Nach der Trennung von meinem damaligen Freund zog ich irgendwann wieder in meine Heimat - 350 km weg. Der Kontakt verlief im Sande, wie es manchmal so ist. Wir waren zwar Facebook-Freunde, jedoch war er dort nicht sehr aktiv und wir hatten keinen Kontakt. Ich sah nur einmal vor vier Jahren, dass er wohl geheiratet hatte, allerdings nicht die Freundin von damals.

Im April letzten Jahres fand ich beim Durchschauen alter Fotos auch Bilder aus unserer damaligen Zeit. Also schrieb ich ihn bei Facebook an und schickte ihm diese. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass gerade vier Wochen zuvor seine Ehe in die Brüche gegangen sei. Seine Frau wäre fremdgegangen und wohnte jetzt bei ihrem neuen Typen. Ich hingegen war 10 Jahre lang single gewesen. Unser Kontakt intensivierte sich, wir schrieben uns täglich und Ende Juni letztes Jahr beschlossen wir, uns wieder zu treffen. Was soll ich sagen - es hatte dann zoom gemacht auf beiden Seiten. Natürlich war es mit dem 350 km Entfernung nicht einfach. Hinzu kam, dass er in seinem Job auch samstags arbeiten musste und nur alle 6 Wochen samstags frei hatte. Trotzdem fanden wir einen Weg, uns doch recht häufig zu sehen.

Ende des Jahres sagte er, er hätte die Möglichkeit bekommen, bei einer anderen Firma anzufangen und dort auf Montage zu fahren. Sie würden gut bezahlen, er bekäme einen Firmenwagen und die Baustellen wären in ganz Deutschland verteilt - unter anderem auch bei mir in der Nähe. Beim Vorstellungsgespräch hatte man ihm das so gesagt. Wenn das klappen würde, könnten wir uns auch bald unter der Woche sehen und er würde dann eben am Wochenende - da hat er immer frei - in seine Heimat fahren. Ich sagte ihm, wenn er das machen möchte, soll er es machen, ich fände es natürlich toll, wenn es klappen würde, er solle es aber nicht ausschließlich von mir abhängig machen. Er versprach mir, dass es seine eigene Entscheidung sei und dass der neue Job so gesehen eigentlich nur Vorteile bringen würde.

Er hatte sich dafür entschieden und trat Montag vor einer Woche seine neue Stelle an. In dieser Woche war ich mit einer Freundin im Mädelsurlaub. Wir hatten vorher darüber gesprochen und er sagte, dass das ganz gut ist, so kann er sich währenddessen in den neuen Job rein hängen. Die nächsten beiden Monate sei er im Stammwerk zum Einlernen, danach geht es dann raus auf die Baustellen. Was ich an dieser Beziehung immer besonders schön fand, war das große Vertrauen zwischen uns. Trotz der Entfernung hatte ich nie Grund zur Eifersucht oder zu Misstrauen. Das beruhte auf Gegenseitigkeit und ich hatte wirklich das Gefühl, endlich einen Partner auf Augenhöhe gefunden zu haben.

In meiner Urlaubswoche meldete sich - warum auch immer - mein Bauchgefühl. Wir hörten sonst jeden Tag von einander, doch plötzlich kam seinerseits nichts mehr bzw. nur wenig. Ich konnte es nicht deuten, aber irgendetwas war komisch. Ich schob es auf den neuen Job, sicher ist es eine Umstellung und er muss viel lernen. Doch auch als ich wieder aus dem Urlaub zurück war, blieb es so. Ich hakte nach, ob denn alles in Ordnung sei und er bestätigte mir, viel lernen zu müssen und dass er nicht wisse, wann wir uns das nächste Mal sehen würden, er hätte viel Stoff zu pauken und müsse noch 2 Prüfungen ablegen. Nun gut, dafür hatte ich Verständnis und war erstmal wieder beruhigt.

Gestern Abend kam dann die berühmte Du hast sicher gemerkt, dass ich mich zurückgezogen habe, ich glaube, wir müssen mal reden. SMS. Wir haben dann telefoniert und er sagte mir, dass mit dem neuen Job alles großer Mist wäre. Was er da lernen müsste, wäre schwieriger als gedacht, wenn er die Prüfungen verhaut, wäre es das gewesen mit dem Job, aber - was noch viel schlimmer wäre - das nächste halbe Jahr wäre er nicht auf einer Baustelle in meiner Nähe, sondern im Gegenteil, im Osten von Deutschland, doppelte Entfernung quasi. In dieser Zeit wäre er dann auch der letzte, der die Baustelle verlassen dürfte, und das wäre immer Samstag Vormittag. Sprich - wir würden uns überhaupt nicht mehr sehen. Wenn er gewusst hätte, was da auf ihn zukommt, hätte er den anderen Job nie gekündigt, meinte er.

Aber: Er hat sich schon Gedanken gemacht und meint, es ist besser, die Beziehung zu beenden. Er ist der Meinung, dass er mir das nicht antun kann und mir nicht zumuten will, bis zum Sankt Nimmerleinstag auf ihn zu warten. Das war der Grund, warum er sich jetzt eine Weile nicht gemeldet hat. Ich saß da, als hätte man mir gerade den Boden unter den Füßen weggezogen.

Nicht wegen dem Job-Ort-Problem - da hätte sich vielleicht auch eine Lösung gefunden (umziehen?) -, sondern dass er das einfach so mit sich bereits selbst ausgemacht und mich vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Er ist der felsenfesten Überzeugung, dass es besser so ist, weil er mir gegenüber fair bleiben will. Zu allem Überfluss sind nun auch noch die Scheidungspapiere seiner Ex ins Haus geflattert.Sein Entschluss steht fest - in seinen Augen macht unsere Beziehung keinen Sinn mehr. Er möchte mich aber auf keinen Fall verlieren und Freunde bleiben und antwortete auf meine Frage, ob denn die Gefühle für mich abgekühlt wären, mit nein. Den neuen Job, der sich offenbar nun doch nicht als Traumjob heraus kristallisiert, wieder hinzuwerfen oder sich nach etwas anderem umzuschauen, zieht er aber offenbar auch nicht in Erwägung.

Ich habe ihm gesagt, dass mich diese Nachricht jetzt erstmal total überrumpelt und ich Zeit zum nachdenken brauche. Heute Nacht war an Schlaf nicht zu denken, die Augen sind rot geweint. Wir haben heute morgen kurz miteinander geschrieben. Ich habe ihm gesagt, dass ich Verständnis für seine Situation habe und erstmal ein paar Tage Kontaktpause vorgeschlagen, damit er ein bisschen zur Ruhe kommen kann und seine Situation sortieren und ich auch. Ich kann ja nicht von heute auf morgen den Hebel von Liebe zu Freundschaft umstellen. Funktioniert nicht, wenn da so viele Gefühle im Spiel sind. Kontaktpause möchte er nicht, meint er. Jetzt haben wir uns für Samstag zum Telefonieren verabredet, um nochmal zu reden.

Mir geht's gerade einfach nur besch. aber es tat gut, es mir von der Seele zu schreiben.

13.06.2019 15:53 • #1


Luto
Zitat von Mondblümchen_79:
Ich kann ja nicht von heute auf morgen den Hebel von Liebe zu Freundschaft umstellen. Funktioniert nicht, wenn da so viele Gefühle im Spiel sind. Kontaktpause möchte er nicht, meint er. Jetzt haben wir uns für Samstag zum Telefonieren verabredet, um nochmal zu reden.

Was er möchte, sollte Dich nicht interessieren. Vergiss eine normale Freundschaft mit ihm, das geht nicht, und brich den Kontakt rigoros ab. Lass das Männlein im Wald allein. Wenn er Dich liebt, kann er zeigen, dass er ein Mann ist, aber ich befürchte er ist eher eine Lusche.

oder, um's mal freundlicher zu sagen: er war wohl noch nicht so weit, um sich ernsthaft einzulassen.

13.06.2019 16:12 • #2


A


Trennung aus Vernunftsgründen?

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Nivon
Hallo!

Ja, das ist furchtbar. Und ich kann mir dir fühlen.

Aber eine Beziehung kann auch funktionieren, wenn man sich nur selten sieht. Ok meine Beziehung ist inzwischen auch zerbrochen. Aber vorher haben wir uns oft nicht gesehen. Mein Mann ist Mariner und war immer viel unterwegs. Mal 3 Monate, mal 4,5 Monate, teilweise sogar 6 Monate am Stück wegen eines Einsatzes. 4 Jahre haben wir nur eine Wochenendeehe geführt. Aber auch das hat funktioniert.
Auf diesen Fahrten sind viele Ehen zerbrochen und wir waren stolz, dass es uns nicht erwischt hat. Das Vertrauen war auch immer da und ich habe das auch nie in Frage gestellt.

Der letzte Einsatz ist auch schon ein paar Jahre her, also hat unsere Trennung nichts damit zu tun, dass wir uns hinterher viel öfter gesehen haben.

Ich habe letztens einen schönen Spruch gelesen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.

Ich drücke dich ganz doll

13.06.2019 17:00 • x 1 #3


M
Zitat von Nivon:

Ich habe letztens einen schönen Spruch gelesen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.

Ich drücke dich ganz doll


Da ist was Wahres dran! Ich bin echt sauer, dass er mir die Option, darüber zu urteilen, ob ich damit klar komme oder nicht, nicht gelassen hat sondern glaubt, das in meinem Sinne entschieden zu haben.Deshalb habe ich ihn gefragt, ob seine Gefühle für mich nachgelassen haben. So nach dem Motto Ich treffe jetzt einfach die Entscheidung, dann ist es endgültig. Er verneint das aber vehement. Es wäre eine reine Kopfentscheidung.

Wir haben uns die ganze Zeit ja auch in unregelmäßigen Abständen gesehen (mal waren 3 Wochen dazwischen, es gab aber auch schon 8 Wochen, je nach dem, wie die Situation war), mal kam er runter, mal fuhr ich hoch und wir kamen beide damit klar. Ich hatte zum ersten Mal in einer Beziehung das Gefühl, aufrichtig zu lieben und auch geliebt zu werden ohne emotionale Abhängigkeit. Und er wirft es weg.

Danke fürs Drückerle!

13.06.2019 18:22 • #4




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