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Trennung aus rationalen Gründen macht mich fertig

M
Hallo zusammen,

meine Geschichte klingt vielleicht wie eine von Tausenden, aber für mich ist diese Situation vollkommen neu. Ich bin jetzt 33 und habe ausschließlich langjährige feste Beziehungen hinter mir. Daher kenne ich den Schmerz, wenn eine Frau einen nicht mehr liebt oder man selbst keine Gefühle mehr hat und sich aus emotionalen Gründen trennt. Aber in diesem Fall ist alles anders.

Meine (jetzt Ex-)Freundin und ich haben uns vor zwei Jahren kennengelernt. Ich war zu dieser Zeit ein knappes halbes Jahr Single und sie ebenfalls. Sie hat mich mit ihrem Lächeln, ihrer wahnsinnig tollen Ausstrahlung sowie ihrer unbeschwerten Art und Intelligenz beeindruckt und die erste Zeit mit ihr war wunderschön. Wir sind gereist, haben uns gemeinsam weierentwickelt und haben die Zeit häufig ruhig verbracht. Ihr Bedürfnis nach Entspannung hat mich von meiner ungewollten Rastlosigkeit weggeholt. Bis dato dachte ich immer, man müsse die Wochenenden nutzen, weil andere es eben auch tun. Sie hat so vie Gelassenheit in mein Leben gebracht und es wurde nicht ein einziges Mal langweilig mit ihr.

Leider wurde die Beziehung davon überschattet, dass wir uns regelmäßig stritten. Die Streits waren teilweise heftig, wenn es darum ging, dass einer von uns einen Fehler gemacht hat. Und sie wurden begleitet von Meinungsverschiedenheiten und Missverständnissen, die dann zu kleineren Streits führten. Offen gestanden weiß ich nicht so recht woran es lag, dass wir uns ständig in die Haare bekamen. Ich habe versucht die Ursachen zu ergründen und kam zu dem Schluss, dass sie und ich uns vermutlich zu ähnlich waren. Wir sind beide dickköpfig und sie war in klärenden Gesprächen sogar noch unnachgiebiger als ich. Denn sie konnte Fehler ihrerseits nur schwer eingestehen und noch schwerer fielen ihr Entschuldigungen. Ich weiß von ihr, dass ihr Ex bei ihren Zickereien, Meckereien sowie bei sich anbahnenden Streits vieles weggelacht hat und teilweise auf Durchzug geschaltet hat. Das kann ich persönlich jedoch nur in begrenztem Maße. Ich habe so gut es ging versucht, über ihr Verhalten hinwegzusehen, aber es hat nicht ausgereicht. Die Lösung wäre vermutlich gewesen, meinen Charakter von Grund auf neu zu überdenken, aber dann wäre ich nicht mehr ich.

Es gab auch häufig Situationen, in denen sie mich bevormundet hat. Das waren immer Kleinigkeiten, aber ich habe mich dadurch herabgewürdigt gefühlt und hatte aufgrunddessen manchmal sogar das Gefühl, als stünde ich als Trottel da. Insbesondere wenn soetwas in der Öffentlichkeit vorkam. Andere bekamen das nie mit, aber das Gefühl war dennoch da.

Ich selbst habe auch viele Fehler gemacht und weiß auch was mein Hauptproblem ist. Und zwar beziehe ich bestimmte Aussagen sofort auf mich, fühle mich schnell angegriffen und nehme recht schnell eine Verteidigungshaltung ein. Ich habe versucht das weitestgehend in den Griff zu bekommen, doch ganz ablegen kann und konnte ich es nicht. Wenn dann ihrerseits herumgezickt wurde (wofür nicht ich, sondern etwas anderes der Grund war), fühlte ich mich attakiert und habe Kontra gegeben. So habe ich es mir in den letzten Tagen zumindest zusammengereimt. Ob es tatsächlich so ist, könnte vielleicht jemand bestätigen oder widerlegen, der sich damit auskennt.

Nun haben wir uns vor zwei Wochen nach einem dieser Streits in einer Kurzschlussreaktion meinerseits endgültig getrennt. Es flossen viele Tränen, wir sprachen kurz darüber und dann fuhr ich in meine Wohnung. Dort angekommen bereute ich die Trennung sofort und rief sie an. Sie wollte die Beziehung nicht mehr, weil sie Angst hat, dass die Streits unser weiteres Zusammenleben dominieren. Ich weiß was sie meint und sie hat auch recht. Aber nun kommt der emotionale Teil der Geschichte und mich gerade stark zusammenreißen, nicht loszuheulen. Das Tippen fällt mit Tränen in den Augen deutlich schwerer

Mir fehlt...

...ihr Lachen.
...ihr Geruch.
...es, sie im Arm zu halten und zu küssen.
...das Ausleben gemeinsamer Interessen.
...ihre Stimme.
...das was wir zueinander gesagt haben und wie wir uns genannt haben.
...sogar ihr süßes Gesicht, wenn sie sich über etwas aufregt.

Ich liebe sie und es zerreißt mir das Herz, dass sie nicht mehr bei mir ist!

Ich muss jetzt aufhören zu schreiben. Ich kann nicht mehr...

LG

02.11.2014 10:39 • #1


auchdabei
Schreiben kann helfen Trauer zu verarbeiten und auch zu merken was man wirklich will.Der Schmerz lässt nach auch wenn es etwas dauert.

02.11.2014 10:58 • x 1 #2


A


Trennung aus rationalen Gründen macht mich fertig

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M
Zitat von auchdabei:
Schreiben kann helfen Trauer zu verarbeiten und auch zu merken was man wirklich will.Der Schmerz lässt nach auch wenn es etwas dauert.


Ich weiß. Aber dieses Mal wird es härter. Denn ich liebe sie und sie liebt mich!

Immer wenn ich ihre Launen ertragen musste, dachte ich mir, dass ich das mein Leben lang nicht kann ohne Kontra zu geben. Da passt etwas Grundsätzliches in der Kommunikation nicht und solange ich sie liebe, habe ich das Gefühl oder vielmehr die Hoffnung, dass es vielleicht irgendwie behoben werden könnte. Aber wir haben so viel darüber gesprochen und uns vorher schon drei Mal getrennt und jedes Mal zueinander zurück gefunden. Immer mit demselben Ergebnis: Trotzdem Streit.

Ach Mann....ich bin total hin- und hergerissen. Soll ich sie anrufen und den Schmerz stillen, indem ich zu ihr fahre? Kann das die Lösung sein? Oder ist es besser es auszuhalten und hinterher frei von Emotionen zu sehen, dass es nicht gepasst hat? Manchmal denke ich mir, dass das doch kein Trennungsgrund sein kann. Wenn ich mich aber an die Situationen zurückerinnere, in denen wir gestritten haben, hatte ich einfach keine Lust mehr darauf. Ich weiß gerade nicht was ich tun soll. Ich weiß nur, dass sie mir unendlich fehlt...

02.11.2014 11:26 • #3


H
Hallo,

ich erkenne mich in Deiner Beziehungsgeschichte in vielen Punkten wieder und ich muss Dir sagen, dass Du Deine Entscheidung sicher nicht ohne Grunde getroffen und damit auch den richtigen Weg eingeschlagen hast. Du warst Teil eines unerwachsenen Spiels um Macht, was auf Dauer nicht funktioniert hätte. Wenn eine Beziehung zum Kampf wird, läuft etwas falsch. Ein Zusammenleben kann und darf nicht daraus bestehen, dass eine Partei stets den Angriff sucht, um sich eine gewisse Position zu sichern.
Ich kenne solche, herabsetzenden Verhaltensweisen auch und habe lange Paroli gegeben, aber irgendwann das Gefühl gehabt, dass ich es nicht mit einem erwachsenen Menschen zu tun hatte, sondern mit einem bockigen Kleinkind, das ständig an die Grenzen des anderen geht. Da fing die Entfremdung an, die ich ganz sicher irgendwann auch, mehr oder weniger bewusst, gezeigt habe. Ich bin normalerweise ein sehr geduldiger Mensch, aber auch meine Fahnenstange hat ein Ende. Und Deine sicher auch. Erwachsene Menschen gehen anders miteinander um. Ich habe nichts dagegen, dass man sich gelegentlich mal an einander reibt, aber wenn mein Gegenüber scheinbar krampfhaft danach sucht, mich herauszufordern, wird es anstrengend und irgendwann unangenehm.
Ich habe mir auch oft die gemeinsame Zukunft vorgestellt. Wirklich wohl war mir dabei nicht. Das hätte kein gutes Ende genommen. So wie bei Dir.

Du wirst ganz sicher irgendwann verstehen, dass es für euch keine Zukunft gegeben hätte. Zumindest keine schöne. Lass sie ziehen und erwachsen werden. Es wird Zeit. Du wirst über sie hinwegkommen, auch wenn es jetzt noch schmerzt und unaushaltbar scheint. Irgendwann wirst Du merken, wie sehr Du an Dir vorbeigelebt hast.

Beste Grüße!

02.11.2014 11:56 • #4


H
Darf man fragen, wie sie sonst so zu sich steht? Ist sie mit sich und ihrem Leben zufrieden? Hat sie Themen und Inhalte, mit denen sie sich beschäftigt und Dich für diese nicht unbedingt braucht? Versucht sie Dich in irgendeiner Weise zu verändern? Wie sieht es in ihrer Biographie aus? Kann sie mit sich allein sein?

02.11.2014 13:12 • #5


M
Ja, sie ist sehr mit sich im Reinen. Sogar viel mehr als ich. Und sie hat eigene Interessen, mit denen sie sich beschäftigt und aktuell auch ablenkt. Sie kann gut alleine sein und es war auch während der Beziehung so, dass sie auch mal Zeit für sich brauchte und es auch begrüßte, wenn ich etwas mit Freunden machen wollte, anstatt zu ihr zu fahren. Das empfand ich fast schon als gefühlskalt, denn ich brauche glaube ich mehr Nähe als sie. Habe dann die Treffen mit Freunden auf Mo-Fr verschoben, um mit ihr die Zeit zu verbringen. Das fand sie gut, aber es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre. Sie hatte immer etwas zu tun und konnte sich sehr gut selbst beschäftigen.

Sie hat nicht versucht mich zu verändern, aber es lief ja darauf hinaus, dass ich mich selbst verändern musste. Sie selbst sah die Notwendigkeit einer Veränderung ihrerseits als ein sich verstellen an (hat sie mir so gesagt). Das heißt aus meiner Sicht, dass sie ihren Standpunkt bzw. ihr Verhalten als richtig ansieht und nur mir zuliebe so tut, als sei er es nicht.

Wir sind beide recht dominant und vielleicht war das der Knackpunkt. Ich habe leider zu wenig Ahnung von Psychologie, als dass ich das vollends ergründen könnte.

02.11.2014 13:59 • #6


H
Klingt sympathisch und selbstbewusst; fast ein wenig egozentrisch. Aber es zeigt eben auch einen fundamentalen Unterschied zwischen eurer Vorstellung von Nähe. Bei mir was es genau andersherum. Ich bin der, der seine Freiräume und Zeit für sich braucht, während sie quasi dauernde Nähe gefordert hat. Das passte auch nicht so recht, wenn ich den Blick zurückwerfe.
Vielleicht ist genau das der Knackpunkt, warum unser beider Beziehungen nicht funktioniert haben. Solche Polaritäten sind nur ganz schwer auszugleichen. Vielleicht fühlte sie sich eingeengt und Du Dich zu wenig beachtet bzw. hattest das Gefühl, Du würdest mehr lieben als sie, was objektiv gesehen natürlich Quatsch ist. Ihr habt euch beide geliebt, nur eben nicht die gleiche Sprache gesprochen.

Man muss nicht alles psychologisch erklären, um hinter die Kulissen blicken zu können. Sowas ergibt nur einen Sinn, wenn es offensichtliche Symptome gibt. Das scheint mir hier aber nicht der Fall zu sein.

02.11.2014 14:18 • #7


M
Ja, sie ist sehr selbstbewusst. Es war ja nicht so, dass ich geklammert habe. Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Ich habe es absolut akzeptiert, wenn sie Zeit für sich brauchte. Kein Thema. Sie hat zwischendurch auch mal gefragt, ob ich denn spontan zu ihr kommen möchte. Frauen sind da nicht so konstant in ihrer monatlichen Gefühlswelt

Aber sie hat selten gesagt, dass sie mich vermisst. Das habe ich in der gesamten Zeit vielleicht 3 bis 4 mal von ihr gehört. Und das auch eher in der Anfangszeit. Später war sie froh ihre Ruhe zu haben. So wird das vermutlich auch aktuell sein. Ich fehle ihr sicherlich, aber sobald sie sich gefühlsmäßig von mir entfernt hat, wird sie ihr Leben weiterführen wie vorher auch. Allerdings wird sie wieder aktiv auf Partnersuche gehen. Sie lebt lieber in Beziehungen, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen möchte.

Zitat:
Ihr habt euch beide geliebt, nur eben nicht die gleiche Sprache gesprochen.


Da ist was dran! Wir haben uns die Liebe auch unterschiedlich gezeigt. Ich eher mit körperlicher Nähe, sie durch Dinge die sie für mich gemacht hat. Kochen, Wäsche waschen etc.

Aber das erklärt ja alles nicht die Ursache für die Streitereien

Also wenn ich an die Streits denke, dann kann ich unterteilen in...

1. wenn einer von uns etwas falsches getan oder gesagt hat

2. wenn wir unterschiedlicher Meinung waren

3. wenn sie mal wieder rumgezickt hat, was recht häufig vorkam.

Bei 1. hat's stärker gekracht und bei 2. und 3. uferte es eher zu einer genervten Haltung beider Seiten aus.

02.11.2014 14:32 • #8


H
Jetzt kommt sicher gleich jemand angesprungen, der ihr eine Bindungsangst unterstellen wird...

Im Ernst: ich erkenne in Deiner Freundin viel von dem, was auch mich ausmacht (Auch wenn ich kein Esoteriker bin: Ist sie zufällig Wassermann?).
Ich bin auch kein großer Freund von ständigen Liebesbekundungen á la Ich vermisse Dich, was nicht heißt, dass ich nicht lieben würde. Nur werden solche Äußerungen von mir selten, dann aber ehrlich und ganz bewusst eingesetzt. Das mit der körperlichen Nähe kenne ich auch. Ich gebe sie gern und dann auch intensiv, aber nicht 24/7 oder auf Verlangen. Ich muss auch nicht zwingend unter einer Decke mit meiner Liebsten schlafen oder die Nacht in Löffelchen-Stellung verbringen.
Und ja, auch ich war und bin zu bestimmten Zeiten ganz froh darüber, meine Ruhe zu haben, damit ich mich mit mir selbst beschäftigen kann und der bleibe, der ich nun einmal bin. Das war auch schon immer so. Und ich habe mich, wie Deine (Ex-?)Freundin auch, noch nie von anderen Menschen abhängig gemacht. Allerdings bin ich, und da gibt es einen Unterschied, niemand, der nach einer Beziehung gleich in die nächste schlittert. Sie kann also doch nicht so ganz mit sich alleine sein.

Ich gewinne tatsächlich ein wenig den Eindruck, als ob sich bei euch Feuer und Wasser begegnet sind; zumindest auf emotionaler Ebene. Und das kann ja auf Dauer nichts werden.
Die Streitereien sind sicher nur ein Ausdruck dafür, was eigentlich ganz tief nicht zusammengeht.

02.11.2014 14:46 • #9


M
Nein, ich bin Wassermann. Sie nicht.

02.11.2014 14:49 • x 1 #10


H
Zitat von Mufasa:
Nein, ich bin Wassermann. Sie nicht.


Ich hatte nur gefragt, weil ich mich in den Charakterisierungen des Wassermanns manchmal zu fast 100% wiederfinde. Und bei dem Sternzeichen spielt der Freiraum ja eine große Rolle. Wie gesagt: ich halte normalerweise absolut nichts von esoterischen Spinnereien, aber bei den (generellen) Horoskopen sitze ich manchmal mit offenem Mund da und frage mich, ob die Verfasser mich kennen. Ich scheine der Prototyp eines Wassermanns zu sein.
Das nur am Rande.

02.11.2014 14:53 • #11


M
Du hast recht mit dem was du sagst. Aber das ist nicht die Ursache für unsere Trennung. Die Nähe/Distanz-Thematik war nie ein Problem und auch nie Streitpunkt. Wir waren da eher auf einer Linie. Bin ja selbst Wassermann und möchte auf meine Unabhängigkeit ebenso wenig verzichten

Die Ursache waren die Streits. Und da überlege ich halt warum es so war. Auch wenn's vielleicht müßig ist.

02.11.2014 14:57 • #12


H
Vielleicht nicht der offensichtlich Grund? Manchmal geschieht ja sowas unbewusst. Schwierig zu sagen. Ich kann ja auch nur vergleichen und mutmaßen. Und herrlich danebenliegen...

Aber trotz Allem: Wirklich glücklich scheinst Du ja nicht mehr gewesen zu sein und vielleicht ist es wirklich der sinnvollste, wenn auch schmerzvolle Schritt, den Du jetzt tun musst. Du weiß ja selbst, dass sie sich nicht ändern will und wird. Genug Chancen habt ihr euch beiden eingeräumt. Irgendwann muss man leider auch mal die Segel streichen.

02.11.2014 15:06 • #13


M
Wahre Worte! Du hast absolut recht. Der letzte Absatz bringt es auf den Punkt.

Für mich ist eine Trennung trotz Liebe halt ungewohnt und irgendwie nicht zu verstehen. In Momenten, in denen ich einen klaren Kopf bekomme, sehe ich das so wie du es geschrieben hast.

02.11.2014 15:19 • #14


H
Jetzt gebe ich Dir hier den Tipp, den ich eigentlich vor einiger Zeit gebraucht hätte. Nun ja.

Aber schlafe nochmal drüber und rede mit ihr, bevor Du die endgültige Entscheidung triffst.

02.11.2014 15:28 • #15


A


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