Ich war bis jetzt nur stille Leserin, nun muss ich meine Geschichte loswerden. Achtung! Lange!
Meinen Mann habe ich auf einem Pfadfinderlager mit 12 Jahren kennengelernt. Wir haben schon damals die Anziehung zwischen uns gespürt, er hat jahrelang meine Tagebücher gefüllt Nach der Matura haben wir uns aus den Augen verloren, jeder hatte eine Beziehung, ich bekam meinen ältesten Sohn. Dann, 1999, stand er plötzlich vor meiner Türe. Seine Freundin hatte sich kurz zuvor von ihm getrennt, meine Beziehung war schon länger vorbei. Und jetzt war Platz und die richtige Zeit für uns. Ein Traum wurde wahr, ich war mit meiner großen Liebe zusammen. 2003 und 2005 kamen unsere beiden Großen auf die Welt, 2006 haben wir geheiratet. Und 2009 kam dann noch unsere Jüngste auf die Welt. Ich war all die Jahre glücklich und konnte manchmal mein Glück kaum fassen. Unsere Beziehung war immer sehr harmonisch und erfüllend. Vor 4 Jahren dann gab es bei mir dann plötzlich eine schleichende Unzufriedenheit, die ich damals nicht näher angeschaut habe und für die ich keine Erklärung fand. Ich war zickig und unausgeglichen. Im Jänner 2014 dann kam der 1. Hammer: Mein Mann sagte mir, dass er nicht wisse, ob er mich noch liebt und die Beziehung noch will. Der Schlag für mich war heftig, ich bin aus meiner Lethargie aufgewacht. Die folgenden Monate habe ich eine Therapie begonnen, habe meinem Mann ganz viel abgenommen um ihn zu entlasten. Seine Aussagen waren immer dieselben: er weiß nicht, was mit ihm los ist, er braucht Zeit. das Übliche halt. Eine Affäre hat er klar verneint. Bis zum Sommer haben wir wie Geschwister zusammengelebt, keine körperliche Nähe mehr. Im August habe ich dann die Reißleine gezogen. So wollte und konnte ich nicht mehr weitermachen. Wir haben uns getrennt. Der Kontakt blieb bestehen, wir haben mit den Kindern noch viel unternommen, meine SChmerzen waren damals aber schon heftig. Im November 2014 hat er mich dann um ein Gespräch gebeten, in dem er mir mitteilte, dass es seit Weihnachten 2013 eine andere Frau in seinem Leben gibt, er aber beide liebe und nicht wisse, was er tun soll. Ui, das Loch, in das ich dann gefallen bin, war unendlich tief. Die schlimmste Zeit meines Lebens begann. Aber gleichzeitig auch das Wissen, dass ich unsere Beziehung nicht aufgeben will und ihm verzeihen möchte. Er hat sich dann unter großen Schmerzen von seiner Freundin getrennt, es hat aber noch Wochen gedauert, bis er wirklich wieder bei uns war. Wir haben dann die nächsten Jahre intensiv an der Beziehung gearbeitet, ich habe weiterhin meine Therapie gemacht. Die Beziehung wurde tiefer und schöner als zuvor. Ich konnte ihm mit der Zeit immer besser verzeihen, die Wunde brauchte allerdings lange, bis sie verheilt war. Im letzten Jahr war dann auch erstmal das Gefühl da, dass die Wunde endlich verheilt ist. Unsere Beziehung war auf allen Ebenen eine tiefe, harmonische, erfüllende und bereichernde. (Das sagt auch er so). Gut. Anfang Mai dieses Jahres fuhr mein Mann dann über ein Wochenende in die Schweiz zu einem Guru auf ein Darshan. Bekannte von uns machen das seit Jahren und er wollte sich das anschauen. Ich habe zwar auch meine spirituellen Teile in meinem Leben, aber das hat mich nicht angezogen. Er fuhr also alleine und kam dann als völlig anderer Mensch zurück. Er lernte dort eine Frau kennen (aus unserer Heimatstadt) und hat sich sofort in sieverliebt (Das sind Gefühle, die weit über Verliebtsein hinausgehen!). Ich konnte kaum mehr mit ihm reden, er hat zu allem nur mehr gesagt, ich soll alles fließen lassen etc. Er sprach von der allumfassenden Liebe, die er jetzt leben will, vom Nur mehr im Hier und Jetzt sein, von der Selbstliebe, die er leben will und davon, dass er nur mehr seinen Impulsen folgen will. Er schwebte irgendwo in irgendwelchen Sphären herum, wusste nichts mehr, außer, dass er diese Frau unbedingt wiedersehen muss. Er sagte, dass er selber nicht verstehen kann, wie so etwas passieren kann und es sei, als ob jemand in seinem Kopf einen Schalter umgelegt hat. Das ging 10 Tage so, dann hat er seine Sachen gepackt und ist ausgezogen. Eine Woche später ist er bei der neuen Frau und ihren 3 Kindern (genau so alt wie unsere) eingezogen. Im Unterschied zum letzten Mal wusste ich dieses Mal sofort, dass ich da nicht mehr mitgehe. Abgesehen davon, dass ich den Menschen, der da wieder kam, nicht mehr gekannt habe. Ich fiel nicht mehr ganz so tief, wie vor 4 Jahren, dennoch durchlebe ich Täler des Schmerzes, die oft kaum auszuhalten sind. Ich war jetzt mit den Kindern 3 Wochen in Griechenland (unser Höhepunkt jedes Jahr ), und da bekam ich erstaml heftige Nierenkoliken (kein Wunder). Doch danach fing ich mich und war zum ersten mal seit langem wieder glücklich und bin zur Ruhe gekommen. Jetzt bin ich wieder zurück und die Schmerzen sind heftiger da als zuvor. Meinen Mann sehe ich kaum und rede nach wie vor nicht mit ihm, außer über die Scheidung, die für beide jetzt der richtige nächste Schritt ist. Ich versuche von Anfang an, alles anzunehmen, alles zuzulassen. Ich weiß, dass es anscheinend für mich wichtig ist und es so sein soll, alleine zu sein und zu mir zu finden. Ich habe nach wie vor Hilfe, nicht nur professionelle, doch ich glaube, mir fehlt die Geduld. Ich würde ihn gerne viel schneller vergessen und weitergehen. Und weiß natürlich auch, dass es seine Zeit braucht. Mich plagen ständig die Fragen nach dem Warum. Ich suche Erklärungen und merke, dass es völlig egal ist, warum es so geschah. Trotzdem bekomme ich diese Gedankenspiralen nicht aus meinem Kopf raus. Ich glaube, ich bräuchte einfach Aufmunterung, dass dieser Zustand irgendwann besser wird. Und vielleicht gibt es ja auch unter euch welche, die Ähnliches mitgemacht haben und hilfreiche Worte für mich haben. Musste einfach die ganze Geschichte einmal los werden, es ist jetzt schon wieder ein bisschen leichter . Danke an alle, die den langen Text bis hierher geschafft haben!
27.07.2018 08:41 •
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