Trennung aus heiterem Himmel / aus der Bahn geworfen

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Hallo zusammen.
Mein Name ist Michael, ich bin 36 Jahre alt. Vor 3 Wochen hat mir meine Frau gesagt, dass sie mich nicht mehr liebt und dass sie die Trennung will. Für mich kam das ganze nicht aus heiterem Himmel, aber doch in dieser Deutlichkeit und Endgültigkeit unerwartet. Wir sind seit 3 ½ Jahren zusammen, wohnen seit 2 ½ Jahren zusammen und haben erst im Mai geheiratet.
Die Hintergründe für ihre Entscheidung sind mir bekannt, aber ich (und alle Freunde und Verwandte) kann sie nicht nachvollziehen. Das würde jetzt hier aber zu weit führen.
Alle Versuche meinerseits die Beziehung zu retten scheinen aussichtslos. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass es wohl vorbei ist.
Meine Gefühle und Gedanken haben mich anfangs total aus der Bahn geworfen, inzwischen komme ich ganz gut zurecht, aber ich habe nach wie vor eine totale Leere in mir und mache mir ernsthafte Gedanken über den Sinn meines Lebens. Ich weiß nicht, ob ich meine Frau wirklich so sehr geliebt habe oder ob eher die Angst vor einer einsamen Zukunft mir so zu schaffen macht.
Ich war in meinem Leben noch nie wirklich alleine. Ich kann es zwar teilweise genießen, aber die Vorstellung alleine in einer Wohnung zu leben macht mir große Angst. Nicht der Alltag macht mir da Probleme, sondern die Vorstellung niemanden zu haben bei dem man sich mal anlehnen kann, niemand der da ist, wenn man Zuwendung braucht und vor allem niemand der mich liebt und mich braucht.
Vielleicht lerne ich das irgendwann, aber momentan bereitet mir das große Angst.

Gruß Michael

03.12.2003 11:52 • #1


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Hallo Michael,

Ich kann dir deine Gefühle nachempfinden. Ich bin vor 7 Monaten verlassen worden und das nach 9 Jahren Ehe und insgesamt 15 Jahren Beziehung. Ich hatte zuvor auch nie alleine gelebt. Da ist man die ersten Wochen nach der Trennung total durch den Wind. Die Angst vor dem Alleinsein ist völlig normal und wird nicht auf Anhieb verschwinden, aber mit der Zeit lernst du, damit umzugehen und du wirst dich, wenn auch allein, nicht mehr einsam fühlen.
Versuche, deinem Leben neue Inhalte zu geben, konzentriere dich auf Dinge, die dir Spass machen und du schon immer machen wolltest, geh weg mit Freunden oder deiner Familie.
Mit der Zeit wirst du dein Leben wieder geniessen können. Hab Geduld mit dir selbst und lass deine Angst jetzt erst mal zu, du wirst sehen, dass es besser gehen wird.

Viel Kraft wünscht dir
taka

03.12.2003 14:20 • #2


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Trennung aus heiterem Himmel / aus der Bahn geworfen

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So, heute sind es genau 3 Wochen seit sie sich von mir getrennt hat. Mir geht es nach wie vor sehr schlecht und die kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont verblassen immer mehr. Ich weiß nicht, ob ich weiter um sie kämpfen soll oder ob ich versuchen soll mich von ihr zu lösen.
Leider kann ich ihre Entscheidung immer noch nicht nachvollziehen. Kann es denn sein, dass man innerhalb von einem halben Jahr alle Liebe zu seinem Partner verliert? Sie sagt sie braucht mehr Freiheit. Gleichzeitig hat sie immer mehr Beachtung gefordert. Jetzt will sie einfach alleine sein, wieder so leben wie früher. Dann kann sie machen was sie will ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Aber sie hat nie mit mir darüber geredet. Ich hätte ihr doch nichts verboten. Sie hat alles in sich reingefressen und mir irgendwann ihre Entscheidung mitgeteilt.
Alle mit denen ich rede meinen, dass sie ein großes Problem hat. Ich würde ihr gerne helfen, aber sie lässt niemanden an sich ran. Selbst ihre Eltern, mit denen sie sonst über alles redet.
Manchmal denke ich, dass ich sie jetzt einfach mal ihr Ding durchziehen lasse und abwarte. Ich will mich nicht von ihr lösen, sondern da sein, wenn sie sich vielleicht anders entscheidet. Ich weiss, dass ich mich damit selbst verletze und meinen Schmerz nur verlängere. Aber ich will die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Gestern hat sie mir noch gesagt, dass wir ja Freunde bleiben können...Gott, wie ich diesen Satz hasse! Mit Freunden gehe ich zum Fussball oder ins Kino...ich brauche jemanden den ich lieben kann und der mich liebt!

Gruß Michael

05.12.2003 09:03 • #3


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Hallo,

wenn ich lese wie lange diese Schmerzen und die Angst anhalten können wird mir ganz schlecht.
Mein Mann hat mich vor 5 Tagen verlassen, nach 26 Jahren in denen ich ihn über alles geliebt habe. Er sagte einfach zu mir, er braucht jetzt ein neues Leben und eine neue Frau. Er liebt mich nicht mehr. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, er hat mein Leben zerstört. Ich kann nicht schlafen, nicht essen und es fällt mir schwer meiner Arbeit nachzugehen.
Ich weiß wie du dich fühlst und diese Schmerzen wünsche ich niemandem.

Margot

05.12.2003 09:39 • #4


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Hallo Margot,

die Schmerzen, die Trauer, die Leere...das kann furchtbar brutal sein. Mir hat eigentlich nur Reden geholfen. Nicht mit dem Partner, sondern mit Freunden und auch Außenstehenden. Ansonsten kann ich dir noch ein Buch empfehlen:
Doris Wolf - Wenn der Partner geht...
Gibts in jedem gut sortierten Buchladen.

Viel Kraft und Blick nach Vorne
Michael

05.12.2003 10:48 • #5


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Hallo,

ich kann Deine Trauer gut verstehen. Bei mir ist nun der 5. Monat nach der Trennung angebrochen. Eigentlich halte ich mich jetzt für recht stabil, aber es war ein sehr harter Weg und manchmal drehe ich mich auch im Kreis oder laufe ein paar Schritte zurück, was mich wütend macht und mit Traurigkeit bemantelt.

Ja reden ... mit anderen reden halte ich für sehr wichtig, bei mir sind es verschiedene Personen (damit ich nicht immer ein-und-dieselbe Person nerve).
Das Buch, welches Du vorgeschlagen hast, habe ich auch gelesen, bzw. nicht ganz *schäm*, aber dafür die Tests und ich habe mich an so viele Tipps gehalten.

Ich hatte mal angefangen eine Tagebuch zu schreiben, mit all meinen Gefühlen und Gedanken, die entweder den Ex beinhalten oder auch weniger. es hat mir auf jeden Fall geholfen ... nur sollte ich es auch weiterführen.

Ja, ich habe mich sogar mal so stark gefühlt, eine neue Beziehung aufzubauen ... zu einem neuen Menschen, aber es waren nur Augenblicke, denn ich merke noch heute, das ich meine alte Beziehung noch nicht verarbeitet habe.

Auch ich hatte anfangs Angst vor dem alleine sein und bin fast wahnsinnig geworden, habe Überstunden über Überstunden gemacht, war mal bei Freunden und mal bei der Familie. Konnte und wollte nicht schlafen, weil ich Angst vor meinen Träumen hatte.
Und heute bin ich sogar froh, das ich alleine lebe und dies soll auch erst einmal so bleiben, was aber nicht heißt, das ich keine Beziehung mehr will.

Alles mit der Zeit ... Alles kann, nichts muss

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft die schwere Zeit zu überstehen ... und Du wirst sie überstehen, glaube mir.

Lieben Gruß
Karotte

05.12.2003 14:56 • #6


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Hallo Ihr Lieben,

ich muss mir mal wieder was von der Seele schreiben, denn heute ist der erste Tag seit Wochen an dem ich mal wieder ein böses Tief erwischt habe.
Nachdem ich vor zwei Wochen aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen bin, ging es bei mir stetig bergauf. Die bösen Gedanken kamen immer seltener. Die Trauer trat in den Hintergrund und ich fühlte mich zeitweise richtig gut.

Nun war ich gestern bei einer Selbsthilfegruppe zur Trennungsbewältigung. Die Leute und der Gruppenleiter sind echt okay und teilweise konnte ich mich dort auch wiederfinden. Als ich aber selbst über mich erzählen sollte, haben mich meine Emotionen wieder überrannt.
Vielleicht lag es an der Situation in der Gruppe oder ich bin doch noch nicht soweit wie ich dachte und habe in den letzten Wochen zuviel verdrängt.

Ich frage mich nun, ob ich bei dieser Gruppe weitermachen soll oder mich doch wieder in mein Kämmerlein zurückziehen soll.
Ich höre ja immer, dass die Verarbeitung wichtig ist für ein Vorankommen, aber wenn es mir mit Verdrängung doch zumindest kurzfristig besser geht, ist das vielleicht auch kein so schlechter Weg.
Wie gesagt, ich habe mich eigentlich in der Gruppe ganz wohl gefühlt, aber es hat wieder jede Menge Gefühle in mir hochgebracht, die mir jetzt wieder zu schaffen machen. Aber Trennungsarbeit ist eben nicht einfach.
Was meint ihr?

Liebe Grüße
Michael

27.01.2004 12:23 • #7


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Lieber Michael,

ich kann sehr gut nachvollziehen, dass all diese wieder präsenten Gefühle dir zu schaffen machen.

Ich kann auch verstehen, dass dir danach zumute ist,wieder in Verdrängung zu flüchten. Sicher mag es sein, dass es dir damit momentan und kurzfristig besser geht, aber ich glaube, dass man keine Abkürzung im Verarbeitungsprozess nehmen kann, auch nicht mit Hilfe von Verdrängung. ;)

Irgendwann wird es dich dafür umso massiver wieder einholen (merkst du ja schon jetzt), und ich denke nicht, dass das für dein Befinden besonders gut wäre, zumal du damit ja auch die ganze Geschichte für dich in deinem Inneren in die Länge ziehst.

Sicher möchte man vor all diesen unschönen Gefühlen flüchten, aber möchtest du wirklich in sagen wir mal 1 bis 2 Jahren immer noch von diesen Gefühlen eingeholt werden, weil du sie jetzt verdrängst?

Ist die Vorstellung, vielleicht in 1 oder 2 Jahren schon weiter und evtl sogar wieder bereit für eine neue Beziehung zu sein nicht wesentlich attraktiver?

Du bist doch schon auf einem ganz guten Weg, räumliche Trennung ist vollzogen, du hast eine Rückzugsmöglichkeit, und das mit der Selbsthilfegruppe finde ich schon eine gute Idee.

Sicher kostet es Überwindung und Kraft das durchzustehen, und wenn du mutig genug bist, schaffst du das auch :)

Ansonsten kann ich dir nur raten, das zu tun, was dir auf lange Sicht gut tut, und wenn du mal wieder einen Tiefpunkt hast, du weisst wir sind hier, um dich aufzufangen.


Sei lieb gegrüsst

Thilde

27.01.2004 13:41 • #8


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Hi Micha,
ich schreib hier ja nicht allzu oft aber hier und jetzt glaub dir was schreiben zu müssen.
Verdrängen hilft nur kurzfristig im letzten Jahr hab ich das auch gemacht , es ging mir so 3-4 Monate super aber je weiter es auf Weihnachten zu ging wurde es immer schlimmer mit Träumen und Erinnnerungen. Überall hab ich was gesehen was mit meiner Frau zusammen hing und swupp Kopf zu . Ich hab alles und wirklich alles im Kopf neu erlebt was in den 5 Jahren passiert ist in denen meine Frau krank war , jede Chemo den Fußbruch den Bänderiss alles. Aber dann nach Weihnachten und Sylvester wurde es dann besser Tag für Tag ging die Achterbahn bergauf . Ich glaube die Erinnerrungen waren mein Verarbeiten und ich bin jetzt so weit wie ich es nie zu hoffen gewagt hab. Ich liege nachts nicht mehr wach kein Nachtchat mehr ( leider ) ) Dabei haben mir auch einige Leute bei geholfen, eine besonders . Danke .
Ich hoffe ich konnte dir auch was helfen . Wenn du meinst, du willst noch alles verdrängen mach es , aber das verarbeiten kommt irgendwann .
Rue

27.01.2004 15:03 • #9


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Liebe Thilde, lieber Rüdiger,

zunächst mal danke für eure Antworten. In meinem Beitrag ist wohl etwas falsch rübergekommen: Ich will nicht verdrängen. Ich habe das auch in der Vergangenheit nicht bewusst gemacht. Im Gegenteil. Ich habe mir immer wieder die schlimmen Situationen, die zur Trennung führten vor Augen geführt und mit jedem (egal ob er es hören wollte oder nicht ) darüber geredet.
Die letzten zwei Wochen waren natürlich enorm stressig und voller Ablenkungen durch den Umzug. Dadurch sind die Ängste vor dem Alleinsein und mein Schmerz über die Trennung wohl etwas in den Hintergrund geraten. Ich will das auch gar nicht bewerten, ob das nun gut oder schlecht ist. Aber ich habe alleine an meiner körperlichen Verfassung gemerkt, dass es mir für den Moment gut getan hat. Dadurch habe ich mir wohl auch eingebildet, dass ich mit der Verarbeitung schon recht weit bin. Deshalb war ich gestern etwas geschockt über meine Emotionen.
Für mich stellt sich halt die Frage, ob für mich die bewusste und direkt Verarbeitung in dieser Gruppe vielleicht zu früh kommt und mich in dem gerade erlernten Weg des Alleingehenes nicht zurückwirft.

Gruß Michael

27.01.2004 15:16 • #10


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Heute mal wieder neue Wasserstandsmeldungen aus meiner Gefühlswelt:

Ich war am Montag wieder in der Gruppe und diesmal hat es mir richtig gut getan. Klingt perv., aber das Schicksal der anderen lässt meine eigenen Probleme nur noch halb so groß erscheinen.
Und ich habe mir so einiges von der Seele reden können. Der Gruppenleiter musste mich irgendwann sogar abwürgen weil sonst die anderen nicht mehr zu Wort gekommen wären.

Die Probleme die ich beim ersten Mal in der Gruppe hatte sind wohl nicht so selten. Andere haben auch davon berichtet und manche sind erst gar nicht wieder gekommen. Aber aus meiner Sicht ist das wohl doch der richtige Weg das ganze zu verarbeiten und ich kann jedem nur empfehlen es zumindest mal auszuprobieren.

Liebe Grüße
Michael

04.02.2004 09:20 • #11


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Hallo Michima

Klingt perv., aber das Schicksal der anderen lässt meine eigenen Probleme nur noch halb so groß erscheinen.

was ist daran perv.? das nenne ich relatives Denken. Und das ist eine große Hilfe. Ich finde es toll, daß Du das bemerkt hast.
Leider gibt es immer noch viele Leute, die relatives Denken ablehnen und behaupten, Probleme seien nicht vergleichbar. Das ist Verdrehung von Tatsachen und entspringt der Verwöhnung in unserer Gesellschaft und mangelnde Demut vor der Wirklichkeit der Natur. Tatsache ist, daß die meisten unserer Probleme selbst gemacht und nicht durch höhere Gewalt oder unvorhersehbare Dinge entstanden sind. Und Tatsache ist, daß immer mehr Menschen heutzutage in einer Scheinwelt der Ansprüche leben, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Es gilt, den Kontakt mit dem Boden, mit den natürlichen Grundwerten und Regeln, wieder herzustellen, um sich selbst in seinen Stärken und Schwächen realistischer einschätzen zu können. Nur dann wird man den Kreis der Egozentrik, die das ewige Selbstmitleid bedeutet, durchbrechen.
Ich wünsche Dir, daß Du die Stärke bekommst, Demut vor dem Geschenk des Lebens zu haben, dann wirst Du Dich auch nicht mehr verlassen und einsam fühlen. Hab Vertrauen in die Zukunft, es wird wieder Liebe geben. Das wünsche ich Dir und ich weiß aus eigener Erfahrung daß dieses Vertrauen irgendwann nicht mehr enttäuscht wird. Man muß es nur zulassen.

cu

12.02.2004 02:43 • #12


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