Hallo ihr Lieben,
1,5 Wochen nach dem Termin fühle ich mich bereit zu berichten.
Ich hoffe, ihr sehr es mir nach, dass ich vorher nicht konnte.
Ich bin ihm schon an der U-Bahn begegnet. Er hat gelächelt als er mich sah. Ich denke, er hat sich ehrlich gefreut mich zu sehen. Waren dann sehr angespannt, als wir zum Termin gingen.
Zu Anfang hat die Therapeutin sich mehr an ihn gewandt. Sie war ja auch erschüttert über die Mail.
Er fing direkt an mit den Tränen zu kämpfen. Er sah keine Ausweg. Hatte so viel Schmerz in sich und wollte so nicht leben. Die Mail tut ihm von ganzem Herzen leid, und es war eine Überreaktion (kein Affekt!), da er am Limit war. Mit allem.
Ich sagte ihm, dass ich die Entschuldigung rational annehme, aber sie nicht fühlen kann.
Er mein Vertrauen genommen hat, und es gegen mich verwendet hat.
Er sieht es ein, und da begann er zu weinen. Er fühlt sich schuldig.
(Ich schreibe das nicht, um ihn in Schutz zu nehmen, oder weil ich Mitleid habe, sondern weil ich denke, dass es echt war.)
Der Rest des Termines war sehr konstruktiv. Wir haben den Umzug geplant und werden auch den Haushalt gemeinsam aufteilen. Also ich fahre im Mai in die Wohnung und wir werden versuchen das so gut wie möglich zu machen. Beim Umzug wird er die Wohnung verlassen.
Irgendwann kamen wir auf die 'Anschuldigungen' zu sprechen, die er in der Mail gebracht hat.
Ich hätte mich nicht gekümmert und so weiter.
Folgendes konnte ich ihm wortwörtlich sagen:
Du hast dich im November getrennt. Ich bin ausgezogen. Dann haben wir beschlossen, uns wieder anzunähern, nur leider hast du nichts dafür getan. Ich verstehe, dass du auch am Limit warst, und würdest du mir nicht vorwerfen nichts getan zu haben, würde ich nicht sagen.
Du hast dich an keine Absprache gehalten. Schlimmer, ich habe ständig deine Launen aushalten müssen.
Währenddessen habe ich mir 2 Zwischenmieten gesucht, bin zur Verhaltenstherapie gegangen, habe Freunde, Familie und auch groß meine Chefin über eine mögliche Diagnose informiert. Mich um mich gekümmert. Und es für mich verssucht zu verdauen. Und ganz nebenbei habe ich versucht die Freundin zu sein, die du am Anfang hattest, damit wir uns annähern konnten. Das kann kein Mensch tragen.
Er sah es komplett ein. Hat es in den letzten Wochen schon genauso reflektiert. Aber zum Zeitpunkt der Mail war alles viel zu aufgeladen bei uns. Beide am Ende ihrer Kräfte.
Die Therapeutin fragte, wie wir uns den Kontakt vorstellen.
Ich sagte, dass ich nicht mal Lust gehabt habe, her zu kommen, weil ich Sorge hatte wieder die ganze Bandbreite zu bekommen. Er war erschrocken. Dann ergänzte ich, dass ich vielleicht einen Geburtstagsgruß ohne die verrückte Ex zu sein, okay fände. Weiter hatte ich nicht drüber nachgedacht. (Wie gesagt, ich bin viel wütender in den Termin. Quasi im Kampf-Verteidigungs-Modus.)
Er wünscht sich eine Art Loyalität. Möchte schon noch Kontakt halten. Nicht jetzt und auch nicht in 4 Wochen.
Ich bedeute ihm sehr viel.
Die PT riet uns, das ganz intuitiv zu machen. Ruhig mal zu schreiben, wie es dem anderen geht. Oder sogar zu telefonieren, wenn genug Zeit vergangen ist, und uns danach ist. (Jeder kann jederzeit abblocken.)
Nach wie vor, denkt sie, dass wir irgendwann zueinander finden können. Er nickte seltsamerweise. (Sie spricht hier von in einem Jahr oder Ähnlichem.) Sie sieht einfach viel Empathie und Liebe zwischen uns. Viel Respekt und Humor. Sie sprach von der Verbindung und dass das Zusammenziehen einfach zu früh gewesen sei.
Wir sollen ruhig trauern und auch sehen, dass beide Parteien erst einmal trauern.
Ich habe etwas gebraucht um von dem Kriegsmodus in diesen Teil zu springen.
Ach man. Es war ganz tragisch, auch auch befreiend.
Wir haben beide geweint.
Er sagte, das er mich vermisst. Es weh tut. Er nannte viele Dinge/Situationen aus der Beziehung, an die er viel mehr denkt, als das schlimme, und er weiß, dass er den Schritt nicht rückgängig machen kann.
Für sein Handeln und den Schlussstrich die volle Verantwortung trägt und respektiert, dass ich auch nichts Gegenteiliges aktuell möchte. (Hat er ja Gott sei Dank die ganze Zeit über nicht.)
Kurz zu meiner Diagnose, die noch in Arbeit ist.
Ich konnte ihm sagen, dass ich eine Bindungsstörung aufgrund der Behinderung meiner Eltern habe (beide taub).
Und dass sein ständiges Schluss machen, das vermeidende, flüchtende in ihm meine Urangst getriggert hat.
Er hat es verstanden. Die PT stand mir bei uns hat es gut erklärt.
Er scheint auch etwas in Angriff zu nehmen, aber da habe ich nicht nachgefragt, weil es nicht mein Fokus ist.
Er sagte nur, dass auch seine Ma und beste Freundin da intensiv mit ihm gesprochen haben.
Ach man. Es war ganz tragisch, auch auch befreiend. Wir haben beide viel geweint.
Am Ende haben wir noch 30 Minuten an der Bahn gestanden. Ich habe geraucht. Wir haben abwechselnd geweint. Uns umarmt. Uns die Tränen aus dem Gesicht gewischt. Aber auf eine ruhige, unaufgeregte Art.
Ich habe ihm von der Wohnung erzählt, und er freut sich sehr für mich. Er hat auch ein bisschen was erzählt. Man hat gemerkt, dass wir uns fehlen und am liebsten alles geteilt hätten. Waren aber vorsichtig, und das finde ich gut.
Warum auch immer hat er Ableger meiner Lieblingspflanze gemacht (gehört ihm, ich bin Pflanzenmama) und ich solle doch eine beim Umzug mitnehmen. Ich schlug vor, dass er mir auch einfach eine vorbei bringen kann, im Spätsommer, wenn ich angekommen bin und wir dann einfach reden und einen Kaffee trinken. Er lächelte und sagte, dass er das sehr gerne tun würde. (Das ist nicht gesetzt und passiert nur, wenn ich mich danach fühle. Aber es war eine schöne Situation.)
Am Ende sagte er, dass er das alles unfair findet. Alles was mir passiert ist, und resultierend, was es mit uns gemacht hat. Er gerne stärker gewesen wäre.
Es war so friedlich. Und liebevoll. (Ich hoffe, ihr versteht was ich meine und ich lese mich nicht komplett verstraht. Denn das bin ich gerade nicht.)
Ich kann jetzt los lassen. Und vielleicht muss ich ja nicht entgültig abschließen.
Los lassen fühlt sich gerade gut an.
Fokus nach vorne. Und alles andere wird kommen, wenn es sein soll, oder auch nicht.
(Bedeutet: Ich habe keine explizite Hoffnung auf ein Come-Back, bzw. warte darauf. Es wird die Zeit zeigen, aber ich fokussiere mich jetzt auf mich und all das was mir Freude macht. Selbst die traurigen doofen Tage lasse ich geschehen und fühle mich durch. Das ging vorher nicht so gut.)
Haben uns verabschiedet und der Termin für die Aufteilung steht.
Ich habe keine Angst mehr davor, nur den nötigen Respekt, weil es ja doch emotional werden wird.
Wie es mir geht:
Ganz gut. Die Trauer und Sehnsucht ist da, aber aushaltbar. Ich konnte alles was mich wütend gemacht hat loswerden. Bin auf Verständnis gestoßen. Sehe, dass es wirklich besonders war und ich nicht alleine darum trauere. Ich weiß, hier spricht auch das Ego, aber es fühlte sich besser an, als der Status vorher. Es ist, als wäre gerade Frieden in mir, nach dem der Krieg seit November getobt hat.
Da sind zwei Leute, die sich viel bedeuten, aber noch eine Menge Arbeit leisten müssen.
Aaaaaber:
Ich freue mich auf den Umzug Mitte Mai.
Ich freue mich auf das Treffen in Berlin mit Euch.
Ich habe super viel vor in der nächsten Zeit. Konzerte, Kurztrips, etc.
Und, das hätte ich nicht gedacht, die Odette fliegt im Juli eine Woche in eine Finca in die Toscana mit ihrer besten Freundin/Mann und Freunden von ihrem Mann. Ich freue mich auf alles was kommt.
Versuche gerade mir selbst eine bessere Freundin zu sein. Und auch mal etwas mutiger zu sein.
Werde hier weiter schreiben, denn es liegt noch so viel vor mir.
Am 15. ist zum Beispiel der nächste Termin in der Trauma-Ambulanz.
Und ich mag meine Taschenfreunde dabei haben.
Wer bis hier hin gelesen hat - danke!
Es ist doch recht lang geworden, obwohl ich schon vieles ausgelassen habe.
Danke An alle, die unermüdlich bei mir geblieben sind, bzw sich hier beteiligt haben.
Ohne Euch wäre ich aktuell und vor allem die letzten Wochen verloren gewesen.
Ich hoffe, da es jetzt bei mir ruhiger ist, kann ich hier im Forum etwas mehr zurück geben.
Das nächste Tief wird kommen, aber das ist okay. Aktuell fühlt sich alles nach Frühling und Neubeginn an, und das Gefühl versuche ich zu behalten.
Habt ein sonniges Wochenende.
Edit: Liest sich wie ein schnulziger Film. Sehe ich ein. War aber wirklich so.
26.04.2024 14:56 •
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