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Trennung aufgrund von Depressionen

Chaoticism
Hallo zusammen,

ich bin derzeit einfach nur sehr traurig und möchte meinen Kummer von der Seele schreiben. Vielleicht könnt ihr mir ein paar Ratschläge geben, oder einfach nur ein wenig zusprechen, damit ich mich ein wenig besser fühle. Aber zunächst eine kurze Zusammenfassung meiner Situation:

Vor zweieinhalb Jahren lernte ich (w,38) ihn (33) online über eine Gaming-Community kennen. Wir verstanden uns von Anfang an gut, woraus sich eine Freundschaft entwickelte, ehe der Kontakt ab ca. Oktober 2023 stetig zunahm und die Freundschaft sich darüber intensivierte. Von Anfang an kommunizierte er ganz offen über seine Depression, was für mich nie ein Problem darstellte und worüber ich mit ihm auch immer wieder unterhielt. Beim Jahreswechsel 23/24 ging es ihm mental nicht gut und ihm lastete aufgrund seiner Erkrankung und zurückliegenden, unschönen Erlebnissen, so einiges auf der Seele. Auch ich hatte mit einigen Belastungen zu kämpfen und so kam es, dass der Kontakt zwischen uns immer häufiger und regelmäßiger wurde, wir uns gegenseitig unterstützten, mental aufbauten und einfach füreinander da waren. So wie ich ihm zuhörte, so hörte er mir zu und es tat uns beiden sehr gut.

Über all dass entdeckten wir dann nach und nach immer mehr Gemeinsamkeiten, wie wir über viele Dinge die gleichen Ansichten teilten, dachten. Kurzum: Wir lagen auf ein- und derselben Wellenlänge. Das Vertrauen zueinander wuchs, wir verbrachten immer häufiger Zeit miteinander und im Februar wurde uns dann bewusst, dass da doch mehr ist als eine enge Freundschaft. Wir wollten es aber erst einmal für uns behalten damit wir es zum einem für uns in Ruhe genießen konnten und zum anderen um zu sehen wo die Reise hingeht. Gesehen hatten wir uns bis dato nur über Fotos bzw. über die Kamera und geredet haben wir entweder über den Voicechat, Telefon bzw. über WhatsApp.

Der Kontakt war sehr intensiv. Kein Wunder weil es zum einem die Kennenlernphase war und zum anderen hatten wir beide die rosarote Brille auf. Wer kennt es nicht? Ab April folgten die ersten realen Treffen und es war jedes Mal einfach wunderschön mit ihm. Aufgrund der Entfernung (ca. 400 Kilometer) und unserer Jobs, waren regelm. Treffen nicht immer möglich, aber aufgrund der ganzen technischen Möglichkeiten mit Kamera und Co. fühlten wir uns trotzdem immer sehr verbunden. Wir waren glücklich und freuten uns immer wenn der Name des jeweils anderen auf dem Display auftauchte oder wir stundenlang miteinander redeten, zusammen zockten oder per Watchparty Filme schauten.

In dieser ganzen Zeit hatte er immer wieder mal leichte Downphasen. Er ist ein sehr empathischer, sensibler und einfühlsamer Mensch, dem das Wohl anderer wichtiger ist als sein eigenes. Diese Downphasen waren aber nie schlimm und ich konnte ihn immer wieder ganz gut auffangen. Irgendwann sagte er mir dann, dass er sehr froh ist mich in seinem Leben zu wissen und dass er mir mehr vertraut als manch anderen. Sein Vertrauen war in der Vergangenheit immer wieder erschüttert worden. Aufgrund seiner psychischen Erkrankung hatte er auch viele Freunde und auch Partnerinnen verloren, die damit entweder nicht zurecht kamen oder weil er, so erzählte er es von sich aus, es selbst verbockt hatte. Eine Therapie bzw. Antidepressiva lehnte er leider ab weil er darin keinen Sinn sieht. Dass ist leider etwas, was wirklich schade ist, aber wozu ich ihn natürlich schlecht zwingen konnte. Die Einsicht, dass er Hilfe benötigt, die liegt allein bei ihm.

Im September letzten Jahres rauschte er dann ungebremst in eine schwere depressive Episode und dass so sehr, dass er jeglichen Kontakt abbrach. Zu mir, zu Freunden, zu alles und jedem. Zum Glück kannten wir Mittel und Wege um zu überprüfen, dass er sich nichts angetan hatte. Auch wenn ich wusste, dass so ein extremer Rückzug ein Symptom der Depression sein kann, so traf mich der Kontaktabbruch doch ungewollt hart. Für ganze drei Monate hörte ich nichts von ihm. Eine Zeit, in der es mir phasenweise wirklich sehr schlecht ging, ich alles in Frage stellte, aber zum Glück fingen mich Freunde und Familie auf und standen mir bei. Mitte Dezember tauchte er dann wieder auf und wir redeten miteinander. Aber ihm ging es nach wie vor nicht gut. Er erzählte mir, dass ihm alles zu viel sei und er sich wahnsinnig überfordert fühle.

Und es kam, was ich am meisten befürchtete: Nur wenige Tage nach unserem Gespräch, suchte er noch einmal das Gespräch mit mir und teilte mir mit, dass er dass alles zur Zeit nicht könne, die Fernbeziehung belaste ihn zusätzlich und er wolle mich, aufgrund seiner Erkrankung, nicht mit in den Abgrund ziehen. Es habe definitiv nichts mit mir zu tun und dass es allein seine Schuld sei. Dass ist nun knapp einen Monat her und seitdem bin ich einfach nur wahnsinnig traurig. Die Trennung ist nicht aufgrund mangelnder Liebe zueinander, einem Streit, einem Betrug oder anderweitigem bösen Blut erfolgt. Seine Gefühle und das Vertrauen in mich sind immer noch da, genau so wie bei mir, aber aufgrund der Depression kann er einfach keine Beziehung führen weil sie ihn emotional zu sehr belastet. Ich war wirklich willens dass alles mit ihm durchzustehen, aber ich muss seine Entscheidung akzeptieren.

Nun sitze ich hier voller Kummer, weine mir phasenweise die Seele aus dem Leib, grüble darüber was ich hätte anders machen können, schüttele diesen Gedanken wieder von mir weil ich weiß dass ich mein bestes gegeben habe und bin einfach nur unfassbar traurig. Er ist so ein lieber Kerl, wirklich, und dann mit so einer heimtückischen Krankheit geschlagen. Es ist einfach nicht fair. Ich vermisse ihn wahnsinnig und möchte ihn am liebsten einfach nur in die Arme nehmen. Ich muss gestehen, dass ich vor wenigen Tagen den Fehler begangen habe, als ich ihm in einem Moment als meine Emotionen überkochten schrieb, dass es mir leid tut insofern versagt zu haben, dass ich ihm nicht dass geben konnte was er suchte. Nur einen Tag später hatte ich diese dämliche Aussage auch schon zutiefst bereut und hätte meinen Kopf gegen die Wand klatschen können. Daraufhin schrieb ihm noch einmal, entschuldigte mich für meinen Ausbruch und teilte ihm gleichzeitig mit, dass ich mich nun erst einmal zurückziehen werde, damit ich das Chaos in mir sortieren und wieder zur Ruhe kommen kann. Eine Antwort darauf habe ich von ihm bisher nicht bekommen, aber ehrlich gesagt erwarte ich diese auch nicht. Er muss genau so zur Ruhe kommen und der Abstand voneinander ist nun das beste.

Ich weiß, dass alles liest sich vermutlich wahnsinnig wirr, was daran liegt, dass ich aktuell selbst sehr wirr im Kopf bin. Wir hatten wiegesagt niemals Streit, wenn es mal ein Problem gab, dann haben wir darüber geredet, haben einander immer vertraut und sind uns auf Augenhöhe begegnet. Bis zu dem Zeitpunkt als diese miese Krankheit namens Depression uns reingrätschte und alles auf den Kopf gestellt hat. Die Gefühle zueinander sind noch immer da, die kann man nicht von heute auf morgen einfach so abstellen und wir sind uns einander immer noch wichtig. Wie seht ihr das Ganze? Ist der vorübergehende No Contact sinnvoll? Einfach dass etwas Gras über die Sache wachsen kann, wir wieder zu uns selbst finden und vielleicht wieder irgendwann aufeinander zugehen können ohne all das Chaos? Ich möchte ihn in meinem Leben nicht verlieren und ihm geht es genau so.

Liebe Grüße
eure Chaoticism

14.01.2025 09:13 • x 1 #1


Aline_8
Zitat von Chaoticism:
Treffen nicht immer möglich, aber aufgrund der ganzen technischen Möglichkeiten mit Kamera und Co. fühlten wir uns trotzdem immer sehr verbunden. Wir waren glücklich und freuten uns immer wenn der Name des jeweils anderen auf dem Display auftauchte oder wir stundenlang miteinander redeten, zusammen zockten oder per Watchparty Filme schauten.


Ich kann das gut verstehen, dass es Dir jetzt schlecht geht.
Ich möchte Dir (für die Zukunft) aber sagen, dass so eine - ich nenns mal virtuelle Beziehung die große Gefahr in sich trägt, sich in Projektionen, Wünschen und Vorstellungen zu verlieren.
Ja, die vermeitliche Nähe und enge Bindung kommt einem so vor durch den permanenten Kontakt, aber in der Realität ist er nicht da, wenn etwas wirklich passiert. Wie Du ja gerade siehst.
So eine virtuelle Sache hält die Sehnsucht schön hoch und die Hemmschwelle über private und intime Dinge zu sprechen ist meist auch geringer, als wenn man die Person vor sich am Tisch sitzen hat. Gerade bei unangenehmen Themen. Aber greifbar ist die andere Person im Zweifel nicht und das ist das Tückische.
Es ist eine fake Nähe.

Du möchtest Deinem Partner zur Seite stehen, wenn es ihm schlecht geht. Da stößt die Technik an ihre Grenzen. Virtuelle Umarmungen sind zwar schön, aber haben mit richtigem Körperkontakt nichts zu tun. Und man ist quasi völlig aufgeschmissen, wenn der andere sein Handy ausmacht. Das befeuert Dein Kopfkino und gerade bei psychischen Problemen läufst Du am anderen Gerät 400 km weit weg doch Amok, weil Du Dir sonst was ausmalst und ihn nicht erreichen kannst.
Das kann doch auf Dauer nicht funktionieren.
Vielleicht versuchst Du Dir einzugestehen, dass dieses ganze online-sein und Kontakt haben eine Art Suchtbefriedigung für Dich war, denn eine Fernbeziehung hättet ihr ja aufgrund der Entfernung sowieso gehabt. Das hat er ja als zusätzliche Belastung für ihn mit aufgeführt. Für Dich ist es ja auch belastend.
Das jetzt mal ganz unabhängig von seiner mentalen Verfassung.

Du kannst einem Menschen, der Therapie ablehnt, der Hilfe ablehnt, nicht helfen. Er darf das ganz für sich entscheiden, aber Du bist weder Hobby-Therapeutin noch nah genug an ihm dran. Es würde also selbst wenn ihr näher aneinander wohnen würdet, mehr realen Kontakt hättet (Du merkst schon, jede Menge Konjunktiv) immer wieder ein Thema sein, dass er dicht macht und sich zurück zieht. Du kannst ihm da nicht helfen, aber belasten wird es Dich ja dennoch.
Das wäre ein Eiertanz hoch 10.

Verstehst Du, wie ich das meine?


Zitat von Chaoticism:
Einfach dass etwas Gras über die Sache wachsen kann, wir wieder zu uns selbst finden und vielleicht wieder irgendwann aufeinander zugehen können ohne all das Chaos? Ich möchte ihn in meinem Leben nicht verlieren und ihm geht es genau so.


Wenn Du für Dich immer wieder in solche Situationen wie aktuell kommen möchtest, wenn Dir bewusst ist, dass Du Dir auch in Zukunft immer wieder Sorgen machen wirst, hinten angestellt wirst, Dich mit der Distanz (auch mit der emotionalen) zufrieden gibst und Deine eigenen Bedürfnisse zurückschraubst, dann mach das so weiter.

Ich würde Dir allerdings davon abraten.
Es tut Dir offensichtlich nicht gut und er hat genug eigene Baustellen, die er erst einmal für sich angehen darf (oder eben nicht).
Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich ihn in Liebe loslassen und mich von dem Gedanken verabschieden, dass es über eine Virtuelle Sache hinausgehen kann.

14.01.2025 10:59 • x 6 #2


A


Trennung aufgrund von Depressionen

x 3


FrauDrachin
Hey @Chaoticism ,

ich sende dir eine ganz, ganz liebe Umarmung.
Ich kann dich total verstehen, auch deine Wut auf diese blöde Krankheit.

Ich denke, das einzige, was es für dich daraus zu lernen gilt wäre, dass es wirklich ein Dealbreaker ist, wenn jemand mit Depressionen sich nicht behandeln lassen will.
Ja, es ist natürlich seine Sache und zwingen kannst du ihn nicht, aber es war an dem Punkt halt leider vorauszusehen, dass es genau so laufen wird.
Dich hat doch auch dieser Rückzug über 3 Monate extrem belastet. Meinst du wirklich, du könntest Notfalls mit immer wiederkehrenden Rückzügen leben, evtl. vielleicht sogar längeren? Wie ließe sich so eine stabile Zukunft, evtl. Familie, zusammen aufbauen, wäre das überhaupt möglich? Könntest du mit der Angst leben, dass er sich vielleicht doch mal was antut? Dass er vielleicht immer wieder Schluss macht, weil die Beziehung die Belastung ist, die man am einfachsten loswerden kann?

Kurzum, ich würde dir sehr raten, auch wieder auf dich zu schauen, darauf, was dir, sorry es so hart zu sagen, erspart geblieben ist. Versuche dir die Haltung zu erarbeiten, dass eine Come Back nur möglich wäre, wenn er sich behandeln lässt.

14.01.2025 11:11 • x 3 #3


Catalina
Du hast dich also in einen Mann mit Depressionen verliebt. Leider hast du wohl unterschätzt, wie schwer seine Erkrankung wirklich ist. Sie bestimmt phasenweise sein ganzes Leben, sein Denken und Fühlen. Dann wird ihm alles zuviel - sogar du.
Zitat von Chaoticism:
Eine Therapie bzw. Antidepressiva lehnte er leider ab weil er darin keinen Sinn sieht.

Das ist der entscheidende Punkt. Solange er nicht einsieht, dass er Hilfe braucht und diese auch annimmt, wird sich nichts daran ändern, es wird höchstens noch schlimmer werden.
Zitat von Chaoticism:
Im September letzten Jahres rauschte er dann ungebremst in eine schwere depressive Episode

Das war leider zu erwarten. Er wird immer wieder solche Episoden haben und unbehandelt können die immer länger dauern.
Zitat von Chaoticism:
Ist der vorübergehende No Contact sinnvoll? Einfach dass etwas Gras über die Sache wachsen kann, wir wieder zu uns selbst finden und vielleicht wieder irgendwann aufeinander zugehen können ohne all das Chaos?

Schau, ich weiß, du möchtest hoffen, dass zwischen euch alles wieder gut wird, aber das wird es nicht, höchstens wenn es ihm gerade mal etwas besser geht. Sobald er den nächsten Schub hat, wird es wieder so sein wie jetzt. Er braucht eine Therapie und Medikamente um sich zu stabilisieren und dauerhaft aus der Depression rauszukommen. So lange er das ablehnt, wird er immer weiter in den Abgrund trudeln und ich würde dir nicht empfehlen, dabei zuzusehen.

14.01.2025 11:20 • x 3 #4


Z
@Chaoticism
Ich schließe mich den anderen beiden an. Und noch, aus leidvoller jahrelanger Erfahrung: auch wenn derjenige sich in Therapie begeben sollte, so ist das nicht das Allerheilmittel. Es ist kein Arztbesuch, der Dir sagt was Du gegen den Schnupfen tun kannst oder sollst und in einer Woche ist alles gut. Es geht hier um Jahre. Manche Depressionen chronifizieren sich, gerade, wenn es zulange verschleppt wurde. Es wird immer Auf u Ab, Eiertanz, viele Gedanken um ihn, geben. Schlechte Phasen, in denen Du Dich sorgt, weit weg bis, evtl sogar noch Schuldgefühle hast. Und in den guten Phasen? Wirst Du Dich da trauen, über die schlechten zu reden und zu reflektieren? Wirst Du zu Deinen Bedürfnissen stehen? Bei mir ging es soweit, dass ich schon in der guten Phase, als die wiederkam(das merkte man und wir haben darüber anfangs gesprochen, was gut war!), dass ich vor ihrer schlechten Phase regelrecht Angst hatte. Du sitzt quasi daneben (bei uns gab es fast tgl Kontakt, vis a vis) merkst die Veränderung, fühlst Dich hilflos und kurz drauf ist da wieder der andere Mensch, der kalt u unberechenbar ist, mit dem Interaktion nicht geht. Es kommt da sehr auf den Einzelfall an! Aber in unserem Fall war da von 100 auf 0.
Und: am Anfang, wenn da Gefühle im Spiel sind, wie in Deinem Fsll, dann spielt das für den Depr.auch eine Rolle. Er fühlt sich gut, Hormone etc, keine Spur von Depressionen, da kann man dann auch gut drüber reden. Aber je länger die Beziehung geht, umso eher neigen Depr.dazu, alles infrage zu stellen, zu bagatellisieren etc.
Du hast als Partner, je nachdem, keine Chance. Komplett unbehandelt: no way. Und mit Therapie: auch unberechenbar und man neigt zur Helfer/Therapeutenrolle.
Also: alles Gute, sieh es als Erfahrung und lass ihn sich um sich kümmern. Du wirst nichts retten können. Sollst Du nicht. Er ist erwachsen.

14.01.2025 11:31 • x 3 #5


Z
Noch hinzuzufügen: von 100 auf 0 ist u U regelmäßig! Das hat zumindest mich fertig gemacht.

14.01.2025 11:35 • #6


Chaoticism
Zunächst einmal vielen lieben Dank für eure Antworten.

Ich fürchte, ich habe mich zum Ende hin leider etwas unglücklich bzw. ungenau ausgedrückt. Mir geht es nicht darum wieder eine Beziehung mit ihm einzugehen, unter dem Gesichtspunkt der unbehandelten Depression ist sowas einfach nicht möglich, es geht mir darum für ihn wieder die liebe und gute Freundin zu sein, die ich ihm vor unserer Beziehung war. Dass ist etwas, was ich als kleinen Vorteil sehe, dass wir nicht direkt in eine Beziehung geschlittert sind, sondern wirklich erst eine ganze Weile gut befreundet waren und dass wir dorthin eventuell wieder zurückkehren können wenn sich das ganze Gefühlschaos gelegt und die Emotionen sich beruhigt haben.

Als seine Therapeutin habe ich mich nie gesehen. Ich weiß, dass man als Angehörige in solchen Fällen nicht helfen kann. Man kann unterstützen, ja, aber helfen ... dass kann der Betroffene nur sich selbst.

Zitat von FrauDrachin:
Meinst du wirklich, du könntest Notfalls mit immer wiederkehrenden Rückzügen leben, evtl. vielleicht sogar längeren?


Als Freundin (nicht Partnerin) kann ich mit diesen Rückzügen leichter umgehen wenn sie wieder passieren (und dass werden sie, dass weiß ich). Natürlich würde ich mir Sorgen machen, aber nicht mehr in diesen Ausmaß unter dem Gesichtspunkt einer Beziehung.

Zitat von FrauDrachin:
Wie ließe sich so eine stabile Zukunft, evtl. Familie, zusammen aufbauen, wäre das überhaupt möglich?


Eine Familie gründen entfällt für ihn, aufgrund seiner Erkrankung. Zum Glück ist er dahingehend so offen und ehrlich. Auch für mich steht dieses Thema außer Frage da ich keine Kinder möchte, aber das ist an dieser Stelle auch nicht mehr von weiterer Relevanz.

Zitat von FrauDrachin:
Kurzum, ich würde dir sehr raten, auch wieder auf dich zu schauen, darauf, was dir, sorry es so hart zu sagen, erspart geblieben ist.


Mit der Trennung von seiner Seite aus hat er mir im Grunde genommen einen Gefallen getan bzw. mir damit gezeigt was ich ihm bedeute. Er will mir all das nicht antun, mich nicht mit in den Abgrund ziehen und deswegen hat er mich als Partnerin losgelassen. Ich hege auch keinen Groll deswegen gegen ihn. Ich verstehe wiegesagt um die Schwere dieser Krankheit, habe mich dazu immer wieder reingelesen um dass alles so gut es geht verstehen zu können und war wirklich gewillt ihn dabei zu unterstützen. Aber wenn er sich dahingehend nicht helfen lassen möchte ... dann wird er niemals eine glückliche Beziehung führen können und es sich immer wieder selbst verbauen. Es ist wirklich schade, aber gut, mehr kann man da nicht tun. Es ist nun mal Fakt, dass er genau deswegen kaum noch Freunde hat und er ist an sich per se wirklich kein schlechter Kerl. Deswegen möchte ich gerne in Zukunft als gute Freundin für ihn da sein.

14.01.2025 11:47 • x 1 #7


Chaoticism
Und dann sind da diese Tage wie heute, wo es einfach nur wehtut und man den Menschen wahnsinnig vermisst.

16.01.2025 11:02 • x 2 #8


Gwenwhyfar
Und auch so ein Tag endet wieder....

16.01.2025 11:08 • x 3 #9


K
Zitat von Chaoticism:
es geht mir darum für ihn wieder die liebe und gute Freundin zu sein, die ich ihm vor unserer Beziehung war.

Zitat von Chaoticism:
und dass wir dorthin eventuell wieder zurückkehren können wenn sich das ganze Gefühlschaos gelegt und die Emotionen sich beruhigt haben.

Zitat von Chaoticism:
Es ist nun mal Fakt, dass er genau deswegen kaum noch Freunde hat und er ist an sich per se wirklich kein schlechter Kerl. Deswegen möchte ich gerne in Zukunft als gute Freundin für ihn da sein.

Zitat von Chaoticism:
Und dann sind da diese Tage wie heute, wo es einfach nur wehtut und man den Menschen wahnsinnig vermisst.

Dafür benötigt es allerdings eine Neutralität, wenn du die Freundschaft möchtest.

Noch bist du zu nah dran oder sehe ich das falsch?

Was sagt er denn zu der Freundschaft oder möchte er garkein Kontakt mehr mit dir?

16.01.2025 12:53 • x 1 #10


Chaoticism
Wir sind beide noch zu nahe dran. Weswegen wir uns derzeit nicht kontaktieren, damit jeder für sich zur Ruhe kommen kann. Wir möchten einander weiterhin im Leben des anderen wissen, sprich, befreundet bleiben.

16.01.2025 15:53 • x 1 #11


S
Liebe @Chaoticism
leider kann ich deinen Schmerz gerade zu gut nachvollziehen (aus ähnlichen, nicht gleichen Gründen).
Deswegen von mir auch einfach nur eine herzliche Umarmung. Ratschläge kann ich leider keine geben. Nur sagen, dass du nicht alleine bist.

18.01.2025 14:37 • x 1 #12


Chaoticism
Lieber @Samuel_Mumm , was auch immer bei dir/euch vorgefallen ist ... fühl dich an dieser Stelle genauso lieb umarmt.

Vorgestern habe ich unseren gemeinsamen Chatverlauf in WA gelöscht. Zu lesen, wie er noch vor ca. einem Jahr zu mir war und was jetzt ist ... das hat einfach nur weh getan. Leicht gefallen ist dieser Schritt mir nicht, aber er war notwendig.

19.01.2025 13:24 • x 2 #13


Chaoticism
Rückwirkend betrachtet sind mir einige Dinge aufgefallen, die so manches zwar nicht entschuldigen, aber zumindest eine Erklärung wären. Bitte verurteilt mich nicht dafür, denn ich denke es ist vollkommen normal alles in Gedanken noch einmal durchzugehen um mit all dem besser abschließen zu können.

Ich habe die starke Vermutung, dass er einen vermeidenden Bindungsstil hat, zusätzlich zu seiner Depression. Woher diese Vermutung? Über seine Kindheit hat er nur äußerst selten und auch nur sehr ungerne gesprochen. Ich weiß, dass er jeglichen Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat und seine Mutter (er bezeichnet diese nicht mal als solche und hat für sie immer einen sehr abwertenden Begriff verwendet) ist für ihn ein ultrarotes Tuch. Er fühlte sich häufig allein, mit seinen Gefühlen und sich selbst im Stich gelassen. Genaueres weiß ich aber nicht. Einzig zu seinen Großeltern hat er eine gute Bindung.

Dann sein Unvermögen, seine Gefühle auszudrücken. Er sagte von sich selbst, dass er sich da sehr schwer tut mit. In der Honeymoon-Phase konnte er dass tadellos, aber das war mehr dem Hormonrausch geschuldet, schätze ich mal. Aber nachdem der Rausch abgeklungen war, kam da nur noch sporadisch was. Aber, wenn man selbst verliebt ist, denkt man sich erstmal nichts dabei und man schiebt es auf was anderes. Dass es z.B. nicht seine Liebessprache ist und er seine Gefühle und Zuneigung anders zeigt wie z.B. über seine extrem große Hilfsbereitschaft und Zeit zu Zweit.

Und nun der größte Punkt, der mir immer wieder begegnet ist: Sobald ein Problem aufkam, und das musste nicht mal was schwerwiegendes sein, war er direkt überfordert. Insbesondere dann wenn er sich emotional entscheiden musste. Er sprach dann immer davon, dass er das Gefühl habe davor am liebsten weglaufen. Also bloß keine Entscheidung treffen, lieber das Problem von sich wegdrücken, sich nicht damit auseinandersetzen und verschwinden wollen. Diese Situationen gab es immer wieder mal. Auch hier habe ich mir nie was schlimmes bei gedacht und habe ihm dabei unterstützend unter die Arme gegriffen. Macht man ja schließlich gerne wenn man den Partner nun mal liebt.

Und gerade dieser Punkt mit dem weglaufen wollen ist mir besonders haften geblieben. Ebenso die Unfähigkeit seine Gefühle und Bedürfnisse adäquat zu kommunizieren, insbesondere bei Überforderung. Und da möchte ich gerne nochmal folgendes aufgreifen:

Zitat von zimt:
Und: am Anfang, wenn da Gefühle im Spiel sind, wie in Deinem Fsll, dann spielt das für den Depr.auch eine Rolle. Er fühlt sich gut, Hormone etc, keine Spur von Depressionen, da kann man dann auch gut drüber reden. Aber je länger die Beziehung geht, umso eher neigen Depr.dazu, alles infrage zu stellen, zu bagatellisieren etc.


Da muss ich Zimt zustimmen. Anfangs konnte er über alles viel leichter erzählen, auch seine Gefühle ausdrücken. Warum? Weil, wie ich schon eben geschrieben habe, die Hormone in dem Moment am überschießen waren und alles Negative erstmal schön in den Hintergrund gedrängt haben. Da haben wir wieder das andere Thema: Er hat seine ganzen Probleme, Traumata etc. wegschieben können weil er die rosarote Brille trug. Womit ich gerne zu dem übergehen möchte, was Aline geschrieben hat:

Zitat von Aline_8:
Ich möchte Dir (für die Zukunft) aber sagen, dass so eine - ich nenns mal virtuelle Beziehung die große Gefahr in sich trägt, sich in Projektionen, Wünschen und Vorstellungen zu verlieren.
Ja, die vermeitliche Nähe und enge Bindung kommt einem so vor durch den permanenten Kontakt, aber in der Realität ist er nicht da, wenn etwas wirklich passiert. Wie Du ja gerade siehst.
So eine virtuelle Sache hält die Sehnsucht schön hoch und die Hemmschwelle über private und intime Dinge zu sprechen ist meist auch geringer, als wenn man die Person vor sich am Tisch sitzen hat. Gerade bei unangenehmen Themen. Aber greifbar ist die andere Person im Zweifel nicht und das ist das Tückische.
Es ist eine fake Nähe.


Ja, da bin ich absolut bei dir. Diese vermeintliche Nähe ist wirklich tückisch und im Nachhinein betrachtet, so ehrlich bin ich, habe ich mich da auch zu sehr mitreißen lassen und das ganze auch noch befeuert indem ich mitgemacht habe. Warum? Weil ich ihn wirklich sympathisch fand, es sich gut anfühlte und weil ich immer im Hinterkopf hatte: Er hat Depressionen, er hat deswegen sehr viel sch. im Leben erlebt, ich möchte für ihn da sein und ihm zeigen, dass es noch Menschen gibt, die es ehrlich meinen. Dass war für mich auch nie ein Thema, denn ich bin ein Mensch der zu seinem Wort steht und sich wirklich um die kümmert, die mir wichtig sind und die mir am Herzen liegen.

Habe ich deswegen eventuell zu viel gegeben? Möglich. Ich habe mir für ihn die Nächte um die Ohren geschlagen, habe mit ihm telefoniert wenn es ihm schlecht ging, habe sogar das Telefon über Nacht laufen lassen, damit er nicht das Gefühl hatte allein zu sein etc. Ihr werdet nun mit Sicherheit die Hände über den Kopf schlagen, aber so war es. Im Nachhinein betrachtet war es ein wahnsinniger Energieräuber was ich dort alles hineingesteckt habe. Aber es war jetzt nun nicht so, dass er nur genommen hat. Im Gegenteil. Wenn mich etwas plagte, es mir schlechter ging, dann war er genau so da. Hat mich angerufen, mir zugehört und mir gut zugesprochen. Es war nun nicht komplett einseitig und um Gottes Willen möchte ich ihn damit nun auch nicht als schlechten Menschen darstellen! Es geht mir nur darum die Zusammenhänge zu verstehen bzw. ich reflektiere vieles, damit ich besser loslassen und damit ich es in Zukunft anders machen kann.

Und diese Reflektion fehlt ihm anscheinend komplett. Statt sich mit dem auseinanderzusetzen was ihn belastet, rennt er lieber vor seinen Problemen davon und lenkt sich ab damit er sich (vermeintlich) wieder gut fühlt. Anstatt sich richtige Hilfe zu suchen um seine Krankheit anzugehen bzw. seine Traumata aufzuarbeiten, wählt er den Weg des geringsten Widerstands und tut dass, was er immer getan hat. Von gemeinsamen Freunden ist mir zugetragen worden, dass er aktuell intensive Zeit mit einer anderen Frau verbringt. Wieder online. Und ich vermute, es wird ähnlich wie bei mir ablaufen. Der Zyklus wiederholt sich. Was auch immer zwischen den beiden nun ablaufen wird ... wenn es wirklich wieder so wird wie bei mir, dann tut mir die besagte Frau schon jetzt wahnsinnig leid. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sie einen Rebound darstellt weil es ihn ja so wunderbar ablenkt von all dem und er sich nicht weiter mit der Trennung auseinandersetzen muss. Leider Gottes gibt es ja solche Menschen, die sich direkt in eine neue Beziehung stürzen bevor sie mit der vorherigen wirklich abgeschlossen haben. Sofern er mit ihr schon angebandelt hat oder es noch wird. Aber dass ist gegenwärtig alles spekulativ.

Ich möchte ihn an dieser Stelle wiegesagt nicht als schlechten Menschen darstellen, denn er hat durchaus seine positiven Seiten, für die ich ihn sehr schätze. Unter den o.g. Gesichtspunkten möchte ich ihn jedoch nicht mehr als Partner zurück haben. Jemand der gegen seine Krankheit und seine Traumata nicht aktiv vorgeht, sich nicht reflektiert, ist leider kein geeigneter Partner für eine glückliche und erfüllende Beziehung. Vor allem: Wie soll er selbst jemals glücklich werden, wenn er sich mit seiner vermeidenden Haltung ständig selbst sabotiert? Ich wünsche es ihm wirklich sehr, dass er das eines Tages noch erkennen wird wie schädlich dieses Verhalten ist und dass er damit nicht nur andere, sondern auch sich selbst immer wieder unnötig selbst verletzt.

Ich für meinen Teil sehe nach vorne, setze mich mit der Trauer über die Trennung auseinander, gehe durch den Schmerz durch und lasse ihn jeden Tag ein Stück mehr los. Es nützt nichts an etwas festzuhalten, was keine Zukunft hat.

20.01.2025 10:05 • x 3 #14


Aline_8
Zitat von Chaoticism:
Vor allem: Wie soll er selbst jemals glücklich werden, wenn er sich mit seiner vermeidenden Haltung ständig selbst sabotiert


Das ist genau das Ding.
Bis auf diese online Geschichte hab ich ja ne ähnliche Story (depressive Episoden, schwierige bindungsdynamik) aber mit dem unterschied, dass ich mir hilfe in Form von Therapie und coaches geholt habe, weil ich allein nicht mehr klar kam.
Und er tut es nicht.
Was sein gutes Recht ist, was es aber sowohl für ihn als auch für sein Umfeld auf Dauer schwierig macht.

Zitat von Chaoticism:
Es nützt nichts an etwas festzuhalten, was keine Zukunft hat.


Punkt und Amen, genau!

Vor 11 Minuten • x 1 #15


A


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