Hallo zusammen!
Auch ich möchte mit der üblichen Einleitung beginnen, daß ich hier in den letzten drei Monaten mitgelesen habe. In der Zeit habe ich viel über mich und die Trennung durch meine Ex-Freundin nachgedacht. Bin auch zu einem recht klaren Bild über den Verlauf der Beziehung und vor allem ihrer Gefühle sowie die Umstände und Gründe der Trennung gekommen. Insofern quält mich nicht die übliche Frage nach dem Warum. Ich schlage mich zwar manchmal noch mit Selbstvorwürfen herum, was ich hätte anders machen können oder wieso die Beziehung nicht einfach hätte funktionieren können, aber das liegt letztlich eben in ihrer Person und gewissen Rahmenbedingungen begründet. Soweit ist mir alles klar. Das gibt zumindest etwas innere Ruhe.
Unsere Geschichte will ich hier nicht weiter zum Besten geben, weil sie sich doch letztlich alle ähneln.
Die Frage, die mich wirklich noch beschäftigt, ist, warum ich seit drei Monaten durchhänge, fast jeden Tag heule und sie mir immer noch zurückwünsche, obwohl ich schon in der Beziehung nicht sicher war, was ich eigentlich für sie emfände. Wir kennen uns schon viele Jahre, sind aber erst vor zweieinnhalb Jahren zusammengekommen. Ich war sehr glücklich darüber, war sehr gerührt von all der Zuneigung, die sie mir plötzlich entgegenbrachte, und ich fühlte eine einzige Dankbarkeit, daß mir das Schicksal sie zugespielt hat, weil ich sie all die Jahre immer schon sehr nett fand.
Ich bin der Meinung, sie war nicht meine große Liebe. Ich war auch am Anfang nicht in der Art verliebt, wie man es oft hört. Da war kein besinnungsloser Rauschzustand. Es war einfach ein sehr warmes, tiefes Gefühl. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, sie ist die Frau fürs Leben. Mit ihr konnte ich mir immer vorstellen, Kinder zu haben, und mir hat diese Vorstellung stets ein warmes, wohliges Gefühl im Inneren vermittelt. Ich hatte bei ihr das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, angekommen zu sein. Bei ihr fühlte ich mich emotional zu Hause. Das war so meine Verliebtheitsphase. Vielleicht war der Umstand, daß wir uns schon lange freundschaftlich kannten, auch ein Grund, warum sich bei mir nicht so dieser Rauschzustand einstellte, weil Verliebtheit immer auch den Kitzel des Unbekannten und des Neuentdeckens braucht.
Mit dem Fortschreiten der Beziehung kehrte auch der Alltag ein. Und schon bald habe ich mich manchmal gefragt, wie meine Gefühle für sie sind. Und ich kam stets zu dem Schluß, daß ich sie nicht liebe. Starke Zuneigung, Vertrauen, Geborgenheit - ja. Eine ungetrübte Zufriedenheit und innerer Frieden. Ich habe sie stets unterstützt, war für sie da. Hab es genossen, zärtlich zu ihr zu sein und Zeit mit ihr zu verbringen. Es gab auch Defizite, die ich bewußt wahrgenommen habe, wie z. B. ihr mangelnder Humor und der Mangel an guten Gespräche wie ich sie brauche im Gegensatz zu ihr. Ich hatte aber nie Zweifel an der Beziehung und habe meine Ex-Freundin mit all ihren Macken und Fehlern genommen wie sie halt war.
Wenn ich sie also nicht geliebt habe, was war das, was mich angetrieben hat? Warum konnte ich immer erst etwas fühlen, das sich wie Liebe darstellte, wenn der Verlust im Raum stand? Warum konnte ich erst im schmerz sagen Ich liebe Dich? Warum heule ich seit drei Monaten und leide wie ein Hund?
Vermisse ich sie als Mensch, obwohl ich in der Beziehung nicht übermäßig glücklich war, aber eben auch nicht unglücklich? Vermisse ich nur die Identität, Teil einer Partnerschaft gewesen zu sein? Schmerzt nur der Verlust der Träume, die wir am Anfang hatten? Deprimiert mich das Scheitern meines Lebensplanes mit ihr (hatten schon über gemeinsame Wohnung und Kinder gesprochen)? Ängstigt mich die Zukunft, weil ich 34 bin und anscheinend alle anderen in funktionierenden Beziehungen leben und Kinder haben?
Was ist es, das mich so fertigmacht, wenn es keine Liebe war? Oder hab ich sie doch geliebt?
Im Grunde stelle ich hier die Sinnfrage schlechthin: Was ist Liebe? Wie fühlt sich das an, damit man es für sich zweifelsfrei bejahen kann?
28.12.2013 14:42 •
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