Mit diesem Thread, würde ich gerne erfahren wie es bei Euch war. Es soll denen die mit dem tatsächlichen Loslassen nicht vorankommen vielleicht auch eine Hilfestellung sein und ihnen aufzeigen, das es ganz unterschiedliche Wege geben kann.
Es ist nun 1Jahr und acht Monate her als ich zum ersten Mal verlassen wurde und acht Monate sind jetzt ins Land gegangen nach dem zweiten Bruch. Ich kann jedem in dieser Situation sagen, es wird leichter, wenn das auch schwer zu glauben ist.
Lange Zeit konnte/wollte ich nicht loslassen, hab verzweifelt versucht alles in Ordnung zu bringen, wollte meine Ehe einfach nicht aufgeben. Ich wollte keine Kontaktsperre akzeptieren, weil ich Angst hatte ihn dadurch ganz aus den Augen zu verlieren. Mein Ziel war, wieder eine harmonische Ehe zu führen, in der man liebt und geliebt wird. Ich habe geliebt wie eine Wahnsinnige beim zweiten Anlauf, nur das Gefühl tatsächlich geliebt zu werden empfand ich nicht mehr. Diese Erkenntnis erlangte ich aber viel später.
Ich leidete unaufhörlich, die Hoffnung lies mich einfach nicht los und es wollte nicht in meinen Kopf, dass es endgültig vorbei ist. Zu keiner Zeit in meinem Leben, habe ich so viel geweint und ganz ehrlich, ich dachte damals das hört nie wieder auf. Was war aus mir geworden? Ich fühlte mich so klein und schwach, hilflos und verzweifelt. Musste letztendlich zum Arzt, da ich aus der immer schlimmer werdenden depressiven Phase nicht mehr rausfand. Medikamente sollten mir helfen, Glücksmomente zu haben und wenigstens ab und zu mal lächeln zu können. Ok, also nahm ich diese Medikamente. Das war im April 2016. Es dauerte ca. drei Wochen bis ich merkte, es tut sich was. Natürlich fand ich das nicht toll, nur aufgrund von Antidepressiva nicht ganz so schwermütig zu sein aber es half mir über den Tag zu kommen. Mir reichte es aber nicht, irgendwann spürte ich dann, ich möchte wirklich wieder am Leben teilhaben, die schönen Dinge sehen, mich über etwas freuen. Ich fing an, meine Situation jedem offen zu erzählen der mich danach fragte, hatte ich doch lange versucht, alles zu vertuschen, Ausreden gefunden und nach Außen die Fassade zu erhalten. Ja das war wohl der erste Schritt...
Ich merkte dann, das mir der Kontakt wirklich alles nur noch sehr viel schwerer machte. Das Verhalten meines Mannes, war extrem schmerzlich und belastend für mich, da er natürlich glücklich war, denn bei ihm lief ja alles nach Plan. Ich wusste, hier muss ich etwas ändern, um nicht vor die Hunde zu gehen. Ich löschte ihn überall raus (wirklich überall), räumte Fotos weg, schmiss das Ehebett weg und gestaltete mein Schlafzimmer neu, verbrannte alle Liebesbriefchen von ihm, entfernte sämtliche persönlichen Dinge von ihm aus meiner Wohnung und stellte sie in den Keller zur Abholung bereit. Das ging nicht alles auf einmal, aber Schritt für Schritt lief es voran.
Ich hatte dann das starke Bedürfnis, mich mit jemandem zu unterhalten, der mir eine professionelle Meinung sagen könnte, wie ich meine geschundene Seele wieder in den Griff bekommen könnte. Ich habe zig Bücher gelesen, war viel im Internet unterwegs auf Seiten die sich mit Trennungsschmerzen und Loslassen und mit Depressionen befassten. Auch dieses Forum gehörte dazu. Aber das Internet ist mit dem Deckmantel der Anonymität, mit Nicknamen und sonstigen Verschleierungen nicht das gewesen was ich wollte. Es half mir zwar durchaus, aber mir fehlte die Tonlage, die Mimik eines Menschen und die Art der normalen Kommunikation zwischen Menschen. So ging ich zu einer Therapeutin. Eine wirkliche Bereicherung für mich, jetzt in der Loslass-Phase nicht stehen zu bleiben und sich auch nicht mehr umzudrehen. Endlich begann ich wirklich zu reflektieren, ohne Entschuldigungen zu suchen, ohne alles Beschönigen zu wollen und der Akzeptanz Raum zu bieten. Leicht war/ist es sicher nicht. Ich fing an, zu denken (so schlimm wie es sich anhören wird) das der Mann, den ich heiratete nicht mehr existiert. Übrig geblieben ist der schlechte Zwilling, der keinerlei Eigenschaften mehr von meinem Mann hat. Und diesen schlechten Zwilling möchte ich keinesfalls, dieser soll weg bleiben.
Heute glaube ich daran, das ich diese Geschichte irgendwann überstanden habe. Ich lasse den Gedanken zu, wieder glücklich zu sein und erfreue mich an den Dingen die mir geblieben sind und sehe wieder schöne Sachen. Auch beschäftige ich mich wieder mit Dingen, die nichts mit dem Erlebten zutun haben. Ich lade jemanden zum Kaffeeklatsch oder zum grillen ein und genieße dann den bereits gewonnen Abstand.
Verzeiht meinen langen Text. Ich würde mich wirklich freuen, zu lesen wie das so bei Euch war oder ist.
Liebe Grüße sendet Euch der Vollmond
16.08.2016 10:30 •
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