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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

P
Habe es jetzt erst alles gelesen. @Umbra_ erstmal wieder ne dicke Umarmung von mir für Dich.

Du beschreibst es ganz genau selber - Deine Schwester und Du seid moralisch super erpressbar und Ihr seid somit voll drin in ihrem System.
Man möchte ja sowieso helfen.
Man möchte eh für den anderen da sein und entlasten.
Und das alles eh ohne Druck oder Anfrage. Ihr zwei macht das, weil Ihr Menschen mit Herz seid.
Ihr zwei macht das, weil Ihr empathisch seid.
Sowieso.

Und jetzt ist da jemand, der diese, Eure Eigenschaften leugnet und so tut, als würdet Ihr alles nur tun, weil sie den entsprechenden Druck macht und Euch dazu bringt.

Und irgendwie ist es tatsächlich so.

Ob sie n narz ist. Oder ob sie selbst Erlebtes einfach nur weiter gibt? Alles ist möglich. Aber es muß nicht so bleiben.

Es ist großartig, daß Du das Thema angesprochen hast, zu einer Zeit, wo Du und Deine Schwester noch einigermaßen Kraft dazu habt. Denn Du siehst ja selber, wie sehr diese Gespräche einen fertig machen. Später wirst Du dafür keine Kraft mehr haben. Also ist es wichtig, jetzt die Weichen zu stellen.

Und ich kann es nur bestätigen - bis die Nerven sich beruhigen und man nicht mehr 'permanent auf Abruf' steht, dauert noch lange danach an.

Alleine schon die Art und Weise, wie sie dann den Nachbarn einbringt, klingt es, als seiet ihr unwillig und egoistisch. Das Bild wird sie von Euch nach außen hin verkaufen. Das ist total unfair und tut entsprechend weh. Viele sehen das selber. Andere nicht unbedingt.

Aber hier an dieser Stelle müßt Ihr über euren Schatten springen und das aushalten. Ansonsten bleibt ihr nicht nur erpressbar sondern Eure Grenzen werden immer weiter verschoben, bis es gar keine mehr gibt.

Das gleiche mit dem Bus fahren.
Dann soll sie es tun. Noch ist es nicht dunkel draußen. Lasst sie machen.
Ja, das klingt hart. Sie selber ist total überdreht und selber überfordert von der Erwartungshaltung, die sie an sich selber stellt (woher auch immer diese kommen mag) . Auch sie kommt nirgendwo zur Ruhe. Oder doch? Vielleicht beruhigt sie die Zeit, in der sie im Bus sitzt?

Ach liebe @Umbra_ egal wie man es wendet, diese Situation verlangt nach Veränderung. Entweder Ihr akzeptiert, daß nicht alles so läuft, wie Ihr es gerne hättet (Ihr wollt zb keinen Bus) und habt irgendwann gar keine Grenzen mehr.
Oder auch ihr akzeptiert, daß sie erstmal so weiter machen wird, auch wenn ihr dabei schlecht wegkommt.

Und es bleibt bei der Forderung, daß ihr Euch überlegt, was ihr jeweils leisten könnt und wollt. Was sind Eure Grenzen. Realistische Grenzen!

Denn nur, weil wir hier sagen, setzt Ihr Grenzen, heißt es nicht automatisch daß es so und so auch richtig ist. Diese Grenzen müßt ihr für euch feststellen lernen.

Denn einen Aspekt habe ich inzwischen erreicht: bei mir ist die Situation nun nach Jahrzehnten der Dauer vorbei. Und ich habe Vergleiche mit meinen Brüdern. Ich hatte sehr sehr viel gemacht. Nicht immer. Aber je länger es dauerte, desto mehr. Und die Anzahl meiner Zusammenbrüche, kann ich nicht mehr zählen. Man wächst mit seinen Aufgaben. Ja, das auch. Aber ich weiß, daß ich relativ fest sagen kann, daß ich alles getan hatte, was mir möglich war.
Meine Brüder sagen das nicht mit gleicher Klarheit, eigentlich gar nicht. Und man merkt nen Unterschied. Sie fühlen sich nicht wohl damit. Auch das wird irgendwann vergehen.

Ein Grund mit, daß Ihr Euch jeweils überlegt, was ihr mittragen könnt. Wie, in welcher Form a) - auf Dauer oder b) - kurzfristig erhöht bei akutem Bedarf.
Das habt ihr ja bereits angefangen, wie oft Ihr Euch einteilt. Das war gut so!
Das ist nicht einfach und es ist ein Prozess, der sich entwickelt und verändert.
Und das wird mitgeteilt. Nicht um Akzeptanz gebeten, sondern mitgeteilt. Natürlich wird alles versucht werden, dies nicht so machen zu müssen.
Schritt um Schritt!

Ach, ist heftig, für jede beteiligte Person. Noch ne Umarmung

Und ja, Eure Mutter ist im Tunnel. Das darf man ihr zugute halten. Das heißt nicht, daß alle außerhalb mit in diesen (!) Tunnel müßen.

05.08.2024 09:36 • x 4 #721


P
sorry, Akku ging ganz aus, deswegen hatte ich die Nachricht bereits schnell abgeschickt.

Ideen für Dich, liebe @Umbra_
Daß ihr in ihre Denkwelt gesogen werdet, liegt in der Natur Eurer Mutter. Davon dürft Ihr Euch distanzieren. Ihr seid eigenständige Wesen mit eigenem Leben. Eure Wege kreuzen sich und Ihr geht ein ordentliches Stück zusammen. Aber Ihr bleibt eigenständige Wesen.

Deswegen darfst Du Dir auch überlegen, was Du in der Zeit, wo Du 'frei' hast, machst. Es ist Deine Zeit.
Kannst Du da zb Gitarre üben?

Was die Besuche im Zimmer betreffen:
Du bist mehrfach die Woche dort. Das heißt für mich, aus der Distanz heraus, daß es Tage gibt, an denen gehst Du mit ins Zimmer, versuchst Dich mit ihm zu beschäftigen, zb ein paar Minuten. Was halt geht und dann verabschiedest Du Dich, bis zur Rückfahrt.
Ein anderes Mal bleibst Du eventuell etwas länger (diese 20 bis 30 Minuten) für Deine Mutter (?)
Und wieder ein anderes Mal gehst Du gar nicht mit rein, sondern fährst sofort wieder nach Hause oder sonstwo hin.
Das zeigt Deiner Mutter, daß Du Interesse an dem Menschen dort hast. Es zeigt aber auch, daß Du selber auch etwas zu tun hast.
Du kannst das als festes Ritual einführen, an welchen der Tage Du wieweit mit gehst oder eben nicht. Oder, wie Du Dich fühlst.
Das nimmt Dir den Druck, i m m e r da sein zu müssen. Du darfst auch weniger oder gar nicht mit ins Zimmer, mit gutem Gewissen.

05.08.2024 10:28 • x 2 #722


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Umbra_
Danke dir, liebe @Perzet für deine Worte, Umarmungen und Erfahrungen.

Den gestrigen Tag möchte ich am liebsten streichen. Was ging es mir mies!

Habe meine Mutter heute morgen angerufen und ihr gesagt, dass ich sie fahre. Es stinkt mir, dass ich wieder zu Kreuze krieche, aber ich will doch keinen Kontaktabbruch! Sie hätte sich NIE bei mir gemeldet.

Ich hatte schon befürchtet, dass sie ablehnt. Wie wäre es dann weiter gegangen? Aber sie hat mir noch kurz mitgegeben, dass sie sich eigentlich ein Taxi bestellen wollte. Das war natürlich nur so daher gesagt.

Mit dem Bus ist es so gut wie unmöglich. Meine Schwester hat gestern abgecheckt, dass sie ab der Haltestelle ca 1,5 km laufen müsste. Das schafft sie gar nicht, aber bringt es immer wieder ins Spiel.

Ich werde das Thema der Alternativen erstmal ruhen lassen, obwohl ich mich total unwohl damit fühle. Und ich finde es so unfair, was sie über mich denkt.

Zitat von Perzet:
Oder auch ihr akzeptiert, daß sie erstmal so weiter machen wird, auch wenn ihr dabei schlecht wegkommt.

So wird es leider (erstmal) sein.

05.08.2024 10:47 • #723


DieSeherin
Zitat von Umbra_:
Ich werde das Thema der Alternativen erstmal ruhen lassen, obwohl ich mich total unwohl damit fühle. Und ich finde es so unfair, was sie über mich denkt.


hast du schon mal überlegt, das mit jemadn professionellem durchzusprechen? es gibt ganz oft in pflegeheimen einen psycho-sozialen beratungsdienst, der solche situtationen ja echt gut kennt und einem da als kompetenter gesprächspartner zur verfügung steht?

vielleicht bekommst du da hilfe - sowohl eventuelle alternativen zur fahrerei, als auch beim anschauen deiner schuldgefühle?

05.08.2024 11:05 • x 3 #724


Umbra_
Zitat von Perzet:
Kannst Du da zb Gitarre üben?

Theoretisch ja, aber ich habe überhaupt keinen Kopf dafür. Vielleicht müsste ich mich mal zwingen.
Zitat von Perzet:
Ein anderes Mal bleibst Du eventuell etwas länger (diese 20 bis 30 Minuten) für Deine Mutter (?)

2 mal habe ich es so gemacht. Beim bringen und auch beim abholen war ich jeweils für ein halbes Stündchen im Zimmer. Aber meist sitze ich die 3,5 bis 4 Stunden mit dort. Natürlich interessiert es mich, wie es ihm geht und ich möchte ihn sehen.

Der Vorschlag, dass ich dazwischen nach Hause fahren könnte, kam ja sogar von meiner Mutter. Das ist ihr Allheilmittel.

05.08.2024 11:09 • #725


Umbra_
Zitat von DieSeherin:
hast du schon mal überlegt, das mit jemadn professionellem durchzusprechen?

Hab ich tatsächlich. Hab gestern noch mit meiner Schwester darüber gesprochen. Angedacht ist es. Ob es da jemanden im Heim gibt, wissen wir bisher nicht.

05.08.2024 11:23 • #726


Catalina
Zitat von Umbra_:
Ich werde das Thema der Alternativen erstmal ruhen lassen, obwohl ich mich total unwohl damit fühle.

Ohje, liebe Umbra, das liest sich leider nicht so gut. Ich denke auch, du und deine Schwester ihr braucht professionelle Unterstützung, um euch zumindest ein Stück weit von den Erwartungen und Manipulationen eurer Mutter distanzieren zu können. Auch wenn du dich momentan kraftlos fühlst, was ich gut verstehen kann, solltet ihr damit nicht zu lange warten, sonst klappt einer von euch wirklich zusammen. Und dann?

05.08.2024 11:38 • x 1 #727


bifi07
Guten Morgen liebe Umbra!
In unserem Ort gibt es eine Frau, die regelmäßig Fahrten zu Ärzten, ect. macht. Vielleicht auch bei euch in der Nähe? Ich habe auch schon Inserate derart in der Zeitung gelesen. Das wäre dann kein Taxi oder Bus und es müsste auch kein Nachbar fahren.

Dir einen schönen Tag!

06.08.2024 07:16 • x 1 #728


Umbra_
Ihr Lieben, ich dachte, schlimmer geht's nimmer, aber gestern hat sie (meine Mutter) noch einen drauf gesetzt.

Ich hatte sie abgeholt und während der Fahrt sagte sie mir, dass sie heute noch einmal mit meiner Schwester fährt und ab morgen mit dem Taxi! Sie wolle heute bei Taxiunternehmen anrufen und sich Angebote einholen für zunächst 4 Wochen.

2 Fahrten am Tag würden ca 50 Euro kosten. Selbst, wenn das Taxi z.B. statt 50 nur 40 Euro kostet, wäre es doch viel zu teuer. Da wäre sie mit ca 1200 Euro im Monat dabei.
Zitat von bifi07:
Ich habe auch schon Inserate derart in der Zeitung gelesen.

Der Vorschlag hatten wir ja gemacht. Ich fragte sie, warum das nicht in Frage kommt. Nein, sie fährt jetzt mit dem Taxi! Das hätte sie sich überlegt.

Ich sagte ihr, dass ich 2 mal die Woche mit ihr fahren würde und meine Schwester auch ein bis 2 Mal. Für die restliche Zeit suchen wir einen rüstigen Rentner, der sich noch etwas dazu verdienen möchte.
Wir möchten ihn doch besuchen und sehen, wie es ihm geht. Das könnten wir ja machen sagte sie, aber wir brauchen sie nicht mitnehmen. Sie fährt mit dem Taxi! Sie will uns nicht mehr belästigen.

Ich hatte ihr am Freitag ja auch gesagt, dass erstmal alles so bleibt wie es ist, bis wir eine Lösung gefunden haben.

Ist das nicht alles doof? Sie hat sich doch selber ein Eigentor geschossen. Soll der Taxifahrer auch mit ihr z.B. zum Frisör und zum einkaufen fahren?

Noch einmal habe ich gesagt, bitte Mutti überlege dir das nochmal. Aber sie blieb knallhart, sie fährt mit dem Taxi. Dass es mit dem Bus nicht geht, hat sie nun selbst eingesehen.

Im Heim sind wir mit ihm im Rollstuhl in den Garten. Da war sie eigentlich ganz normal. Nach 1,5 Stunden bin ich gefahren und habe 2 Stunden im Café totgeschlagen.

Beim abholen habe ich sie noch gefragt, ob sie noch was einkaufen wolle. Nein, wollte sie nicht, obwohl sie erwähnte, dass sie kaum noch was im Kühlschrank hat.

Als wir bei ihr ankamen, fragte sie ob ich noch mit rein komme. Aber ich wollte einfach nur weg. Aber trotzdem hat mir wieder so unendlich Leid getan.

Meine Schwester und ich sind doch wirklich hilfsbereit. Es tut so weh, dass das überhaupt nicht so gesehen wird.

Vielleicht bezweckt sie mit der Aktion, dass wir bitteln und betteln sollen, dass wir sie fahren dürfen und das Thema nie wieder auf den Tisch bringen.

BIn gespannt, was meine Schwester heute Abend erzählt.

Wie soll man meiner Mutter künftig begegnen? Wir lieben sie ja.

06.08.2024 10:34 • x 1 #729


DieSeherin
ich würde sie lassen! sie hat jetzt gerade für sich beschlossen, dass ihr doof seid, sie das gaaaanz alleine kann und jetzt trotzt sie halt rum! gebt ihr einfach mal ein paar tage und dann fragst du sie, wie das läuft mit dem taxi und tust so, als sei nie irgendwas zwischen euch gewesen.

du darfst nicht mit deiner logik an sie rangehen, weil sie eine ganz andere hat

06.08.2024 10:41 • x 7 #730


Z
Zitat von Umbra_:
Meine Schwester und ich sind doch wirklich hilfsbereit. Es tut so weh, dass das überhaupt nicht so gesehen wird.


Es tut beim Lesen viel mehr weh, dass ihr euch beide nicht seht.
Hilfsbereitschaft schön und gut, doch was ihr macht ist Selbstzerstörung.

Überlegt doch mal. Wenn ihr das jetzt nicht gelöst bekommt, wieviel Balast wollt ihr für den Rest eures Lebens mit euch rumschleppen, wenn eure Mutter mal nicht mehr ist?



Zitat von Umbra_:
Wie soll man meiner Mutter künftig begegnen? Wir lieben sie ja.

Eure Grenzen wahren.

Und ansonsten Trick 17. Eure Mutter hat gemacht, was sie tun will. Das ist jetzt Taxi fahren. Bestärkt sie darin und macht euer Ding. Wartet ab, wie sie in ein paar Wochen drauf ist.

Bleibt doch jetzt bei eurer Linie. Ihr wolltet Entlastung. Jetzt habt ihr diese.
Wenn ihr jetzt darauf allerdings anspringt und euer Ding widerum der Mutter aufdrücken wollt, klingt es schon fast so, als bräuchtet ihr alle Stress, damit ihr euch wohler fühlt.

Manche brauchen sogar Aufopferung, um sich existent zu fühlen. Ist das so bei dir? Es scheint dir nicht möglich, mal eine Grenze zu ziehen, egal wie sehr man dich trietzt und gängelt. Das ist nicht gut.

06.08.2024 10:56 • x 6 #731


Amaible
@Umbra_ Das liest sich erneut wie eine Trotzreaktion. Leider bewirkt es bei euch, was es bewirken soll: Das schlechte Gewissen!
Du bzw. Ihr braucht das nicht haben. Ich würde sie auch erstmal machen lassen. Sucht euch trotzdem Unterstützung. Es gibt überall Pflegestützpunkte. Die können euch auch bestimmt helfen.

06.08.2024 10:56 • x 3 #732


E
Die Mutter hat langsam begriffen, dass es für euch nicht zumutbar ist der jetzige Zustand. Das ist schon mal gut, ich hätte sie dafür gelobt. Du scheinst mir eher gekränkt zu sein, warum?

Die Situation tut von euch allen Grenzwertiges abzuverlangen. Auch für deine Mutter. Die Nerven liegen blank, starke Emotionen sind am Werken. Ich denke nicht, dass sie euch Böses will. Unbeholfenheit macht rüde. Dann kommt noch dazu, dass alte Leute eher langsamer sind beim Denken und auch sonst eher unflexibel. Sie hat endlich eine Lösung für sich gefunden (Taxi), jetzt bleibt sie dabei.

Ich würde mich an deiner Stelle freuen, dass ich erstmal ausatmen kann und die Zeit auch nutzen, um mich zu stabilisieren. Und der Mutter weiterhin wohlbesonnen und offen bleiben, bereit ihr beim Einkaufen zu helfen oder wo sie das braucht. Es kann doch nicht sein, dass diese Entlastung dazu führt, dass ihr euch weiterhin schlecht fühlt, nur halt aus einem anderen Grund......

06.08.2024 10:58 • x 3 #733


B
Ach herrje, liebe @Umbra_, was eine schwierige Situation. Ich vermute, deine Mutter ist fürchterlich unsicher, verzweifelt und versucht alle Methoden, um das Leben wieder zu zwingen, sich ihren Wünschen anzupassen. Was natürlich nicht passieren wird. Ihr Schwestern seid das Werkzeug. Deine Mutter fängt jetzt erst an, in ihrer neuen Lebensrealität anzukommen. Ich glaube, dass eure Rollen sich jetzt ändern müssen. Eure Mutter braucht jetzt Klarheit von euch. Auch wenn es weh tut. Finde du und deine Schwester bitte schnell eine innere Haltung, die ihr auch nach außen eurer Mutter kommuniziert. Komm aus deiner Kinderrolle raus, Mutti eine Ansage zu machen, die du dann gleich relativierst, wenn Mutti sauer, zickig, manipulierend unterwegs ist. Ich glaube, auch für eure Mutter ist das besser.

Habt ihr Schwestern euch mal nach Beratung für euch umgeschaut? Wenn ich dich lese, sollte das Priorität Nummer 1 sein. Du wirst allein das nicht durchstehen können. Auch nicht mit deiner Schwester zusammen. Ihr braucht professionelle Unterstützung.
Zitat von Brightness2:
Google doch mal in deiner Umgebung nach Beratung pflegende Angehörige, Gerontopsychiatrische Beratung oder schau auf den Seiten der Caritas oder Diakonie (oder was es auch immer für Sozialdienst gibt) in deiner Umgebung nach. Wenn du erstmal einen Ansprechpartner hast, dann leiten die dich bei Bedarf auch innerhalb der Organisationen weiter. Du musst halt erstmal mühsam den Einstieg finden. Die kennen auch die einschlägigen Selbsthilfegruppen.

Ihr könnt auch im Altenheim des Partners deiner Mutter nachfragen, die haben vermutlich eine gerontologische Beratungsstelle. Macht was für euch, erleichtert euch das Leben. Jetzt.

Lasst sie doch die nächsten Tage Taxi fahren. Lasst sie spüren, dass ihr sie ernst nehmt. Sie wird euch nicht mehr oder weniger lieben. Auch ihr Kinder müsst akzeptieren, dass die Frau mit ihren stattlichen 88 Jahren, auch wenn sie noch rüstig ist, wahrscheinlich mental abbaut. Dann werdet ihr noch weniger an sie rankommen. Hilfe aufzwingen ist Unsinn. Eure Realität zu ihrer machen funktioniert nicht. Nutzt die Zeit für euch. Um mal aufzuatmen. Euch ein Netzwerk zu schaffen, Räume zum Durchatmen.
Zitat von Umbra_:
Wie soll man meiner Mutter künftig begegnen? Wir lieben sie ja.

Gesteht ihr das Recht zu, eigene Entscheidung zu treffen, auch wenn sie nicht durchzuhalten sind. Wie hier die Taxifahrten, weil das Geld nicht reicht. Das merkt sie dann schon. Ich vermute fast, ihr Schwestern versucht gerade jetzt in der schwierigen Akutsituation, alles ist neu, der Partner plötzlich weg, auch noch eure Familiengeschichte umzuschreiben. Das ist zu viel. Eure Mutter war schon immer schwierig wie du schreibst. Akzeptiert, dass sich das nicht verbessern wird, sondern eher schlimmer wird. Nehmt das für euch an. Versucht nicht, durch braves Tochterverhalten eure Mutter zu Verhaltensänderungen zu bringen. Das wird vorhersehbar nicht passieren. Liebt eure Mutter weiter, aber lasst sie auch ihren Weg gehen. Akzeptiert die Situation wie sie ist. Nehmt sie an. Mit professioneller Unterstützung.

06.08.2024 11:02 • x 5 #734


Catalina
Zitat von Umbra_:
Nein, sie fährt jetzt mit dem Taxi! Das hätte sie sich überlegt.

Dann lasst sie doch mit dem Taxi fahren, wenn sie das so möchte, da kann ja nicht viel passieren. Sie verhält sich wie ein bockiges Kind in der Trotzphase. Ich stelle mir gerade vor, wie sie mit verschränkten Armen schmollend in der Ecke steht, weil ihr nicht so macht wie sie will.
Zitat von Umbra_:
Aber trotzdem hat mir wieder so unendlich Leid getan.

Mal ne einfache Frage: Warum tut sie dir leid? Nur wegen ihres dementen Partners und weil sie jetzt nicht mehr 24/7 mit ihm verbringen kann? Ja, das ist traurig und schade und das tut mir für sie auch leid. Aber sonst? Von außen betrachtet würde mich ihr Verhalten wohl eher wütend machen als Mitleid hervorzurufen. Aber ich stecke da emotional auch nicht drin und hab leicht reden.

06.08.2024 11:11 • x 2 #735


A


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